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»Arme Sonea«, sagte Regin gedehnt. »Das Leben als Schützling des Hohen Lords muss sehr einsam sein. Keine Freunde. Niemanden, mit dem man spielen kann. Wir dachten, du hättest vielleicht gern etwas Gesellschaft. Vielleicht ein kleines Spiel.« Er sah einen der älteren Jungen an. »Also, was wollen wir spielen?«

Der Junge grinste. »Mir hat deine erste Idee eigentlich recht gut gefallen, Regin.«

»Du meinst, wir sollen ›Säuberung‹ spielen?« Regin zuckte die Achseln. »Es wäre sicher eine gute Übung für die Arbeit, die wir später im Leben vielleicht tun werden. Aber ich denke, um diese Art von Ungeziefer aus der Universität zu vertreiben, bedarf es mehr als blitzender Lichter und Barrieren.« Er sah Sonea mit schmalen Augen an. »Wir werden uns wohl etwas Überzeugenderes einfallen lassen müssen.«

Bei seinen Worten regte sich Zorn in Sonea, aber als Regin dann die Hände hob, verwandelte sich der Zorn in Ungläubigkeit. Er würde doch gewiss nicht mit Magie gegen sie kämpfen. Nicht hier. Nicht in der Universität.

»Du würdest es nicht wagen…«

Er grinste. »Ach nein?« Als ein Licht von seiner Hand aufblitzte, riss Sonea einen Schild hoch. »Was willst du dagegen unternehmen? Es deinem Mentor erzählen? Irgendwie glaube ich nicht, dass du das tun wirst. Ich glaube, du hast zu große Angst vor ihm.«

Regin kam näher, und weiße Magie züngelte von seinen Händen auf.

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, entgegnete sie. »Und was ist, wenn jemand hier vorbeikommt? Du kennst die Regeln.«

»Ich glaube nicht, dass diese Gefahr allzu groß ist.« Regin feixte. »Wir haben uns gründlich umgesehen. Es ist niemand in der Nähe. Selbst Lady Tya hat inzwischen die Bibliothek verlassen.«

Es war nicht schwierig, seine Angriffe abzuwehren. Sie brauchte ihm nur ein klein wenig von ihrer eigenen Magie entgegenzuschleudern, um ihn aufzuhalten, aber sie widerstand der Versuchung, denn sie hatte Lord Yikmos Belehrungen keineswegs vergessen, ein Magier durfte anderen Menschen keinen Schaden zufügen.

»Ruf doch deinen Mentor herbei, Sonea«, drängte er sie. »Bitte ihn, dich zu retten.«

Ein kalter Schauer überlief Sonea, aber sie ignorierte ihn. »Retten? Vor dir, Regin? Wegen einer solchen Nichtigkeit sollte man den Hohen Lord wohl kaum belästigen.«

Regin sah die Novizen um sich herum an. »Habt ihr das gehört? Sie denkt, wir seien der Aufmerksamkeit des Hohen Lords nicht würdig. Wir, die Besten der Häuser, während sie ein bloßes Hüttenmädchen ist? Zeigen wir ihr, wer würdig ist und wer nicht. Kommt.«

Er griff sie von neuem an. Als sie spürte, dass ihr Schild auch von hinten attackiert wurde, drehte sie sich um. Kano und Issle hatten sich an die Spitze der Novizen gestellt, die dort Position bezogen hatten. Aber die älteren Novizen runzelten die Stirn. Sonea sah Zweifel in ihren Gesichtern.

»Ich habe es euch doch gesagt«, rief Regin, ohne in seinen Angriffen nachzulassen. »Sie wird es ihm nicht erzählen.«

Doch die älteren Novizen zögerten immer noch.

»Und wenn sie es tut«, fügte Regin hinzu, »werde ich die Verantwortung übernehmen. Ich bin bereit, euch das zuzusagen, nur um es euch zu beweisen. Was habt ihr schon zu verlieren?«

Während er sie immer weiter attackierte, blickte Sonea noch einmal über ihre Schulter. Weitere Novizen hatten sich ihm angeschlossen. Inzwischen kostete es sie sehr viel Energie, ihren Schild aufrechtzuerhalten. Beunruhigt dachte sie darüber nach, was sie tun sollte. Wenn sie den Hauptflur erreichen konnte… Sie machte einen Schritt nach vorn und zwang Regin und seine Gefährten zurückzuweichen.

