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Und dann vernahmen die beiden Verschwörer das Geräusch von Schritten, die sich draußen auf dem Korridor näherten. Sie unterbrachen ihre Unterhaltung und traten voneinander weg.

Eine kurze Pause entstand, und die Tür zum Turnraum ging auf. Toby Shreck trat geschäftsmäßig grinsend ein, lässig gefolgt von seinem Kameramann Flynn. Michael und Lily warfen sich in Pose.

»Hinaus!« rief Lily.

»Entschuldigt bitte die Störung«, entgegnete Toby unbekümmert. »Aber ich brauche ein schnelles Interview mit Euch.

Nichts Kompliziertes oder Herausforderndes, sondern nur ein kurzes Profil für die Dokumentation, die Eure Familie für die Eröffnungszeremonie von mir erwartet. Wenn Ihr also so liebenswürdig wärt, mir einige Minuten Eurer Zeit zu…«

»Hinaus!« brüllte Michael.

»Erlaubt mir, darauf hinzuweisen, daß Eure Ehegatten gesteigerten Wert auf Eure Kooperation legen«, erwiderte Toby.

»Vertraut mir; lehnt Euch einfach nur zurück und entspannt Euch. Es ist vorbei, bevor Ihr es überhaupt bemerkt habt.«

»Hinaus«, zischte Lily.

»Also wirklich«, sagte Toby und lächelte, daß die Wangenmuskeln schmerzten. »Es wird Euch gefallen, wenn wir erst einmal angefangen haben. Habt Ihr denn noch nie den Wunsch verspürt, daß Eure Gesichter einmal im gesamten Imperium über die Holoschirme flimmern? Mit einer garantierten Zuschauermenge von praktisch jedermann, der etwas zu sagen hat? Die Feierlichkeiten zur Eröffnung der Hyperraummotorenfabrik sind eine wichtige Meldung. Es wird jede Menge Zuschauer geben. Eure Namen könnten in aller Munde sein.« Toby blickte erwartungsvoll zu Lily und Michael, doch dann seufzte er und zuckte die Schultern. »Ich weiß, ich weiß: Hinaus. Kommt schon, Flynn. Wir werden es ein andermal versuchen, wenn die Herrschaften sich nicht so verdammt aristokratisch fühlen.«

Toby verbeugte sich knapp vor Lily und Michael und verließ den Raum, gefolgt von Flynn, der auf eine Verbeugung verzichtete. Michael entspannte sich erst, als die Tür hinter beiden ins Schloß fiel. Lily schnitt eine Grimasse.

»Unverschämter kleiner Kriecher. Er wagt es, auf diese Weise mit uns zu sprechen. Ich kann mir gut vorstellen, welche Art von Fragen ihm vorschwebte. Das ist Publicity, die wir nicht gebrauchen können. Nicht mit dem, was ich geplant habe.«

»Nun, was genau hast du denn geplant?« nahm Michael ungeduldig den Faden wieder auf. »Und wer, zur Hölle, sind diese Freunde, die du erwähnt hast? Warum weiß ich nichts davon? Hast du ihnen von uns erzählt?«

»Das war überhaupt nicht notwendig«, erwiderte Lily. »Sie wußten es bereits. Das war der Grund, aus dem sie zu mir kamen.«

»Wer, zur Hölle, sind diese Leute?«

»Der Chojiro-Clan. Ich bin seit Ewigkeiten eine ihrer Agentinnen. Sie respektieren meine Hexennatur, und sie zahlen außerordentlich gut. Sie haben zwar bereits eine ganze Menge Agenten nach Technos III eingeschleust, aber mit meiner Hilfe besitzen sie nun Zugang zu allen möglichen Ebenen, die ihnen vorher verschlossen blieben. Sie sind bereit, uns alles zu geben, was wir wollen, solange wir ihnen geben, was sie wollen. Der Chojiro-Clan hat sogar Agenten unter den Rebellen, die ihn mit Informationen füttern. Ganz ehrlich – die Dinge könnten sich gar nicht besser zu unseren Gunsten entwickeln. Meinst du nicht auch?«

»Ich weiß nicht so recht«, entgegnete Michael. »Mit dem Chojiro-Clan zu konspirieren ist, als würden wir Haie fischen und uns selbst als Köder einsetzen. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.«

»Nun, dann denk schnell. Jede Minute kann jemand herkommen und mit uns reden wollen. Unser Plan kann jeden Augenblick beginnen. Das letzte Stück des Puzzles ist eben eingetroffen.«

»Ich hasse es, wenn du in Anspielungen redest. Ich nehme an, du meinst einen Doppelagenten. Was macht ihn denn zu so etwas Besonderem?«

