Выбрать главу

Ricardo und ich wollen heiraten...

Wie wunderbar!

Wie ist’s dir ergangen?

Megan begann zu antworten, aber dann wurde ihr klar, dass es keine Zeichen für das gab, was sie hätte ausdrücken wollen. Es würde bis später warten müssen.

»Los, wir müssen weiter!« drängte Jaime. »Draußen wartet ein Lieferwagen, der uns nach Mendavia bringt. Dort setzen wir die Schwestern ab und fahren allein weiter.« Er hielt Amparos Arm fest, während sieden Gang zwischen den Sitzreihen hinaufstiegen.

Ricardo wartete, bis sie das Zelt verlassen hatten und zum Parkplatz unterwegs waren. »Jaime«, sagte er dann, »Graciela und ich wollen heiraten.«

Jaime schlug ihm grinsend auf die Schulter. »Wunderbar, Amigo! Meinen Glückwunsch!« Er wandte sich an Graciela. »Du hättest dir keinen besseren Mann aussuchen können.«

Megan umarmte Graciela. »Ich freue mich für euch beide.« Und sie dachte: Ob der Entschluss, das Kloster zu verlassen, ihr leicht gefallen ist? Geht ’s mir bei dieser Frage um Graciela? Oder vielleicht um mich selbst?

Oberst Acoca erhielt eine aufgeregte Meldung von einem seiner Offiziere.

»Sie sind vor weniger als einer Stunde gesehen worden, als sie den Zirkus verlassen haben. Bis wir Verstärkung holen konnten, waren sie bereits fort. Sie fahren einen weiß-blauen Lieferwagen. Sie haben recht, Oberst - sie sind nach Mendavia unterwegs!«

Jetzt haben wir ihn endlich, dachte Oberst Acoca. Die Verfolgungsjagd war aufregend gewesen, und er musste zugeben, dass Jaime Miro ein würdiger Gegner gewesen war. Ich bin gespannt, welche noch größeren Pläne das OPUS MUNDO in Zukunft mit mir hat.

Oberst Acoca beobachtete durch ein starkes Zeiss-Fernglas, wie der blau-weiße Lieferwagen über den letzten Hügel rollte und auf das tiefer liegende Kloster zufuhr. Seine schwerbewaffneten Männer lagen unter den Bäumen auf beiden Straßenseiten und um das Kloster herum versteckt in Stellung. Aus diesem Hinterhalt konnte kein Mensch mehr entkommen.

Als der Lieferwagen bremste und vor dem Klostertor hielt, blaffte Acoca in sein Handfunkgerät: »Schnappt ihn euch! Beeilung!«

Der Überraschungsangriff gelang schulmäßig. Zwei Gruppen mit schussbereiten Maschinenpistolen stürmten im Laufschritt heran, blockierten die Straße und umzingelten das Fahrzeug. Oberst Acoca beobachtete die Szene noch einen Augenblick länger, um seinen Triumph auszukosten. Dann trat er mit der Pistole in der Hand langsam an den Wagen.

»Ergebt euch!« rief er laut. »Ihr seid umzingelt und habt keine Chance! Kommt einzeln mit erhobenen Händen raus! Wer sich wehrt, wird erschossen!«

Nach seiner Aufforderung herrschte zunächst Stille. Dann wurden die Türen des Lieferwagens langsam geöffnet, und drei Frauen und drei Männer stiegen zitternd und mit hoch erhobenen Händen aus.

Der Oberst erkannte keinen einzigen von ihnen.

36

Hoch auf einem Hügel über dem Kloster beobachteten Jaime und die anderen, wie Acocas Männer den Lieferwagen überfielen. Sie sahen die erschrockenen Insassen mit erhobenen Händen aussteigen und verfolgten die sich anschließende Pantomime.

Jaime Miro glaubte, den Dialog fast hören zu können:

Wer seid ihr?

Angestellte eines Hotels außerhalb von Logrono.

Was tut ihr hier?

Ein Mann hat uns fünftausend Peseten dafür gegeben, dass wir diesen Wagen ins Kloster bringen.

Welcher Mann?

Das wissen wir nicht. Wir haben ihn nie zuvor gesehen.

Ist das sein Bild?

Ja, das ist er!

»Kommt, wir hauen ab«, sagte Jaime.

Sie saßen in einem weißen Kombi und fuhren nach Logrono zurück. Megan starrte Jaime verwundert an.

