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Octavio.

Geht, ruht Euch aus und haltet Euch verborgen.

Ich denk Euch noch vor Abend abzufert'gen.

Die Sachen liegen der Entwicklung nah,

Und eh' der Tag, der eben jetzt am Himmel

Verhaengnisvoll heranbricht, untergeht,

Muss ein entscheidend Los gefallen sein.

(Kornet geht ab.)

Dritter Auftritt

Beide Piccolomini.

Octavio.

Was nun, mein Sohn? Jetzt werden wir bald klar sein,

-Denn alles, weiss ich, ging durch den Sesina.

Max. (der waehrend des ganzen vorigen Auftritts in einem

heftigen, innern Kampf gestanden, entschlossen)

Ich will auf kuerzerm Weg mir Licht verschaffen.

Leb wohl!

Octavio.

Wohin? Bleib da!

Max.

Zum Fuersten.

Octavio. (erschrickt)

Was?

Max. (zurueckkommend)

Wenn du geglaubt, ich werde eine Rolle

In deinem Spiele spielen, hast du dich

In mir verrechnet. Mein Weg muss gerad sein.

Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit

Dem Herzen falsch-nicht zusehn, dass mir einer

Als seinem Freunde traut, und mein Gewissen

Damit beschwichtigen, dass er's auf seine

Gefahr tut, dass mein Mund ihn nicht belogen.

Wofuer mich einer kauft, das muss ich sein.

-Ich geh zum Herzog. Heut noch werd ich ihn

Auffordern, seinen Leumund vor der Welt

Zu retten, eure kuenstlichen Gewebe

Mit einem graden Schritte zu durchreissen.

Octavio.

Das wolltest du?

Max.

Das will ich. Zweifle nicht.

Octavio.

Ich habe mich in dir verrechnet, ja.

Ich rechnete auf einen weisen Sohn,

Der die wohltaet'gen Haende wuerde segnen,

Die ihn zurueck vom Abgrund ziehn-und einen

Verblendeten entdeck ich, den zwei Augen

Zum Toren machten, Leidenschaft umnebelt,

Den selbst des Tages volles Licht nicht heilt.

Befrag ihn! Geh! Sei unbesonnen gnug,

Ihm deines Vaters, deines Kaisers

Geheimnis preiszugeben. Noet'ge mich

Zu einem lauten Bruche vor der Zeit!

Und jetzt, nachdem ein Wunderwerk des Himmels

Bis heute mein Geheimnis hat beschuetzt,

Des Argwohns helle Blicke eingeschlaefert,

Lass mich's erleben, dass mein eigner Sohn

Mit unbedachtsam rasendem Beginnen

Der Staatskunst muehevolles Werk vernichtet.

Max.

Oh! diese Staatskunst, wie verwuensch' ich sie !

Ihr werdet ihn durch eure Staatskunst noch

Zu einem Schritte treiben-Ja, ihr koenntet ihn,

Weil ihr ihn schuldig wollt, noch schuldig machen.

Oh! das kann nicht gut endigen-und mag sich's

Entscheiden wie es will, ich sehe ahnend

Die unglueckselige Entwicklung nahen.-

Denn dieser Koenigliche, wenn er faellt,

Wird eine Welt im Sturze mit sich reissen,

Und wie ein Schiff, das mitten auf dem Weltmeer

In Brand geraet mit einem Mal und berstend

Auffliegt und alle Mannschaft, die es trug,

Ausschuettet ploetzlich zwischen Meer und Himmel,

Wird er uns alle, die wir an sein Glueck

Befestigt sind, in seinen Fall hinabziehn.

Halte du es, wie du willst! Doch mir vergoenne,

Dass ich auf meine Weise mich betrage.

Rein muss es bleiben zwischen mir und ihm,

Und eh' der Tag sich neigt, muss sich's erklaeren,

Ob ich den Freund, ob ich den Vater soll entbehren.

(Indem er abgeht, faellt der Vorhang.)