Выбрать главу

»Du!« sagte sie lachend.

Sie war die Anführerin der Mädchen aus der Straße der Töpfe.

»Was macht ihr denn hier?« fragte ich.

»Heute ist der Tag«, sagte sie, »da Ar frei oder versklavt sein wird!«

»Ich verstehe das nicht«, sagte ich.

Als wieder eine Fanfare ertönte, wurde Ho-Tu nervös. »Wir haben keine Zeit mehr! Bringt den anderen Helm!«

Ein Mädchen reichte Ho-Tu einen Helm, der dem anderen ähnelte.

Ich erkannte, daß das Metall mit Löchern versehen war.

»So einen Helm«, sagte er, »tragen auch deine Gegner, die besten Schwertkämpfer der Taurentianer.«

Er stülpte ihn mir über den Kopf.

»Der gefällt mir schon besser als der andere«, sagte ich grimmig.

Ein Mädchen hatte den Schlüssel zu den Handschellen gefunden, mit denen ich gefesselt war. Ho-Tu, der die Kleidung eines Wächters aus dem Hause des Cernus trug, nahm den Helm des bewußtlosen Vancius und setzte ihn auf. Er löste seinen Schwertgurt und hängte ihn mir um. Ich lächelte. Es war mein altes Schwert, das ich schon bei der Belagerung Ars getragen hatte.

»Vielen Dank«, sagte ich, »Ho-Tu.«

Der Oberaufseher war damit beschäftigt, sich Vancius' Schwert umzugürten. Er grinste.

Nun hörten wir das dritte Fanfarensignal, mit dem der Beginn des Kampfs anzeigt wurde.

»Sie warten auf dich«, sagte Ho-Tu grinsend. »Bewahre dich, Krieger!«

»Schließ den Helm noch nicht ab«, sagte die Anführerin der Mädchen aus der Straße der Töpfe. Sie eilte herbei, hob meinen Helm und küßte mich.

»Beeil dich!« sagte Ho-Tu.

Ich erwiderte den Kuß und fragte: »Wie heißt du?«

»Phais.«

»Ein schöner Name.«

»Wenn du möchtest, kannst du mal wieder in die Straße der Töpfe kommen.«

»Beeilung!« rief Ho-Tu nervös.

Er schob mir den Helm wieder zurecht, und Phais verschloß ihn und steckte mir den Schlüssel in den Gürtel.

In der Ferne hörte ich die Menge brüllen.

Dann knallte eine Peitsche. Es war Ho-Tu.

Ich tat, als suchte ich mir den Weg, stolperte hierhin und dorthin, tastete mich an den Wänden entlang. Unter meinem Helm lächelte ich. Ho-Tu schwang hinter mir die Peitsche.

Die Männer im Tunnel lachten.

Am Eingang zum Stadion der Klingen blendete mich einen Augenblick lang die grelle Sonne.

»Beeilung!« rief ein Aufseher. Ich sah ihn nicht direkt an, aus Angst, er könnte erkennen, daß ich einen durchlöcherten Helm trug.

Die Menge schrie und pfiff.

Ho-Tu versetzte mir einen Stoß mit der Peitsche, und ich ließ mich zu einer Stelle vor der Loge des Ubar treiben. Der Ubar war natürlich nicht anwesend, sondern nur ein Vertreter, Philemon aus der Kaste der Schriftgelehrten. Ich bemerkte andere Männer, dem Anschein nach arme Schlucker wie ich in blinden Helmen, die ebenfalls herbeigetrieben wurden. Ich sah sie mir nicht näher an, wußte ich doch, daß es sich um Taurentianer handelte, die sehen konnten.

Der eine oder andere spielte seine Rolle sehr gut, jammerte.

ließ sich auf die Knie fallen und erbat Gnade von der Menge, die ihn verspottete.

Endlich standen wir in einer Reihe vor der Loge und mußten unsere Schwerter heben.

Gelächter klang auf, als wir das alte Ritual der Schwertkämpfer vollführten, unsere Klingen erhoben und sagten: Ich sagte die Worte nicht.

Die Fanfaren schmetterten, und wir wurden paarweise aufgestellt.

Ich sah, wie mein Gegner herumschwang, als könne er mich nicht sehen. Er stolperte hin und her und wurde dabei von einem Wächter mit der Peitsche in Kampfrichtung gebracht. Die anderen Kampfpaare wurden ähnlich zum Kampf getrieben; ich wußte, daß man sich dort nicht weh tun würde.

»Er steht unmittelbar vor dir!« rief der Wächter meinem Gegner zu. Der Mann schien wild mit seinem Schwert herumzufuchteln. Um zunächst den Schein zu wahren, tat ich es ihm nach, was die Zuschauer mit lautem Grölen quittierten. Ich merkte jedoch, daß sich mein Gegner langsam, aber spürbar in die richtige Stellung manövrierte. Er brüllte, als sei er aufgebracht und ängstlich. Ich bewunderte seine kleine Schau.

