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Cery betrachtete zuerst die Tür, dann den Magier. Unterirdische Gänge unter der Gilde? Das war wirklich eigenartig. Er trat zurück und schüttelte den Kopf.

»Ich habe schon viele Tunnel gesehen«, erklärte er, »und die Kälte macht mir nichts aus. All die hübschen Dinge in diesem Gebäude sind viel interessanter.«

Der Magier schloss die Augen und nickte. »Verstehe.« Dann straffte er sich und lächelte. »Nun, es ist gut zu wissen, dass dir die Kälte nichts ausmacht.«

Irgendetwas übte plötzlich Druck auf Cerys Rücken aus und zwang ihn zu dem Rechteck hinüber. Er schrie auf und klammerte sich an der Türkante fest, aber der Druck war zu stark, und seine Finger glitten von dem polierten Holz ab. Er stürzte nach vorn und konnte gerade rechtzeitig die Hände hochreißen, um sein Gesicht zu schützen, bevor er gegen eine Wand krachte.

Die Macht, die ihn festhielt, presste ihn gegen die Ziegelsteine. Er konnte nicht einmal einen Finger rühren. Mit wild hämmerndem Herzen verfluchte er sich für die Dummheit, den Magiern zu vertrauen. Dann hörte er ein Klicken hinter sich. Die geheime Tür hatte sich geschlossen.

»Jetzt kannst du brüllen, wenn du willst«, kicherte Fergun, ein leises, unangenehmes Geräusch. »Hier kommt niemals jemand herunter, daher wirst du auch niemanden stören.«

Ein Stück Stoff wurde über Cerys Augen gelegt und an seinem Hinterkopf fest verknotet. Der Magier riss ihm grob die Hände auf den Rücken und fesselte sie mit einem weiteren Stück Stoff. Als der Druck gegen seinen Rücken nachließ, packte ihn eine Hand am Kragen und stieß ihn vorwärts.

Cery taumelte den Tunnel hinunter. Nach einigen Schritten erreichte er eine steile Treppe. Er ertastete sich den Weg nach unten, dann schob der Magier ihn über einen gewundenen Weg weiter.

Die Temperatur fiel rapide ab. Nach einigen hundert Schritten blieb Fergun stehen. Cerys Magen krampfte sich zusammen, als er das Geräusch eines Schlüssels hörte, der in einem Schloss gedreht wurde.

Der Magier nahm ihm die Augenbinde ab. Cery stellte fest, dass er an der Tür zu einem großen, leeren Raum stand. Dann wurden seine Fesseln gelöst.

»Rein mit dir.«

Cery sah Fergun an. Ihm juckte es in den Fingern, seine Messer zu zücken, aber er wusste, dass er sie nur verlieren würde, wenn er versuchte, gegen den Magier zu kämpfen. Wenn er nicht freiwillig in den Raum ging, würde Fergun ihn hineinstoßen.

Langsam und wie betäubt betrat er die Zelle. Die Tür fiel hinter ihm zu, und tiefe Dunkelheit hüllte ihn ein. Er hörte, wie der Schlüssel sich drehte, dann das gedämpfte Geräusch sich entfernender Schritte.

Seufzend hockte er sich auf den Boden. Faren würde fuchsteufelswild sein.

21

Die Hoffnung auf Freiheit

Als Rothen durch den Korridor des Magiertrakts eilte, fing er etliche neugierige Blicke von Kollegen auf. Einigen nickte er zu, und jenen, mit denen er besonders vertraut war, schenkte er ein Lächeln, aber nicht ein einziges Mal verlangsamte er seinen Schritt. An der Tür zu seinen Wohnräumen angekommen, legte er eine Hand auf den Knauf und befahl dem Schloss, sich zu öffnen.

Als er über die Schwelle trat, hörte er zwei Stimmen aus dem Gästezimmer.

»Mein Vater stand im Dienst von Lord Margen, Lord Rothens Mentor. Auch mein Großvater hat schon hier gearbeitet.«

»Dann musst du viele Verwandte hier haben.«

»Einige«, stimmte Tania zu. »Aber viele von ihnen sind fortgegangen, um eine Stellung in den Häusern anzunehmen.«

Die beiden Frauen saßen nebeneinander auf zwei Sesseln. Als Tania ihn sah, sprang sie auf, und Röte schoss ihr ins Gesicht.

»Lasst euch von mir nicht stören«, sagte Rothen mit einer beschwichtigenden Handbewegung.

Tania neigte den Kopf. »Ich bin noch nicht fertig mit meiner Arbeit, Mylord«, sagte sie. Ihr Gesicht glühte noch immer, und sie lief eilig in sein Schlafzimmer. Offenkundig erheitert, beobachtete Sonea sie.

