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Robin blickte noch einmal zu den näher kommenden Reitern hin - die Distanz zwischen ihnen und dem Hain schien sich halbiert zu haben, seit sie das letzte Mal zu ihnen hingesehen hatte, und dass sie sich selbst sagte, dass dieser Eindruck nur von ihrer eigenen Nervosität kam, machte es keinen Deut besser - und kam dann zu einem Entschluss. Mit ausgebreiteten Armen auf ihrer eigenen Spur zurückbalancierend, schlitterte sie die Düne wieder hinab, riss sich den Mantel von den Schultern und sank in die Hocke. Indem sie den Mantel mit regelmäßigen Bewegungen nach beiden Seiten über den Sand gleiten ließ, versuchte sie ihre Spuren zu verwischen, während sie abermals, diesmal rückwärts und in der Hocke gehend, ihrer eigenen Spur zum Hügelkamm hinauf folgte.

»Eine interessante Technik«, sagte eine Stimme hinter ihr.

Robin hätte um ein Haar laut aufgeschrien. Sie fuhr in der Hocke herum und griff in der gleichen Bewegung nach dem Schwert, aber das einzige Ergebnis dieser viel zu hastigen Bewegung war, dass sie das Gleichgewicht verlor und hintenüber die Düne hinabgestürzt wäre, hätte Rother nicht blitzschnell zugegriffen und sie am Arm festgehalten.

»Lernt man so etwas bei den Assassinen?«, griente er, während er sie mit einem kraftvollen Ruck endgültig auf den Dünenkamm hinauf- und auf der anderen Seite ein kleines Stück wieder an sich heranzog.

Robin landete unsanft auf dem Bauch, schlitterte ein gutes Stück die Düne hinab und bremste ihren Sturz mit mehr Glück als wirklichem Geschick ab. Sie setzte zu einer wütenden Entgegnung an, bekam prompt den Mund voller Sand und hatte einige Augenblicke lang das Gefühl, ersticken zu müssen. Statt Rother zu sagen, was sie von seinem Sinn für Humor wirklich hielt, spuckte sie den Sand aus, hustete qualvoll und widerstand mit einiger Mühe der Versuchung, den restlichen Sand in ihrer Kehle herunterzuschlucken, was alles nur noch viel schlimmer gemacht hätte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die speziellen Atemübungen, die Salim ihr beigebracht hatte, und nach einigen Sekunden wurde es tatsächlich besser; das quälende Brennen in ihrer Kehle verschwand nicht ganz, sank aber auf ein halbwegs erträgliches Maß herab. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, Glassplitter zu atmen, sondern nur noch glühenden Sand.

Mühsam richtete sie sich auf, wischte sich mit dem Handrücken den Sand aus den Augen und kroch auf Händen und Knien zu Rother zurück. Sie konnte sogar selbst spüren, wie finster ihr Gesichtsausdruck war, was Rother aber nicht daran hinderte, sie nur umso breiter und mit unverhohlener Schadenfreude anzugrinsen. Robin ersparte sich jeden Kommentar, kroch neben ihn und riss mit einer zornigen Bewegung ihren Mantel an sich. Rothers Grinsen wurde noch breiter, während sie sich neben ihm im Sand ausstreckte und mit klopfendem Herzen über den Dünenkamm blickte.

Zu ihrem großen Verdruss musste sie sich eingestehen, dass Rothers Spott nicht so unberechtigt war, wie sie es gerne gehabt hätte. Sie hatte ihre Spur tatsächlich verwischt, aber nicht annähernd gut genug. Man sah jetzt vielleicht nicht mehr, dass ein Mensch die Düne hinaufgelaufen war, sehr wohl aber, dass etwas hier heraufgekommen war, und das vor noch nicht allzu langer Zeit. Immerhin, dachte sie spöttisch, mussten ihre Verfolger jetzt nicht mehr blind sein, um ihre Spuren zu übersehen. Es reichte vollkommen, wenn sie schlecht sahen. Ziemlich schlecht.

Ihr Blick suchte die Reiter. Sie waren näher gekommen, und diesmal war es kein böser Streich, den ihr ihre Nerven spielten.

»Wo sind die Pferde?«, fragte sie.

»Du hast geglaubt, dass ich dich im Stich lasse, wie?«, fragte Rother, ohne ihre Frage zu beantworten - und übrigens auch, ohne sie dabei anzusehen. Sein Blick war wie gebannt nach Süden gerichtet.

