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Gewiss, es war Kurtz gewesen, der durch seine bewusste Verlockung jenes Streichholz angerissen hatte, das dazu geführt hatte, dass sie explodierte. Und doch war es Josephs Arglist, Josephs Werben und Josephs unergründliches Schweigen, die ihre endgültige Demütigung bewirkten. Sie fuhr herum, machte zwei Schritte auf ihn zu und wartete darauf, dass jemand ihr in den Arm fiel, was jedoch keiner tat. Sie warf den Fuß hoch, stieß den Tisch um und sah zu, wie die Tischlampe in anmutigem Bogen - Gott weiß wohin - segelte, bis die Strippe zu kurz wurde und die Lampe mit einem überraschten Plop ausging. Sie zog die Faust zurück, wartete darauf, dass er sich verteidigte. Er tat es nicht, und so schlug sie auf ihn ein, während er so dasaß, und erwischte ihn mit aller Macht am Backenknochen. Sie überschüttete ihn mit einer Flut ihrer gemeinsten Flüche, mit denen, die sie für Long Al und das ganze unbeschriebene und schmerzliche Nichts ihres verqueren, allzu kleinen Lebens bereithielt, doch wünschte sie, er würde sich wehren oder zurückschlagen. Sie schlug ein zweites Mal zu, diesmal mit der anderen Hand, wollte sein ganzes Ich treffen und ihm ihren Stempel aufdrücken, doch seine vertrauten braunen Augen fuhren fort, sie unbeirrt zu beobachten wie Blinkfeuer am Ufer während eines Sturms. Mit halbgeballter Faust schlug sie ein drittes Mal zu und spürte, wie sie sich die Knöchel verstauchte, aber sie sah, wie ihm das Blut über die Backe lief. Sie kreischte: »Faschistenschwein!« schrie es immer wieder und spürte, dass ihr die Kraft ebenso ausging wie die Puste. Sie sah, dass Raoul, der strohblonde Hippie, an der Tür stand, und eines der Mädchen - Rose aus Süd-Afrika -vor das französische Fenster trat und die Arme ausbreitete, falls Charlie versuchen sollte, auf die Veranda zu springen, und wünschte mit allen Fasern, sie könnte verrückt werden, damit alle Mitleid mit ihr hätten; sie wünschte, sie wäre nichts weiter als eine Verrückte, die einen Tobsuchtsanfall hatte und nur darauf wartete, abgeführt zu werden, nicht jedoch eine dumme, törichte kleine radikale Schauspielerin, die mit der Zeit schwache Versionen von sich selbst erfunden, die ihren Vater und ihre Mutter verleugnet und sich unausgegorenen Überzeugungen in die Arme geworfen hatte, von denen sich loszusagen sie jetzt nicht den Mumm hatte, und im übrigen: was hatte es denn bis jetzt gegeben, um an deren Stelle zu treten? Sie hörte wie Kurtz allen auf englisch befahl, sich nicht von der Stelle zu rühren. Sie sah, wie Joseph sich abwendete; sah, wie er ein Taschentuch aus der Tasche zog und sich damit den Mund abtupfte, ihr gegenüber genauso gleichgültig, als wäre sie eine ungezogene fünfjährige Göre. »Bastard!« schrie sie ihn nochmals an, traf ihn seitlich am Kopf mit einem wuchtigen Schlag der offenen Hand, bei dem ihr Handgelenk umknickte und die Hand vorübergehend ganz gefühllos wurde, doch inzwischen hatte sie sich völlig verausgabt, war sie mutterseelenallein und wünschte nichts weiter, als dass Joseph zurückschlug.

»Nur keine Scheu, Charlie«, riet Kurtz ihr ruhig von seinem Stuhl aus. »Sie haben ja Frantz Fanon gelesen. Gewalttätigkeit als reinigende Kraft, wissen Sie noch? Sie befreit uns von unseren Minderwertigkeitskomplexen, macht uns unerschrocken und stellt unsere Selbstachtung wieder her.«

Es gab nur einen Ausweg für sie, und so beschritt sie ihn. Sie ließ die Schultern hängen, barg das Gesicht mit dramatischer Geste in den Händen und weinte untröstlich, bis - auf ein Kopfnicken von Kurtz hin - Rachel sich vom Fenster aus näherte und ihr den Arm um die Schulter legte, etwas, wogegen Charlie sich wehrte, um es dann doch geschehen zu lassen.

»Drei Minuten, nicht länger«, rief Kurtz, als die beiden auf die Tür zugingen. »Sie zieht sich nicht um und legt auch keine neue Identität an, sondern kommt gleich wieder hierher zurück. Ich möchte, dass der Motor weiterläuft. Charlie, stehen bleiben, wo Sie sind, nur einen Moment. Warten Sie. Ich habe stehen bleiben gesagt!« Charlie blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. Regungslos stand sie da, schauspielerte mit dem Rücken und überlegte jammervoll, ob Joseph wohl was wegen der Schmarre in seinem Gesicht unternahm.

»Das haben Sie gut gemacht, Charlie«, sagte Kurtz ohne Herablassung vom anderen Ende des Raums zu ihr. »Gratuliere! Sie haben versucht wegzutauchen, aber Sie haben sich wieder gefasst. Sie haben gelogen, haben sich verfranzt, aber Sie sind drangeblieben, und als die Leitung unterbrochen wurde, haben Sie sich aufgeführt wie eine Furie und der ganzen Welt die Schuld an Ihren Schwierigkeiten gegeben. Wir sind stolz auf Sie. Nächstes Mal werden wir uns eine bessere Geschichte für Sie ausdenken. Beeilen Sie sich, ja? Wir haben gerade jetzt nur noch sehr, sehr wenig Zeit.«