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»Nicht schlecht. Jetzt gib all deine Kraft hinein.«

Magie flutete durch sie hindurch und strömte über die Grenzen ihres Körpers hinaus. Es war ein unglaubliches Gefühl. Der Schild knisterte, und Blitze zuckten umher. Yikmo lachte leise auf.

»Jetzt gib all deine Stärke hinein, Sonea.«

»Ich dachte, das hätte ich getan.«

»Ich denke nicht, dass du es getan hast. Stell dir vor, alles, was dir etwas bedeutet, hinge von einer einzigen gewaltigen Anstrengung ab. Halte nichts zurück.«

Nickend stellte sie sich vor, dass Akkarin vor dem Schild stünde. Sie stellte sich vor, Rothen sei an ihrer Seite und die Zielscheibe für Akkarins ungeheure Kraft.

Halte nichts zurück, befahl sie sich, während sie ihre Magie losließ.

Der Schild der Arena erstrahlte in einem so hellen Licht, dass Sonea kurz die Augen schließen musste. Obwohl das Klirren nicht lauter war als zuvor, vibrierte das Geräusch in ihren Ohren. Yikmo kicherte.

»Wir kommen der Sache näher! Jetzt mach es noch einmal.«

Sie sah ihn an. »Noch einmal?«

»Noch stärker, wenn du kannst.«

»Was ist mit dem Schild der Arena?«

Er lachte. »Es bedürfte schon einer weitaus größeren Magie, um den Schutzschild zu durchbrechen. Seit Hunderten von Jahren geben Magier ihre Stärke in diesen Schild. Ich erwarte, dass die Tragpfeiler bis zum Ende dieser Stunde rot glühen werden, Sonea. Mach weiter. Greif noch einmal an.«

Nach einigen weiteren Feuerzaubern stellte Sonea plötzlich fest, dass es ihr Spaß machte. Obwohl die Angriffe auf den Schild der Arena keine echte Herausforderung darstellten, tat es gut, ihre Magie freisetzen zu können, ohne sich zurückhalten zu müssen. Jeder ihrer Angriffe fiel jedoch ein wenig schwächer aus als der vorherige, und schon bald konnte sie nur noch dürftige Lichtrinnsale über den Schild schicken.

»Das genügt, Sonea. Ich möchte nicht, dass du in deinem nächsten Kurs einschläfst.« Er sah sie fragend an. »Wie hat dir diese Stunde gefallen?«

Sie lächelte. »Sie war nicht so anstrengend, wie Eure Stunden es sonst sind.«

»Hat es dir Spaß gemacht?«

»Ich glaube, ja.«

»In welcher Hinsicht?«

Sie runzelte die Stirn, dann musste sie ein Lächeln unterdrücken. »Es ist wie … wenn ich feststelle, wie schnell ich laufen kann.«

»Sonst noch etwas?«

Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie sich vorgestellt hatte, Akkarin zu Asche zu verbrennen. Aber er hatte ihr Zögern gespürt. Vielleicht sollte sie ihm etwas erzählen, das der Wahrheit möglichst nahe kam? Sie blickte zu ihm auf und lächelte schelmisch. »Es ist ein Gefühl, als werfe man Steine nach Magiern.«

Er zog die Augenbrauen hoch. »Ach ja?« Schließlich drehte er sich um und bedeutete ihr, ihm zum Portal der Arena zu folgen. »Wir haben heute deine Grenzen getestet, aber dieser Test sagt uns nichts darüber, wie du im Vergleich zu anderen abschneiden würdest. Das wird der nächste Schritt sein. Sobald du weißt, wie viel Energie du gefahrlos gegen einen anderen einsetzen kannst, solltest du dein Zögern, bevor du angreifst, überwinden.« Er hielt inne. »Es ist zwei Tage her, seit Regin dich erschöpft hat. Warst du gestern müde?«

»Ein wenig, am Morgen.«

Er nickte langsam. »Geh heute Abend früh zu Bett, wenn du kannst. Morgen wirst du deine ganze Kraft brauchen.«

»Also, was hältst du von meiner Schwester?«

Als Dannyl Tayends breites Grinsen sah, kicherte er. »Rothen würde sagen, sie nimmt kein Blatt vor den Mund.«

»Ha!«, erwiderte Tayend. »Das ist noch eine freundliche Formulierung.«

Mayrie von Porreni war ebenso reizlos, wie ihr Bruder gut aussehend war, obwohl beide schlank waren und von zierlichem Körperbau. Mayrie hatte eine direkte Art und einen verwegenen Sinn für Humor, die es einem leicht machten, sie zu mögen.

Auf dem Besitz, den ihr Mann verwaltete, wurden Pferde gezüchtet, Getreide und Gemüse angebaut und Weine gekeltert, die überall in den Verbündeten Ländern begehrt waren. Das Haus war ein weitläufiges, einstöckiges Gebäude, das von einer Veranda umgeben war. Nach dem Abendessen hatte Tayend eine Flasche Wein und Gläser genommen und Dannyl auf die Veranda geführt, wo einige Stühle bereitstanden.

