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Wie immer legte Dorrien ein zügiges Tempo vor, und Sonea musste sehr schnell gehen, um mit ihm Schritt zu halten. Sie wusste, dass er darauf brannte, in sein Dorf zurückzukehren, aber sie wünschte sich trotzdem, er hätte ein wenig länger bleiben können. Sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt wie in den vergangenen Wochen. Sie war natürlich gern mit Rothen zusammen, aber Dorrien war so voller Energie, voller Ideen. Er hatte ihr das Schweben beigebracht, und er hatte sie mehrere Spiele gelehrt. All diese Spiele drehten sich um Magie, und Dorrien genoss es offensichtlich, einen Partner zu haben, mit dem er spielen konnte.

»Was ist das für ein Gefühl, der einzige Magier inmitten gewöhnlicher Menschen zu sein?«, erkundigte sie sich.

Dorrien dachte über ihre Frage nach. »Es ist befriedigend und gleichzeitig anstrengend. Die Menschen vergessen niemals, dass du anders bist, wie nahe du ihnen auch kommen magst. Sie fühlen sich unbehaglich, weil du etwas tun kannst, das sie nicht begreifen. Einige der Bauern erlauben mir nicht, sie zu berühren, obwohl sie nichts dagegen haben, wenn ich ihre Tiere heile.«

Sie nickte. »Die Menschen in den Hüttenvierteln sind genauso. Sie haben Angst vor Magiern.«

»Zu Anfang hatten die meisten Bauern tatsächlich Angst vor mir. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um ihr Vertrauen zu gewinnen.«

»Bist du nicht einsam dort oben?«

»Manchmal. Aber das ist es wert.« Sie hatten inzwischen die Straße erreicht, und Dorrien bog nach links ab. »Ich habe das Gefühl, dass es richtig ist, was ich tue. Manche Menschen in den Bergen hätten ihr Leben verloren, wenn ich nicht da gewesen wäre, um ihnen zu helfen.«

»Es muss wunderbar sein, zu wissen, dass man einem Menschen das Leben gerettet hat.«

Dorrien lächelte. »Das ist die beste Verwendung von Magie, die man sich vorstellen kann. Alles andere ist im Vergleich dazu nur ein frivoles Spiel. Vater würde das natürlich bestreiten, aber ich war schon immer der Meinung, Alchemie sei eine Verschwendung von Magie, und die Kriegskünste… nun, was soll ich dazu sagen?«

»Die Alchemisten behaupten, sie hätten Dinge geschaffen und ersonnen, die das Leben der Menschen sicherer und bequemer gemacht haben«, wandte Sonea ein. »Die Krieger behaupten, sie würden für die Verteidigung Kyralias dringend benötigt.«

Er nickte. »Die Alchemisten haben tatsächlich einiges an guter Arbeit geleistet, und es wäre höchst unklug, wenn die Magier vergessen würden, wie sie sich verteidigen können. Wahrscheinlich hege ich einfach einen Groll gegen jene, die sich nur ihren eigenen Neigungen hingeben, statt anderen zu helfen. Meiner Meinung nach verschwenden sie ihre Zeit.«

Sonea lächelte bei dem Gedanken an Dannyls Experimente. Er beschäftigte sich mit dem Versuch, geistige Bilder auf Papier zu überführen, eine Tätigkeit, die er jetzt, da er Botschafter in Elyne war, ruhen lassen musste.

»Es gibt zu viele Alchemisten und zu wenig Heiler«, fuhr Dorrien fort. »Die Heiler beschränken ihre Arbeit auf Menschen mit Geld und Ansehen, weil sie keine Zeit haben, alle Bedürftigen zu behandeln. Wir alle lernen die Grundlagen der Heilkunst. Es gibt keinen Grund, warum Alchemisten und Krieger nicht einen Teil ihrer Zeit darauf verwenden sollten, den Heilern zur Hand zu gehen. Auf diese Weise könnten wir mehr Menschen helfen. Ich behandle jeden, der meine Hilfe benötigt: Hirten, Zünftler, Bauern, Reisende. Es gibt keinen guten Grund, warum die Heiler hier nicht das Gleiche tun sollten. Die Zünftler zahlen Steuern, und ein Teil dieser Steuern fließt in den Erhalt der Gilde. Sie sollten Zugang zu den Dienstleistungen haben, die sie mit ihren Steuern unterstützen.«

Seine Stimme hatte einen leidenschaftlichen Tonfall angenommen; diese Dinge gingen ihm offensichtlich sehr nahe.

»Und die Menschen in den Hüttenvierteln?«, hakte Sonea nach.

