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Als sie aufblickte, stand Pater Berrendo vor ihr. Er wartete, bis sie fertig gebetet hatte, und führte sie dann in sein Dienstzimmer hinter der Sakristei.

»Ich weiß nicht, was ich tun soll, Pater. Ich glaube an nichts mehr. Ich habe meinen Glauben verloren.« Ihre Stimme klang verzweifelt.

»Haben Sie ihn denn als junges Mädchen gehabt?«

»Ja, sogar sehr.«

»Dann haben Sie ihn noch immer, mein Kind. Der Glauben ist real und beständig. Alles andere ist vergänglich.«

Ihr Gespräch an diesem Tag dauerte stundenlang.

»Ich muss nach Eze zurück«, sagte Teresas Vater, als sie am Spätnachmittag ins Hotel zurückkam. »Können wir morgen früh abreisen?«

»Nein, Papa. Lass mich noch eine Weile bleiben.«

Er zögerte. »Geht’s dir auch gut?«

»Ja, Vater. Das verspreche ich dir.«

Danach kam Teresa täglich mit Pater Berrendo zusammen, der sie in sein Herz geschlossen hatte. Der Geistliche sah in ihr keine dicke, unattraktive Frau, sondern eine schöne, unglückliche Seele. Sie sprachen über Gott, über die Schöpfung und den Sinn des Lebens, und Teresa begann allmählich, fast gegen ihren Willen, wieder Trost zu finden. Ein Vorschlag, den Pater Berrendo eines Tages machte, löste eine tief greifende Reaktion bei ihr aus.

»Mein Kind, wenn Sie nicht an diese Welt glauben, sollten Sie an die nächste glauben. Glauben Sie an eine Welt, in der Jesus Christus darauf wartet, Sie zu empfangen.«

Und Teresa empfand zum ersten Mal seit ihrem schrecklichen Erlebnis wieder inneren Frieden. Wie einst wurde ihr die Kirche ein sicherer Hort, aber Teresa musste auch an ihre Zukunft denken.

»Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll.«

»Sie könnten nach Hause zurückkehren.«

»Nein, dorthin will ich nie mehr. Ich könnte es nicht ertragen, Raoul wiederzusehen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich möchte mich irgendwo verkriechen, aber es gibt keinen Zufluchtsort für mich.«

Pater Berrendo machte eine längere Pause. »Sie könnten hier bleiben«, sagte er schließlich.

Sie sah sich verwirrt in seinem Dienstzimmer um. »Hier?«

»Im hiesigen Kloster der Zisterzienserinnen.« Er beugte sich nach vorn. »Ich möchte Ihnen davon erzählen. Das Kloster bildet eine abgeschlossene kleine Welt, deren Bewohnerinnen ihr Leben Gott geweiht haben. Es ist ein Ort heiteren Seelenfriedens.«

Teresas Herz begann höher zu schlagen. »Das klingt wundervoll.«

»Aber ich muss Sie warnen. Dies ist einer der strengsten Orden überhaupt. Wer dort aufgenommen wird, gelobt Keuschheit, Schweigen und Gehorsam. Und diese Klostergemeinschaft verlässt man sein Leben lang nicht mehr.«

Seine Worte begeisterten Teresa. »Ich würde niemals mehr weggehen wollen. Genau danach habe ich gesucht, Pater. Ich hasse die Welt, in der ich lebe.«

Aber Pater Berrendo war weiterhin besorgt. Er wusste, dass damit für Teresa ein völlig anderes Leben als ihr bisheriges beginnen würde.

»Es gibt dann keine Umkehr mehr.«

»Ich werde nicht umkehren.«

Früh am nächsten Morgen begleitete Pater Berrendo Teresa ins Kloster, um sie der Ehrwürdigen Mutter Äbtissin vorzustellen. Er ließ die beiden allein, damit sie ungestört miteinander reden konnten.

Sobald Teresa das Kloster betrat, wusste sie, dass sie ihre Heimat gefunden hatte. Endlich, dachte sie jubelnd. Endlich!

Teresa rief ihre Eltern an.

»Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht«, sagte ihre Mutter. »Wann kommst du heim?«

»Ich bin daheim.«

Der Bischof von Avila Vollzug das Aufnahmerituaclass="underline" »O Herr und Schöpfer, lass deinen Segen sich herabsenken auf diese Magd, auf dass sie mit himmlischer Tugend gestärkt werde, um stets vollständigen Glauben und ungebrochene Treue zu bewahren.«

Und Teresa erwiderte: »Dem Königreich dieser Welt und allem weltlichen Tand habe ich um der Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus willen entsagt.«

Der Bischof schlug das Kreuzzeichen über ihr.

