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Portus, der zweifellos ein bedeutender Mann war, hatte sich sicher schon oft über Hup geärgert und schien nun entschlossen, den kleinen Kerl beseitigen zu lassen.

Einer der Bewaffneten, ein großer Mann mit Zahnlücken, ergriff Hup am Haar und zog ihm den Kopf zurück, um den Hals freizulegen. In der Hand hielt er ein kleines, gekrümmtes Messer, die Hakenklinge Ars, die im geschützten Zustand beim Sport verwendet wird; nur steckte die Klinge jetzt nicht in der Scheide.

»Haltet ihn über den Sand«, sagte der Tavernenwirt besorgt.

Das Lachen des zahnlosen Kriegers erstarb ihm auf den Lippen, als er den Blick Kuurus', des Attentäters aus Ko-ro-ba, auf sich gerichtet sah. Mit der linken Hand schob der Schwarzgekleidete seine Pagaschale zur Seite.

Hup, der bereits den tödlichen Streich erwartet hatte, öffnete erstaunt die Augen.

»Du bist Bettler?« fragte Kuurus.

»Ja, Herr«, krächzte Hup.

»Hast du viel eingenommen?«

Mit hastiger Bewegung stopfte Hup eine kleine, knochige Hand in seinen Beutel und warf eine kupferne Tarnmünze auf den Tisch. Kuurus nahm das Geld und steckte es ein.

»Misch dich nicht ein«, sagte der Mann mit der Hakenklinge nervös.

»Ich habe Geld genommen«, erwiderte Kuurus.

»Wir sind Krieger – und zu viert«, sagte der andere.

In diesem Augenblick fiel ein Goldstück auf den Tisch des Attentäters.

Kuurus nahm die Münze, betastete sie kurz und blickte auf. Alle Augen ruhten auf einem rundlichen Mann in einer Robe aus blauer und gelber Seide. »Ich bin Portus«, sagte er. »Misch dich nicht ein.«

»Aber ich habe bereits Geld genommen«, erwiderte der Attentäter.

Portus riß ungläubig den Mund auf.

Die vier Krieger sprangen auf. Klingen wurden aus den Scheiden gezogen. Kreischend verschwand Hup unter einem Tisch.

Der erste Krieger wagte einen Vorstoß, doch im nächsten Augenblick schien ein schwarzer Schatten im Raum aufzuzucken, und schon waren zwei Krieger leblos zu Boden gesunken. Der Attentäter machte sich nicht die Mühe, seine Klinge mit den Gegnern zu kreuzen. Blitzschnell, lautlos führte er eine Attacke auf den dritten Mann, dem sofort der vierte folgte.

Noch ehe der letzte Kämpfer zu Boden gesunken war, hatte Kuurus sein Schwert wieder eingesteckt. Er nahm die Goldmünze, richtete seinen Blick auf den schwitzenden Portus und warf Hup das Geldstück zu. »Ein Geschenk an Hup den Narren«, sagte er, »von Portus, der freundlich ist.«

Dann kehrte Kuurus an seinen Tisch zurück. Portus folgte ihm und ließ sich keuchend auf der anderen Seite nieder.

»Willkommen, Attentäter«, sagte der Mann. »Ich sehe, daß du den Dolch trägst.«

Kuurus musterte sein Gegenüber, dann nickte er langsam.

»Bringt Paga!« rief der dicke Mann herrisch, und eines der Mädchen eilte herbei. »Nur gut, daß wir die Kämpfer in der schwarzen Robe haben. Die Situation ist schlimm seit der Absetzung Kazraks als Administrator und seit der Ermordung Oms, des Höchsten Wissenden der Stadt.«

Kuurus hatte von diesen Dingen gehört. Kazrak, der einige Jahre lang Administrator Ars gewesen war, hatte auf Betreiben von Gruppen der Wissenden und der Kaufleute seinen Abschied nehmen müssen. Die Kaste der Wissenden hatte es Kazrak übelgenommen, daß er überhöhte Steuern auf ihre großen Liegenschaften in der Stadt einforderte.

Während der alte Anführer der Wissenden mit dem Administrator ausgekommen war, hatte der neue Höchste Wissende, Complicius Serenus, durch Lesung der Eingeweide eines weißen Bosk festgestellt, daß die Omen für Kazrak sehr schlecht standen. Dadurch hatte Kazrak sehr an Vertrauen in der Stadt verloren, besonders bei den niedrigen Kasten. Ebenso gefährdeten ihn seine verschiedenen wirtschaftlichen Maßnahmen: so war er gegen gewisse Monopole – etwa das der Ziegelherstellung und beim Vertrieb von Salz und Tharlarionöl – vorgegangen. Auch hatte er die Spiele und Wettbewerbe Ars eingeengt, so daß Kämpfe mit Todesausgang – sogar bei Sklaven – seltener wurden. Die Bürger befürchteten eine Beeinträchtigung ihrer Wehrhaftigkeit, wenn sie kein Blut mehr zu sehen bekamen und keine Situation mit Gefahr und Tod mehr verfolgen durften. Und – was vielleicht am schwersten wog – Kazrak stammte aus Port Kar und war damit die lebendige Erinnerung an die Tatsache, daß das Herrliche Ar einmal die Hilfe anderer Städte benötigt hatte, um nicht vernichtet zu werden.

