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»Genau das gleiche behauptet er von Euch, Investigator«, erwiderte Schwejksam.

Schwejksam und Frost entledigten sich ihrer sperrigen Anzüge, um schneller voranzukommen, und begaben sich ohne größere Zwischenfälle hinunter zum Hangar in Sektion Epsilon. Die Unerschrocken war ein weitaus größeres Schiff als die alte Verfechter, und die Geistkrieger hatten sich weit verteilen müssen, um so viele Sektionen wie möglich abzudecken. Schwejksam und Frost kämpften alles nieder, was ihnen in den Weg kam, und vermieden ansonsten jeden unnötigen Kontakt. Sie wollten nicht, daß der Feind von ihrem Kommen erfuhr. Es gab ein Dutzend Zugänge zu den Hangars, und nur wenige davon waren ausgeschildert. Schwejksam und Frost benutzten einen der unauffälligsten und kamen schließlich auf einem hoch an der Decke entlang führenden Laufsteg heraus, von dem aus sie die gesamte Ladebucht überblicken konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Knapp zwanzig Meter unter ihnen hatten Geistkrieger zwischen aufgestapelten Vorratsbehältern eine Fläche freigeräumt, und jetzt stand vielleicht ein Dutzend von ihnen mit gezogenen Disruptoren auf Wache und sicherte einen kompliziert aussehenden Apparat aus Glas und Stahl, der von innen heraus unbehaglich grell schimmerte. Schwejksam schürzte nachdenklich die Lippen und wechselte einen Blick mit Frost.

»Selbst mit Hilfe unserer neuen Fähigkeiten schaffen wir es nicht, ungesehen oder ungehört zu diesem Ding zu kommen.

Außerdem machen mich so viele Disruptoren nervös. Selbst wenn sie uns nicht treffen, könnten sie ein Loch in die Hülle schießen. Wir können auf die Verstärkungen warten, aber da unten gibt es so viel Deckung, daß die Geistkrieger eine ganze Armee aufhalten könnten. Uns geht allmählich die Zeit aus.«

»Lenkt Ihr sie ab«, sagte Frost. »Und ich zerschieße den Apparat mit dem Disruptor.«

Schwejksam hob ungläubig eine Augenbraue. »Von hier aus?«

»Natürlich.«

Schwejksam dachte einen Augenblick über Frosts Worte nach, bevor er den Kopf schüttelte. »Nein. Wahrscheinlich ist er durch einen Schutzschirm gesichert. Ich würde es ganz sicher so machen. Und wenn Ihr feuert, ohne den Apparat zu zerstören, haben wir unsere Position umsonst preisgegeben. Ich habe eine bessere Idee.«

Frost blickte ihn an. »Sagt nicht, daß wir uns in heldenhafter Manier aufopfern sollen. Das habe ich bereits einmal versucht, und es war nicht gerade toll.«

»Nein, viel einfacher. Ich schlage vor, daß wir zur Abwechslung einmal unseren Geist benutzen. Nicht nur unser Körper hat sich in diesem Labyrinth verändert, Frost. Und der Streß des unmittelbar bevorstehenden Todes an Bord der Verfechter scheint mich auf der Leiter wieder eine Stufe höher getrieben zu haben. Und Euch wahrscheinlich ebenfalls. Wir sind wieder einmal gewachsen. Hört zu. Konzentriert Euch. Hört Ihr das gleiche wie ich?«

Frost runzelte die Stirn und lauschte. Im Hangar war alles still. Die Wachen der Geistkrieger rührten sich nicht. Frost konnte Schwejksams Atem hören, genau wie ihren eigenen… und dann, ganz leise, sie spürte es beinahe mehr, als daß sie es hörte, ein leises, unmerkliches Pulsieren, das in unerwarteten Schüben stärker und schwächer wurde. Und in diesem Geräusch, das kein richtiges Geräusch war, erkannte sie das Murmeln einer Stimme, kalt, unmenschlich und entsetzlich vollkommen.