»Wenn ihr uns jetzt nicht helft«, schrie Regin den wenigen Novizen zu, die immer noch zögerten, »dann wird sie uns entkommen. Und sich weiterhin nehmen, was rechtmäßig uns gehört. Wollt ihr sie jetzt auf ihren Platz verweisen oder den Rest eures Lebens damit verbringen, euch vor einem Hüttenmädchen zu verneigen?«

Die Novizen an seiner Seite traten, wenn auch immer noch widerstrebend, einen Schritt vor und griffen sie mit einem Kraftzauber an. Der Versuch, mit gleicher Münze zu antworten, kostete sie mehr Energie als ein einfacher Schild, und obwohl sie einige Schritte weitergekommen war, zahlte sie einen hohen Preis dafür.

Sie hielt inne und dachte noch einmal über ihre Strategie nach. Hatte sie genug Energie, um den Flur zu erreichen? Sie war sich nicht sicher. Also war es klüger, ihre Kräfte zu schonen. Hoffentlich würden die anderen irgendwann erschöpft sein, so dass sie sich mühelos an ihnen vorbeidrängen konnte.

Um die Größe ihres Schilds zu verringern, drückte sie sich mit dem Rücken an die Wand. Welches Ziel verfolgte Regin mit diesem Angriff? Sie war ursprünglich davon ausgegangen, dass Regin nur deshalb eine so große Gruppe um sich herum versammelt hatte, um ein größeres Publikum zu haben - und einen besseren Schutz, falls sie sich zur Wehr setzte. Hoffte er, sie zu erschöpfen? Und wenn ja, was wollte er dann tun? Sie töten? Ein Hüttenmädchen konnte es kaum wert sein, dafür ins Gefängnis zu gehen. Nein, wahrscheinlich wollte er nur dafür sorgen, dass sie zu müde war, um am nächsten Tag am Unterricht teilnehmen zu können.

Die Angriffe wurden schwächer, aber zu ihrem Entsetzen spürte Sonea, dass ihre Kräfte sie zu verlassen drohten. Es würde knapp werden. Zu knapp. Als ihr Schild ins Wanken geriet, hob Regin die Arme.

»Halt!«

Die Angriffe verebbten. In der Stille, die nun einkehrte, sah Regin seine Gefährten einen nach dem anderen an und grinste.

»Seht ihr? Und jetzt verweisen wir sie auf den Platz, der ihr zukommt.«

Als er sich wieder zu ihr umdrehte, sah sie das boshafte Glitzern in seinen Augen und begriff, dass es nur der erste Teil seines Plans gewesen war, sie zu erschöpfen. Sie wünschte, sie hätte weiter versucht, zu dem Hauptflur vorzudringen. Doch noch während sie das dachte, wusste sie, dass sie es niemals so weit geschafft hätte.

Regin sandte einen weiteren, vorsichtigen Kraftzauber gegen ihren Schild. Die anderen Novizen folgten seinem Beispiel. Die meisten ihrer Angriffe waren schwach, aber während Sonea immer mehr von ihrer Energie verbrauchte, um den Schild aufrechtzuerhalten, wurde ihr klar, dass es kein Entkommen für sie gab. Selbst wenn sie alle am Ende zu erschöpft waren, um ihre Kräfte zu benutzen, konnten zehn Novizen ihr viele schreckliche Dinge antun, auch ohne ihre Magie zu benutzen.

Mit wachsendem Entsetzen spürte sie, wie ihre Energie verebbte. Ihr Schild flackerte ein letztes Mal auf, dann erlosch er, so dass nur noch Luft zwischen ihr und Regin war. Regin lächelte die anderen an - ein müdes, aber triumphierendes Lächeln.

Dann schoss plötzlich ein Strahl roten Lichts aus Regins Hand. Schmerz blühte in ihrer Brust auf und sandte seine Strahlen in ihre Arme und Beine und bohrte sich in ihren Kopf. Ihre Muskeln begannen zu zucken, dann glitt sie langsam an der Wand hinunter.

Als der Schmerz verebbte und sie die Augen aufschlug, lag sie zusammengerollt auf dem Boden. Heiße Röte schoss ihr ins Gesicht. Gedemütigt versuchte sie, wieder aufzustehen, aber ein neuer Ansturm von Schmerzen raubte ihr die Sinne. Sie biss die Zähne zusammen, fest entschlossen, nicht aufzuschreien.

»Nun, ich wollte schon immer gern wissen, wie ein Betäubungszauber wirkt«, hörte sie Regin sagen. »Wollt ihr es auch mal probieren?«

Als ein angewidertes Schnauben an ihre Ohren drang, fasste Sonea einen Moment lang Hoffnung. Sie sah, dass zwei der Novizen einen entsetzten Blick wechselten, sich umdrehten und davongingen. Aber die Gesichter der anderen spiegelten eifrige Begeisterung wider, und ihre Hoffnung erlosch, als ein Betäubungszauber nach dem anderen ihren Körper wie ein Feuer durchzuckte.