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»Ziel?«

»Verzeihung ... das nächste Opfer. Sie brauchten Geld, eine Menge Geld. Es genügte ihnen nicht, in Ruhe und Frieden zu leben, bis Michael mit seinen Bildern Erfolg haben würde. Und ich zweifle keinen Augenblick daran, daß er sehr erfolgreich geworden wäre. Er war außerordentlich begabt. Nein - sie wollten reisen. Die große Europatour. Venedig, Florenz, Amsterdam, Rom. Und überall wollten sie so lange bleiben, bis Michael von der künstlerischen Atmosphäre durchdrungen war. Und sie planten, sich im Ausland niederzulassen - wahrscheinlich hatten sie vor, als Mann und Frau zusammenzuleben.«

»Und Henry?«

»Ah... der Ärmste. Ich fürchte, sein Ableben hätte nicht lange auf sich warten lassen. Ich glaube, er hat schon eine gewisse Dosis der Substanz zu sich genommen, die Ihre Freundin getötet hat. Es war sicher kein Zufall, daß er an dem Abend, an dem Miss Simpson zu Tode kam, nach dem Essen eindöste. Und das tat er nicht nur bei dieser Gelegenheit. Henry sagte wortwörtlich zu mir: >Das passiert mir in letzter Zeit öfters<«

»Ich sehe ein, daß es wichtig für sie war, an diesem Abend unbemerkt aus dem Haus zu kommen, Chief Inspector. Aber ich verstehe immer noch nicht die Sache mit dem Hund.«

»Das ist ganz einfach. Sie ging mit ihrem Brief an Notcutt’s - zum Briefkasten, warf ihn ein und traf Michael auf dem Feldweg zum Holly Cottage. Sie gab ihm den Hund, und er nahm ihn mit nach Hause, während Katherine Ihrer Freundin einen Besuch abstattete - mit welchem Ausgang, wissen wir ‘ leider nur zu genau.«

»Sie muß eine ganze Weile bei ihr geblieben sein, um ... um sicherzugehen ...« Miss Bellringers Gesicht verzog sich kummervoll. »Tut mir leid ... all diese Einzelheiten machen es so real.«

»Wäre es Ihnen lieber, wenn ich nicht weitersprechen würde?«

»Ganz und gar nicht, aber eine kleine Stärkung kann ich schon gebrauchen.« Sie setzte Wellington auf den Boden, schraubte die Whiskyflasche auf und goß etwas davon in ihr Glas. »Darf ich Ihnen auch noch ein Schlückchen dazugeben?«

»Danke, nein. Um zum Bienenstock-Cottage zurückzukommen - Katherine mußte bleiben, bis Miss Simpson den vergifteten Wein ausgetrunken hatte. Dann ging sie zu ihrem Bruder, um den Hund abzuholen, und ab da übernahm Michael alles weitere. Bestimmt hatten sie vorgegeben, beide mit Ihrer Freundin sprechen zu müssen. Was sie zu ihr sagten, werden wir nie erfahren. Vermutlich flehten sie sie an, Stillschweigen zu bewahren, und baten um ihr Verständnis. Möglicherweise versprachen sie sogar, die Beziehung abzubrechen. Sie waren beide großartige Schauspieler.« Sein Tonfall wurde härter, als er sich an Katherines tränenreiche Vorstellung erinnerte, als sie von Benjys langsamem Dahinsiechen sprach.

»Emily muß dieses Gespräch zuwider gewesen sein. Sie war sehr heikel. Also hat Michael...?«

»Ja. Er blieb, bis sie das Bewußtsein verlor, dann machte er die Wohnzimmertür zu, damit Benjy sein Frauchen nicht sah und anfing zu bellen. Er wusch Katherines Glas ab, ließ aber das von Miss Simpson stehen. Natürlich hofften sie beide, daß es als natürlicher Tod angesehen würde, aber für den unwahrscheinlichen Fall, daß doch eine Untersuchung stattfinden würde, sollte man nur ein Glas mit Miss Simpsons Fingerabdrücken und einem Rest des Giftes finden. So wäre es auch gewesen, wenn Sie nicht...«

Miss Bellringer wurde rot. »Also war die Markierung im Shakespeare auch nur ein Fingerzeig für alle Fälle?«

»Ja. Das Buch lag aufgeschlagen auf dem Tisch. Vielleicht schaute sich Michael ein wenig um, während er wartete. Die Zeilen müssen ihm ins Auge gefallen sein, und sie erschienen ihm passend. Er zog seinen Bleistift 6 B aus der Tasche. Wer von beiden durch das Fenster in die Speisekammer kletterte, stand nicht in dem Brief. Aber er macht deutlich, daß das Lessiter-Mädchen großes Glück hatte und gerade noch dem Tod entronnen ist.«

