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Ich atmete erleichtert auf.

Der Krieger ritt zu Kamchak hinüber. »Was möchtest du für deine hübsche kleine Barbarensklavin?« fragte er.

»Sie steht nicht zum Verkauf.«

»Wollen wir um sie wetten?« drängte der Reiter. Er hieß Albrecht und war aus dem Volk der Kassars. Er hatte zusammen mit Conrad gegen mich und Kamchak gekämpft.

Mein Herz begann zu hämmern.

Kamchaks Augen blitzten. Er war ein Tuchuk. »Deine Bedingungen?«

»Um den Ausgang unseres Wettstreits«, sagte Albrecht und deutete auf zwei Mädchen, die ihm gehörten und am Rande des Kampfplatzes auf ihn warteten, »gegen diese beiden.« Die Mädchen stammten aus Turia. Sie waren keine Barbarinnen und waren beide sehr schön. Zweifellos wußten beide, wie sie einem anspruchsvollen Krieger der Wagenvölker gefallen konnten.

»Gemacht!« rief Kamchak.

Einige Männer, Kinder und Sklavenmädchen hatten unserem Kampf zugesehen. Kaum war Kamchak auf Albrechts Vorschlag eingegangen, als mehrere Sklavinnen auf die Wagen zuliefen und laut »Wettstreit! Wettstreit!« zu rufen begannen. Zu meinem Mißvergnügen fand sich schnell eine große Anzahl Tuchuks, begleitet von ihren freien Frauen oder Sklavinnen, am Kampfplatz ein. Die Bedingungen des Kampfes sprachen sich schnell herum. In der Menge waren auch einige Kassars und Paravaci und sogar ein Kataii. Die Sklavinnen wirkten besonders aufgeregt. Ich hörte, wie Wetten abgeschlossen wurden. Die Tuchuks, wie viele Bewohner Gors, lieben das Spiel. Tatsächlich soll es vorgekommen sein, daß ein Tuchuk seine ganze Boskherde auf ein einziges Kaiilarennen setzte oder daß bei Spielen bis zu einem Dutzend Sklavinnen den Besitzer wechselten, nur weil ein Vogel eine andere als die gewettete Richtung einschlug oder die Anzahl von Kernen in einer Tospitfrucht nicht stimmte.

Die beiden Mädchen Albrechts standen mit leuchtenden Augen am Rande der Wettkampfbahn und versuchten ihr freudiges Lächeln zu unterdrücken. Zu meiner Überraschung schien sich auch Elizabeth Cardwell zu freuen, obwohl ich mir den Grund nicht recht vorstellen konnte.

Sie kam zu mir herüber, stellte sich auf Zehenspitzen neben meine Kaiila und hielt meinen Steigbügel. »Sie werden gewinnen«, sagte sie.

Ich wünschte, ich wäre so zuversichtlich wie sie.

Ich war zweiter Reiter für Kamchak, so wie Albrecht zweiter Reiter für Conrad von den Kassars war.

Zwar ist die Position des ersten Reiters höher, aber die von beiden Kämpfern erzielten Punkte zählen gleich. Gewöhnlich ist der erste Reiter der erfahrenere, geschicktere Mann.

In der nun folgenden Stunde erwies sich mein Training als vorteilhaft. In den letzten Monaten hatte ich mich, wenn ich nicht gerade mit Kamchak Herdenritte unternahm, sehr für die Jagdund Kampfwaffen der Tuchuks interessiert, was für einen Krieger stets eine zufriedenstellende Beschäftigung ist. Kamchak war ein guter Lehrer in dieser Beziehung und überwachte meine stundenlangen Übungen mit Lanze, Quiva und Bola. Auch lernte ich den Umgang mit dem Lasso und dem Bogen. Dem Bogen fehlt wegen seiner geringen Größe die Schußweite und Durchschlagskraft des goreanischen Langbogens oder der Armbrust; doch auf kurze Entfernungen, schnell und kräftig abgeschossen, bildet er eine nicht zu unterschätzende Waffe. Am besten kam ich mit dem ausbalancierten Sattelmesser, der Quiva, zurecht; sie ist etwa dreißig Zentimeter lang, die Klinge hat zwei Schneiden und eine gefährliche Spitze. Ich erwarb mir im Umgang mit der Quiva einige Geschicklichkeit. Auf zwölf Meter vermochte ich eine geworfene Tospit zu treffen, und auf dreißig Meter eine Bosklederscheibe, die knapp zehn Zentimeter Durchmesser hatte.

Kamchak freute sich über meine Erfolge.

Meine Kenntnisse wurden nun auf die Probe gestellt. Im Verlauf des Tages sammelten beide Parteien Punkte, und die Führung wanderte dabei hin und her, lag zuerst bei Kamchak und bei mir und schließlich bei Conrad und Albrecht.