»Woher hast du das gewusst?«

»Dass Oberst Acoca vor dem Kloster auf uns warten würde? Er hat’s mir selbst gesagt.«

»Was?«

»Der Fuchs muss wie der Jäger denken, Megan. Ich versetzte mich an Acocas Stelle. Wo würde ich mir eine Falle stellen? Er hat genau das getan, was ich auch getan hätte.«

»Und wenn er nicht aufgekreuzt wäre?«

»Dann hätten wir dich ungefährdet im Kloster abliefern können.«

»Was tun wir jetzt?« wollte Felix wissen.

Das war die Frage, die sie alle im Augenblick am meisten beschäftigte.

»In Spanien ist der Boden in nächster Zeit zu heiß für uns«, entschied Jaime. »Wir fahren direkt nach San Sebastian und von dort aus nach Frankreich.« Er sah zu Megan hinüber. »Auch dort gibt es Zisterzienserinnen-klöster.«

Amparo konnte sich nicht länger beherrschen.

»Warum stellst du dich nicht endlich? Wenn du so weitermachst, wird noch mehr Blut vergossen, werden noch mehr Menschen ermordet.«

»Du hast dein Mitspracherecht verwirkt«, unterbrach Jaime sie knapp. »Sei froh, dass du noch lebst.« Er wandte sich an Megan. »Von San Sebastian aus führen zehn Pässe über die Pyrenäen nach Frankreich. Dort überschreiten wir das Gebirge.«

»Das ist zu gefährlich«, wandte Felix ein. »Acocas Leute fahnden garantiert in San Sebastian nach uns. Er rechnet natürlich damit, dass wir nach Frankreich flüchten.«

»Wenn das so gefährlich ist.«, begann Graciela.

»Keine Angst, San Sebastian ist fest in baskischer Hand«, versicherte Jaime ihr.

Der Kombi hatte bereits wieder die Außenbezirke Logronos erreicht.

»Acoca lässt natürlich alle Zufahrtsstraßen nach San Sebastian überwachen«, warnte Felix. »Wie sollen wir deiner Meinung nach dorthin kommen?«

Jaimes Entschluss stand bereits fest. »Wir fahren mit dem Zug.« »Die Züge werden auch kontrolliert«, wandte Ricardo ein.

Jaime warf Amparo einen nachdenklichen Blick zu. »Nein, das glaube ich nicht. Unsere Freundin hier wird uns weiterhelfen. Weißt du, wie Oberst Acoca zu erreichen ist?«

Amparo zögerte. »Ja«, gab sie dann zu.

»Gut, dann rufst du ihn jetzt an.«

Sie hielten vor der nächsten Telefonzelle. Jaime zwängte sich mit Amparo in die Zelle und schloss die Tür. Er drückte ihr die Mündung seiner Pistole in die Rippen.

»Du weißt, was du zu sagen hast?«

»Ja.«

Jaime beobachtete, wie Amparo eine Nummer wählte, die sie im Kopf hatte.

»Hier ist Amparo Jiron«, sagte sie, als eine Stimme sich meldete. »Oberst Acoca erwartet meinen Anruf. Danke.« Sie sah zu Jaime auf. »Ich werde verbunden.« Die Pistole drückte gegen ihre Rippen. »Musst du mich so.?«

»Tu einfach, was ich dir gesagt habe.« Seine Stimme klang eisig.

Im nächsten Augenblick meldete Acoca sich. »Wo sind Sie?« fragte er als erstes.

Die Pistole drückte noch schmerzhafter gegen ihre Rippen. »Ich. ich bin. wir fahren eben aus Logrono ab.«

»Wissen Sie, wohin Ihre Freunde unterwegs sind?«

»Ja.«

Jaimes eisig blitzende Augen waren nur zwei Handbreit von ihrem Gesicht entfernt.

»Sie wollen einen Haken schlagen, um Sie auf eine falsche Fährte zu locken. Sie sind nach Barcelona unterwegs. Er fährt einen weißen Seat und benützt vermutlich die Hauptstraße.«

Jaime nickte ihr zu.

»Ich. ich muss jetzt weg. Der Wagen ist da.«

Jaime unterbrach die Verbindung und hängte den Hörer ein. »Gut gemacht.« Er verließ die Telefonzelle. »Wir warten noch eine halbe Stunde, bis er seine Leute abgezogen hat«, erklärte er den vier anderen.

Eine Dreiviertelstunde später standen sie vor dem Bahnhof.