»Judy? Das verstehe ich nicht.«

• »Sie ging zum Holly Cottage, als Katherine bei Ihrer Freundin war. Sie hat Michael sogar durchs Fenster gesehen, aber sie hat nicht gemerkt, daß der Hund im Haus war. Wenn sie geklopft und der Hund gekläfft hätte ...«

»Armes Kind. Ich fürchte, sie ist geboren, um unglücklich zu sein. Es gibt solche Menschen.«

»Ja.« Barnaby nickte. »Sie wurde von den Laceys benutzt wie jeder, der ihre Wege kreuzte. Zum Beispiel war es sehr wichtig, daß Michael den Nachmittag, an dem der Rainbird-Mord geschah, mit ihr zusammen verbrachte. Ich erinnere mich, daß mein Sergeant sagte, er hätte großes Glück gehabt, daß er mit einem Alibi aufwarten konnte. Aber mit Glück hatte das nicht das geringste zu tun. Es war ein entscheidender Punkt des Plans, daß er sich ein sicheres Alibi verschaffte. Das Messer wurde im Holly Cottage deponiert, nicht um, wie ich zuerst dachte, Lacey in Verdacht zu bringen, sondern um die Aufmerksamkeit auf jemanden zu lenken, von dessen Unschuld der Mörder wußte. Und der beweisen konnte, daß er unschuldig war.

Selbst wenn Judy nicht bei Michael angerufen hätte, wäre er mit ihr an diesem Tag in Kontakt getreten. Seine ersten Worte bei dem Telefonat waren: >Ich wollte mich gerade bei dir melden.< Und natürlich mußte er bei den Lessiters arbeiten, damit das Messer in seinem Haus >versteckt< werden konnte. Dem Brief nach zu schließen, sollte ein anonymer Hinweis bei der Polizei eingehen, der eine Hausdurchsuchung zur Folge gehabt hätte. Aber Mrs. Quine kam ihnen zuvor.«

»Was für ein riskantes Unterfangen, in den Kleidern ihres Bruders bei hellichtem Tag herumzuspazieren!«

»Sie kam aus dem Holly Cottage und ging durch den Wald. Zweifellos hätte sie den Plan nicht ausgeführt, wenn ihr jemand begegnet wäre und ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hätte. Aber aus der Ferne, mit hochgesteckten Haaren und der Mütze, konnte man sie sehr leicht für Michael halten.«

»Der ein unumstößliches Alibi hatte.«

»Ganz recht. Sie mußten ein gewisses Risiko auf sich nehmen, denn Mrs. Rainbird hatte ihnen nur bis zur Hochzeit Aufschub für die erste Zahlung gegeben.«

»Sonst hätte sie die Bombe platzen lassen?«

Barnaby lächelte. Miss Bellringer würde ihm fehlen. »Mehr oder weniger.«

»Aber Dennis hätte doch bestimmt nicht den Mund gehalten, oder? Besonders nicht nach dem Mord an seiner Mutter. Was hatten sie mit ihm vor?«

»Michael sollte sich um Dennis kümmern. Er kam nur mit dem Leben davon, weil er sein Geschäft eine halbe Stunde früher als sonst verließ. Wir begegneten Lacey hinter dem Haus. Er gab vor, auf dem Weg zum Pub zu sein, aber jetzt wissen wir, daß er in Wirklichkeit dafür sorgen wollte, daß Dennis seine Mutter nicht lange überlebt.«

»Sie müssen vollkommen verzweifelt oder in Raserei gewesen sein.«

»In der Tat. Wenn sie gründlich nachgedacht hätten, wäre ihnen klargewesen, daß alles auffliegen würde, wenn Katherine von jemandem gesehen worden wäre - selbst aus der Ferne. Wer aus dem kleinen Kreis der Verdächtigen ähnelte Michael in Größe und Statur so sehr, daß man ihn mit ihm verwechseln könnte?«

»Aber sie hat doch sicher auch für ein Alibi gesorgt.«

»So gut wie. Sie sagte, sie habe Pilze gesammelt. Auf dem Küchentisch stand ein Korb mit Pilzen. Und sie waren frisch, ich habe daran gerochen. Sie hatte natürlich keine Zeit, sie aus dem Wald zu holen, den Mord zu begehen, zu duschen, sich umzuziehen und so weiter. Aber wenn Michael die Pilze schon am Vormittag geholt und im Holly Cottage bereitgestellt hat...«