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»Da.« Das kleine Mädchen bezeichnete die Richtung durch ein Kopfnicken.

Vorsichtig ließ sich der Kapitän auf ein Knie nieder und sah in das sanfte junge Gesicht. »Kleines Mädchen, ich möchte mal mit dir sprechen.«

Er setzte sie auf sein Knie und faltete ihre kleinen braunen Finger in seinen großen Händen, als wollte er ihr eine Gutenachtgeschichte erzählen, die er sich eben im Geist langsam und mit großer Freude am Detail zurechtlegte.

»Also - ich will dir’s genau erzählen, kleines Mädchen. Vor sechs Monaten ist eine erste Rakete auf dem Mars gelandet. Ein Mann namens York war darin, und sein Begleiter. Wir wissen nicht, was den beiden widerfahren ist. Vielleicht sind sie abgestürzt. Sie flogen in einer Rakete, wie wir. Du solltest sie mal sehen! Eine große Rakete! Wir sind also die Zweite Expedition, nach der Ersten! Und wir sind den ganzen Weg von der Erde hierher geflogen.«

Unbewußt machte das kleine Mädchen eine Hand frei und hielt sich eine ausdruckslose goldene Maske vor das Gesicht. Dann brachte es eine goldene Spielzeugspinne zum Vorschein und ließ sie, während der Kapitän weitersprach, zu Boden fallen. Die Spielzeugspinne kroch gehorsam wieder an ihrem Bein hoch, während sie das Gebilde nüchtern durch die Sehschlitze ihrer ausdruckslosen Maske betrachtete und der Kapitän sie sanft schüttelte, um ihr seine Geschichte zu Bewußtsein zu bringen.

»Wir kommen von der Erde«, sagte er. »Glaubst du uns?«

»Ja.« Das kleine Mädchen betrachtete ihre Zehen, die sie im Sande bewegte.

»Gut.« Der Kapitän kniff sie in den Arm, ein wenig jovial, aber auch ein wenig in der Absicht, ihre Aufmerksamkeit zu wecken. »Wir haben unsere Rakete selbst gebaut. Glaubst du das?«

Das kleine Mädchen erforschte seine Nase mit einem Finger. »Ja.«

»Und - nimm den Finger aus der Nase, Mädchen - ich bin der Kapitän, und.«

».noch nie sind Menschen mit einem großen Raumschiff durch das Weltall geflogen«, sagte das kleine Wesen mit geschlossenen Augen.

»Wunderbar! Woher weißt du das?«

»Oh«, sagte sie. »Telepathie.« Sie wischte geistesabwesend ihren Finger am Knie ab.

»Und bist du nicht wenigstens ein bißchen aufgeregt?« rief der Kapitän. »Freust du dich nicht?«

»Sie gehen am besten gleich zu Herrn Iii.« Sie ließ ihr Spielzeug zu Boden fallen. »Herr Iii wird sich gern mit Ihnen unterhalten.« Sie rannte davon, und die Spielzeugspinne hastete gehorsam hinter ihr her.

Der Kapitän hockte am Boden und sah ihr mit ausgestreckter Hand nach. Seine Augen waren feucht. Er betrachtete mit offenem Mund seine leeren Hände. Die drei anderen Männer umstanden ihn; ihre Schatten waren klein. Sie spuckten auf die gepflasterte Straße.

Herr Iii kam selbst an die Tür. Er war zwar auf dem Weg zu einem Vortrag, aber er konnte noch eine Minute erübrigen, wenn sie schnell hereinkämen und ihm sagten, was sie wollten.

»Wir wünschen uns nur ein wenig Interesse«, begann der Kapitän müde; seine Augen waren gerötet. »Wir kommen von der Erde, wir haben eine Rakete, zu viert sind wir, Mannschaft und Kapitän, und sind müde und hungrig und hätten gern eine Unterkunft für die Nacht. Wir würden es begrüßen, wenn uns jemand die Schlüssel zur Stadt überreichte oder so, oder wenn man uns wenigstens die Hand schüttelte und >Hurra< oder >Glückwunsch, alter Knabe< sagte. Das wär’s etwa.«

Herr Iii war ein großer, dürrer, unscheinbarer Mann, der seine gelblichen Augen hinter dicken blauen Kristallen verbarg. Er beugte sich über seinen Tisch und sah düster einige Papiere durch. Von Zeit zu Zeit blickte er auf und starrte seine Besucher durchdringend an.

