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»Und doch, es geht«, fuhr die Elfe fort. »Solaiyn kann mir einfach so das Kommando entziehen.«

»Dann sorgen wir eben dafür, dass der Neue im ersten Gefecht einen kleinen Unfall hat«, sagte Che gut gelaunt. »Kann ja verdammt gefährlich sein, so ein Schlachtfeld.«

Galar hätte den kleinen Schwerenöter für diesen Vorschlag umarmen können!

»Ihr werdet dem neuen Befehlshaber nichts tun. Wenn ihm in den Rücken geschossen wird, fällt das auf mich zurück!«, stellte Ailyn klar. »Ihr seid meine Männer. Ihr steht das durch. Und ich werde versuchen, dass ich euch den Mistkerl vom Leib halte. Kennt ihn einer von euch?«

Galar zögerte noch, als Nyr plötzlich vortrat. »Er stammt aus der Tiefen Stadt. Er ist ein Aufschneider und Feigling. Er wird uns alle ins Verderben führen.«

»Ein Aufschneider?« Die Elfe lächelte plötzlich. »Das könnte helfen. Ihr bleibt hier und tut gar nichts. Ihr seid eine verfluchte Bande elender Bastarde. Aber ihr seid meine Bastarde. Ich werde nicht zulassen, dass euch irgendein Idiot zur Schlachtbank führt.«

Der Bewahrer der Goldenen Axt

Der Anblick des Feldlagers enttäuschte Hornbori. Irgendwie hatte er mehr erwartet. Es gab nur drei Zelte. Und kein einziges Feuer. Die ganze Reise durch diese elende Eiswüste hatte er darauf gehofft, am Ende in einem schönen Zelt vor einer Feuerschale zu sitzen.

Auf den letzten Meilen hatte eine Gruppe Kentauren ihren Schlittenkonvoi begleitet. Einer war vorausgeprescht, um ihn anzukündigen. Die Begrüßung fiel mau aus. Drei Elfen standen vor dem winzigen Zeltlager. Alle anderen hielten sich im Hintergrund. Auf einem Hügel, ein Stück entfernt, sah er ein paar Zwerge und drei Trolle. Kobolde schien es da auch zu geben. Allerdings waren sie zu weit entfernt, um sie deutlich zu erkennen. Das musste die Truppe sein, über die er das Kommando übernehmen sollte.

Rafa zügelte die Rentiere des Schlittens. Der Kobold hatte sich als ein geschickter Kutscher erwiesen. Allerdings waren sie nur langsam vorangekommen. Die Panzerung machte die Schlitten zu schwer. Und auf den ausdrücklichen Befehl Hornboris waren sie nur bei Tageslicht gefahren. Sechsundsiebzig Schlitten standen unter seinem Befehl. Zehn davon waren Tanks, wie Gobhayn, der merkwürdige Elfenschmied, sie genannt hatte.

»Schön, dass ihr zu uns gefunden habt«, begrüßte ihn der Elf, der in der Mitte der kleinen Gruppe stand. Er wirkte wenig kriegerisch in seinem langen, gerade geschnittenen Mantel. Im Gegensatz zu den beiden anderen Elfen trug er keine Waffen.

Hornbori hatte den vorwurfsvollen Unterton in den Worten durchaus gehört. Er sprang vom Bock und ging mit seinem diplomatischsten Lächeln auf den Lippen den Elfen entgegen. »Ich freue mich, dass wir es so schnell schaffen konnten. Die Piste war nicht geeignet für so schwere Schlitten. Außerdem hatten wir zwei Schneestürme, und in einer Nacht wurden wir von seltsamen grünen Lichtern heimgesucht.«

Brass Mammutwürger, der den ganzen Weg über mit seinen Trollen neben den Schlitten hergelaufen war, folgte Hornbori und baute sich mit verschränkten Armen hinter ihm auf. Neben diesem Hünen sahen die Elfen jämmerlich aus, dachte der Zwerg zufrieden. Brass folgte ihm wie ein treuer Hund.

»Wir kennen den Weg und seine Tücken«, sagte der Elf im grünen Mantel kühl. »Ailyn, kümmere dich darum, dass die Schlitten abgeladen und umgehend Feuer entfacht werden. Ich wünsche, dass all unsere Krieger binnen einer Stunde ein warmes Essen im Bauch haben.«

Die weiß gekleidete Elfe an der Seite des Wortführers zog sich sofort zurück.

»Brass, hilf mit deinen Männern die Schlitten zu entladen.« Hornbori sagte das vor allem, um zu zeigen, dass auch er Befehlsmacht hatte. Von ein paar arroganten Elfen würde er sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Auch wenn der rotgewandete Krieger, der an der Seite des Feldherrn geblieben war, zum Fürchten aussah.

»Wir werden alles Weitere in meinem Zelt besprechen.« Mit diesen Worten wandte sich der Feldherr abrupt ab.