Ich habe wenig aufzuführen, was zu meinen Gunsten spricht. Es gibt Menschen, die weitaus gebildeter sind als ich, klüger und feinfühliger, Menschen, die ich wegen ihrer zahlreichen Talente bewundere. Ich, Tarl Cabot, bin ein einfacher Mann, der in mancher Hinsicht sicher übertroffen wird. Und doch meine ich, daß ich ein besonderes Talent habe, wenn es auch unwichtig und unwürdig ist; eine Fähigkeit, der ich mit gemischten Gefühlen begegne; eine Gabe, die sowohl Fluch als auch ein Segen ist, die Gefühle des Entsetzens und der Schuld in mir hervorgerufen hat, der jedoch schon mehrfach mein Leben und das Leben mir nahestehender Menschen zu verdanken ist. Es ist eine Gabe, die ich nicht zu fördern gesucht habe, ein Talent, vor dem ich oft Angst hatte und das ich nicht mehr ausüben wollte, was mir jedoch nicht gelang. Der Sänger muß singen, der Weber der herrlichen Wandteppiche Ars muß weben, der Arzt muß heilen, der Baumeister bauen, der Kaufmann kaufen und verkaufen – und der Krieger muß kämpfen.

Seine Klinge traf auf mein Schwert, und ich parierte den Schlag. Ich sah, wie der Taurentianer überrascht zurückwich.

Ich spürte das Schwert in meiner Hand, das mich auf den meisten Reisen in dieser Welt begleitet hatte, das ich in Tharna mitgeführt und im Nest der Priesterkönige getragen hatte, das auch auf den riesigen goreanischen Prärien des Südens bei mir gewesen war.

Wieder schlug der Taurentianer zu, und wieder lenkte ich seinen Schlag mühelos ab. Wie betäubt blieb er stehen und machte sich kampfbereit.

Verständnislos tobte die Menge. Ich lachte; das Klirren der Schwerter hallte mir noch angenehm in den Ohren.

Durch meinen Körper lief ein Schauder der Vorfreude. Ein seltsames Hochgefühl ergriff von mir Besitz, als hätte ich Ka-la-na getrunken.

Wieder lachte ich. Alle Schuldgefühle waren verflogen.

»Ich bin Tarl Cabot«, sagte ich laut. »Ich weiß, daß du sehen kannst – aber ich kann auch sehen. Verlaß die Arena, oder ich töte dich.«

Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf mich, doch der Schrei erstarb in seiner Kehle, als er blutüberströmt in den Sand sank.

Ich wandte mich dem nächsten Mann zu. »Ich spiele keine Spielchen«, sagte ich. »Ich bin dein Feind. Geh, oder ich muß dich töten.«

Der Mann fuhr herum und griff an, und ich tat, was ich tun mußte.

»Er kann sehen!« rief einer der Taurentianer.

Die Menge schwieg verblüfft. Als sie die beabsichtigte Hinrichtung begriff, begann sie aufgebracht zu protestieren.

Die anderen Männer in den Helmen und die Wächter wandten sich in meine Richtung.

»Verlaßt die Arena«, wiederholte ich.

»Zusammen!« brüllte ihr Anführer. »Angriff!«

Er starb als erster, da er mich als erster erreichte.

Im nächsten Augenblick kämpfte ich in einem Kreis von Taurentianern um mein Leben.

Das Publikum wurde immer aufgeregter, als sich die vielen Kämpfer auf den einen stürzten. Die Freunde der Spiele waren genarrt worden. Es gefiel ihnen nicht, dem privaten Spaß einer hochstehenden Persönlichkeit, zweifellos des Ubar persönlich, beiwohnen zu müssen.

Als Fans brüllten sie ihre Wut hinaus, als Männer bekundeten sie ihre Abscheu vor den ungleichen Chancen, die dort unten im Sand herrschten.

Meine Welt war auf einen kleinen Kreis reduziert, auf sirrende Schwertklingen, auftauchende Helme. Ich drehte mich um, schlug Angriffe zurück, versuchte einzelne Taurentianer zu isolieren. In einer kurzen Kampfpause sah ich, wie ein Kämpfer einen Bürger erschlug, der offenbar in die Arena gesprungen war, um mir zu helfen; andere Taurentianer hielten mit Speeren die Menge zurück, die immer mehr aus dem Häuschen geriet.

Schließlich stand ich noch sechs Taurentianern gegenüber, die zwei Reihen bildeten. Langsam rückten sie vor, versuchten mich immer wieder einzukreisen. Ich wich zurück, über Körper von Gefallenen, tat, als ob ich stolperte. Daraufhin stürzte sofort ein Gegner vor, um den Vorteil auszunutzen.