»Nein«, antwortete Robin wahrheitsgemäß. »Wo sind die Pferde?«

»Fort«, antwortete Rother. »Ich habe sie weggejagt.« Er hob rasch die Hand, als sie auffahren wollte. »Keine Angst. Mein Hengst ist gut trainiert. Er wird eine Weile herumlaufen und genug Spuren hinterlassen, um jeden zu verwirren, und dann zurückkommen.«

»Wie schön, wenn dein Hengst zurückkommt«, sagte Robin sarkastisch, und Rother fuhr in unverändertem Ton fort: »Und deine Stute wird ihm folgen. So ist das. Stuten folgen immer dem Hengst.«

Robin schenkte ihm einen giftigen Blick, verbiss sich aber jeden Kommentar und sah stattdessen wieder zu den Reitern hin. Sie waren mittlerweile nahe genug herangekommen, um Robin erkennen zu lassen, dass die Männer nicht nur alle in Schwarz gekleidet waren, sondern auch ausnahmslos nachtschwarze Pferde ritten. Das war nicht das einzig Außergewöhnliche an ihnen. Robin konnte nicht genau sagen, was es war - aber irgendetwas kam ihr an dieser Reitertruppe auf ebenso unheimliche Weise vertraut vor, wie es sie zugleich erschreckte. Wer waren diese Männer?

»Das müssen dieselben sein, die das Dorf überfallen haben«, murmelte Rother, fast nur zu sich selbst gewandt, aber dennoch so, als hätte sie ihre Frage laut ausgesprochen und nicht nur gedacht.

»Wie kommst du darauf?«, gab Robin zurück. Sie wusste, dass Rother sich irrte. Sie wusste nicht, wer diese Männer waren; aber etwas in ihr wusste ganz genau, was sie nicht waren.

»So viele Räuberbanden gibt es hier nun auch wieder nicht«, antwortete Rother achselzuckend. »Vielleicht haben sie uns sogar die ganze Zeit über beobachtet, um sich an uns zu rächen.«

Robin sah ihn zweifelnd an, und Rother zuckte mit den Schultern und fügte, nach ein paar Augenblicken und in fast entschuldigendem Tonfall, hinzu: »Dariusz hat eine entsprechende Vermutung geäußert.«

»Wann?«, fragte Robin.

»Gestern Abend«, antwortete Rother.

»Und trotzdem hat er uns allein vorausgeschickt?«, fragte sie.

Der junge Tempelritter hob abermals die Schultern. »Es war ja nur eine Vermutung.« Sein Blick blieb weiter unverwandt auf die näher kommenden Reiter gerichtet. »Außerdem hätte ich nicht geglaubt, dass sie den Mut haben würden, uns offen anzugreifen.«

Robin fragte sich, was Rothers Meinung nach so mutig daran war, wenn acht oder zehn Männer Jagd auf zwei einzelne Ritter machten. Aber sie stellte diese Frage nicht laut, sondern warf Rother nur noch einen weiteren, unsicheren Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach Süden wandte, den schwarz gekleideten Reitern zu. Im nächsten Moment riss sie ungläubig die Augen auf und fragte sich, wie sie nur so blind hatte sein können.

Es war nicht weiter verwunderlich, dass ihr etwas an diesen Männern so vertraut erschienen war.

Es waren Assassinen.

»Still jetzt«, flüsterte Rother, obwohl sie nicht den geringsten Laut von sich gegeben hatte. »Und keine Bewegung!«

Robin hätte nicht einmal etwas sagen können, wenn sie es gewollt hätte. Ihr Herz hämmerte plötzlich, als wollte es im nächsten Moment zerspringen. Ihre Hände begannen zu zittern. Assassinen! Das waren Assassinen! Salims Männer waren gekommen, um sie zu retten! Endlich!

»Da stimmt doch etwas nicht«, murmelte Rother. »Das sind ...« Er brach mit einem erschrockenen Laut ab, und obwohl Robin nicht einmal in seine Richtung sah, konnte sie hören, wie heftig er zusammenfuhr.

Sie selbst hatte immer größere Mühe, ihre Erregung unter Kontrolle zu halten. Alles in ihr schrie danach, einfach aufzuspringen und diesen Männern zuzuwinken, loszustürmen und den Reitern entgegenzurennen. Es war nicht Salim. Natürlich war Salim selbst nicht bei ihnen. Obwohl die Gesichter der Männer hinter schwarzen Tüchern verborgen und sie alle auf die gleiche Weise gekleidet waren, hätte sie ihn erkannt. Aber es waren seine Männer, und es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier erschienen!