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Volodi runzelte die Stirn. »Na und! Hauptsache ist sich, dass du bist hier. Und musst du mir Gefallen machen: Bist du dich bitte bei Drecksack mit Flügeln, der sich steht da oben, nicht ehrlich mit deinen Beinen.«

Aaron musste lächeln. Er hatte die grausame Art, in der Volodi die Sprache Arams behandelte, vermisst. Aus jedem der Worte des Drusniers sprach tiefe Freundschaft. Gefühle brauchten keine Grammatik.

Auch Labarna stieg nun von der Höhe des Passweges herab. Er trug seine Keule auf den breiten Schultern und strotzte nur so vor Kraft. Es war Aaron vollkommen schleierhaft, wie der Unsterbliche Herrscher Luwiens es geschafft hatte, dem Frost und den Entbehrungen zu trotzen.

»Gut, dass du wieder hier bist, Aaron. Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn ein einzelner Daimon gereicht hätte, um dich unter die Erde zu bringen.«

»Immerhin ein Daimon auf einem Riesenadler«, bemerkte Aaron erschöpft.

»Na, werd mal nicht dünnhäutig.« Der riesige Krieger versetzte ihm einen freundschaftlichen Knuff mit der Faust, der Aaron fast von den Beinen geholt hätte. »Ich glaube nicht, dass ich den Mut gehabt hätte, auf so einem fliegenden Löwen zum Kampf in den Himmel zu steigen. Ich schätze es, festen Boden unter den Füßen zu haben, wenn ich in die Schlacht ziehe.« Er verneigte sich mit übertriebener Geste. »Mein Respekt, Herrscher aller Schwarzköpfe.«

»Ich fürchte, das war nicht die letzte Schlacht im Himmel.« Aaron blickte zu Acoatl, der auf einem flachen Fels, der den Passweg überragte, inmitten seiner Adlerritter stand. Der Herrscher der Zapote machte keine Anstalten, zu ihm herabzukommen.

»Wo sind die anderen Unsterblichen, Volodi?«

»Ansur hat sich gemacht davon, wie sich gehört das für Hund aus Valesia. Sind sich seine Männer fast alle verreckt ohne Anführer. Madyas hat sich weniger Glück gehabt in Himmel. Der Pferdemann hat sich gestorben. Ist sich Subai, ein Mann mit Gesicht wie Ratte, neuer Anführer von Steppenmännern hier. Sind sich fast so hart wie Drusnier, diese Kerle. Keanu, der sich war Unsterblicher von Schwimmenden Inseln, hat sich erfroren vorgestern. War sich letzter von tätowierten Männern, der gestorben ist. War nicht klug, sich hierhinzubringen. Hatten sie sich nicht gemacht für Winter.«

Zwei Unsterbliche tot. Aaron traute seinen Ohren nicht. Das war eine Katastrophe! Und die Devanthar taten immer noch nichts, um ihnen zu helfen.

»Die Daimonen erwarten uns schon unten in der Ebene«, meldete sich Labarna zu Wort. »Sie haben eine neue Art große Streitwagen dort postiert. Wir werden uns auch die letzten Meilen des Heimwegs erkämpfen müssen.«

Wieder sah Aaron zu Acoatl auf. Der Unsterbliche im Adlergewand schenkte ihm nach wie vor keine Beachtung. »Hilf mir auf das Felssims, Volodi. Ich muss mit ihm sprechen.«

»Ist sich Loch von Arsch, der Kerl«, zischte der Drusnier. »Sprechen hilft sich da nichts!«

»Ich werde es trotzdem versuchen«, entschied Aaron, und so brachte ihn Volodi hinauf. Von dem Felsen, der sich über den höchsten Punkt des Passweges erhob, hatte der Unsterbliche eine gute Aussicht auf die Ebene wie auch auf den Weg, den das geschlagene Heer gekommen war.

»Nicht einmal der Tod will mit dir zu tun haben«, empfing ihn der Unsterbliche Acoatl, ohne Aaron eines Blickes zu würdigen.

»Du hast einen Plan, Herr der Himmel und all dessen, was unter ihnen liegt?«

»Nun, zunächst einmal ist recht offensichtlich, was unsere Feinde planen«, erklärte der Herrscher der Zapote herablassend. »Diese großen Streitwagen dort unten sollen uns den Weg zum Weltentor abschneiden, während die Hauptmacht von Norden her den Pass erstürmen wird. Sie glauben, sie haben uns in der Falle und werden uns zerschmettern, doch sie täuschen sich in uns. Dieser Pass wird ein Grab der Daimonen werden.«

Volodi rollte angesichts der großspurigen Art des Zapote verärgert die Augen, sagte aber nichts.

»Du glaubst, wir könnten sie im engen Pass aufhalten?«, fragte Aaron so neutral, wie er vermochte, obwohl er diesen Plan für äußerst leichtfertig hielt.

