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Es war heiß unter der Sklavenhaube, die aus dickem Leder bestand; außerdem war ich barfuß und hatte Mühe mit dem unebenen Pflaster der Straße. Ich stürzte mehrere Male, doch der Wagen hielt nicht an. Ich wurde einige Meter mitgeschleift, ehe ich wieder auf die Beine kam.

Ich war auf dem Weg ins Curuleum. Wahrscheinlich war Elizabeth bereits in freudiger Erwartung. Ich lachte bitter.

Die Mädchen, die zum Verkauf in das Curuleum geliefert werden, erhalten Nummern der Gruppen, in denen sie zur Versteigerung kommen. Das Personal des Curuleums überprüft noch einmal ihre Papiere und bringt die Mädchen dann in eigenen Gehegen unter. So warteten Elizabeth und ihre Leidensgenossinnen nun schon drei Tage im Auktionsgebäude.

Es war der Abend des vierten Tages des Liebesfestes, der Höhepunkt der Fünften Passage-Hand, soweit es um die Sklavenverkäufe ging, der Abend, an dem Cernus seine Barbarenschönheiten auf den Block stellen wollte.

»Wir sind da«, sagte Philemon aus Tyros vom Kutschbock. Der Wagen hielt, und gleich darauf wurde meine Kette von der Rückseite des Wagens gelöst. Inmitten meiner Wächter wurde ich dann auf die Hinterseite des Gebäudes geführt, das wir durch einen schmalen Nebeneingang betraten. Hier wurde mir zu meiner Freude die enge Haube abgenommen.

Wir kamen durch einen breiten Gang, der an den sogenannten Schaukäfigen vorbeiführte. Dort werden die Sklavenmädchen, die später zum Verkauf kommen, zu genauerer Begutachtung durch die Interessenten ausgestellt. Der kurze Moment der Auktion gestattet dem Käufer einen nur mehr oder weniger kurzen Blick auf die Ware, ehe er sich für oder gegen ein Gebot entscheiden muß. Ich wußte aber, daß Cernus davon abgesehen hatte, seine kostbaren Barbarensklavinnen vor dem Verkauf zur Schau zu stellen. Philemon führte mich ins Innere der großen Verkaufshalle, die von Energielampen hell erleuchtet war; die Sitze erhoben sich in endlosen Halbkreisen und verloren sich im Halbdämmer der oberen Regionen. Bestimmte bevorzugte Bereiche waren durch Logen abgeteilt, in denen die wichtigen Kunden des Curuleum, oft bedeutende Sklavenhändler aus fernen Städten, Platz nahmen. Der eigentliche Auktionsblock war etwa zwei Meter hoch und maß sechs Meter im Quadrat; er bestand aus schlichtem Holz und wirkte unglaublich massig.

»Hier entlang«, sagte Philemon und führte mich in Cernus' Loge, die größte und eindrucksvollste im ganzen Auktionshaus, auf drei Seiten von neugierigen Blicken abgeschirmt. Hier mußte ich auf einer Marmorplattform niederknien.

Viele Plätze waren bereits besetzt, was mich überraschte, denn es war noch früh; wahrscheinlich bestand heute ein besonderes großes Interesse an der Auktion.

Philemon musterte mich und lächelte. »Cernus kommt erst, wenn die Verkäufe beginnen. Solange wirst du deine Haube tragen.«

Blind, den Hals in einem Stahlring steckend, dessen Kette zum Stuhl meines Feindes führte, so kniete ich vielleicht zwei Ahn lang.

Während dieser Zeit hörte ich Lärm, spürte Bewegung ringsum, ahnte, daß sich das Amphitheater schnell füllte. Ich überlegte, ob Elizabeth, Phyllis und Virginia wohl bereits in ihren Zellen vorbereitet wurden, was aber unwahrscheinlich war, denn sie kamen wahrscheinlich erst spät auf den Block. Wut und Sorge erfüllten mich; Wut über den Lauf der Dinge, über die Klugheit meiner Feinde, über mein Versagen – und Besorgnis um Elizabeth und die anderen Mädchen. Besonders um Elizabeth grämte sich mein Herz, denn ihre Hoffnungen würden sich grausam zerschlagen.

In unserer Loge entstand Bewegung, und ich spürte, daß Cernus eingetroffen war.

Gleich darauf hörte ich auch seine Stimme. »Nehmt diesem Narren die Haube ab«, sagteer.

Als ich wieder sehen konnte, schüttelte ich den Kopf und machte einen tiefen Atemzug.

Cernus saß in seinem Sessel und lächelte auf mich herab. »Du wirst schweigen während des Verkaufs, oder ich lasse dir die Zunge herausreißen.«

Er lachte leise und wandte sich dann seinem Buchhalter zu.