Dorrien verlangsamte seine Schritte und drehte sich zu ihr um. »Ja«, sagte er, »auch ihnen sollten wir helfen. Obwohl ich denke, dass wir sehr vorsichtig zu Werke gehen müssten.«

Sie runzelte die Stirn. »Weshalb?«

»Die Hüttenviertel sind Teil eines erheblich größeren Problems, und es bestünde durchaus die Gefahr, dass wir dort eine Menge Zeit und Kraft vergeudeten. Die Hüttenviertel sind, wenn du mir diese Ausdrucksweise verzeihen kannst, Eiterbeulen auf der Haut der Stadt und weisen auf tiefere Probleme in deren Körper hin. Die Eiterbeulen werden erst verschwinden, wenn man die tiefer liegenden Schwierigkeiten angeht.«

»Tiefer liegende Schwierigkeiten?«

»Nun, wenn ich meinen Vergleich weiterspinne, würde ich sagen, dass die Stadt zu einem fetten alten Krieger geworden ist, der sich mit Süßigkeiten voll stopft. Entweder weiß er nicht, dass seine Gier seinen Körper zerstört, oder es ist ihm egal. Ebenso wenig begreift er, dass sein fetter Wanst ihn verunstaltet. Er ist schon lange nicht mehr gesund und kräftig, aber da er keine Feinde mehr hat, die ihm Kopfzerbrechen bereiten, ist er vollauf zufrieden damit, sich bequem zurückzulehnen und sich gehen zu lassen.«

Sonea sah ihn beeindruckt an. Sie verstand, was er mit diesem Bild sagen wollte: Der König und die Häuser waren faul und gierig, und die übrigen Bürger der Stadt - wie die Hüttenleute - zahlten den Preis dafür. Mit einem Ausdruck von Unsicherheit in den Augen wandte Dorrien sich ihr wieder zu.

»Das soll natürlich nicht bedeuten«, fügte er hastig hinzu, »dass wir nichts dagegen unternehmen sollten, weil das Problem einfach zu groß ist. Ich bin vielmehr der Meinung, dass wir dringend etwas unternehmen sollten.«

»Was zum Beispiel?«

Er lächelte. »Ich möchte uns unseren Spaziergang nicht mit weitschweifigen Reden verderben. Ah, da haben wir ja schon das Altenteil der Gilde erreicht.«

Dorrien führte Sonea an den Häusern der älteren Bewohner der Gilde vorbei, die hier ihren Ruhestand verbrachten. Am Ende der Straße angekommen, gingen sie in den Wald. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln.

Schon bald wurde der Boden uneben, und Sonea hatte mit ihrem schweren Bücherkoffer Mühe, das Gleichgewicht zu halten, deshalb stellte sie ihn auf einen umgestürzten Baumstamm und schützte ihn mit einer Barriere aus Magie. Schwer atmend folgte Sonea Dorrien einen steilen Hügel hinauf, bis ihr Gefährte endlich stehen blieb und die Hand auf den Stamm eines gewaltigen Baumes legte.

»Der erste Orientierungspunkt. Präg dir diesen Baum gut ein, Sonea. Hier wendest du dich nach Osten und setzt deinen Weg fort, bis du auf die Mauer stößt.«

»Die Äußere Stadtmauer?«

Er nickte. Sonea unterdrückte ein Stöhnen. Die Äußere Mauer musste tief im Wald liegen. Sie trotteten noch mehrere Minuten hügelaufwärts, bis Sonea völlig außer Atem war.

»Halt!«, rief sie, als sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine sie nicht länger trugen.

Dorrien drehte sich grinsend um, und sie stellte zu ihrer Befriedigung fest, dass auch er ein wenig keuchte. Er deutete auf einen Haufen schneebedeckter Felsen, der vor ihnen lag. »Die Mauer.«

Sonea musterte verwundert den Schnee, bis ihr klar wurde, dass die Felsen darunter in Wirklichkeit gewaltige Steinquader waren, die sich quer durch den Wald zogen. Diese Trümmer waren alles, was von der Äußeren Mauer übrig geblieben war.

»Von hier aus«, stieß Dorrien - immer noch atemlos - hervor, »wenden wir uns wieder nach Norden.«

Bevor sie Einwände erheben konnte, war er bereits weitergegangen. Da der Weg nicht länger hügelaufwärts führte, beruhigte sich Soneas hämmerndes Herz langsam. Auf einem Felsvorsprung verschwand Dorrien plötzlich. Sonea folgte seinen Spuren im Schnee und fand sich kurz darauf in einem kleinen Kreis von Steinbrocken wieder. Die Bäume wuchsen hier so dicht, dass der Ort im Sommer wohl kaum wiederzufinden war. An einer Seite plätscherte Wasser an den Felsen herunter und sammelte sich zu einem von Eis umgebenen Teich, bevor es über andere Felsen weiterfloss.

Dorrien stand einige Schritte von ihr entfernt und lächelte. »Das ist sie. Die Quelle. Hier kommt das Wasser der Gilde her.«