»Verdammt«, sagte Frost. »Das ist die Maschine. Ich kann hören, wie sie denkt. Wie sie Befehle erteilt. Es ist keine Sprache, die ich beherrsche, aber ich verstehe es irgendwie trotzdem. Das ist das Signal, das Stelmach von der Brücke aus entdeckt hat. Die Stimme, die an den Fäden der Marionettenkrieger zieht.«

»Genau«, stimmte Schwejksam zu. »Anscheinend werden wir zu allem Überfluß auch noch zu Espern. Aber wir können mehr als nur zuhören, Frost. Wir können ihm weh tun. Konzentriert Euch auf die Verbindung zwischen uns.«

Schwerfällig griff Schwejksams Verstand nach dem Frosts, und sie kam ihm entgegen. Ihre Gedanken vermischten sich, umschlangen einander, und schließlich wurden sie klar, scharf und brillant, und sie wurden wieder einmal zu einem Ganzen, das die Summe seiner Teile übertraf. Ihr gemeinsamer Geist verließ die beengten Körper und schlug wie ein leuchtender Blitz aus brüllender Energie in die denkende Maschine ein. Der Schutzschirm konnte sie nicht einmal bremsen, geschweige denn aufhalten. Die Maschine heulte auf, als sie ihre Zerstörung spürte, ohne auch nur zu ahnen, wie oder warum. Dann zersprang ihr Zentrum zu einer Million stiller Splitter, und sie hörte auf zu existieren. Die Geistkrieger fielen zu Boden wie vom Blitz getroffen und lagen still, ohne noch einmal zu zucken. Ihr Bewußtsein war erloschen. Die Wesenheit aus Frost und Schwejksam trennte sich wieder, und ihre Bewußtseine kehrten in die Körper zurück. Ihre Gedanken verlangsamten sich, und beide begannen augenblicklich zu vergessen, wie es gewesen war, sich so weit über die menschliche Existenz zu erheben. Schwejksam und Frost mußten es vergessen, oder sie hätten ihre Menschlichkeit für immer verloren. Und dazu waren sie nicht bereit. Noch nicht. Sie standen da und blickten sich an.

»Wir dürfen es niemandem erzählen«, sagte Schwejksam am Ende. »Ihr wißt, was sie mit uns anstellen würden.«

»Wir haben die Pflicht, unsere Vorgesetzten zu informieren«, erwiderte Frost. »Vielleicht finden sie einen Weg, den Prozeß zu vervielfältigen, wenn sie uns untersuchen.«

»Ich glaube eher, daß sie uns töten würden bei dem Versuch, uns auseinanderzunehmen und herauszufinden, was uns zu dem macht, was wir sind. Schließlich war es keine menschliche Technologie, die uns verändert hat. Löwenstein würde im gleichen Augenblick unsere Exekution anordnen, in dem sie davon erführe. Sie würde niemals zulassen, daß jemand in ihrem Imperium lebt, der so machtvoll ist wie wir beide.

Aber wir müssen die Entscheidung zum Glück nicht jetzt sofort treffen. Wir können uns später noch unterhalten. Wir sollten lieber überlegen, wie wir erklären können, was hier geschehen ist.«

»Nichts leichter als das«, entgegnete Frost. Sie zog den Disruptor und zerschoß das, was von dem Kontrollapparat noch übrig war. Nichts außer einem schwarzen verbrannten Fleck blieb zurück. Frost steckte den Disruptor wieder ins Halfter.

»Ein glücklicher Treffer, nichts weiter. So einfach ist das.«

»Die Schau ist zu Ende«, sagte Schwejksam und aktivierte sein Komm-Implantat. »Brücke, hier spricht der Kapitän. Erbitte Statusbericht. Die Geistkrieger haben aufgehört zu funktionieren, stimmt’s?«

»Ich weiß nicht, wie Ihr das geschafft habt, Kapitän«, meldete sich Stelmach, »aber den hereinkommenden Berichten zufolge sind die Geistkrieger überall an Bord zusammengebrochen. Es ist vorbei, und wir haben gewonnen. Erstaunlich. Ich hätte keinen Kredit darauf wetten mögen. Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«

»Haltet durch, Stelmach, bis wir wieder auf der Brücke sind«, sagte Schwejksam. »Ihr habt gute Arbeit geleistet. Ohne Eure Theorie und das Aufspüren des Kontrollapparates würden sie inzwischen wahrscheinlich unsere Köpfe mit stumpfen Löffeln ausschaben. Ihr seid ein Held, genau wie der Rest unserer großen Familie.«

»Aber kein großer Held, Sir. Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet, um mit Euch an Bord der Verfechter zu gehen.«

»Es gibt verschiedene Arten von Helden, Stelmach. Wichtig ist doch nur, daß Ihr im entscheidenden Augenblick die Nerven behalten habt. Also widersprecht mir nicht. Schwejksam Ende.«

Der Kapitän beugte sich gemeinsam mit Frost über das Geländer des Laufstegs und blickte hinunter in den Laderaum.

Die Geistkrieger hatten sich noch immer nicht bewegt.

Schwejksam hielt sie trotzdem mißtrauisch im Auge. Man konnte schließlich nie wissen.

»Ich dachte, wir würden auf die Brücke zurückkehren?« fragte Frost.