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»Schaltet dieses verdammte Ding ab«, befahl Klinge, das Schwert bereits in de: Hand. Er ging auf Flynn zu, der hastig zurückwich, ohne die Aufnahme zu unterbrechen. Flynn hatte in Kampfgebieten gefilmt und kannte die erste Regel des Reporters: Filme weiter, egal, was geschieht. Klinge ragte drohend vor ihm auf, das Schwert bereit zum tödlichen Streich.

»Ich sagte, Ihr sollt aufhören! Niemand filmt mich. Niemand.«

Toby trat vor, die Hände beschwichtigend erhoben. »Es geschieht auf Befehl der Herrscherin. Sie will eine vollständige Berichterstattung…«

Klinge wirbelte mit atemberaubender Geschwindigkeit herum und schlug Toby mit dem Handrücken ins Gesicht. Toby stürzte schwer zu Boden und kämpfte eine Augenblick darum, wieder klar im Kopf zu werden. Blut rann aus einem Nasenloch über den Mund, und er spuckte aus. Er stemmte sich auf ein Knie und mußte innehalten, als sich in seinem Kopf erneut alles drehte. Flynn war bereits bis zur Wand zurückgewichen und konnte nun nicht mehr weiter fliehen. Er filmte noch immer. Toby suchte nach den richtigen Worten, um die Situation zu entschärfen. Es mußte etwas geben, das er sagen konnte.

Ihm fielen immer die richtigen Worte ein.

»Laßt den Mann in Ruhe«, sagte Barrister mit schwerer, undeutlicher Stimme. »Wir gehorchen der Imperatorin, und zwar in jeder Hinsicht.«

»Haltet den Mund, verdammter Kriecher«, erwiderte Klinge, ohne sich umzublicken. Er hielt das Schwert an Flynns Kehle.

»Werft diese Kamera zu Boden und zerstampft sie, mein Junge. Ich will hören, wie sie unter Eurem Absatz knirscht.«

Flynn wollte erwidern, daß der Investigator sich zur Hölle scheren solle, aber er brachte kein Wort hervor. Man sprach nicht auf diese Weise mit einem Investigator. Ganz besonders nicht mit einem, dem die Mordlust ins Gesicht geschrieben stand. Aber Flynn würde seine Kamera trotzdem nicht aufgeben. Klinge grinste plötzlich, und Flynn gefror das Blut in den Adern.

»Laßt ihn in Ruhe«, sagte Klipp. Ihre Stimme klang gelassen, beinahe amüsiert. »Typen wie er sind wie Ratten. Tötet eine, und sie kommen aus allen Ecken herbei und umschwärmen Euch. Ihr habt den Mann gehört. Das war die Idee der Imperatorin. Wollt Ihr wirklich in Ketten vor sie geschleift werden und erklären, warum Ihr einen ausdrücklichen Befehl mißachtet habt?«

»Was kann sie mir schon anhaben?« erwiderte Klinge. »Ihr wißt, aus welchem Grund wir hier sind. Zu alt oder zu gebrechlich, um im Feld noch von Nutzen zu sein, aber zu gefährlich, um von der Kette gelassen zu werden. Man erlaubt uns nicht mehr, für die Clans zu arbeiten. Wir sind zu gut. Die Imperatorin hat Angst vor uns. Ich habe mein ganzes Leben in ihren Diensten verbracht, und was habe ich davon? Ich lande als billiger Vollstrecker auf diesem Scheißklumpen von Planeten.

Und sie will dieses Ereignis auch noch gefilmt haben? Ich werde den hochgeschätzten Zuschauern etwas bieten, was sie nicht so schnell vergessen.«

Klinge zog das Schwert zu einem Stoß zurück, der Flynns Eingeweide durchbohren sollte. Flynn konnte sich nicht bewegen. Toby kam benommen auf die Beine. Blut strömte aus seiner zerschmetterten Nase und lief über das Kinn. Er würde aller Wahrscheinlichkeit nach zusammen mit Flynn sterben, aber er konnte nicht einfach dabeistehen und zusehen, wie sein Kameramann umgebracht wurde. Und dann trat Klipp vor und schlug Klinge professionell die Handkante in den Nacken.

Klinge fiel auf die Knie, und das Schwert polterte aus seiner plötzlich tauben Hand zu Boden. Barrister sah schockiert zu, doch er sagte nichts. Klipp grinste auf die benommene Gestalt am Boden herab.

»Macht gefälligst, was man Euch sagt, Klinge, oder Ihr werdet in den Lauf meiner Pistole sehen.«

»Gut gemacht, Klipp«, meldete sich der Halbe Mann zu Wort. Er nickte Daniel und Stephanie zu. »Bitte entschuldigt den Zwischenfall. Klinge hat seine Talente, doch Diplomatie gehört nicht dazu. Ich werde ihn in Zukunft an der kurzen Leine halten. Ich schlage vor, wir beenden diesen Empfang. Die Zuschauer haben bereits genug gesehen, um eine ganze Weile zu schwatzen, und ich brenne darauf, mit meiner Arbeit auf Technos III zu beginnen. Sind die Dateien bereit?«

»Alles, was Ihr verlangt habt«, antwortete Stephanie. »Karten, Geschichte, Truppendetails.«

»Darf ich vielleicht im Namen des Publikums fragen, was Eure Aufgabe hier ist, mein Herr?« sagte Toby.

