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Cery nickte. »Wie sehen die Männer aus?«

»Ich habe einen meiner Männer zu den Ladenbesitzern geschickt, um sie zu befragen. Er wird dir alles erzählen, was er weiß. Dies hier wirst du mitnehmen.« Er reichte Cery ein kleines, zusammengefaltetes Blatt Papier. »Warte im Vorraum.«

Cery wandte sich zum Gehen, dann zögerte er plötzlich. Er drehte sich noch einmal zu Faren um und überlegte, ob dies ein geeigneter Augenblick war, um nach Sonea zu fragen.

»Bald«, sagte Faren. »Morgen, wenn alles gut geht.«

Cery nickte, dann trat er durch die Tür in den Vorraum. Obwohl die stämmigen Wachen ihn argwöhnisch beobachteten, schenkte Cery ihnen ein Lächeln. Man sollte sich niemals mit den Lakaien eines mächtigen Mannes anlegen, hatte sein Vater ihm beigebracht. Besser noch, man brachte sie dazu, einen zu mögen. Diese beiden sahen einander so ähnlich, dass sie wohl Brüder sein mussten, obwohl einer der Männer eine lange Narbe an der Wange hatte, die ihn deutlich von dem anderen unterschied, so dass man die beiden mühelos auseinander halten konnte.

»Ich soll hier warten«, erklärte er den beiden und deutete auf einen Stuhl. »Ist der noch frei?«

Der Mann mit der Narbe zuckte die Achseln. Cery setzte sich und sah sich im Raum um. Sein Blick wurde von einem leuchtend grünen Tuch angezogen, das an einer Wand hing. Am oberen Rand des Tuchs war ein goldenes Wappen eingestickt.

»Hai! Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte er und stand wieder auf.

Der narbige Mann grinste. »Allerdings.«

»Ein Satteltuch von Donnerwind?«, flüsterte Cery ehrfürchtig. »Woher habt Ihr das?«

»Mein Vetter ist Stallbursche im Haus Arran«, antwortete der Mann. »Der hat es mir beschafft.« Er streckte die Hand aus und strich zärtlich über den Stoff. »Hat mir zwanzig Goldmünzen gewonnen, dieses Pferd.«

»Es heißt, Donnerwind habe einige prächtige Rennpferde gezeugt.«

»Aber einen Hengst wie ihn hat es nie wieder gegeben.«

»Hast du das Rennen gesehen?«

»Nein. Du?«

Cery grinste. »Ich habe mich an den Zahlmeistern vorbeigeschlichen. War nicht einfach. Ich wusste nicht, dass Donnerwind an diesem Tag laufen würde. War einfach nur Glück.« Die Augen des Narbigen wurden glasig, während er zuhörte, wie Cery von dem Rennen erzählte.

Schließlich wurden sie von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Der zweite Wächter, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, öffnete die Tür, und ein hochgewachsener, drahtiger Mann mit einem schwarzen Langmantel trat ein.

»Ceryni?«, fragte er mit verdrossener Miene.

Cery trat vor. Der Mann musterte ihn mit hochgezogenen Brauen, dann bedeutete er Cery, ihm zu folgen. Cery nickte den Wachen zu und trat in den Korridor hinaus.

»Ich soll dir Informationen geben«, erklärte der Mann.

Cery nickte. »Wie sehen die beiden Kerle aus?«

»Einer ist etwa so groß wie ich, aber schwerer. Der andere ist kleiner und nur eine halbe Portion. Sie haben beide kurzes, schwarzes Haar – wie man hört, schneiden sie es sich selbst. An den Augen des Größeren ist irgendetwas merkwürdig. Einer der Ladenbesitzer meinte, die Augen hätten eine komische Farbe, ein anderer sagte, sie würden in zwei verschiedene Richtungen blicken. Davon abgesehen sind die beiden ganz gewöhnliche Hüttenleute.«

»Waffen?«

»Messer.«

»Weißt du, wo sie wohnen?«

»Nein, aber einer der Ladenbesitzer hat sie heute Abend in einem Bolhaus gesehen. Du wirst jetzt dorthin gehen, damit du ihnen anschließend folgen kannst. Sie werden mit Sicherheit einen Umweg nach Hause nehmen, also sei auf der Hut.«

»Natürlich. Was ist ihre Methode?«

Der Mann sah ihn mit undeutbarer Miene an. »Nicht gerade raffiniert. Sie haben die Ladenbesitzer und einige ihrer Verwandten zusammengeschlagen. Aber sie haben sich nie länger aufgehalten als nötig. Sobald sie hatten, was sie wollten, sind sie wieder verschwunden.«

»Was haben sie mitgenommen?«

»Größtenteils Münzen. Wenn irgendwo eine Karaffe mit Wein herumstand, haben sie die auch mitgenommen. Wir sind gleich da.«

Sie traten aus den Durchgängen auf eine dunkle Straße hinaus. Der Führer löschte die Lampe und begleitete Cery noch bis zu einer größeren Durchgangsstraße, dann blieb er in einem dunklen Türeingang stehen. Aus einem Bolhaus auf der anderen Straßenseite drang das Lärmen ausgelassener Zecher.

