Выбрать главу

Und danach? Rothen lächelte. Danach würde er mit ihr hinausgehen und ihr die Gilde zeigen.

Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken. Er erhob sich und öffnete die Haupttür. Dannyl stand draußen, und er wirkte ein wenig angespannt.

»Du bist früh dran«, bemerkte Rothen.

Dannyls Augen leuchteten auf. »Soll ich wieder gehen?«

Rothen schüttelte den Kopf. »Nein, komm herein.«

Rothen drehte sich um und beobachtete Soneas Gesicht, während Dannyl in den Raum trat. Sie musterte den fremden Magier von Kopf bis Fuß.

»Dannyl, das ist Sonea«, sagte er.

»Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen«, erwiderte Dannyl und neigte den Kopf.

Sonea nickte. »Ganz meinerseits.« Ihre Augen wurden ein wenig schmaler, und ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge. »Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet.« Sie senkte den Blick. »Wie geht es Eurem Bein?«

Dannyl blinzelte, dann begannen seine Mundwinkel zu zucken. »Besser, vielen Dank.«

Rothen presste die Hand auf den Mund und versuchte erfolglos, ein Lachen zu ersticken. So gut es eben ging, machte er ein Husten daraus, bevor er auf die Sessel deutete. »Setzt euch. Ich werde uns Sumi machen.«

Sonea nahm in einem Sessel Dannyl gegenüber Platz. Die beiden beäugten einander wachsam. Rothen ging zu einem Beistelltisch hinüber und stellte alles, was man zur Zubereitung von Sumi benötigte, auf ein Tablett.

»Wie geht der Unterricht voran?«, fragte Dannyl.

»Gut, denke ich. Und was ist mit Euch?«

»Mit mir?«

»Ihr vertretet doch Rothen in seiner Klasse, nicht wahr?«

»Oh. Ja. Es ist… eine Herausforderung. Ich habe noch nie zuvor jemanden unterrichtet, deshalb kommt es mir so vor, als müsste ich mehr lernen als die Novizen.«

»Womit beschäftigt Ihr Euch denn normalerweise?«

»Mit Experimenten. Es sind vor allem kleinere Projekte. Manchmal helfe ich bei größeren Arbeiten.«

Rothen brachte das Tablett an den Tisch und setzte sich. »Erzähl ihr von dem Gedankendrucker«, schlug er vor.

»Oh, das ist lediglich ein Hobby.« Dannyl machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dafür interessiert sich sonst niemand.«

»Worum geht es denn dabei?«, wollte Sonea wissen.

»Es ist eine Methode, um Bilder aus dem Geist eines Menschen auf Papier zu übertragen.«

Soneas Augen leuchteten auf. »Kann man so etwas tun?«

Dannyl nahm eine Tasse Sumi von Rothen entgegen. »Nein, noch nicht. Viele Magier haben es im Laufe der Jahrhunderte versucht, aber niemand konnte bisher eine Substanz finden, die geeignet ist, ein Bild dauerhaft festzuhalten.« Er nahm einen Schluck von dem heißen Getränk. »Ich habe ein spezielles Papier aus den Blättern der Anivope-Rebe hergestellt, das ein Bild über einige Tage hinweg festhalten kann, aber bereits nach zwei Stunden verschwimmen die Konturen, und die Farben verlieren ihre Leuchtkraft. Im Idealfall müsste das Bild unbegrenzt haltbar sein.«

»Zu welchem Zweck würdet Ihr das Verfahren denn einsetzen wollen?«

Dannyl zuckte die Achseln. »Zunächst einmal zur Identifikation. Ein solches Verfahren wäre zum Beispiel bei unserer Suche nach dir äußerst vorteilhaft gewesen. Rothen war der Einzige von uns, der dich gesehen hatte. Wenn er in der Lage gewesen wäre, Bilder von dir anzufertigen, hätten wir sie mitnehmen und den Leuten zeigen können.«

Sonea nickte langsam. »Wie sehen die Bilder denn aus, wenn sie ihre Farben verloren haben?«

»Verblasst. Verschwommen. Aber in manchen Fällen kann man immer noch erkennen, worum es sich handelt.«

»Kann… kann ich ein solches Bild mal sehen?«

Dannyl lächelte. »Natürlich. Ich bringe beim nächsten Mal welche mit.«

Echte Neugier leuchtete in Soneas Augen auf. Wenn Dannyl seine Versuchsaufbauten hierher brächte, überlegte Rothen, könnte sie seine Experimente aus nächster Nähe verfolgen. Dann dachte er an das Durcheinander von Phiolen und Pressen in Dannyls Gästezimmer, und einen Moment lang stellte er sich das ganze Chaos in seinen Räumen vor…

»Dannyl hätte gewiss nichts dagegen, wenn wir ihn in seiner Wohnung aufsuchen würden«, sagte er.

