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»Keine Veränderungen im Zimmer«, sagte Ahrind. »Keine Besucher nach dem Abendgong. Wenn du einmal für mehrere Nächte auswärts schlafen willst, setze mich bitte zwei Tage vor dem ersten Abend darüber in Kenntnis. Das Zimmer hat jederzeit sauber und ordentlich zu sein. Wenn nötig, triff die entsprechenden Vereinbarungen mit den Dienern. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Sonea nickte. »Ja, Mylord.«

Er drehte sich um und ging davon. Sonea tauschte einen Blick mit Tania, dann betrat sie ihr neues Quartier.

Es war eine Spur größer als ihr Schlafzimmer in Rothens Wohnung, und es enthielt ein Bett, einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch und einige Regale. Vom Fenster aus konnte sie die Arena und die Gärten sehen. Tania stellte den Koffer auf das Bett und begann, ihre Sachen auszupacken.

»Ich habe diesen Jungen gar nicht gesehen«, bemerkte Tania.

»Nein. Was nicht bedeutet, dass er mich nicht beobachtet hat. Er oder einer seiner Gefolgsleute.«

»Es ist gut, dass dein Zimmer sich so nahe beim Eingang befindet.«

Sonea nickte und machte sich daran, ihre Notizbücher und Schreibutensilien in die Schubladen des Schreibtisches zu räumen. »Ahrind will mich wahrscheinlich genau im Auge behalten. Um sicherzustellen, dass ich keinen schlechten Einfluss auf die anderen ausübe.«

Tania schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Die Diener mögen ihn nicht besonders. Geht ihm am besten aus dem Weg. Wie wollt Ihr es mit den Mahlzeiten halten?«

Sonea zuckte die Achseln. »Ich werde mit Rothen zu Abend essen. Davon abgesehen… wahrscheinlich werde ich in den Speisesaal gehen. Vielleicht kann ich unauffällig hineinschlüpfen, mir etwas nehmen und mich wieder davonschleichen, bevor Regin fertig ist.«

»Wenn Ihr wollt, kann ich Euch Eure Mahlzeiten hierher bringen.«

»Das solltest du nicht tun«, seufzte Sonea. »Du würdest dir nur Feinde machen.«

»Ich kann mit einem der anderen Diener herkommen oder jemanden bitten, Euch etwas zu bringen. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass Ihr wegen dieses Jungen Hunger leidet.«

»Das wird schon nicht passieren, Tania«, versicherte Sonea ihr. »So, jetzt ist alles ausgepackt.« Sie legte eine Hand auf die Schranktür, dann auf die Schublade des Schreibtisches. »Alles ist verschlossen. Lass uns in die Magierbibliothek gehen, zu Rothen.«

Lächelnd scheuchte Sonea die Dienerin aus dem Raum, verschloss die Tür und machte sich auf den Weg in Richtung Universität.

»Was habe ich da in der Tasche?« Tayend zog ein Blatt Papier aus seinem Mantel und betrachtete es. »Ah, die Notizen von meinem Besuch im Hafen.« Er las das Geschriebene noch einmal durch und runzelte die Stirn. »Akkarin war sechs Jahre fort, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Dannyl.

»Das bedeutet, dass er nach seiner Rückkehr von den Vin-Inseln fünf davon hier verbracht hat.«

»Es sei denn, er wäre über Land zu anderen Orten gereist«, warf Dannyl ein.

»Wohin denn?« Tayend runzelte die Stirn. »Ich wünschte, wir könnten die Familie befragen, bei der er gewohnt hat, aber sie würde wahrscheinlich Akkarin darüber informieren, dass sich jemand nach ihm erkundigt hat, und ich habe den Eindruck, dass Ihr das lieber vermeiden würdet.« Er trommelte mit den Fingern auf die Reling des Schiffes.

Dannyl lächelte und drehte das Gesicht in den Wind. Seit er mit dem Gelehrten zusammenarbeitete, mochte er den Mann von Tag zu Tag lieber. Tayend hatte einen schnellen Verstand und ein gutes Gedächtnis, und außerdem war er nicht nur ein hervorragender Assistent, sondern auch ein unterhaltsamer Gefährte. Als Tayend sich erboten hatte, Dannyl auf seiner Reise nach Lonmar zu begleiten, war Dannyl gleichermaßen überrascht und erfreut gewesen. Er hatte allerdings gefragt, ob Irand damit einverstanden sei.