Der Halbe Mann wandte den Blick seines einzelnen Auges zu Toby, der inzwischen mehr oder weniger sicher auf den Beinen stand und ein Taschentuch auf den geschwollenen Mund und die Nase preßte. Der Halbe Mann lächelte mit seinem halben Mund. »Ihr seid ein hartnäckiger Typ, was? Sicher habt Ihr inzwischen bemerkt, daß es ganz schön ungesund sein kann, wenn man den falschen Leuten die falschen Fragen stellt?«

»Es gehört alles zu meiner Arbeit, mein Herr«, erwiderte Toby und senkte das Taschentuch, so daß seine Worte klar und deutlich zu hören waren. Er ignorierte das Blut, das noch immer von seinem Kinn tropfte. »Würdet Ihr vielleicht diesmal so freundlich sein, einen Kommentar abzugeben?«

»Ungern«, erwiderte der Halbe Mann. »Aber nach dem Ausbruch meines Kompagnons denke ich, es wäre keine schlechte Idee.« Er drehte sich um und blickte direkt in Flynns Kamera.

Die Energiehälfte funkte und knisterte, und Flynn mußte rasch die Lichtempfindlichkeit der Kamera herunterregeln. Der Halbe Mann lächelte die Zuschauer an. »Die Imperatorin hat beschlossen, daß denjenigen Investigatoren, die nicht länger hundertprozentig leistungsfähig sind, sei es durch Alter oder Verletzungen, nicht mehr gestattet ist, in die Dienste individueller Clans zu treten. Das Privileg wurde mißbraucht. In Zukunft werden diese Investigatoren ausgebildet, um gemeinsam mit den bewaffneten Streitkräften in besonders gefährlichen Konfliktgebieten zusammenzuarbeiten, wo ihr Wissen und ihre Erfahrung unschätzbar sind. Dies hier ist ein Pilotprojekt, um alle Vor- und Nachteile zu beobachten und zu studieren. Als Ausbilder der Investigatoren habe ich mich freiwillig gemeldet, die Operation zu leiten. Und das wäre auch schon alles, was ich zu sagen habe. Nur eins noch: Ich erwarte, daß in Zukunft alle Nachrichtenleute einen respektvollen Abstand einhalten. Zu ihrer eigenen Sicherheit.« Der Halbe Mann wandte sich wieder Stephanie und Daniel zu. »Ich bin hier fertig. Bringt mich in Euer Hauptquartier.«

Kurz darauf waren alle aus der Halle verschwunden. Klinge stolperte zwischen Klipp und Barrister entlang. Toby und Flynn warteten, bis sich die Tür sicher hinter den Investigatoren geschlossen hatte, und entspannten sich dann mit lautem erleichtertem Seufzen. Flynn schaltete die Kamera ab und konzentrierte sich darauf, tief durchzuatmen. Toby wischte behutsam mit dem Taschentuch über den geschwollenen Mund und die gebrochene Nase. Beides fühlte sich an, als wäre es auf das Doppelte der normalen Größe angeschwollen.

»Habt Ihr alles, Flynn? Sagt mir, daß Ihr alles habt!«

»Jede einzelne verdammte Sekunde«, erwiderte der Kameramann. »Obwohl mir beinahe ein sehr unerfreuliches Mißgeschick in der Unterwäsche widerfahren wäre. Ich habe wirklich gedacht, daß er mich töten wollte.«

»Natürlich wollte er das. Er ist ein Investigator. Wir haben Glück, daß wir noch leben, und die anderen sind schlau genug, um zu erkennen, was das zu bedeuten hat. Der Punkt an dieser neuen Strategie ist, zu zeigen, daß alternde Investigatoren noch immer kontrolliert und auf nützliche Art und Weise beschäftigt werden können. Der Halbe Mann konnte sich nicht leisten, Klinge vor einem Millionenpublikum verrückt spielen zu lassen, bevor der Testlauf auch nur richtig angefangen hat. Habt Ihr mitbekommen, was er über die Clans gesagt hat? Keine Investigatoren mehr als private Leibwächter und Meuchelmörder der Familien. Ihre Imperiale Majestät scheint sich allmählich Sorgen wegen des wachsenden Einflusses und der Macht gewisser wohlbekannter Häuser zu machen. Natürlich ohne einen Namen zu nennen. Aber ich könnte wetten, es ist kein Zufall, daß der erste Versuch ausgerechnet auf einem Planeten der Wolfs stattfindet.«