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»Wir kämpfen hier seit Generationen, und trotz allem, was wir durchgemacht haben, geht der Kampf noch immer weiter.

Der Rat kam deshalb zu der zögerlichen Erkenntnis, daß wir es möglicherweise nicht alleine schaffen. Wir benötigen Hilfe.

Kämpfer, Waffen, Nachschub. Man hat uns gesagt, der Untergrund von Golgatha könne diese Dinge liefern. Aber statt dessen schickte man uns Euch drei und sonst nichts. Niemand hier hat vergessen, daß nach unserer letzten Bitte um Hilfe die Kyberratten nicht nur die militärischen Satelliten außer Gefecht setzten, sondern auch die Wettersatelliten. Seither leben wir in der Hölle, die sie uns zurückgelassen haben. Nennt uns einen einzigen guten Grund, aus dem wir Euch nicht in mehreren kleinen Päckchen nach Golgatha zurückschicken sollten, um unseren nicht unbeträchtlichen Unmut kundzutun!«

Ohnesorg lächelte ungerührt. »Erstens sind das Fehlen militärischer Satelliten und das gestörte Wetter die einzigen Gründe, die die Wolfs davon abhalten, einen Sternenkreuzer anzufordern, um die Planetenoberfläche gezielt bis in jede notwendige Tiefe zu sengen, um Euch alle auszulöschen. Zweitens ist der einzige Grund, aus dem die Wolfs noch keine vollständige Armee von Söldnern herbeigeschafft haben, der, daß es sie mehr kostet, als ihnen die Sache wert ist. Wenn Ihr zu rasch zu erfolgreich seid, könnten sie ihre Meinung in dieser Angelegenheit ändern. Und drittens – wenn Ihr auch nur einem einzigen von uns etwas antut, wird Golgatha Euch den Rücken zuwenden, und Ihr werdet nie wieder irgendwelche Hilfe von draußen erhalten. Habe ich noch etwas vergessen?«

»Nur eine Sache«, meldete sich Sturm zu Wort. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor das Imperium die Wolfs mit neuen Militärsatelliten versorgt, um die ungestörte Produktion des neuen Hyperraumantriebs sicherzustellen. Ihre Ortungsanlagen werden stark genug sein, um das Wetter zu durchdringen, und das bedeutet das Ende aller Kämpfe an der Oberfläche, soweit es Eure Seite betrifft. Es bedeutet auch das Ende Eurer ersten wirklichen Chance in all den Jahren, diesen Krieg zu gewinnen. Vergeßt die Geschichte mit den Kyberratten. Das ist Schnee von gestern. Laßt uns helfen, bevor Euch die Zeit davonläuft.«

»Und wenn auch nur einer von Euch meint, er müßte uns nicht ernst nehmen, dem werde ich persönlich derart in den Hintern treten, daß er ihm bis zu den Ohren hochrutscht«, ergänzte Ruby Reise.

Alles blickte zu Ruby, und niemand wagte Zweifel anzumelden, daß sie nicht genau das meinte, was sie gesagt hatte. Ohnesorg hüstelte höflich und lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

»Nach unseren Informationen macht Eure Seite in der letzten Zeit die größeren Fortschritte. Erzählt uns mehr darüber.«

»Die Größe und Anzahl der Tunnel erschwert den Wolfs, uns hier unten anzugreifen«, erklärte der Lumpen-Tom mit hoher, kühler Stimme. »Wir sind besser an die Bedingungen angepaßt als sie. Sie kommen nicht gerne so tief herunter. Abgesehen von uns warten hier auch noch andere häßliche Überraschungen auf sie. An der Oberfläche stehen die Dinge ähnlich. Unsere Vorfahren wurden genetisch manipuliert, um allem zu widerstehen, was der Planet an Gemeinheiten für sie bereithielt.

Die Wolf-Truppen sind uns in dieser Hinsicht unterlegen. Sie sind zahlreicher und besitzen die besseren Waffen, aber sie kämpfen nur, um zu gewinnen. Wir kämpfen, um zu überleben.

Deswegen sieht es in den Gräben aus wie eh und je. Keine Seite besitzt auf längere Sicht einen entscheidenden Vorteil.«

»Wir geben nicht auf«, sagte die Gespenster-Alice mit rauher, brüchiger Stimme. »Wir sind die Verstoßenen, der Abfall, die Weggeworfenen. Wir sind die Zurückgewiesenen, und wir sind stolz darauf. Wir lehnen das Imperium ab und alles, wofür es steht. Die Wolfs sind nur das neueste Gesicht des Feindes.