»Also, wo ist Orrend, Mayries Mann?«, fragte Dannyl.

»In Capia«, sagte Tayend. »Mayrie ist die eigentliche Verwalterin hier. Orrend kommt nur alle paar Monate zu Besuch.« Er sah Dannyl an und senkte die Stimme. »Die beiden kommen nicht besonders gut miteinander aus. Vater hat sie damals mit jemandem verheiratet, den er für einen passenden Gatten hielt. Aber wie immer lag er mit seiner Einschätzung weit daneben.«

Dannyl nickte. Ihm war aufgefallen, dass Mayrie sich jedes Mal verkrampft hatte, wenn einer ihrer Gäste den Namen ihres Mannes erwähnte.

»Womit nicht gesagt sein soll, dass sie, wenn sie einen Mann ihrer eigenen Wahl geheiratet hätte, nicht einen noch größeren Fehler begangen hätte«, fügte Tayend hinzu. »Neuerdings gibt sie das sogar zu.« Er seufzte. »Ich warte immer noch auf den Tag, an dem Vater eine geziemend grauenhafte Ehefrau für mich auswählt.«

Dannyl runzelte die Stirn. »Das wird er tun? Trotz allem?«

»Wahrscheinlich.« Der Gelehrte spielte mit seinem Glas, dann blickte er abrupt auf. »Ich habe dich noch nie danach gefragt, aber gibt es jemanden, der in Kyralia auf dich wartet?«

»Auf mich?« Dannyl schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Keine Dame? Keine Geliebte irgendwo?« Tayend schien überrascht zu sein. »Warum nicht?«

Dannyl zuckte die Achseln. »Ich hatte nie die Zeit dazu. Es war immer zu viel zu tun.«

»Was zum Beispiel?«

»Meine Experimente.«

»Und?«

Dannyl lachte. »Ich weiß nicht. Wenn ich zurückdenke, frage ich mich, wie es mir gelungen ist, meine Zeit auszufüllen. Gewiss nicht, indem ich diese höfischen Zusammenkünfte besucht habe, die anscheinend eigens dazu gedacht sind, einen Ehemann oder eine Ehefrau zu finden. Diese Feste ziehen nicht die Art Frau an, an der ich interessiert wäre.«

»Was für eine Art Frau ist das denn, an der du Interesse hättest?«

»Ich weiß es nicht«, gestand Dannyl. »Ich bin nie einer begegnet, die mich genügend interessiert hätte.«

»Aber was ist mit deiner Familie? Haben deine Eltern nicht versucht, eine passende Frau für dich zu finden?«

»Sie haben es einmal getan, vor etlichen Jahren.« Dannyl seufzte. »Sie war durchaus ein nettes Mädchen, und ich hatte die Absicht, sie zu heiraten, um meine Familie glücklich zu machen. Aber eines Tages habe ich dann beschlossen, dass ich es nicht tun könne, dass ich lieber allein und kinderlos bleiben würde, als eine Frau zu heiraten, die mir nichts bedeutet. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es dem Mädchen gegenüber grausamer wäre, das zu tun, als die Heirat abzulehnen.«

Tayend hob die Augenbrauen. »Aber wie bist du aus der Sache herausgekommen? Ich dachte, in Kyralia würden die Väter die Ehen für ihre Kinder arrangieren.«

»Das tun sie auch.« Dannyl kicherte. »Aber es gehört zu den Vorrechten eines Magiers, eine arrangierte Ehe abzulehnen. Ich habe mich nicht von Anfang an dagegen gewehrt, aber es ist mir gelungen, einen Weg zu finden, meinen Vater umzustimmen. Ich wusste, dass das Mädchen einen anderen Mann bewunderte, deshalb habe ich dafür gesorgt, dass gewisse Dinge geschahen, die alle Beteiligten davon überzeugt haben, dass er die bessere Wahl für sie sei. Ich habe die Rolle des enttäuschten Verehrers gespielt und allen Leid getan. Sie ist recht glücklich geworden, wie ich höre, und hat seither fünf Kinder zur Welt gebracht.«

»Und dein Vater hat nicht versucht, eine andere Ehe für dich zu arrangieren?«

»Nein. Er fand wohl, dass er mich besser in Ruhe lassen sollte, jedenfalls solange ich nicht auf die Idee kam, eine niedrig geborene Dienstmagd zur Frau zu nehmen.«

Tayend seufzte. »Du bist zu beneiden. Mein Vater hat meine Partner nie akzeptiert. Zum Teil deshalb, weil ich sein einziger Sohn bin und er sich Sorgen macht, dass es nach mir keinen Erben geben wird. Aber vor allem missbilligt er meine … nun ja … meine Neigungen.«