Zum Zeichen des Verkaufs ballte der Auktionator die Faust.
»Die Frauen sind verkauft!« rief er, und die Menge brüllte begeistert auf.
»Mehr Barbaren!« wurde gerufen. »Wir wollen noch mehr Barbarinnen sehen!«
»Das werdet ihr!« brüllte der Auktionator. »Wir haben noch viele Gruppen für euch. Seid nicht enttäuscht.«
Die drei Mädchen wurden vom Block geführt. Während Virginia und Phyllis einen sehr niedergeschlagenen Eindruck machten, schien Elizabeth sehr zufrieden zu sein. Als sie vorbeigeführt wurden, wandte sich Cernus an die beiden Wächter hinter mir. »Reißt den Kerl auf die Beine! Sie soll ihn sehen!«
Ich wehrte mich vergeblich.
»Weh den Feinden des Cernus!« rief Philemon zum Block hinüber.
Die Mädchen wandten sich um, und Elizabeth erkannte mich, der ich in die Lumpen eines Sklaven gekleidet war, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, ein hilfloser Gefangener des Sklavenhändlers Cernus, Ubar von Ar.
Sie riß erschreckt die Augen auf und blieb wie erstarrt stehen, hob die gefesselten Arme vor den Mund. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
Dann wurde sie brutal weitergezerrt. Verzweifelt versuchte, sie über die Schulter zurückzublicken, doch dann war sie verschwunden.
»Ehe sie an Samos ausgeliefert wird«, sagte Cernus, »werde ich sie mir wohl noch einmal vornehmen. Sie hat mir eben gefallen.«
Ich schwieg.
»Bringt ihn fort«, sagte Cernus verärgert.
18
»Heute abend«, rief Cernus und hob seine Trinkschale, »haben wir allen Grund zum Feiern.«
Nie zuvor hatte ich den zurückhaltenden Sklavenhändler so freudig erregt gesehen wie in diesen Stunden, die auf die Auktion im Curuleum folgten. Das Fest begann spät in der Halle des Cernus, und Wein und Paga flössen reichlich. Vergnügungssklavinnen gab es in großer Zahl, Wächter stolperten betrunken mit ihren Weinkrügen herum. Cernus' Krieger sangen an den Tischen. Gebratene Tarsk wurden an langen Spießen zu den Tischen getragen. Mädchen, die noch im Training waren, servierten nackt den Wein. Musiker hackten oder zupften wild an ihren Instrumenten herum.
Man hatte meinen Oberkörper freigelegt und mich mehr als einmal mit Stockschlägen quer durch den Saal getrieben, wobei ich meine Sklavenhaube trug.
Nun konnte ich zwar wieder sehen, war aber angekettet und kniete blutüberströmt vor der Plattform, auf der Cernus thronte.
Wenige Schritte von mir entfernt, ebenfalls gefesselt, kniete Elizabeth Cardwell, und ihr einziges Kleidungsstück war die Kette des Cernus.
Auf der anderen Seite des Saals sah ich zu meinem Entsetzen Sura, Relius und Ho-Sorl, ebenfalls in Fesseln.
Die Puppe, die Sura so geliebt hatte, das Erinnerungsstück an ihre Mutter, das sie in ihrem Quartier so heftig verteidigt hatte, lag zerfetzt vor ihr auf den Fliesen.
»Was haben sie verbrochen?« hatte ich gefragt.
»Sie wollten dich befreien«, lachte Cernus. »Die Männer haben einen Angriff versucht, während die Frau deine Wächter zu bestechen versuchte.«
Ich schüttelte den Kopf, denn ich begriff nicht, warum sich Relius und Ho-Sorl so offen auf meine Seite stellten oder warum Sura für mich ihr Leben riskieren wollte. Ich hatte wenig getan, um solche Freunde zu verdienen.
Elizabeth sah mich starr an. Sie hatte offenbar einen Schock erlitten.
»Portus soll kommen!« rief Cernus.
Der Sklavenhändler, der Cernus' größter Konkurrent gewesen war, wurde gebracht, zweifellos aus den Verliesen des Zentralzylinders.
Er war sehr abgemagert, die Haut hing ihm faltig von den Knochen.
Seine Fesseln wurden entfernt, eine blanke Hakenklinge wurde ihm in die zitternde Hand gedrückt.
»Bitte, mächtiger Cernus!« flehte er. »Sei barmherzig!«
Der Sklave, der am ersten Abend meines Aufenthaltes in diesem Haus beim Messerkampf gesiegt hatte, sprang in die kleine Sandarena und begann den alten Sklavenhändler zu umkreisen.
»Bitte, Cernus!« rief Portus, als ein langer blutiger Streifen auf seiner Brust erschien. »Bitte, Kastenbruder!« rief er. Der Sklave, schnell, begierig, lachend, schlug wieder und wieder zu. Schließlich versuchte sich Portus zur Wehr zu setzen, doch er war zu langsam und ungeschickt; er stolperte herum und wurde immer wieder neu verwundet, wenn auch nicht tödlich. Schließlich sank er geschwächt zu Boden, zu Füßen des lachenden Sklaven.