Soweit mir das in meiner Lage möglich war, versuchte ich, das Innere des Auktionssaales zu überblicken. Das Sitzrund war dichtgedrängt gefüllt mit allen Kastenfarben. Auch in den meisten Gängen saßen oder standen Männer und auch einige freie Frauen. In den Gesprächen, die sich zu einem seltsamen Summen vereinigten, lag Spannung. Ich schätzte, daß etwa vier- bis sechstausend Menschen auf den Beginn der Auktion warteten.

Eine Gruppe Musiker erschien im Saal und begann sich am Fuße des Auktionsblocks zu verteilen. Sklaven öffneten Entlüftungsklappen in den Wänden und am Dach.

»Gleich geht es los«, wandte sich Cernus an mich. Ich antwortete nicht.

Die Gespräche verstummten, als die Energielampen im Publikum dunkler wurden und schließlich ausgingen. Ein lauter Ausruf machte die Runde, als andere Lampen den Auktionsblock in gleißendes Licht tauchten.

Ein plötzlicher Peitschenknall, und ein temperamentvolles Mädchen, nur mit einer kurzen Tunika bekleidet, sprang in die Mitte des Lichtkreises.

Die Musiker begannen zu spielen, und die Sklavin stürzte sich in einen wilden Tanz, aus dem Verzweiflung sprach, der die Leiden eines fliehenden Sklavenmädchens darstellte. Kurz darauf stieg ein kräftiger Mann in einer blaugelben Tunika auf den Block, einen schmalen Sklavenstab in der Hand. Es war der Auktionär. Das Mädchen tat, als wende es sich zur Flucht, kauerte sich weinend in eine Ecke, doch als der uneingeschaltete Sklavenstab sie berührte, sprang sie lachend auf und bot sich der Menge dar.

Mit knappen Worten und sehr fachmännisch stellte der Auktionär das Mädchen vor und begann die ersten Gebote einzuholen. Die Menge folgte seinen Ausführungen mit Begeisterung, vergnügte sich an den lustigen Redewendungen. Das Mädchen ging schließlich für sieben Goldstücke an einen jungen Krieger.

Eine Sklavin wird im Curuleum selten für weniger als zwei Goldstücke verkauft, weil man den Standard bewußt hoch hält. So waren sieben Goldstücke schon ein guter Preis, gemessen daran, daß eine schöne Frau aus Hoher Kaste etwa dreißig Goldstücke bringt, manche auch bis zu vierzig oder gar fünfzig.

Die nächste Gruppe war für das Publikum interessant – zwei Sklavenmädchen, am Hals zusammengekettet, in Pantherfelle gekleidet.

Sie stammten aus den nördlichen Wäldern des Planeten, die besonders unzugänglich sind. Sklavinnen aus dieser Gegend gelten als selten und unbezähmbar, so daß diese beiden nach heftigem Gebot für zehn Goldstücke an einen Sammler gingen. Ich hoffte, der Vergnügungsgarten des Mannes war ausreichend gesichert, sonst mochte er eines Nachts mit einem Messer an der Kehle aufwachen.

Als nächstes kam ein Mädchen aus Cos zur Versteigerung, das aus Hoher Kaste stammte. Sie schien nicht ausgebildet zu sein und gab sich auch keine Mühe, ihren Käufern zu gefallen, so daß der Auktionator sie mit seinem Sklavenstab antreiben mußte, um Interessenten zu finden.

Sie wurde immerhin noch für fünfundzwanzig Goldstücke veräußert.

»Das Geschäft läuft gut«, sagte Cernus zu mir.

Ich antwortete nicht.

Als die Verkäufe nun ihren Fortgang nahmen, erkannte ich auch einige Mädchen aus Cernus' Gehegen, die für durchweg gute Preise verkauft wurden. Eine Versteigerung folgte nach der anderen, und die Angebote stiegen langsam an. Gewöhnlich wird die bessere Ware bis zuletzt zurückgehalten, und viele Käufer warten ab. Ganz besonders warteten sie wohl auf die über hundert Barbarenmädchen, die Cernus der Öffentlichkeit versprochen hatte. Mädchen, die von der Erde entführt worden waren.

Von Zeit zu Zeit hatte der Auktionator schon abwertende Bemerkungen über Barbarenmädchen gemacht und einige der Schönheiten auf dem Block mit ihnen verglichen. Die Menge hatte solche Hinweise nicht gerade beifällig aufgenommen, doch Cernus hatte gelächelt.

Wahrscheinlich folgte der Mann seinen Anweisungen, er sollte sich skeptisch und zynisch geben, um die Erwartungen des Publikums zu steigern.