»Äh, ich habe die Formulare jetzt nicht hier, ich glaub’s jedenfalls nicht.« Er wühlte in den Schreibtischschubladen. »Wohin habe ich sie bloß gelegt?« Er überlegte. »Irgendwohin. O ja. Da sind sie ja! Also!« Geschäftsmäßig reichte er dem Kapitän die Papiere. »Sie müssen natürlich zunächst einmal die Formulare ausfüllen.«

»Müssen wir den ganzen Zirkus wirklich durchmachen?«

Herr Iii beäugte ihn glasig. »Sie sagen doch, Sie wären von der Erde, ja? Na, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als zu unterschreiben.«

Der Kapitän schrieb seinen Namen hin. »Sollen die anderen auch unterzeichnen?«

Herr Iii sah zuerst den Kapitän und dann die drei anderen an und schnaubte spöttisch. »Die anderen sollen mit unterzeichnen? Ha! Wie herrlich! Die anderen, oh, die anderen sollen mit unterschreiben!« Tränen traten ihm in die Augen. Er klatschte sich aufs Knie und beugte sich vor, während aus seinem klaffenden Mund ein ruckartiges Gelächter drang. Nur der Tisch hielt ihn noch aufrecht. »Die anderen sollen mit unterschreiben!« gackerte er.

Die vier Männer sahen ihn düster an. »Was ist daran so lustig?«

»Die anderen sollen mit unterzeichnen!« gluckste Herr Iii, von seinem Lachanfall sichtlich geschwächt. »Sehr lustig. Das muß ich Herrn Xxx erzählen!« Noch immer lachend, las er das ausgefüllte Formular durch. »Scheint ja alles in Ordnung zu sein.« Er nickte. »Auch die EuthanasieKlausel, für den Fall, daß dieser letzte Schritt nötig wird.«

»Was für eine Klausel?«

»Sagen Sie nichts. Ich habe etwas für Sie. Hier, nehmen Sie den Schlüssel.«

Der Kapitän lief rot an. »Das ist eine große Ehre für uns.«

»Nicht der Schlüssel zur Stadt, Sie Dummkopf!« sagte Herr Iii, »sondern hier für das Haus. Gehen Sie durch den Korridor, schließen Sie die große Tür auf, gehen Sie hinein und machen Sie die Tür wieder fest zu. Sie können die Nacht dort verbringen. Morgen früh schicke ich Ihnen dann Herrn Xxx.«

Zweifelnd nahm der Kapitän den Schlüssel entgegen. Er blickte zu Boden. Seine Männer bewegten sich nicht. Alles Blut, alles Raketenfieber schien aus ihren Körpern gewichen zu sein. Sie waren leer, erschöpft, ausgelaugt.

»Was ist? Was ist los?« fragte Herr Iii. »Worauf warten Sie noch? Was wollen Sie?« Er trat näher, beugte sich herab und sah dem Kapitän ins Gesicht. »Hinaus mit Ihnen!«

»Ich weiß nicht, ob Sie vielleicht.«, begann der Kapitän. »Ich meine, könnten Sie mal.« Er zögerte. »Wir haben große Strapazen hinter uns, wir haben eine lange Reise gemacht, vielleicht könnten Sie uns zumindest die Hände schütteln und sagen: >Gut gemacht<, wäre das -möglich?.« Er brach ab.

Herr Iii reichte ihm förmlich die Hand. »Glückwunsch!« Er lächelte kühl. »Glückwunsch.« Er wandte sich ab. »Ich muß jetzt gehen. Denken Sie an den Schlüssel.«

Ohne sich weiter um sie zu kümmern, als wären sie im Boden versunken, machte sich Herr Iii daran, überall im Raum Papiere zusammenzusuchen und in einen kleinen Aktenkoffer zu packen. Noch volle fünf Minuten lang hielt er sich im Zimmer auf, aber nicht einmal richtete er das Wort an das traurige Quartett, das noch immer herumstand - mit hängenden Köpfen, bleischweren Beinen und verlöschendem Blick. Als Herr Iii durch die Tür verschwand, betrachtete er flüchtig seine Fingernägel.

Im gedämpften, stillen Licht des Nachmittags gingen sie durch den Korridor und gelangten zu einer großen, schimmernden Silbertür, in deren Schloß der silberne Schlüssel paßte. Sie traten ein, schlossen die Tür und sahen sich um.

Sie befanden sich in einem großen, lichtdurchfluteten Saal. Männer und Frauen saßen an Tischen oder standen in Gruppen beieinander und unterhielten sich. Als die Tür sich schloß, verstummten sie und musterten die vier Uniformierten.

Ein Marsianer trat vor und verbeugte sich. »Ich bin Herr Uuu«, sagte er.

»Und ich bin Kapitän Jonathan Williams aus New York auf der Erde«, sagte der Kapitän lustlos.