»Er soll dem Ungeheuer zum Fraß vorgeworfen werden«, befahl Cernus.
Der wimmernde Portus wurde aus dem Saal geschleppt.
Gleich darauf hörte ich aus der Ferne einen langgedehnten Schrei und ein wildes Brüllen.
Die Anwesenden erschauderten.
»Das Ungeheuer ist gesättigt«, erklärte Cernus lachend und trank Wein, der ihm übers Kinn rann.
»Bringt nun die Hinrabia!« befahl Cernus.
Ein Sklavenmädchen in gelber Vergnügungsseide wurde hereingezerrt, eine schlanke Gestalt mit kurzem schwarzem Haar und dunklen Augen.
Ich hielt den Atem an, denn es handelte sich um Claudia Tentia Hinrabia, die sich staunend umsah.
»Du bist das Sklavenmädchen Claudia?« fragte Cernus.
»Ja, Herr«, lautete die Antwort.
»Weißt du, in welcher Stadt du bist?«
»Nein, ich trug eine Haube, als ich in dieses Haus gebracht wurde.«
»Es stimmt doch, daß du in Wirklichkeit Claudia Tentia Hinrabia bist, nicht wahr?« fragte Cernus.
Sie starrte ihn stumm an.
»Wisse denn, daß du dich in Ar befindest!«
»Ar?« keuchte sie.
»Ja«, sagte Cernus, »im Herrlichen Ar.«
Hoffnung war plötzlich in ihren Augen. Sie begann zu weinen. »Ar!« rief sie. »Oh, dann befreie mich! Ich bin aus Ar! Befreie mich, Herr!«
»Kennst du mich?« fragte Cernus.
»Nein, Herr«, sagte das Mädchen.
»Ich bin Cernus, Ubar von Ar.«
»Bitte, edler Cernus, Ubar meiner Stadt, befreie mich!«
»Dein Vater hat mir Geld geschuldet«, sagte Cernus, »du bleibst meine Sklavin!«
Das Mädchen schluchzte.
»Aber ich habe eine kleine Überraschung für dich, meine liebe Claudia«, sagte Cernus. »Weißt du, wie es zu deiner Entführung gekommen ist?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß Männer des Portus mich entführt haben, und...«
»Du weißt gar nichts«, sagte Cernus. »Die Palastwache hat dich entführt. Die Taurentianer mitsamt ihrem Anführer Saphronicus stehen in meinen Diensten!«
Dem Mädchen stockte der Atem.
»Ja, so war es möglich, daß meine Häscher dich finden konnten!«
Sie schüttelte weinend den Kopf.
»Claudia Tentia Hinrabia«, sagte Cernus zu seinen Zuschauern, »war in ganz Ar als strenge Herrin bekannt. Einmal ließ eine ihrer Sklavinnen einen Spiegel fallen, und sie ließ dem armen Wesen Ohren und Nase abschneiden. Dann wurde sie verkauft. Ich habe lange in den Küchen Ars gesucht, bis ich dieses Mädchen fand.«
Ich erinnerte mich, daß ich vor wenigen Tagen – sie schienen Monate zurückzuliegen – ein grausam entstelltes Mädchen getroffen hatte.
Dieses Mädchen wurde jetzt hereingeführt.
»Wie heißt du?« fragte Cernus.
»Melanie«, sagte sie, ohne den Blick von Claudia Tentia Hinrabia zu wenden. Sie war sichtlich überrascht, ihre frühere Herrin hier vorzufinden.
»Melanie«, sagte Cernus, »kennst du diese Sklavin?«
»Ja«, sagte das Mädchen, »sie war früher meine Herrin.«
Eine Hakenklinge wurde dem entstellten Mädchen in die Hand gedrückt.
»Bitte, Melanie«, flüsterte Claudia, »du darfst mir nichts tun.«
»Du darfst dieser Sklavin Nase und Ohren abschneiden«, sagte Cernus zu Melanie.
»Bitte, Melanie!« kreischte die andere. »Tu mir nichts!«
Melanie starrte auf das Messer, dann schleuderte sie es zur Seite. »Hab keine Angst«, sagte sie. »Ich würde einer Sklavin nie etwas antun.«
Cernus war wütend. »Legt sie beide in Ketten. Sie sollen in zehn Tagen dem Ungeheuer zum Fräße vorgeworfen werden!« Dann setzte er sich ärgerlich. »Seid nicht enttäuscht«, rief er seinen Gästen zu. »Es gibt noch mehr Vergnügungen!«
»Gutes Mädchen!« rief ich hinter Melanie her, als sie aus dem Saal geschleift wurde.