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Belter sah lächelnd in den Hut. »Nein, Sir.«

Teece brüllte: »Du gibst das Geld sofort zurück!«

Belter verbeugte sich respektvoll und hielt ihm das Geld hin, und als Teece es nicht nehmen wollte, legte er es ihm zu Füßen in den Staub. »Da haben Sie Ihr Geld, Sir«, sagte er. »Vielen Dank.« Lächelnd stieg er wieder in den Sattel, trieb sein Pferd an und dankte dem alten Mann, der mit ihm ritt, bis sie verschwunden waren.

»Hurensohn«, flüsterte Teece und starrte wie erblindet in die Sonne. »Hurensohn.«

»Nimm das Geld, Samuel«, sagte eine Stimme von der Veranda.

Und überall geschah ähnliches. Barfüßige weiße Jungen kamen herbeigerannt. »Wer etwas hat, hilft den anderen, die nichts haben! Und so kommen alle frei! Habe einen reichen Mann gesehen, der einem Armen zweihundert Dollar gab, damit er jemand freikaufen konnte. Habe gesehen, wie einer einem anderen zehn Dollar gab, fünf Dollar, sechzehn, viel Geld, überall, jedermann!«

Die Weißen hatten einen bitteren Geschmack im Mund. Ihre Augen schienen zugeschwollen, als hätten sie ihre Gesichter zu lange dem Wind und dem Sand und der Hitze ausgesetzt.

Samuel Teece kochte vor Wut. Er stieg wieder auf die Veranda und starrte auf die vorüberziehenden Menschenmassen. Er schwenkte seine Pistole. Und als er dann auch etwas tun mußte, begann er hinabzubrüllen, begann er jeden Neger anzubrüllen, der zu ihm aufschaute. »Peng! Und wieder eine Rakete ins All!« brüllte er so laut, daß alle ihn hören konnten. »Peng! Bei Gott!« Die schwarzen Köpfe duckten sich nicht und ließen sich auch nicht anmerken, ob seine Worte verstanden wurden, doch Blicke glitten hastig über ihn dahin und wurden wieder gesenkt. »Und peng! Alle Raketen stürzen ab! und ihr schreit und sterbt! Peng! Allmächtiger, bin ich froh, daß ich hier auf der guten alten festen Erde bleiben darf!«

Pferde trabten vorbei und wirbelten Staub auf. Die Federungen alter Wagen quietschten.

»Peng!« Seine Stimme war allein in der Hitze und versuchte den Staub und den grellen Sonnenhimmel zu erschrecken. »Bumm! Nigger, überall Nigger! Aus den Raketen rausgeschleudert wie ein Fischschwarm, von einem Meteor getroffen, bei Gott! Der Weltraum ist voller Meteore. Wißt ihr das? Natürlich! Dick wie Schrot, peng! Die schießen eure Blechraketen ab wie Enten, wie Tontauben. Alte Sardinendosen voller schwarzem Zeug. Knallen tut’s wie ‘ne Salve, peng, peng peng! Zehntausend Tote hier, zehntausend Tote da! Die schweben dann im All, um die Erde rum, endlos herum, kalt und weit draußen, Herrgott! Habt ihr das gehört, ihr da!«

Schweigen. Der Fluß war breit, und noch war kein Ende abzusehen. Nachdem er in der letzten Stunde in alle Hütten eingedrungen war und alle wertvollen Dinge herausgespült hatte, führte er jetzt Uhren und Waschbretter und Seidenbündel und Gardinenstangen die Straße hinab, einem fernen schwarzen Meer entgegen.

Die Flut überschritt ihren Höhepunkt. Es war zwei Uhr, als die Ebbe einsetzte. Bald war der Fluß ausgetrocknet, und die Stadt lag wieder still da; eine dünne Staubschicht senkte sich auf die Läden, die dort sitzenden Männer, die großen heißen Bäume.

Schweigen.

Die Männer auf der Veranda lauschten.

Als sie nichts hörten, streiften ihre Gedanken und ihre Fantasie über das Land ringsum. Noch am Morgen waren die Wiesen von dem üblichen Lärm erfüllt gewesen. Hier und dort, der alten Gewohnheit folgend, hatte es Gesang gegeben und leises Gelächter unter Mimosenästen, dazu das Lachen der Negerkinder im klaren Wasser, Bewegung und gebückte Gestalten auf den Feldern, Lachen und Rufe aus den einfachen Hütten, die frisch und grün berankt waren.

