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»Hinter dir«, warnte sie Cery, aber dessen ganze Aufmerksamkeit war auf etwas über ihrem Kopf gerichtet.

»Ein Magier!«, stieß er hervor.

Sonea blickte auf und keuchte. Auf dem Dach über ihnen stand ein Mann, der sie aufmerksam beobachtete. Sie schnappte nach Luft. Der Mann trat über den Rand des Gebäudes hinaus, aber statt zu stürzen, schwebte er langsam zu Boden.

Ein Zittern durchlief sie, als Cery gegen die Barriere hämmerte.

»Lauf!«, schrie er. »Weg hier!«

Sie wich vor dem Magier, der den Boden noch nicht ganz erreicht hatte, zurück, gab alle Bemühungen auf, Ruhe zu bewahren, und rannte die Gasse hinunter. Schnelle Schritte hinter ihr sagten ihr, dass der schwebende Magier die Straße erreicht hatte.

Vor ihr lag eine Wegkreuzung. Und von dort kam eine weitere Gestalt auf sie zu. Ächzend und getrieben von der ganzen Kraft ihrer Panik, machte sie einen Satz nach vorn. Ein Gefühl des Triumphs durchzuckte sie. Sie hatte die Kreuzung deutlich vor dem zweiten Magier erreicht.

Schlitternd kam sie zum Stehen, rannte auf den Durchgang zu ihrer Rechten zu…

… und hielt sich an einer Hausecke fest, um ihren Schwung zu bremsen. Ein weiterer Mann stand dort, die Arme vor der Brust verschränkt. Keuchend stürzte sie zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.

Inzwischen war nur noch eine Gasse übrig, in der sie es noch nicht versucht hatte, aber auch dort hatte sie keinen Erfolg. Einige Schritte entfernt stand ein vierter Mann, der ihr letztes Ausweichmanöver beobachtet hatte. Sie stieß einen Fluch aus und wirbelte herum. Der dritte Mann sah sie zwar an, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. Sie drehte sich noch einmal zu dem vierten Magier um. Er ging langsam in ihre Richtung.

Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie blickte auf und überlegte, ob sie an der Mauer hinaufklettern konnte. Die Häuserfassade war aus dem üblichen, grob behauenen Stein erbaut, aber selbst wenn sie Zeit gehabt hätte, daran emporzuklettern, hätten die Magier sie mühelos wieder herunterziehen können. Eine schreckliche, entmutigende Kälte überlief sie.

Ich sitze in der Falle. Es gibt keinen Ausweg.

Ein Stich der Angst durchzuckte sie, als sie sah, dass die beiden ersten Männer inzwischen neben dem dritten an der Wegkreuzung standen, und sie nahm ein vertrautes Flattern in ihren Gedanken wahr. Staub und Steinbrocken prasselten auf sie herab; ein Teil der Mauer über den Männern war eingestürzt. Der Schutt prallte in der Luft über ihnen ab, ohne dass sie dabei Schaden nahmen.

Die Magier sahen zu der Mauer, dann richteten sie berechnende Blicke auf Sonea. Sie wollte ihnen keinen Grund liefern, sie anzugreifen, daher zog sie sich zurück. Wieder geschah etwas in ihrem Kopf. Sengende Hitze schlang sich um ihr Bein. Sie blickte zu Boden, wo der Schnee zu einer Wasserlache rund um ihre Füße geschmolzen war. Dampf stieg auf und erfüllte die Gasse mit warmem, undurchdringlichem Nebel.

Sie können mich nicht sehen! Jähe Hoffnung wallte in ihr auf. Ich kann an ihnen vorbeischlüpfen.

Sie drehte sich um und rannte die Gasse hinunter. Der dunkle Schatten des Mannes bewegte sich und versperrte ihr den Weg. Sie zögerte, dann schob sie eine Hand in ihren Mantel und ertastete den kalten Griff ihres Messers. Als der Magier sie packen wollte, tauchte sie unter seinen ausgestreckten Händen hindurch und warf sich mit aller Kraft gegen ihn. Er taumelte zurück, fiel jedoch nicht zu Boden. Bevor er das Gleichgewicht wiederfinden konnte, rammte sie ihm die dünne Klinge in den Oberschenkel. Ihre Waffe bohrte sich tief in sein Fleisch, und einen Moment lang wurde ihr übel. Dennoch befriedigte es sie zu hören, wie er vor Überraschung und Schmerz aufschrie. Sie riss ihr Messer aus der Wunde und stieß den Mann von sich. Als er stöhnend gegen die Mauer prallte, drehte sie sich um, um wegzulaufen.

Finger umschlangen ihr Handgelenk. Mit einem wütenden Knurren versuchte sie, sich zu befreien. Der Mann fasste jetzt so fest zu, dass es wehtat, und das Messer entglitt ihrem Griff.

