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Seine Hände waren leer, wie Sonea erleichtert feststellte. Sie hatte keine Ahnung, wo die Eisenstange geblieben war. Vielleicht hatte er sie in seinen Mantel geschoben …

»Tu etwas!«, kreischte Donia und umklammerte Soneas Arm noch fester.

Sonea blickte auf das Brett in ihren Händen hinab. Es wäre sinnlos gewesen, in dieser Situation das Gleiche zu tun, was sie auf dem Nordplatz getan hatte. Hier gab es keinen magischen Schild, den sie durchdringen musste, und sie zweifelte daran, dass es Evin aufhalten würde, wenn sie ihm das Brett entgegenschleuderte.

Sie musste etwas anderes versuchen. Vielleicht konnte sie das Brett mit purer Willenskraft dazu bringen, ihren Widersacher härter zu treffen, wenn sie ihn damit schlug? Kann ich das tun? Sie blickte zu Evin auf. Soll ich es tun? Was ist, wenn ich ihn schwer verletze?

»Tu es!«, zischte Donia, während sie vor Evin zurückwich.

Sonea holte tief Luft, schleuderte Evin das Brett entgegen und gab dem Holz den Befehl, den Jungen umzuwerfen. Evin wehrte das Brett ab, ohne auch nur innezuhalten. Als er direkt vor Sonea stand, trat Donia zwischen die beiden.

»Wie kannst du das tun, Evin?«, fragte sie scharf. »Du warst einmal unser Freund. Ich erinnere mich daran, dass du und Sonea oft miteinander gespielt habt. Ist das –«

Evin packte Donia an den Schultern und stieß sie beiseite. Sonea machte einen Satz nach vorn und versetzte ihm mit aller Kraft, die sie besaß, einen Hieb in den Magen. Er schnappte nach Luft und taumelte einen Schritt zurück. Als sie wieder zuschlug – und diesmal zielte sie auf sein Gesicht –, wehrte er ihre Fäuste ab.

Plötzlich erklang ein erstickter Aufschrei. Sonea sah, dass Cerys Gegner sich den Arm hielt und zurücktaumelte. Dann krachte etwas gegen ihre Brust, und sie stürzte zu Boden. Evin hatte sich auf sie geworfen, und sosehr sie sich auch gegen ihn zur Wehr setzte, er war schwerer als sie und hielt sie unerbittlich fest.

»Geh runter von ihr!«, schrie Donia. Ein Holzbrett in Händen, stand das Mädchen vor Evin. Sie ließ das Brett auf seinen Kopf hinunterkrachen, und er heulte laut auf und rollte sich zur Seite. Donias zweiter Schlag traf ihn an der Schläfe. Erschlafft sackte er zu Boden.

Donia zielte noch einmal mit ihrer Waffe auf den bewusstlosen Jungen, dann entspannte sie sich und grinste Sonea an. Sie streckte die Hand aus und zog ihre Freundin auf die Füße. Als die beiden Mädchen sich umdrehten, sahen sie, dass Burril und Harrin noch immer kämpften. Cery hatte seine beiden Angreifer inzwischen einigermaßen unter Kontrolle: Einer hielt sich die Seite, und der andere sackte gerade, eine Hand gegen die Stirn gedrückt, an einer Wand hinunter.

»Hai!«, rief Donia. »Ich glaube, wir gewinnen!«

Burril trat einen Schritt von Harrin zurück und sah sie an. Er griff in eine seiner Taschen, dann machte er eine abrupte Handbewegung. Roter Staub erfüllte die Luft um Harrins Kopf herum.

Harrin fluchte laut, als der Papea-Staub ihm in den Augen zu brennen begann. Heftig blinzelnd wich er vor Burril zurück.

Als Donia einen Schritt auf Harrin zumachen wollte, packte Sonea das Mädchen am Arm.

Als Burril erneut zum Schlag ausholte, wich Harrin ihm abermals aus, allerdings nicht schnell genug. Ein Schmerzensschrei folgte, dann fiel Harrins Messer klappernd zu Boden. Cery schoss auf Burril zu, der sich gerade rechtzeitig umgedreht hatte, um seinen Angriff abzuwehren. Harrin ging in die Hocke und tastete nach seinem Messer. Er rieb sich immer noch die tränenden Augen.

Burril stieß Cery von sich und holte abermals eine Hand voll roten Staubs aus seinem Mantel. Cery reagierte zu spät. Das Gesicht schmerzverzerrt, schwankte er unsicher, während Burril ihn von neuem angriff.

»Er wird die beiden töten!«, schrie Donia.