Jetzt schien ein neuer Wind über das Land hingefahren zu sein und es aller Geräusche beraubt zu haben. Nichts war übriggeblieben. Türgerippe hingen in ihren Lederscharnieren. Gummireifen, von den Jungen als Schaukel benutzt, hingen verlassen in der reglosen Luft unter den Bäumen. Die Waschsteine an den Flüssen waren verwaist, und die Felder mit Wassermelonen lagen einsam da, und die verborgenen Säfte ihrer Früchte erhitzten sich in der Sonne. In den verlassenen Hütten begannen Spinnen neue Netze zu weben, und Staubschlieren sanken von durchlöcherten Dächern herab durch goldene Sonnenfinger. Hier und dort glomm, in der Eile vergessen, ein Feuer, das wie in plötzlicher Lust am trockenen Skelett einer schäbigen Hütte emporzüngelte. In der stillen Luft lag das Geräusch eines leise schwelenden Brandes.

Die Männer saßen auf der Veranda des Eisenwarenladens, ohne zu blinzeln, ohne zu schlucken.

»Kann mir nicht vorstellen, warum sie ausgerechnet jetzt abhauen. Wo doch alles für sie besser geworden ist. Ich meine, sie haben doch jeden Tag mehr Rechte gekriegt. Was wollen sie denn noch? Die Pro-KopfSteuer gibt’s nicht mehr, und immer mehr Staaten verabschieden Anti-Lynch-Gesetze, und überall Gleichberechtigung. Was wollen sie denn noch! Sie verdienen fast so gut wie die Weißen - und trotzdem ziehen sie ab.«

Am Ende der leeren Straße kam ein Fahrrad in Sicht.

»Da soll mich doch der Teufel. Teece, da kommt dein Silly.«

Das Fahrrad kam vor der Veranda zum Stehen. Ein siebzehnjähriger Negerjunge saß im Sattel, ein Junge, der fast nur aus Armen und langen Beinen und einem runden Melonenkopf zu bestehen schien. Er sah zu Samuel Teece auf und lächelte.

»Dich hat also dein schlechtes Gewissen zurückgetrieben.«

»Nein Sir, ich wollte Ihnen nur das Fahrrad zurückbringen.«

»Was ist los, hat man dich nicht in die Rakete gelassen?«

»Nein, Sir, das ist es nicht.«

»Lassen wir das Thema! Steig ab - ich laß mir nicht mein Eigentum klauen!« Er versetzte dem Jungen einen Stoß. Das Fahrrad stürzte um. »Geh rein und putz das Messing.«

»Bitte?« Der Junge riß die Augen auf.

»Du hast richtig gehört. Da ist auch eine Waffensendung gekommen, die ausgepackt werden muß, und eine Kiste Nägel von Natchez. «

»Mr. Teece.«

»Und eine Kiste mit Hämmern ist kaputt.«

»Mr. Teece, Sir!«

»Bist du immer noch da?« Teece starrte den Jungen wütend an.

»Mr. Teece, hätten Sie was dagegen, wenn ich mir den Tag frei nehme?« fragte er entschuldigend.

»Und morgen und übermorgen und überübermorgen auch«, sagte Teece.

»Ich fürchte ja, Sir.«

»Du hast auch wirklich Grund zum Fürchten, Junge. Komm her!« Er führte den Jungen auf die Veranda und nahm ein Stück Papier aus seinem Schreibtisch. »Kennst du das?«

»Sir?«

»Das ist dein Arbeitspapier! Unterschrieben hast du es, hier ist dein Kreuz, nicht wahr? Los, antworte!«

»Das hab ich nicht unterschrieben, Mr. Teece.« Der Junge zitterte. »So ein Kreuz kann jeder machen.«

»Hör mir gut zu, Silly. - Vertrag: >Ich werde vom 15. Juli 2001 an zwei Jahre für Mr. Teece arbeiten, und wenn ich aufhören will, kündige ich einen Monat vorher und arbeite so lange weiter, bis ein Nachfolger gefunden ist.< Da.« Teece schlug mit der Hand auf das Papier; seine Augen blitzten. »Wenn du Schwierigkeiten machst, gehen wir vor Gericht.« »Das kann ich nicht«, jammerte der Junge, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Wenn ich heute nicht mitfliege, komme ich überhaupt nicht weg.«

»Ich weiß, wie dir zumute ist, Silly; ja, ich fühle mit dir. Aber wir werden dich gut behandeln und dir ordentlich zu essen geben, Junge. Und jetzt geh rein und fang mit der Arbeit an und vergiß den ganzen Unsinn! So ist’s recht.« Teece grinste und klopfte dem Jungen auf die Schulter.

Der Junge wandte sich um und sah die alten Männer auf der Veranda an. Er konnte kaum noch etwas erkennen vor Tränen. »Vielleicht. vielleicht könnte einer der Herren.« Die Männer sahen den Jungen an, dann Mr. Teece, und schließlich starrten sie hoch in die heißen staubigen Schatten über der Veranda.