Ein Windstoß vertrieb den Nebel aus der Gasse, und die drei anderen Magier kamen auf sie zugestürzt. Panik stieg in ihr auf, während sie ihren sinnlosen Kampf fortsetzte, bis sie auf dem feuchten Boden ausglitt. Keuchend vor Anstrengung stieß der am Boden liegende Magier sie auf seine drei Gefährten zu.

Sie versuchte noch einmal, sich loszureißen, aber inzwischen hatten die drei anderen Männer sie ebenfalls gepackt und drückten sie gegen die Mauer, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.

»Sie ist eine richtige Wildkatze«, sagte einer der Magier. Der verletzte Mann am Boden stieß ein klägliches Lachen aus.

Als Sonea sich dem Magier zuwandte, der ihr am nächsten stand, stellte sie zu ihrem Entsetzen fest, dass sie sein Gesicht kannte. Er war es, der sie bei der Säuberung gesehen hatte. Jetzt blickte er ihr eindringlich in die Augen.

»Hab keine Angst vor uns, Sonea«, sagte er. »Wir werden dir nichts Böses antun.«

Ein anderer Magier murmelte etwas. Der ältere Mann nickte, dann ließen die anderen langsam die Hände sinken.

Eine unsichtbare Kraft drückte sie an die Mauer. Außerstande, sich zu bewegen, schlug eine Woge der Verzweiflung über ihr zusammen, gefolgt von dem vertrauten Gefühl von Magie, die ihrem Zugriff entglitt. Plötzlich explodierte die Mauer hinter den drei anderen Magiern, und sie brachten sich hastig vor den durch die Luft fliegenden Ziegelsteinen in Sicherheit.

Ein Mann, der eine Bäckerschürze trug, trat durch die Öffnung, das Gesicht umwölkt vor Zorn. Als er die vier Magier sah, zögerte er, und seine Augen weiteten sich. Einer der Magier drehte sich zu ihm und machte eine schroffe Handbewegung.

»Bring dich in Sicherheit«, blaffte er den Bäcker an. »Dich und alle anderen in diesem Häuserblock.«

Der Mann verschwand in der Dunkelheit des Hauses.

»Sonea.« Der ältere Magier sah sie eindringlich an. »Hör mir zu. Wir werden dir nichts antun. Wir –«

Sengende Hitze legte sich über ihr Gesicht. Als sie sich umwandte, stellte sie fest, dass die Ziegelsteine in ihrer Nähe rot glühten. Irgendetwas sickerte an der Mauer hinunter. Sie hörte einen der Magier einen Fluch ausstoßen.

»Sonea«, wiederholte der ältere Magier, und seine Stimme hatte jetzt einen strengeren Klang als zuvor. »Hör auf, gegen uns zu kämpfen. Du wirst dir nur selbst Schaden zufügen.«

Die Mauer hinter ihr begann zu zittern. Als die Vibrationen sich weiter ausbreiteten, rissen die Magier die Arme hoch. Sonea keuchte auf. Im Boden unter ihren Füßen taten sich plötzlich Risse auf.

»Du musst deinen Atem verlangsamen«, drängte der Magier sie. »Versuche, dich zu beruhigen.«

Sie schloss die Augen, dann schüttelte sie den Kopf. Es hatte keinen Sinn. Die Magie entströmte ihr wie Wasser einem gebrochenen Rohr. Als etwas sie an der Stirn berührte, schlug sie die Augen auf.

Der Magier zog die Hand zurück. Sein Gesicht wirkte angespannt. Er gab seinen Gefährten einen knappen Befehl, dann wandte er sich wieder zu ihr um.

»Ich kann dir helfen, Sonea«, sagte er. »Ich kann dir zeigen, wie man solchen Dingen Einhalt gebietet, aber wenn du es mir nicht gestattest, kann ich nichts für dich tun. Ich weiß, dass du jeden Grund hast, uns zu fürchten und zu misstrauen, aber wenn du deine Gegenwehr jetzt nicht aufgibst, wirst du dich und viele andere Menschen in diesem Viertel verletzen. Verstehst du mich?«

Sie starrte ihn an. Ihr helfen? Warum sollte er ihr helfen wollen?

Aber wenn er die Absicht gehabt hätte, mich zu töten, ging es ihr plötzlich durch den Kopf, hätte er das bereits tun können.

Mit einem Mal begann sein Gesicht zu leuchten, und sie begriff, dass die Luft um sie herum sich unerträglich aufgeheizt hatte – sie hatte Mühe, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Den Magiern konnte die Hitze anscheinend nichts anhaben, aber ihre Mienen waren dennoch grimmig.