Das war ja mal ein Elf der übelsten Sorte, dachte Hornbori und folgte schweigend. Das Zelt war karg eingerichtet. Der einzige Luxus war ein gemütlich aussehendes Feldbett, in das sich Hornbori nur allzu gerne hingestreckt hätte. Dort liegend von Amalaswintha massiert zu werden, das wäre es, träumte er und sah sich um. Außer dem Bett gab es einen großen Tisch mit zwei unbequem aussehenden Stühlen mit hoher Lehne. In einer Ecke stand eine Kleidertruhe von ehrfurchtgebietenden Abmessungen. Er ist also ein eitler Stutzer, der sich gerne umzieht, dachte Hornbori, erleichtert, eine Schwäche des Feldherrn entdeckt zu haben.

»Ich bin Fürst Solaiyn, wie du sicherlich schon erraten hast.« Der Elf ließ sich auf einem der beiden Stühle nieder und deutete einladend auf den anderen Stuhl.

Auf diese dummen Spielchen würde er sich nicht einlassen, dachte Hornbori und trat ein Stück vom Tisch zurück, sodass er mitten im Zelt stand. Würde er sich auf den Stuhl setzen, dann könnte er wie ein kleines Kind gerade über die Tischplatte schauen. Stellte er sich neben den Tisch, wäre es nicht viel besser.

»Bist du nicht müde von der Reise? Willst du nicht Platz nehmen?«

Hornbori antwortete mit einem Lächeln auf die heuchlerische Freundlichkeit. »Ich habe die ganze Reise über gesessen. Jetzt zu stehen ist sehr angenehm.«

Der Feldherr nickte. »Bewahrer der Goldenen Axt, ich habe von diesem Titel noch nie gehört. Wie wird man das?«

Der Zwerg versuchte, den herablassenden Tonfall zu überhören. »Durch Mut im Kampf. Eikin, der Alte in der Tiefe der Ehernen Hallen, hat mich für meine Verdienste auf diesen Posten berufen.«

»Ah, da liegen also deine Qualitäten. Mut im Kampf … Mich hat der Goldene auf meinen Posten berufen, und ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, welchen Verdiensten ich diese Ehre zu verdanken habe.«

Hornbori entschied sich, die Sache direkt anzugehen. Offensichtlich war Solaiyn darüber verärgert, dass er um Tage zu spät gekommen war. »Es tut mir leid, dass ihr auf mich warten musstet. Die Nachschubforderungen waren so umfassend, dass meine Schlitten allesamt überladen sind.«

»Du solltest deinem Fürsten und Befehlshaber mit mehr Respekt begegnen, Zwerg«, sagte der rotgewandete Elf schneidend.

»Er ist mein Befehlshaber, nicht mein Fürst«, stellte Hornbori richtig. »Mein Fürst ist Eikin.«

»Du wirst …«

Solaiyn hob die Hand und brachte den Roten zum Schweigen. In diesem Augenblick betrat die zierliche Elfe in Weiß das Zelt. »Die Kessel stehen auf den Feuern«, meldete sie schneidig und bezog Aufstellung hinter dem Sitz des Heerführers.

Der Fürst ließ sich davon nicht ablenken. Unverwandt sah er Hornbori an. »Was sollen die Silberstahlplatten an den Schlitten? Könnte es sein, dass sie bei deinem langsamen Vorrücken zu uns eine Rolle spielten?«

»Das sind neuartige Kampfschlitten, mein Feldherr. Ich selbst habe sie entworfen. Sie dienen dazu, den Feind aus kurzer Entfernung unter Beschuss zu nehmen und seinen Schildwall aufzubrechen.«

»Bilden sie wieder Schildwälle?«, fragte der Fürst ironisch und drehte sich zu den beiden hinter ihm um.

»Natürlich kann man auch andere Formationen …«

»Von dir wurde lediglich erwartet, dass du pünktlich unseren Nachschub bringst«, fuhr Solaiyn ihn an. »Der andere Unsinn ist völlig überflüssig. Der Goldene wird erfahren, wie sehr du uns verärgert hast.«

»Vielleicht könnten die Schlitten uns doch von Nutzen sein«, kam ihm die Elfe unerwartet zu Hilfe. »Sie auf dem Pass zu bekämpfen wäre zu gefährlich. Vielleicht können die Schlitten das Heer der Menschenkinder umgehen und sie auf der anderen Seite der Berge erwarten? Nodon, hattest du nicht einen weiteren Pass dreißig Meilen östlich von hier entdeckt? Würden die Schlitten ihn passieren können?«

»Ja, der Weg ist nicht sonderlich beschwerlich«, antwortete der rote Elf.

»Welchen Nutzen soll das haben?« Solaiyn schien der Vorschlag nicht sonderlich zu gefallen.

»Die neuen Krieger könnten sich bewähren. Wir anderen folgen den Menschenkindern, wenn sie den Passweg überquert haben. Von den Hängen werden wir einen guten Ausblick darauf haben, wie Hornbori die letzte Schlacht dieses Feldzugs schlägt.«