Cerys Begleiter machte eine schnelle Handbewegung. Cery folgte dem Blick des Mannes und nahm eine Bewegung in einer schmalen Gasse in ihrer Nähe wahr.

»Sie sind noch da. Wir warten.«

Cery lehnte sich an die Tür. Sein Begleiter sagte nichts mehr, sondern beobachtete konzentriert das Bolhaus. Es begann zu regnen, und die Tropfen prasselten auf die Dächer und bildeten Pfützen auf dem Boden. Während sie warteten, stieg der Mond über den Häusern auf und tauchte die Straße in sein Licht, bevor graue Wolken ihn verdeckten und zu einem geisterhaften Schimmer am Himmel machten.

Kleine Gruppen von Männern und Frauen verließen das Bolhaus. Als schließlich eine größere Gruppe lachender, taumelnder Männer auf die Straße hinaustrat, straffte Cerys Begleiter plötzlich die Schultern. Als Cery genauer hinsah, entdeckte er zwei Gestalten, die sich an den anderen Zechern vorbeischoben. Der Beobachter in der Gasse machte abermals eine knappe Bewegung mit den Händen, und Cerys Begleiter nickte.

»Das sind sie.«

Cery trat in den Regen hinaus. Während er den beiden Männern die Straße hinunter folgte, hielt er sich vorsichtig im Schatten der Häuser. Einer der beiden war offensichtlich betrunken; der andere dagegen wich den Pfützen auf dem Boden mit sicherem Schritt aus. Cery ließ sich ein klein wenig zurückfallen und lauschte, während der betrunkene Mann seinen Gefährten beschimpfte, weil er dem Wein zu wenig zugesprochen habe.

»Wird schon nichts passieren, Tullin«, nuschelte er. »Wir sind zu gerissen für diese Dummköpfe.«

»Halt die Klappe, Nig.«

Die beiden bewegten sich auf Umwegen durch das Viertel. Von Zeit zu Zeit blieb Tullin stehen und sah sich um. Cery, der sich immer noch im Schatten hielt, entdeckte er nicht. Nach einer Weile wurde ihm das Geplapper seines Freundes allzu lästig, und er legte auf geradem Weg einige hundert Schritte zurück, bis er vor einem leerstehenden Laden angelangt war.

Sobald die beiden im Haus verschwunden waren, stahl Cery sich näher heran und unterzog das Gebäude einer genauen Musterung. Auf dem Boden draußen lag ein Türschild. Er erkannte das Wort für Raka. Er legte die Hand auf seine Brust und dachte über die Botschaft nach, die in seiner Tasche wartete.

Faren wünschte, dass er die Botschaft auf eine Art und Weise übermittelte, die den beiden Räubern Angst machte. Man musste ihnen zeigen, dass die Diebe alles wussten: wer sie waren, wo sie sich versteckten und was sie getan hatten. Und die beiden sollten erfahren, wie leicht die Diebe sie töten konnten. Cery biss sich auf die Unterlippe und überlegte.

Er könnte ihnen das Papier unter der Tür hindurchschieben, aber das wäre zu einfach gewesen. Es würde die Räuber weniger erschrecken als die Entdeckung, dass jemand in ihr Versteck hineingelangt war. Er würde warten müssen, bis sie wieder herauskamen, und sich dann ins Haus stehlen. Oder vielleicht nicht? Natürlich würde es ihnen Angst machen, wenn sie heimkehrten und eine Botschaft vorfanden, aber es gab etwas, das sie noch viel mehr erschrecken würde: zu begreifen, dass jemand in ihrem Haus gewesen war, während sie geschlafen hatten.

Lächelnd besah sich Cery das Versteck ein wenig näher. Das Gebäude stand in einer Häuserreihe, und es teilte sich eine Wand mit beiden Nachbarhäusern. Das bedeutete, dass er entweder von vorn oder über die Rückseite eindringen musste. Nach kurzem Überlegen ging Cery zum Ende der Straße hinunter und trat in die Gasse, die hinter den Gebäuden verlief. An den Hauswänden stapelten sich leere Kisten, und überall häufte sich der Unrat. Cery zählte die Türen, und als er etliche stinkende Beutel mit verfaulenden Raka-Blättern an einer Hauswand entdeckte, wusste er, dass er den Laden der Räuber gefunden hatte. Im nächsten Moment hockte er bereits vor der Tür und spähte durchs Schlüsselloch.