Dannyl riss die Augen auf. »Jetzt sofort?«

Rothen hatte schon den Mund geöffnet, um seinen Freund zu beruhigen, zögerte jedoch. Soneas Begeisterung war förmlich mit Händen zu greifen. Er betrachtete die beiden jungen Leute kurz.

Dannyl wirkte offensichtlich keineswegs beängstigend auf Sonea. Im Gegenteil, wenn einer der beiden sich in dieser Situation unwohl fühlte, dann war es eher Dannyl. Dannyls Räume lagen im unteren Stockwerk des Gebäudes, sie würden also nicht weit zu gehen haben.

»Ich wüsste nicht, was dagegen spräche«, erwiderte Rothen laut.

— Bist du dir sicher, dass das klug ist?, sandte Dannyl.

Soneas Blick flackerte zu ihm hinüber. Rothen ignorierte die Frage und sah Sonea eindringlich an. »Würde dir das gefallen?«

»Ja«, antwortete sie und wandte sich dann an Dannyl. »Wenn es Euch nichts ausmacht.«

»Absolut nichts.« Dannyl schaute unsicher zu Rothen hinüber. »Es ist nur… bei mir ist es immer etwas unordentlich.«

»Etwas?« Rothen griff nach seiner Tasse, um seinen Sumi auszutrinken.

»Habt Ihr denn keinen Diener?«, fragte Sonea.

»Doch«, erwiderte Dannyl. »Aber ich habe ihm ausdrücklich verboten, sich an meinen Versuchsaufbauten zu vergreifen.«

Rothen lächelte. »Warum gehst du nicht einfach voraus und sorgst dafür, dass zumindest zwei Stühle frei sind, damit wir uns setzen können?«

Seufzend erhob sich Dannyl. »Also schön.«

Rothen begleitete seinen Freund an die Tür und trat mit ihm auf den Korridor hinaus. Sofort stellte Dannyl ihn zur Rede.

»Bist du verrückt geworden? Was ist, wenn jemand euch sieht?«, flüsterte Dannyl. »Wenn jemand mitbekommt, dass du sie aus deinem Quartier lässt, wird Fergun sagen, du hättest keinen Grund mehr, ihn von ihr fern zu halten.«

»Dann erlaube ich ihm, sie zu besuchen.« Rothen zuckte die Achseln. »Ich habe sie nur deshalb isolieren wollen, damit er nicht zu einer Zeit auftauchte, als es ihr noch Angst gemacht hätte, einem fremden Magier zu begegnen. Aber wenn sie in deiner Gegenwart so ruhig und gelassen ist, glaube ich nicht, dass Fergun sie erschrecken wird.«

»Vielen Dank«, erwiderte Dannyl trocken.

»Weil du ehrfurchtgebietender aussiehst als er«, erklärte Rothen.

»Tue ich das?«

»Und er ist viel charmanter«, fügte Rothen mit einem Lächeln hinzu. Dann scheuchte er Dannyl zur Treppe hinüber. »Geh jetzt. Wenn du so weit bist – und sich niemand im Korridor aufhält –, gib mir Bescheid. Lass dir nur nicht zu viel Zeit mit dem Aufräumen, sonst werden wir beide denken, du hättest etwas zu verbergen.«

Als sein Freund davoneilte, kehrte Rothen in sein Quartier zurück. Sonea stand mit leicht geröteten Wangen vor ihrem Sessel. Während er den Tisch abräumte, nahm sie wieder Platz.

»Er klang nicht so, als hätte er gern Besuch«, sagte sie zweifelnd.

»Oh doch«, versicherte Rothen ihr. »Er mag nur keine Überraschungen.«

Er griff nach dem Tablett, trug es zu dem Seitentisch hinüber, nahm dann einen Stapel Papiere aus einer Schublade und schrieb eine kurze Notiz für Tania, in der er ihr mitteilte, wo sie waren. Als er fertig war, hörte er Dannyl seinen Namen rufen.

— So, ich habe etwas Platz geschaffen. Ihr könnt jetzt runterkommen.

Sonea stand auf und sah Rothen erwartungsvoll an. Lächelnd trat er an die Tür und öffnete sie. Sonea spähte ängstlich hinaus und betrachtete den breiten Korridor mit seinen zahlreichen Türen.

»Wie viele Magier leben hier?«, fragte sie, als sie sich in Bewegung setzten.

»Mehr als achtzig«, antwortete er, »zusammen mit ihren Familien.«

»Dann wohnen also nicht nur Magier in der Gilde?«

»Nein, die Partner und die Kinder von Magiern dürfen auch hier wohnen. Andere Verwandte nicht.«