Vom Rücken meiner Kaiila bemerkte ich das Mädchen Heerena aus dem Ersten Wagen in der Menge — das Mädchen, das mir schon an meinem ersten Tag im Lager der Tuchuks aufgefallen war. Sie war sehr lebhaft und stolz, und der winzige goldene Nasenring tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Sie und andere waren von Kind auf in dem Glauben erzogen worden, daß sie einen guten Preis bei den Spielen des Liebeskrieges abgeben würden. Turianische Krieger, so hatte mir Kamchak berichtet, hatten Freude an den wilden Mädchen der Wagenvölker. Ein junger Mann, blauäugig, blond, ohne Narbe, stieß im Gedränge gegen die Steigbügel des Mädchens. Sie schlug ihm zweimal heftig mit ihrer Lederpeitsche gegen den Hals, wo sofort ein blutiger Striemen erschien.

»Sklave!« zischte sie.

Er sah sie ärgerlich an. »Ich bin kein Sklave«, sagte er. »Ich bin Tuchuk.«

»Turianischer Sklave!« spottete sie. Kamchak hatte mir von dem jungen Mann erzählt. Im Lager war er ein Nichts. Er übernahm alle Arbeiten, half bei den Herden und erhielt dafür ab und zu ein Stück Fleisch. Er wurde Harold gerufen, ein englischer Vorname. Solche Vornamen sind auf Gor nicht unbekannt und werden teilweise schon seit tausend Jahren weitervererbt — wahrscheinlich der Name eines Urahns, der vielleicht von den Priesterkönigen bei einer Akquisitionsreise nach Gor geholt worden war. Ich hatte mich natürlich in einem Gespräch mit Harold davon überzeugt, daß der junge Mann wirklich Goreaner war, ein Abkomme der Wagenvölker. Das Problem des jungen Mannes bestand darin — vielleicht auch der Grund, warum er noch keine Mutnarbe errungen hatte —, daß er in seiner Kindheit von Turianern entführt worden war und mehrere Jahre in der Stadt verbracht hatte; als Jüngling war er unter großen Gefahren aus Turia geflohen und hatte sich mühsam über die Prärie geschleppt, um wieder bei seinem Volk zu sein. Zu seiner großen Enttäuschung hatten ihn seine Landsleute nicht wieder aufgenommen, sondern hielten ihn mehr für einen Turianer als für einen Tuchuk. Seine Eltern und Bekannten waren dem turianischen Überfall, bei dem er geraubt wurde, zum Opfer gefallen. Zum Glück hatte sich ein Jahresbewahrer an den Überfall erinnert. So war er nicht umgebracht worden und durfte bei den Tuchuks bleiben. Allerdings hatte er keinen eigenen Wagen und auch keine Bosks. Ihm gehörte nicht einmal eine Kaiila. Er hatte Waffen an sich genommen, die andere fortwarfen, und übte für sich. Doch niemand, der feindliche Karawanen überfiel oder die Stadt und ihre Außenfelder angriff oder Racheakte gegen Nachbarn wegen Boskdiebstahls unternahm, wollte ihn als Krieger akzeptieren. Zwar bewies er, daß er mit den Waffen umgehen konnte, doch man lachte ihn nur aus. »Du hast ja nicht mal eine Kaiila«, sagte man. »Du hast auch noch keine Mutnarbe.« Wahrscheinlich brachte es der junge Mann nie zu dieser Narbe, ohne die er bei den strengen, grausamen Tuchuks ständig verspottet und verachtet wurde.

Ich schlug mir das Mädchen Heerena und den jungen Harold aus dem Kopf. Albrecht zog seine Kaiila herum und löste die Bola von seinem Sattel.

»Legt eure Pelze ab«, sagte er zu seinen beiden Mädchen.

Sie gehorchten sofort und standen nun in ihren kurzen Sklaventuniken vor ihm im Gras.

Sie würden für uns laufen.

Kamchak galoppierte mit seiner Kaiila zur Menge hinüber, wo er hastig mit einem Krieger diskutierte, einem Mann, dessen Wagen unserer Kolonne folgte. Von diesem Krieger hatte Kamchak auch die beiden Mädchen gemietet, die Elizabeth Cardwell die goreanische Sprache beigebracht hatten. Ich sah eine kupferne Tarnmünze aufblitzen, und eines der Mädchen, es war Tuka, ein attraktives turianisches Geschöpf, zog ihren Pelzumhang aus.

Sie würde für einen der Kassars laufen, sicher für Conrad.

Tuka mochte Elizabeth nicht, ein Gefühl, das von der irdischen Sklavin erwidert wurde. Ich machte mir Sorgen, daß Tuka vielleicht nicht gut laufen würde und wir den Wettstreit daher verlieren könnten, wenn sie sich absichtlich leicht fangen ließ.

Aber dann kam ich zu dem Schluß, daß das nicht zu erwarten war. Wenn Kamchak und ihr Herr der Meinung waren, daß sie sich nicht die größte Mühe gegeben hatte, mußte sie mit Schwierigkeiten rechnen. Ob sie nun Elizabeth haßte oder nicht — sie würde gut laufen. Denn in gewisser Weise ging es um ihr Leben.