Wenngleich nur die Angehörigen der Hohen Kasten die Mitglieder des Stadtrats wählen, bleiben doch das Gold der Händler und der Wille der Bevölkerung bei dieser Entscheidung selten unberücksichtigt.

Dementsprechend wurde Kazrak durch Abstimmung abberufen und unter Verweigerung von Salz, Brot und Feuer aus der Stadt verbannt – wie vor ihm schon Marlenus, der frühere Ubar von Ar. Kazrak hatte mit seinen Getreuen vor Monaten die Stadt verlassen. Der neue Administrator Ars war ein Mann namens Minus Tentius Hinrabius, ein unbedeutender Mann bis auf die Tatsache, daß er der Familie Hinrabia angehörte, die unter den Hausbauern eine führend Stellung einnahm und unter anderem bei der Ziegelherstellung eine Vormachtstellung hatte.

»Wenn man nachts auf die Straße geht«, sagte Portus, »muß man einen Bewaffneten mitnehmen. Nein, die Zeiten sind übel.«

»Es gibt doch sicher viele Krieger in der Stadt«, sagte Kuurus.

»Ja«, erwiderte Portus. »Sie tun aber wenig. Allerdings gibt es reiche Kaufleute und große Häuser an der Straße der Münzen und an der Straße der Sklaven die eigene Leute ausleihen – gegen hohe Gebühren.«

»Was hat das alles mit mir zu tun?« fragte Kuurus.

»Wen meinst du mit deinem Dolchzeichen?« wollte Portus wissen.

»Ich werde ihn finden.«

»Ich wollte kein ungehöriges Ansinnen stellen«, sagte Portus vorsichtig.

»Du lebst ja auch noch«, sagte Kuurus.

»Darf ich fragen, ob dein Auftrag das erste Todesopfer betrifft, oder das zweite.«

»Ich suche Rache«, sagte Kuurus.

»Ich möchte gern ein Schwert wie das deine in Dienst nehmen«, sagte Portus.

»Ich jage«, sagte Kuurus.

»Ar ist eine große Stadt. Vielleicht brauchst du Zeit, um den Gesuchten aufzuspüren.«

In Kuurus' Augen blitzte es auf.

Portus beugte sich vor. »Und in der Zwischenzeit könntest du erhebliche Summen verdienen. Ich habe Arbeit für Männer wie dich. Und du hättest viel freie Zeit, um deiner anderen Aufgabe nachzugehen.«

Kuurus hatte bereits vom Haus des Portus gehört, das einmal zu den größten Sklavenhäusern in der Sklavenstraße gehört hatte.

»Wovor hast du Angst?« fragte er.

»Es gibt ein Haus, das größer ist als das meine, größer auch als jedes andere in der Stadt.«

»Du hast Angst vor diesem Haus?« wollte Kuurus wissen.

»Die Angehörigen dieses Hauses stehen dem Administrator und dem höchsten Wissenden nahe. Beide verdanken dem Gold dieses Hauses ihre Position.«

»Wie meinst du das?«

Portus lachte bitter. »Ohne das Gold dieses Hauses hätten der Administrator und der Höchste Wissende nicht die Rennen und die Spiele finanzieren können, die ihnen die Sympathien der niedrigen Kasten einbrachten. Du weißt wohl, welchen Einfluß diese Volksschichten im Grunde auf die höheren Kasten haben.«

»Woher bezieht dieses andere Haus seine Reichtümer?«

»Ich weiß nicht, woher all das Gold kommt«, sagte Portus. »Mein Haus könnte die Spiele keine zwei Tage lang finanzieren – wir wären sofort bankrott.«

»Welches Interesse hast du an diesem Haus?«

»Es will sich zum einzigen Sklavenhaus in Ar aufschwingen«, flüsterte Portus. »Mein Haus ist zwanzig Generationen alt. Seit einem halben Jahrtausend züchten, fangen, trainieren, tauschen und verkaufen wir Sklaven. Das Haus des Portus ist auf ganz Gor bekannt.« Portus senkte den Blick. »Schon sind sechs Häuser an der Straße der Sklaven übernommen oder geschlossen worden.«