Sonea bückte sich und hob ein anderes Holzbrett vom Boden auf. Einen Moment lang schloss sie die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, was sie auf dem Nordplatz getan hatte. Sie konzentrierte sich auf ihre Wut, auf ihre Angst und ließ ihr ganzes Wesen von diesen beiden Gefühlen ergreifen. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Brett und schlug mit aller Kraft zu.

Das Brett traf Burril im Rücken, und er drehte sich mit einem Ächzen zu ihr um. Dann riss er die Arme hoch, als Donia ihn mit allem zu bewerfen begann, was sie finden konnte.

»Benutz deine Magie«, bedrängte Donia Sonea erneut.

»Ich habe es versucht. Es funktioniert nicht.«

»Dann versuch es noch einmal«, stieß Donia atemlos hervor.

Burril schob eine Hand in die Tasche und zog ein winziges Päckchen hervor. Als Sonea es erkannte, wallte Ärger in ihr auf. Sie wollte Burril schon das Brett an den Kopf werfen, als sie plötzlich zögerte.

Vielleicht konzentrierte sie sich zu sehr auf die Wucht des Wurfes. Magie war nichts Körperliches. Donia warf eine Kiste nach Burril. Sie selbst hatte es nicht nötig, irgendetwas zu werfen…

Sie konzentrierte ihren Willen auf die Kiste, gab ihr einen geistigen Stoß und wollte sie gerade heftig genug nach vorn schnellen lassen, um Burril bewusstlos zu schlagen.

Sie spürte, wie sich etwas in ihrem Innern löste.

Ein Lichtblitz durchzuckte den Raum, und die Kiste brach in Flammen aus. Burril heulte laut auf, als sie auf ihn zuflog, dann brachte er sich mit einem Sprung in Sicherheit. Die Kiste krachte zu Boden und kam in einer Pfütze zu liegen. Das Wasser zischte, dann war es auch schon verdunstet.

Das Päckchen mit Papea-Staub fiel zu Boden. Burril starrte Sonea an. Lächelnd bückte sie sich, um nach einem weiteren Brett zu greifen, dann richtete sie sich auf und musterte ihn kühl.

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Ohne einen Blick auf seine Verbündeten zu werfen, hechtete er zur Tür und rannte taumelnd davon.

Ein leises Geräusch hinter ihr erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie drehte sich um. Evin stand nur wenige Schritte entfernt. Er wich vor ihr zurück, dann stürzte auch er zur Tür hinüber. Als die beiden anderen Jungen ihre Gefährten verschwinden sahen, rappelten sie sich hoch und folgten ihnen.

Während ihre Schritte verhallten, brach Harrin in lautes Gelächter aus. Er erhob sich, schwankte ein wenig und ging dann bedächtig zur Tür. »Wo liegt das Problem?«, rief er. »Habt ihr geglaubt, sie würde euch einfach erlauben, sie mitzunehmen?« Dann grinste er Sonea an. »Gut gemacht!«

»Hübsches Finale«, stimmte Cery ihm zu. Er schnitt eine Grimasse und rieb sich das Gesicht. Dann griff er in seinen Mantel, zog ein kleines Fläschchen daraus hervor und begann, sich mit dem Inhalt die Augen zu spülen. Donia eilte an Harrins Seite und untersuchte seine Verletzungen.

»Die müssen verbunden werden. Tut dir etwas weh, Cery?«

»Nein.« Cery reichte ihr das Fläschchen.

Donia machte sich daran, auch Harrins Gesicht zu waschen. Seine Haut war rot und fleckig. »Das wird noch tagelang brennen. Meinst du, du könntest ihn heilen, Sonea?«

Sonea schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Dieses Holz hätte kein Feuer fangen sollen. Was ist, wenn ich Harrin zu heilen versuche und ihn stattdessen verbrenne?«

Donia sah Sonea mit weit aufgerissenen Augen an. »Was für ein schrecklicher Gedanke.«

»Du brauchst Übung«, erklärte Cery.

Sonea drehte sich zu ihm um. »Ich brauche Zeit, um zu üben, und einen Ort, an dem ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenke, wenn ich es tue.«

Er zog einen Lappen aus seinem Mantel und wischte seine Dolche ab. »Sobald sich das hier herumspricht, werden die Leute zu große Angst haben, um noch länger Jagd auf dich zu machen. Das wird uns ein wenig Spielraum geben.«

»Nein, wird es nicht«, widersprach ihm Harrin. »Du kannst darauf wetten, dass Burril und die anderen niemandem von diesem Vorfall erzählen werden. Und selbst wenn sie reden, werden einige Leute denken, dass sie es besser machen können.«

Cery runzelte die Stirn, dann fluchte er.