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»Ich hoffe, du erwartest nicht von mir...«

»Du dreckiger Kerl!«

»Wage es nicht, so mit mir zu sprechen. Ich würde nicht in Häuser wie das Casa Nova gehen, wenn du als Ehefrau anders wärst.«

»Ich wäre vielleicht eine andere Ehefrau, wie du das nennst, wenn du auch nur die geringste Ahnung hättest, wie man mit einer Frau umgeht. Du bist ein erbärmlicher Idiot.«

»Wenigstens mögen sie mich dort. Die gute Krystal ist immer...«

»Sie mögen dich? Sie lachen sich hinter deinem Rücken krank über dich.«

»Woher, zum Teufel, weißt du so gut Bescheid? Ich bin erstaunt, daß du dieses Haus überhaupt kennst.«

»Wenn du es genau wissen willst, sie haben im Abraxas darüber geredet. Ein paar der alten Schlampen aus dem Casa Nova waren dort, um sich verjüngen zu lassen.«

»Es funktioniert nicht, wie, Barbara?«

»Was?«

»Die Verjüngung. Ich meine, im Augenblick siehst du wirklich so alt aus, wie du bist. Das übrigens war die erste Lüge, die du mir aufgetischt hast - dein Alter. Guter Gott, der heutige Tag öffnet mir wirklich die Augen. Ich komme mir vor, als würde ich dich zum erstenmal richtig sehen.«

Barbara schlenderte zum Fenster, wählte mit Bedacht eine Zigarette aus der Dose aus und zündete sie an. Sie drehte sich um und blies eine Rauchwolke in die Luft.

»Das gilt für uns beide, mein Lieber«, sagte sie mit einem unnachgiebigen Lächeln. »Das gilt für uns beide.«

5

David Whiteley kam in Jeans, einem verschwitzten Hemd und mit einem Whiskyglas in der Hand an die Tür. Er führte sie ins Wohnzimmer und schaltete die laut dröhnende (>Bridge over Troubled Water<) Stereoanlage aus. Er lud sie ein, Platz zu nehmen, und bot Barnaby einen Schluck Whisky an - »einen Touch von Jameson«, wie er sich ausdrückte. Das Angebot wurde abgelehnt, und David trank sein Glas aus und schenkte sich nach. Seine Hand blieb ganz ruhig, seine Stimme volltönend und klar, obwohl er während ihres kurzen Besuches auch ein drittes Glas leerte.

»Sie wissen, was vorgefallen ist, Mr. Whiteley?«

»Ja. Ich bin am Black Boy vorbeigefahren und hab’ angehalten und die Leute gefragt. Gräßliche Leichenfledderer.«

Barnaby erkundigte sich, was er am Nachmittag getan hatte. Whiteley saß auf einem Schaukelstuhl und wiegte sich langsam vor und zurück, während er seine Besucher eingehend musterte. Er wirkte fehl in diesem klassischen Requisit der Alten und Rentner. Er strahlte ungeheure Männlichkeit und eine beinahe rohe Sexualität aus. Es erschien nur passend, daß er seine Tage damit verbrachte, Land zu bestellen und die Ernte einzufahren. Er sagte: »Ich beaufsichtigte bis etwa drei, halb vier die Hopfenarbeiter, dann brachte ich einen Mähdrescher nach Gessler Tye. In zwei Tagen fangen wir da unten mit der Ernte an... na ja, wahrscheinlich nicht gerade am Samstag wegen der Hochzeit, aber ich denke, am Sonntag geht’s los.«

»Am Sonntag?«

»Klar. In der Erntezeit kann man die Wochenenden vergessen.«

»Kannten Sie Mrs. Rainbird?«

»Nur vom Sehen. Ich habe nicht viele Kontakte zur Dorfbevölkerung. Wenn ich ... Mädchen aufgable, dann im Bull auf dem Weg nach Gessler. Oder in Causton.«

»Haben Sie keine privaten Kontakte zu Leuten, die hier in der Nähe wohnen?«

»Nein. Oh, ich weiß, was Sie neulich dachten, Inspector. In der Küche in Tye House. Aber da ist nichts, glauben Sie mir. Das heißt, im Moment noch nicht. Trotzdem glaube ich, daß unsere Kate nicht halb so kühl ist, wie sie sich gibt. Vielleicht versuch’ ich mein Glück, wenn sie sicher unter der Haube ist.«

Der braucht nicht ins Casa Nova zu gehen, dachte Troy und gestand einem anderen Mann damit ausnahmsweise zu, daß er ebenso anziehend auf Frauen wirkte wie er selbst. Barnaby sah sich um und entdeckte die Fotografie eines Jungen auf dem Kaminsims - spinnwebenartige Risse zogen sich durchs Glas.