— Ich glaube, sie hat keine Angst mehr vor mir.

Rothen sah seine Dienerin an, als sie mit einem Bündel Kleider und Bettzeug unter dem Arm wieder auftauchte.

— Nein. Ihr zwei kommt gut miteinander aus.

Tania blieb kurz stehen, warf Rothen einen durchdringenden Blick zu und musterte dann mit nachdenklicher Miene Sonea.

— Kann sie erkennen, dass wir uns in Gedanken unterhalten?, fragte Sonea.

— Sie sieht, dass unsere Gesichter einen anderen Ausdruck annehmen. Man braucht nicht lange in der Nähe von Magiern zu leben, um zu wissen, dass dies ein sicheres Zeichen dafür ist, dass ein lautloses Gespräch stattfindet.

»Verzeihung, Tania«, sagte Rothen laut. Tania zog die Brauen in die Höhe, aber dann zuckte sie nur die Achseln und ließ das Bündel Kleider in einen Korb fallen.

»Ist das alles, Lord Rothen?«

»Ja, danke, Tania.«

Rothen wartete, bis sich die Tür hinter der Dienerin geschlossen hatte, dann setzte er sich neben Sonea. »Es wird wahrscheinlich langsam Zeit, dass ich dir etwas erkläre. Es gilt als unhöflich, sich in Gegenwart anderer mithilfe der Gedankenrede zu unterhalten, vor allem wenn die betreffenden Personen nicht die Möglichkeit haben, an dem Gespräch teilzunehmen. Es ist so, als tuschelte man hinter jemandes Rücken.«

Sonea runzelte die Stirn. »Habe ich Tania gekränkt?«

»Nein.« Ihre erleichterte Miene entlockte Rothen ein Lächeln. »Außerdem sollte ich dich warnen, dass man bei der Gedankenrede keineswegs so ungestört ist, wie du vielleicht vermutest. Andere Magier können solche Gespräche mithören, vor allem wenn sie mit Vorsatz lauschen.«

»Dann wäre es also möglich, dass irgendjemand gerade eben unser Gespräch mitangehört hat?«

Er schüttelte den Kopf. »Möglich wäre es zwar, aber ich bezweifle es. Es gilt als äußerst unhöflich und respektlos, zu lauschen – außerdem kostet es eine Menge Konzentration und Anstrengung. Wenn es nicht so wäre, würden uns die Gespräche anderer Leute wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben.«

Sonea blickte nachdenklich drein. »Wenn man nur dann etwas hört, wenn man gerade lauscht, woher weiß man dann, wenn ein anderer mit einem reden will?«

»Je näher du einem Magier bist, umso einfacher ist es, den Betreffenden zu hören«, erklärte er. »Wenn du dich mit ihm im selben Raum befindest, kannst du im Allgemeinen die Gedanken auffangen, die er dir sendet. Wenn die Entfernung größer ist, muss der Betreffende zuerst deine Aufmerksamkeit erregen.«

Er legte eine Hand auf seine Brust. »Wenn du zum Beispiel mit mir reden wolltest, während ich mich in der Universität aufhalte, würdest du meinen Namen projizieren. Andere Magier würden das zwar hören, aber sie würden nicht antworten oder ihren Geist öffnen, um das folgende Gespräch zu belauschen. Wenn ich zur Antwort deinen Namen rufe, wirst du wissen, dass ich dich gehört habe, und dann beginnen wir unser Gespräch. Wenn wir begabt und mit der Stimme des anderen vertraut sind, können wir es Dritten erschweren, uns zu belauschen, indem wir die Aussendung unserer Gedanken scharf bündeln, aber über größere Entfernungen hinweg ist das praktisch unmöglich.«

»Hat sich schon mal jemand über diese Regel hinweggesetzt?«

»Wahrscheinlich.« Rothen zuckte die Achseln. »Deshalb darfst du auch nie vergessen, dass man bei der Gedankenrede niemals sicher sein kann, ob man nicht belauscht wird. Wir haben hier ein Sprichwort: Geheimnisse spricht man nicht, man sagt sie.«

Sonea schnaubte leise. »Das ergibt keinen Sinn.«

»Nicht, wenn man es wörtlich nimmt.« Er kicherte. »Aber die Worte ›sprechen‹ und ›hören‹ haben hier in der Gilde eine andere Bedeutung. Obwohl allgemein das Höflichkeitsgebot gilt, ist es erstaunlich, wie häufig die Leute die Entdeckung machen, dass ein streng gehütetes Geheimnis plötzlich zum Gegenstand von Klatsch und Tratsch geworden ist. Wir vergessen häufig, dass die Magier nicht die einzigen sind, die uns hören.«