»De largitatis tuae fonte defluxit ut cum honorem nup-tiarum nulla interdicta minuissent ac super sanctum con-jugium nuptialis benedicio permaneret existerent conubi-um, concupiscerent sacra-mentum, nec imitarentur quod nuptiis agitur, sed diligerent quod nuptiis praenotatur. Amen.«

»Amen.«

»Ich vermähle dich mit Jesum Christum, dem Sohne des Allerhöchsten Vaters. Empfange deshalb das Siegel des Heiligen Geistes, auf dass du die Gemahlin Gottes genannt wirst und dir, wenn du ihm treu dienst, die ewige Krone erringst.« Der Bischof erhob sich. »Gott, der Allmächtige Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden, der dir die Gnade erwiesen hat, dich zu einer ehelichen Gemeinschaft wie die der heiligen Jungfrau Maria, der Mutter unseres Herrn Jesus Christus, zu erwählen, segne und erleuchte dich, damit du in Gegenwart Gottes und seiner Engel unberührt und unbefleckt fort fährst, auf deinen Pflichten, auf Liebe und Keuschheit zu beharren, auf dass du würdig werdest, dereinst die Krone seines Segens durch unseren Herrn Jesus Christus zu empfangen. Gott stärke dich, wenn du schwach bist, stütze dich, wenn du wankst, erquicke und leite deinen Geist mit Frömmigkeit und führe dich auf deiner Bahn. Amen.«

Während Schwester Teresa jetzt - dreißig Jahre später - vom Rande eines Wäldchens aus den Sonnenaufgang beobachtete, dachte sie: Eigentlich bin ich ans ganz falschen Gründen ins Kloster gegangen. Ich bin nicht zu Gott geeilt. Ich bin vor der Welt geflüchtet. Aber Gott hat in meinem Herzen gelesen.

Sie war jetzt sechzig, und die vergangenen drei Jahrzehnte waren die glücklichsten ihres Lebens gewesen. Und nun war sie plötzlich in die Welt, aus der sie geflüchtet war, zurückgestoßen worden. Und ihr Verstand hatte begonnen, ihr seltsame Streiche zu spielen.

Was hat Gott mit mir vor?

13

Für Schwester Megan war ihre Flucht ein Abenteuer. Sie hatte sich bereits an die Bilder und Geräusche ihrer neuen Umgebung gewöhnt und staunte nur über die Leichtigkeit, mit der sie sich ihnen angepasst hatte.

Ihre Reisegefährten fand sie faszinierend. Amparo Jiron war so kräftig, dass sie leicht mit den beiden Männern mithalten konnte, aber zugleich auch sehr weiblich.

Felix Carpio, der Mann mit dem rötlichen Bart und der Narbe, wirkte umgänglich und freundlich.

Das aus Megans Sicht interessanteste Mitglied ihrer Gruppe war jedoch Jaime Miro. Seine Aura nie versiegender Stärke und unerschütterlichen Glaubens an seine Überzeugungen erinnerte Megan an die Nonnen im Kloster Avila.

Als sie aufbrachen, trugen Jaime, Amparo und Felix je einen Schlafsack und ein Gewehr über der Schulter.

»Lassen Sie mich einen der Schlafsäcke tragen«, schlug Megan vor.

Jaime Miro starrte sie überrascht an und zuckte dann mit den Schultern. »Gut, wie Sie wollen, Schwester.«

Miro gab ihr den Schlaf sack. Er war schwerer, als Megan erwartet hatte, aber sie verlor kein Wort darüber. Solange ich mit ihnen zusammen bin, will ich meinen Teil leisten.

Megan hatte den Eindruck, sie seien schon eine Ewigkeit im Halbdunkel unterwegs: durch die Mondnacht stolpernd, von Zweigen gepeitscht, vom Unterholz zerkratzt, von Insekten gepeinigt.

Wer sind diese Leute? fragte Megan sich. Und weshalb werden sie verfolgt? Da auch sie und ihre Mitschwestern gejagt wurden, empfand Megan gegenüber ihren neuen Reisegefährten ein starkes Gefühl von Solidarität.

Die anderen sprachen wenig, aber von Zeit zu Zeit bekam Megan rätselhafte Gesprächsfetzen mit.

»Ist in Valladolid alles vorbereitet?«

»Klar, Jaime. Rubio und Tomas treffen sich während des Stierkampfs mit uns in der Bank.«

»Gut. Verständige Largo Cortez, dass er uns erwarten soll. Aber gib kein Datum an.«