Also denkt ja nicht, wir wären so verzweifelt, daß wir nicht nach dem Preis für Eure Hilfe fragen. Wir wollen nicht einen Herren gegen einen anderen tauschen. Wir kämpfen und sterben auch allein, wenn es sein muß. Also helft uns, oder geht zur Hölle. Wir beugen uns vor niemandem.«

»Ich mag sie«, sagte Ruby.

»Das dachte ich mir«, erwiderte Ohnesorg.

»Es gibt keinen Preis für unsere Hilfe«, sagte Alexander Sturm und lächelte beruhigend in die Runde. »Wir suchen lediglich Verbündete in unserem Kampf gegen das Imperium, um die Eiserne Hexe von ihrem Thron zu stoßen. Ihr benötigt Kämpfer, Waffen, Nachschub. Wir können Euch mit diesen Dingen versorgen.«

»Es… es gibt eine weitere Komplikation«, erklärte der Lange John.

»Wieso wußte ich, daß er das sagen würde?« murmelte Ruby Reise.

»Ruhe«, ermahnte sie Jakob Ohnesorg.

»Wir kämpfen nicht nur für uns allein«, erklärte der Lumpen-Tom. »Wir kämpfen auch für die Freiheit der Klone in der Fabrik. Sie wurden hergeschafft, um bis zu ihrem Tod zu arbeiten, genau wie wir. Jetzt arbeiten, essen und schlafen sie in der Fabrik. Sie sehen den freien Himmel so selten wie wir. Wenn einer von ihnen stirbt, klonen die Wolfs einfach einen Ersatz aus dem toten Körper. Die Klone wurden genau für die Arbeit, die sie hier erledigen, geschaffen und gezüchtet. Arbeit, die für richtige Menschen zu gefährlich oder zu schmutzig ist. Sie wurden konditioniert, niemals zu widersprechen, trotz der entsetzlichen Umstände, unter denen sie leben und arbeiten. Sie sind nichts als Besitz. Aber sie träumen trotzdem von ihrer Freiheit – manchmal wenigstens. Einige wenige von ihnen schaffen es sogar zu fliehen. Sie kommen hierher zu uns, weil sie sonst nirgendwo hingehen können. Hier gibt es immer ein Zuhause für sie. Sie sind unsere Brüder und Schwestern. Die Wolfs wissen das. Sie haben gedroht, alle Klonarbeiter zu töten, wenn es danach aussieht, als könnte unsere Seite die Zeremonie stören oder die Fabrik daran hindern, zum vorgesehenen Zeitpunkt die Produktion aufzunehmen. Und sie meinen es ernst.«

»Ja«, sagte eine leise neue Stimme. »Sie meinen es wirklich ernst.«

Alles blickte zu der schlanken Gestalt in den schlecht sitzenden Fellen, die sich in der ersten Sitzreihe erhoben hatte. Das Gesicht des Mannes war ausgezehrt und hager, der Mund ein dünner Strich und die Augen tief in den Höhlen versunken. Er war so mager, daß es schien, als könnte bereits der leiseste Windhauch ihn davonwirbeln. Seine Beine zitterten, als hätten sie Mühe, das geringe Gewicht zu tragen. Doch sein Blick war fest, und als der Mann weitersprach, klang seine leise Stimme stark und gemessen.

»Mein Name ist Dürr & Hager #32. Ich bin ein Klon aus der Fabrik. Sie lassen uns schuften, bis wir tot umfallen, damit sie rechtzeitig zu den Feierlichkeiten fertig werden. Die Arbeit ist gefährlich. Die Strahlung, der wir ausgesetzt sind, zerfrißt unsere Körper und unseren Verstand. Sie machen mit uns, was sie wollen. Niemand sagt ein Wort. Die Imperatorin will ihren neuen Antrieb. Koste es, was es wolle. Nehmt keine Rücksicht auf uns und greift endlich an! Und wenn wir alle dabei draufgehen. Die Hölle, in die sie uns schicken wollen, kann nicht schlimmer sein als die, in der wir jeden Tag leben und arbeiten.

Aber wenn es Euch gelingt, uns zu befreien, dann werden wir bis zum letzten Blutstropfen an Eurer Seite gegen das Imperium kämpfen.«

Dürr & Hager #32 setzte sich unvermittelt wieder hin, als hätte er auf einmal Angst, daß seine Knie unter ihm nachgeben könnten. Ein lautes, aufmunterndes Murmeln setzte ein und lief durch die gesamte Zuschauermenge. Sturm nickte nüchtern.

»Er meint, was er sagt. Ich bin beeindruckt. Es ist mehr als selten, daß ein Klon sich so weit von seiner Konditionierung befreien kann. Wenn sie alle sind wie er, dann haben wir eine Armee, die ich gegen jedermann schicken würde. Selbst gegen ausgebildete Imperiale Truppen.«