»Er gehört zu den Jesuitenkommandos«, meldete sich eine leise Stimme hinter ihnen. »Und das bedeutet, daß er Zugang zu allen Sicherheitssystemen innerhalb und im Umkreis der Fabrik besitzt.«

Michael wirbelte herum, die Fäuste geballt, weil er überrascht worden war – doch dann entspannte er sich rasch wieder, als ihm klar wurde, wer da vor ihm stand. Die Jesuiten waren die Vollstrecker der Kirche von Christus dem Krieger, und man sagte von ihnen, sie seien die besten Kämpfer nach den Investigatoren und den Gladiatoren der Arena. Dieser Jesuit trug einen purpurn und weißen Kampfanzug und ein sarkastisches Grinsen im Gesicht. Er war groß, dunkel und nicht sonderlich beeindruckend. Der Mann wirkte auch nicht besonders hart oder gefährlich, doch Michael verspürte nicht den leisesten Drang, die Wahrheit herauszufinden. Oder den Jesuiten auch nur zu verärgern. Michaels Muskeln dienten nur zur Schau und sonst gar nichts.

»Ich bin froh, daß Ihr gekommen seid«, sagte Lily mit liebenswürdiger Stimme. »Ich nehme an, alles läuft wie geplant?«

»Bisher ja«, erwiderte der Jesuit. »Ich bin Vater Brendan, Michael. Ihr könnt mir völlig vertrauen. In diesem Raum zum Beispiel laufen die Sicherheitssysteme im Augenblick in einer geschlossenen Schleife. Wir können uns so lange unterhalten, wie wir wollen, ohne befürchten zu müssen, daß ein unerwünschtes Ohr mithört. Nun, ich bin sicher, Ihr habt eine Menge Fragen. Schießt los.«

»Also schön«, begann Michael. »Fangen wir damit an, warum wir irgend jemandem von der Kirche trauen sollten. Ich habe gehört, sie tritt noch immer dafür ein, die Todesstrafe für Ehebrecher einzuführen. Diese ganze Sache könnte von Kassar eingefädelt sein. Es würde ihm gefallen, wenn er die Wolfs zu Fall bringen könnte.«

»Der Kardinal weiß nichts von dieser Sache«, entgegnete Vater Brendan. »Sonst wären wir inzwischen alle längst tot. Und die Frage, warum ich für den Chojiro-Clan arbeite, ist rasch beantwortet. Vor meinem Eintritt in die Kirche gehörte ich zum Silvestri-Clan.«

»Und was, zur Hölle, haben die Silvestris mit den Chojiros zu schaffen?«

Der Jesuit lächelte. »Den Schwarzen Block

Michael bemerkte, daß sein Unterkiefer herabgesunken war, und schloß den Mund mit lautem Schnappen. Die streng geheime, sagenumwobene Schule, in der jüngere Mitglieder der Familien beinahe von Geburt an ausgebildet und zu äußerster Loyalität gegenüber den Clans konditioniert wurden, bis zum Tod und darüber hinaus. Die geheimste Waffe der Familien.

»Aber…« Michael suchte stotternd nach Worten. »Warum wird der Schwarze Block gegen die Wolfs aktiv? Gegen eine der Familien?«

Vater Brendan lächelte. »Die Wolfs im allgemeinen und Valentin Wolf im besonderen werden zu mächtig. Er stört das Gleichgewicht. Wir sind der Meinung, es wäre das Beste für alle, wenn wir Valentin zum Rücktritt bewegen und andere einsetzen könnten, die bereit wären, die Gewinne aus der Übernahme der Hyperraumantriebsproduktion zu teilen.«

»Und an dieser Stelle treten wir auf die Bildfläche«, sagte Lily. »Daniel und Stephanie sind leichte Beute ohne den Schutz und die Unterstützung Valentins. Konstanze wird ganz leise in den Hintergrund treten, und wir werden die Familie übernehmen. Der Chojiro-Clan wird uns als Gegenleistung für zukünftige Großzügigkeit unsererseits unterstützen.«

»Richtig«, bestätigte Vater Brendan. »Ihr müßt gar nicht viel dazu tun. Wir versorgen Euch mit Sprengstoff und verraten Euch, wo er den größten Schaden anrichtet. Ihr müßt ihn nur noch in jene Bereiche der Anlage schaffen, zu denen Ihr allein Zutritt habt. Es wird keine sonderlich schweren Explosionen geben. Gerade stark genug, um die Produktion ins Chaos zu stürzen und den Wolf-Clan als inkompetent dastehen zu lassen.«

»Also wird niemand dabei getötet?« erkundigte sich Michael rasch.

»Nur dann, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden läßt«, erwiderte Vater Brendan. »Wir ziehen es vor, unsere Ziele ohne Blutvergießen zu erreichen. Es ist so… plump. Vertraut mir, Michael. Wir versuchen zuerst jede andere Möglichkeit.«