»Mit hundert meiner Jaguarmänner wäre das sicherlich möglich, aber die Truppen, die uns noch zur Verfügung stehen, werden nicht in der Lage sein, Daimonen aufzuhalten. Nein, wir werden sie auf diesem Pass begraben. Unter Schnee, Eis und Felstrümmern. Wir werden eine Lawine auslösen, sobald sich ihre ganze Streitmacht auf dem Passweg befindet.«

»Und unsere Nachzügler?« Aaron war entsetzt. Sie würden auch ihre eigenen Männer begraben.

»Ich rechne nicht vor dem Morgengrauen mit einem Angriff. Wer die Kraft hat zu gehen, hat noch die ganze Nacht, um es hierher zu schaffen. Und wer es nicht auf die Passhöhe schafft, den hätten wir ohnehin nicht retten können. Ein Tod in der Lawine ist allemal gnädiger, als von den Grünen Geistern geholt zu werden.«

Der Plan war ebenso menschenverachtend wie erfolgversprechend. Aaron blickte nach Norden. Weit entfernt am Horizont sah er das Lager der Daimonen. Sie hatten sogar Zelte. Er wusste auch, dass sie in jeder Nacht Feuer brennen ließen. Ihre Krieger waren viel besser bei Kräften. Sie hätten den grauen Hünen und den tödlichen Schwertkämpfern nichts entgegenzusetzen.

»Ich könnte mit meinen Kushiten hierbleiben, um die Lawine auszulösen.«

Nun sah ihn Acoatl zum ersten Mal an. Die kalten Augen des Zapote musterten ihn herablassend. »Das kommt natürlich nicht infrage. Zum einen hätte ich Sorge, dass du wegen der Nachzügler zögerst und alles verpatzt. Zum anderen würdest du Jammergestalt Stunden brauchen, um den Hang hinabzukommen. Meine Adlerritter und ich werden zur Ebene hinabfliegen. Höchstens hundert Herzschläge werden wir brauchen, um euch einzuholen. So löst man sich vom Feind.«

»Ich hoffe, ich werde dich demnächst auf einem silbernen Löwen reiten sehen. Ich würde gerne etwas von dir über den Kampf in der Luft lernen.«

Acoatl legte den Kopf schief und sah mit seinem Adlerhelm in Aarons Augen aus wie ein argwöhnisches Huhn. »Das ist nicht dasselbe«, sagte er. »Ich werde immer auf meinen eigenen Schwingen fliegen. Und du solltest besser auf dem Boden bleiben. Du könntest dich nützlich machen und am Kampf gegen die großen Kutschen teilnehmen.«

»Stimmt, ich werde mit dem Schwert in der Hand unseren Feinden entgegentreten, während du ihnen aus sicherer Entfernung mit einer Lawine zusetzt. Wie viele Krieger haben wir noch, die an den Kämpfen teilnehmen können?«

Acoatl machte ein Gesicht, als wollte er ihn gleich zerfleischen. Seine Adlerritter spannten sich. Volodi legte eine Hand auf seinen Schwertgriff.

Er sollte sich besser beherrschen, dachte Aaron beschämt. Sie konnten es sich nicht leisten, sich auch noch untereinander zu befehden. Selbst wenn Acoatl sich keine Mühe gab, auch nur einen Hauch von Höflichkeit zu zeigen, war dies keine Entschuldigung dafür, es ihm gleichzutun. Er war eben – wie hatte Volodi es so treffend gesagt – Loch von Arsch.

»Krieger für den Kampf auf der Ebene gibt es hier noch achtzehn«, sagte Acoatl gepresst. Offensichtlich war auch er zu dem Entschluss gekommen, eine offene Konfrontation auf später zu verschieben.

»Achtzehn?« Was sollte das nun wieder? Ihre Lage war verzweifelt, aber so schrecklich konnte sie doch nicht sein!

»Meine Jaguarmänner, mehr sind es nicht mehr.« Er lächelte herablassend. »Außerdem gibt es noch vielleicht zweihundert Mann, die eine Waffe halten können, aber sie Krieger zu nennen wäre bei ihrem Zustand deutlich zu hoch gegriffen.«

Aaron reichte es. Gegen den Plan konnte er nichts Vernünftiges einwenden. Sie hatten einfach keine Möglichkeiten mehr. Acoatl musste er allerdings nicht noch länger ertragen. Er wandte sich ab. Sein Zorn gab ihm neue Kraft. Er trat an den Rand des Felssimses und blickte nach Süden auf die Eisebene, auf der er morgen kämpfen würde. Was hatte es mit diesen riesigen Streitwagen auf sich? Sie mussten versuchen, die Zugtiere zu töten. Dann würden sie morgen siegen. Auch gab es noch einen Silberlöwen, der an ihrer Seite kämpfen würde. Sie konnten es schaffen!

Er blickte auf all die Flüchtlinge, die sich über den Pass gemüht hatten und nun auf dem steil abfallenden Hang mit Blick auf die Ebene die Nacht abwarteten. Hoffentlich würden die Grünen Geister nicht zu schlimm unter ihnen wüten! Wie viele würden erfrieren, einen Tag vor der Rettung?