Выбрать главу

»Ich schätze, das war genug Aufregung für heute«, sagte Jakob trocken. »Wir werden unsere Versammlung in den nächsten Tagen über die üblichen Verbindungen fortsetzen. Wir werden uns wieder treffen, wenn wir konkretere Dinge zu besprechen haben. Außer natürlich, daß irgend jemand noch etwas Wichtiges zur Sprache bringen möchte, das wir bisher übersehen haben und mit dem wir uns unbedingt noch auseinandersetzen müssen…«

»Allerdings!« unterbrach eine tiefe, autoritäre Stimme mitten in der Menge, und einmal mehr wichen die Leute zurück, als eine große, gebieterische Gestalt vortrat und zum Podium ging.

Der Mann war einen Kopf größer als jeder andere in der Versammlung, von muskulöser Statur und auf diabolische Weise schön. Sein langes dunkles Haar fiel bis zu den Schultern herab, und er trug seinen silbernen Kampfanzug mit goldenen Besätzen, als wäre er darin geboren worden. Der Mann strahlte Stärke und Zuversicht aus, und Klugheit und Leidenschaft waren deutlich in seinem atemberaubenden Gesicht zu erkennen.

Er bewegte sich mit der Anmut eines perfekten Kriegers, und sein Charisma strahlte heller als die Beleuchtung an der Decke.

Owen mißtraute ihm vom ersten Augenblick an. Niemand hatte das Recht, so phantastisch auszusehen.

»Und wer, zur Hölle, seid Ihr?« fragte Owen, ohne auf seinen unfreundlichen Tonfall zu achten.

»Ich bin Jakob Ohnesorg«, sagte der Neuankömmling. »Der echte Jakob Ohnesorg.«

Ohrenbetäubendes Geschnatter erhob sich, als alle auf einmal zu sprechen begannen. Ohnesorgs Kiefer fiel herab, und einen Augenblick lang sah er ganz wie ein alter Mann aus, der einen Schock zuviel erlebt hatte. Er riß sich rasch wieder zusammen, doch eine Menge Leute hatten seine Reaktion bereits bemerkt.

Ruby Reise trat schützend vor Jakob. Sein alter Freund Alexander Sturm blieb wie angewurzelt stehen. Er war offensichtlich starr vor Staunen. Dann stand der Neuankömmling vor seinem Namensvetter, die Arme vor der mächtigen Brust verschränkt, der Blick fest und herausfordernd. Owen und Hazel sahen sich an, aber keiner von beiden wußte, was er zu der neuesten Entwicklung sagen sollte. Ruby Reise funkelte den Neuen an, die rechte Hand ganz instinktiv auf dem Griff des Disruptors an ihrer Hüfte.

»Du kannst unmöglich Jakob sein«, sagte sie tonlos. »Du bist nicht annähernd alt genug.«

»Ich habe mehrere schwere Regenerationen hinter mir«, erwiderte der junge Jakob Ohnesorg. »Das ist auch der Grund, warum man mich so lange nicht mehr gesehen hat. Das Imperium hätte mich beinahe geschafft. Aber jetzt bin ich zurück, und ich bin besser als je zuvor. Ich bin gekommen, um die neue Rebellion anzuführen.« Er lächelte Sturm an, der noch immer wie betäubt dastand und ungläubig blinzelte. »Schön, dich wiederzusehen, Alex. Ist schon eine ganze Weile her, daß wir zusammen bei Eisfels gekämpft haben.«

Sturm bemerkte, daß sein Mund weit offenstand, und schloß ihn mit einem schnappenden Geräusch. »Du siehst genauso aus wie er«, sagte er langsam. »Jünger, aber…«

»Nun?« fragte Finlay Feldglöck. »Ist er der echte Jakob Ohnesorg, oder ist er es nicht?«

»Ich weiß es nicht!« antwortete Sturm. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.« Er blickte zu dem alten Ohnesorg neben sich. »Du siehst ebenfalls aus wie Jakob Ohnesorg. Älter, aber… ich weiß es nicht!«

»Ich schon«, sagte Ruby Reise. »Ich habe neben dem echten Jakob Ohnesorg gekämpft, und er steht hier an meiner Seite.

Jeder, der ein Problem damit hat, soll vortreten, damit ich das Maß für seinen Sarg nehmen kann.« Die Kopfgeldjägerin funkelte den jungen Ohnesorg wütend an, doch er lächelte gewinnend zurück.