»Ich hatte den Eindruck, daß Sie niedergeschlagen waren, als ich Sie in der Küche sah«, meinte Barnaby.

»Ich? Ich bin niemals niedergeschlagen.« Er starrte Barnaby angriffslustig an. »Doktor Jameson kuriert alle Leiden dieser Art.« Er hob sein Glas und trank es mit einem Schluck aus. Er gehört zu den Männern, überlegte der Chief Inspector, die den Verlust des Sohnes dazu benutzen, um bei den Frauen Mitgefühl zu erregen, aber gleichzeitig nie väterliche Gefühle vor Geschlechtsgenossen zugeben würden.

»Und was taten Sie, nachdem Sie den Mähdrescher abgestellt hatten?«

»Ich fuhr mit dem Landrover zum Tye House, holte den armen alten Jack Rüssel und brachte ihn zum Tierarzt. Katherine wollte nicht, daß es im Haus gemacht wird. Meiner Meinung nach hätte die Sache schon vor Tagen erledigt werden müssen, aber sie versuchte die ganze Zeit, ihn zum Fressen zu bewegen. Danach...«

»Einen Moment, Mr. Whiteley. Waren Miss Lacey und Mr. Trace zu Hause, als Sie den Hund abholten?«

»Ja.«

»Wie spät war es da in etwa?«

»Es war irgendwann zwischen halb vier und fünf. Katherine hab’ ich nur kurz gesehen. Sie rannte die Treppe hinauf, als ich kam - wahrscheinlich wollte sie nicht mitansehen, wie ich den Hund ins Auto lud. Nachdem ich ihn abgeliefert hatte, kam ich hierher, goß mir einen Drink ein, und dann sind Sie aufgetaucht.«

»Er hätte die Kraft und die Statur für so was«, sagte Troy später, als sie die Straße überquerten und zum Tye House gingen. »Und bei einem Landgut, das so groß ist wie dieses - wer könnte da schon immer kontrollieren, wo er sich herumtreibt? Sir, genaugenommen dachte ich schon, als wir ihn wegen des ersten Mordes befragten ... Sie wissen schon, das Pärchen im Wald.« Ermutigt durch Barnabys Schweigen, fuhr er fort: »Ich meine, wer oder was hält ihn davon ab, eine halbe Stunde Pause zu machen und eine schnelle Nummer zu schieben, wenn er meilenweit von hier weg ist? Zum Beispiel heute ... er könnte die Hopfenarbeiter für eine Weile allein lassen. Und er hätte den Mähdrescher, statt ihn nach Gessler Tye zu bringen, im nächsten Feld abstellen und zu Mrs. Rainbird gehen können. Schade ist nur, daß wir nicht wissen, welches Motiv er haben könnte.«

Barnaby, der eine ziemlich gute Vorstellung vom Motiv des Mörders hatte, stand inzwischen wieder einmal vor dem apricotfarbenen Farmhaus. Katherine Lacey öffnete die Tür. Sie war sehr blaß, und selbst wenn Barnaby die Auseinandersetzung im Holly Cottage nicht mitangehört hätte, wäre ihm aufgefallen, daß sie geweint hatte. Der Kummer beeinträchtigte ihre Schönheit kein bißchen. Ihre violetten Augen wirkten noch größer, und die unvergossenen Tränen verliehen ihnen einen neuen Glanz. Sie trug ein makellos weißes Leinenkleid und flache Sandalen. Sie sah die Polizisten ernst an und sagte: »Wir sind in der Küche.«

Henry wendete seinen Rollstuhl, als der Chief Inspector hereinkam, und fuhr auf ihn zu. »Was ist wirklich passiert, Barnaby? Es stimmt doch sicher nicht, daß der Rainbird-Junge seine Mutter angegriffen hat, oder?«

»Mrs. Rainbird ist umgebracht worden, Sir. Und zwar auf eine ausgesprochen gewaltsame und unangenehme Art.«

Henry wandte sich erstaunt seiner Verlobten zu.

»Siehst du, Liebling«, sagte sie freundlich, aber entschlossen. »Wir können nicht... nicht jetzt. Wir müssen einfach warten.«

»Katherine meint, wir sollten die Hochzeit absagen. Es ist lächerlich. Hundert Einladungen wurden verschickt und angenommen. Speisen und Getränke - alles ist organisiert. Morgen wird das Zelt aufgestellt. Das Haus quillt über von Geschenken ...«

»Ich spreche doch nur davon, sie eine oder zwei Wochen zu verschieben, bis all die schrecklichen Vorfälle geklärt sind. Und vielleicht entschließt sich Michael bis dahin, auch zu kommen.«