»Oh, ich arbeite nur deshalb hier, weil ich es so will«, hatte Tayend mit offenkundiger Erheiterung geantwortet. »Tatsächlich arbeite ich im Grunde gar nicht. Als Gegenleistung dafür, dass ich mich bei Besuchern und Forschern nützlich mache, steht mir selbst die Bibliothek zur freien Verfügung.«

Als Dannyl den Wunsch geäußert hatte, Lonmar und Vin zu besuchen, war er davon überzeugt gewesen, dass der erste Botschafter diesen Plan missbilligen würde. Immerhin war er erst seit wenigen Monaten in Elyne. Aber Errend war begeistert von dem Vorhaben gewesen. Wie es aussah, hatte Lorlen ihn gebeten, diese Länder zu bereisen, um einige diplomatische Angelegenheiten zu regeln, und Errend schätzte es gar nicht, mit dem Schiff reisen zu müssen. Also hatte er prompt beschlossen, dass Dannyl an seiner Stelle fahren sollte.

Das alles kam verdächtig gelegen…

»Wie ist er dann zur Gilde zurückgekommen?«

Dannyl zuckte zusammen, dann wandte er sich zu Tayend um. »Wer?«

»Akkarin.«

»Es heißt, er sei einfach vor den Gildetoren aufgetaucht, schmutzig von Kopf bis Fuß und angetan mit gewöhnlicher Kleidung, und zuerst habe ihn niemand erkannt.«

Tayends Augen weiteten sich. »Ach wirklich? Hat er gesagt, warum?«

Dannyl zuckte die Achseln. »Möglicherweise. Ich muss zugeben, dass ich mich damals nicht allzu sehr für diese Angelegenheit interessiert habe.«

»Ich wünschte, wir könnten ihn fragen.«

»Wenn wir nach alter Magie suchen, wird der Grund, warum Akkarin am Ende seiner Suche derart schäbig gekleidet zurückkam, uns wahrscheinlich nicht allzu sehr weiterhelfen. Vergesst nicht, dass Lorlen gesagt hat, sein Forschungsvorhaben sei unvollendet geblieben.«

»Ich würde es trotzdem gern wissen«, beharrte Tayend.

Das Schiff schaukelte leicht, während es den Ausgang der Bucht passierte. Dannyl, der sich noch einmal umdrehte, stieß einen anerkennenden Seufzer aus. Er hatte wahrlich Glück gehabt, dass man ihm als Botschafter an einen solchen Ort geschickt hatte. Tayend steckte unterdessen den Bogen Papier wieder ein.

»Lebwohl, Capia«, sagte er wehmütig. »Es ist ein Gefühl, als löse man sich aus den Armen einer schönen Geliebten, die man schamlos für selbstverständlich gehalten hat. Erst wenn man fortgeht, begreift man, was man hatte.«

»Der Prächtige Tempel gilt als sehr beeindruckend.«

Tayend sah sich an Deck um. »Ja, und wir werden ihn mit eigenen Augen sehen. Was für ein Abenteuer uns erwartet! Welch schöne Bilder und denkwürdige Erfahrungen - und was für eine fantastische Art zu reisen!«

»Ihr solltet Euch vielleicht erst Eure Kajüte ansehen, bevor Ihr weitere Loblieder auf unsere Reise singt - obwohl Euch das Schlafen unter Deck gewiss als denkwürdige Erfahrung in Erinnerung bleiben wird.«

Tayend schwankte, als das Schiff in der Dünung des weiten Meeres zu schlingern begann. »Das wird doch sicher bald aufhören, oder? Wenn wir weiter draußen sind?«

»Was wird aufhören?«, fragte Dannyl hinterhältig.

Der Gelehrte sah ihn entsetzt an, dann stürzte er zur Reling hinüber und übergab sich. Dannyl schämte sich seiner spöttischen Bemerkung.

»Hier.« Er legte Tayend eine Hand auf den Arm. Dann schloss er die Augen und sandte sein Bewusstsein in den Körper des Gelehrten, aber die Verbindung zwischen ihnen wurde jäh gelöst, als der Gelehrte seine Hand fortstieß.

»Nein. Tut das nicht.« Tayends Gesicht war rot geworden. »Ich werde schon zurechtkommen. Das ist die Seekrankheit, nicht wahr? Ich werde mich daran gewöhnen.«

»Ihr braucht nicht krank zu sein«, erwiderte Dannyl, den die Reaktion des Gelehrten verwirrte.

»Oh doch.« Tayend beugte sich abermals über die Reling. Als er sich wieder aufrichtete, wischte er sich mit einem Nasentuch über den Mund. »Das gehört alles mit zu den Erfahrungen dieser Reise, versteht Ihr«, sagte er an die Wellen gewandt. »Wenn Ihr mich daran hindert, diese Erfahrung zu machen, werde ich keine guten Geschichten zu erzählen haben.«

Dannyl zuckte die Achseln. »Nun, falls Ihr Eure Meinung ändern solltet…«

Tayend hustete. »Dann gebe ich Euch Bescheid.«