»Loyalität! Wie ich das an einem Kämpfer bewundere!«

»Entschuldigt bitte, wenn ich mich einmische«, sagte Owen, ohne seine Stimme zu senken. »Aber kommt es eigentlich niemandem der Anwesenden eigenartig vor, daß dieser vollkommene Krieger in seiner glänzenden Rüstung genau zum rechten Zeitpunkt aus dem Nichts auftaucht und behauptet, Jakob Ohnesorg zu sein? Ich denke, er ist ein Betrüger. Bestenfalls.

Schlimmstenfalls ist er ein Spitzel, der uns uneinig machen soll. Ich sage, wir zeigen ihm die Tür und treten ihm in den Arsch. Soweit es mich betrifft, befindet sich der echte Jakob Ohnesorg bereits unter uns, und wir benötigen keinen blenderischen Hochstapler. Habe ich recht, Jakob?«

»Ich weiß nicht«, antwortete der alte Jakob Ohnesorg. »Was, wenn er die Wahrheit sagt? Wenn er der echte Jakob Ohnesorg ist und ich das Duplikat? Er sieht viel echter aus als ich, und er klingt echter. Das Imperium hat mich für lange Zeit in den Fingern gehabt. Vielleicht wurde ich geklont, und ich bin der Klon. Das würde zumindest erklären, warum meine Erinnerungen so lückenhaft sind.«

»Das waren die Imperialen Hirntechs«, erklärte Ruby Reise.

»Die bringen jeden Verstand durcheinander. Alle wissen das.

Mir kommt es wahrscheinlicher vor, daß dieser Kerl der Klon ist, daß man ihn geschickt hat, um uns zu verwirren, genau wie der Todtsteltzer es vermutet.«

»Wenn er der Klon ist, dann macht er seine Arbeit jedenfalls verdammt gut«, sagte Hazel.

Der ältere Ohnesorg blickte zu Sturm. »Du sagst, wir wären zusammen auf Eisfels gewesen, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Warst du während der Schlacht bei mir?«

»Ja«, erwiderte Sturm. »Ich verstehe einfach nicht, wie du so etwas vergessen kannst. Wir kämpften Seite an Seite, und beinahe wären wir Seite an Seite gestorben. Du wurdest gefangengenommen, und mir gelang die Flucht nur um Haaresbreite.

Ich habe dich seit damals nicht mehr gesehen. Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich von der Geschichte halten soll.«

»Wir benötigen einen Esper«, sagte Hazel. »Wir müssen die beiden Ohnesorgs vor einen Telepathen schleppen. Er wird schon herausfinden, wer lügt.«

»Das wird nicht funktionieren«, entgegnete Giles. »Sie könnten beide wirklich davon überzeugt sein, daß sie genau der sind, der sie zu sein behaupten. Die Imperialen Hirntechs bringen einen dazu, alles zu glauben. Das war bereits zu meiner Zeit so. Nein, wir benötigen einen Gentest. Nur damit können wir herausfinden, wer der echte Ohnesorg ist.«

»Kein Problem«, sagte der junge Jakob Ohnesorg. »Ich bin auf dem Weg zur Wolflingswelt, um mich mit Euch zu treffen.

Dann könnt Ihr gerne ein paar Gewebeproben haben. Ich werde schon bald da sein. Und dann werde ich Euch in eine Rebellion führen, die endlich die Eiserne Hexe von ihrem Thron stoßen wird.«

Die Menge brach in begeisterten Applaus aus. Viele jubelten dem jungen Ohnesorg zu. Es war ganz offensichtlich, daß sie es viel einfacher fanden, dem jungen, charismatischen Helden zu folgen anstatt dem alten, hageren, heruntergekommenen Mann, der zuvor den berühmten Namen für sich in Anspruch genommen hatte. Owen konnte das gut verstehen, obwohl er den Gedanken an den Grund dafür haßte. Er hatte Ohnesorg auf Nebelwelt kennengelernt, und er hatte ihm anfangs auch nicht glauben wollen. Der Todtsteltzer hatte ebenfalls nach dem Helden aus der Legende gesucht. Nach jemandem wie dem jüngeren Mann, dessen Hologramm jetzt vor ihm stand.

»Ich werde bald bei Euch sein«, wiederholte der junge Ohnesorg, nachdem der Applaus sich endlich gelegt hatte. »Und dann wird es an Euch liegen, zu entscheiden, wer von uns beiden der echte Ohnesorg ist und wie Ihr mich in der bevorstehenden Rebellion am besten verwendet. Die Zeit der Helden ist gekommen, meine Freunde. Zeit für Männer mit gutem Willen und Ehre, Zeit, vereint gegen das Böse vorzugehen, das wir nicht länger dulden dürfen!«