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Irgend jemand blies eine Pfeife. Andere Pfeifen fielen ein, und plötzlich zogen sich die Rebellen zurück, lösten sich aus Kämpfen und brachen die Verfolgung Flüchtender ab. Sie wandten sich um und verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren, in den Tunnels unter der Metallwüste. Vorbereitete Ladungen gingen hinter ihnen hoch und versiegelten die Zugänge. Zurück blieben die Gläubigen, die Söldner und der Kardinal, und sie standen ratlos und betäubt herum und überlegten krampfhaft, von was, zur Hölle, sie da soeben getroffen worden waren. Rauch trieb durch die Luft davon. Hier und da brannten Leichen, die von Energiestrahlen getroffen worden waren. Überall lagen Tote, doch keine Rebellen. Sie hatten ihre Toten und Verwundeten mitgenommen. Alles schien mit einemmal sehr ruhig.

Kassar hob den Blick und sah Flynn, der noch immer filmte.

Er schoß herbei, ein wildes Funkeln in den Augen.

»Ihr da! Hört augenblicklich auf damit! Und gebt den Film heraus! Auf der Stelle!«

»Es tut uns leid, Kardinal«, entgegnete Toby Shreck und schaffte es irgendwie, ein ekstatisches Grinsen aus seinem Gesicht herauszuhalten. »Ich fürchte, das alles wurde live nach draußen übertragen… so, wie Eure Vorgesetzten es wünschten. Möchtet Ihr vielleicht bereits zu diesem Zeitpunkt einen Kommentar abgeben?«

Kassar hob seinen Disruptor und schoß die filmende Kamera aus der Luft.

Flynn funkelte ihn an. »Ihr werdet von meiner Gewerkschaft hören!«

Ohnesorg, Ruby Reise und Alexander Sturm lachten atemlos vor sich hin, während sie sich zusammen mit den Ausgestoßenen durch enge Tunnel zurückzogen. Der Überfall war genau nach Plan verlaufen. Sie hatten minimale Verluste erlitten und dem Gegner gewaltigen Schaden zugefügt. Und darüber hinaus hatten sie sowohl die Wolfs als auch die Kirche gewaltig in Verlegenheit gebracht. Ein Klon aus der Fabrik hatte ihnen den richtigen Zeitpunkt verraten, um sicherzugehen, daß die Kamera der Reporter dabei war und alles filmte. Und jetzt rannten die Rebellen durch die neuen Tunnel zurück in die älteren, etablierten Gebiete, und trotz ihrer Müdigkeit hielten sie ein hohes Tempo aufrecht. Die durch Explosionen zum Einsturz gebrachten Ausgänge würden den Gegner nicht lange aufhalten. Aber das war auch nicht geplant. Die Schlacht war noch nicht vorüber. Hier unten, in der vertrauten Dunkelheit und Beengtheit der Unterwelt, würden die Rebellen ihren Feinden eine letzte, tödliche Lektion erteilen.

Die Tunnel liefen für eine ganze Weile nach unten, bevor der Weg in eine weite Kaverne führte. Ohnesorg kam zum Stehen, als der Weg vor ihm sich in eine Reihe noch engerer Pfade aufteilte, die an den Seiten der Kaverne entlang nach unten führten. Der gewaltige offene Raum war schwindelerregend hoch, als hätte irgend jemand das Innere eines ganzen Berges ausgehöhlt. Die Decke befand sich mehr als hundert Meter über den Rebellen, und der Boden der Kaverne schien mindestens ebenso weit entfernt. Ohnesorg blieb regungslos stehen und blickte sich um, während seine Männer an ihm vorbeidrängten und sicher über die schmalen Pfade nach unten rannten. Die Wände der Kaverne waren größtenteils glatt, poliert von Gott weiß wie vielen Jahrhunderten fließenden Wassers und anderen schmirgelnden Substanzen. Helle Streifen von metallischem Blau, Grün und Gold zogen sich an den Wänden entlang, grelle Spuren längst vergessener Industrieanlagen. Das Licht aus den Lampen der Rebellen glitzerte auf metallenen Stalagmiten und Stalaktiten, die aus wirbelnden gelben Nebeln emporwuchsen, welche den Höhlenboden bedeckten oder schwer von der hohen Decke herabhingen. Ruby und Alexander blieben an Jakobs Seite und drängten ihn leise weiter, doch er stand starr vor Staunen. Es war, als wäre er in eine gewaltige Kathedrale gestolpert, in die weite, versteckte Seele von Technos III. Atemlos blickte er sich um. Ohnesorg fühlte sich wie eine Fliege, die in einem alten, verlassenen Kloster auf einem fleckigen Fenster herumkletterte. Schließlich setzte Jakob sich wieder in Bewegung und folgte der Gespenster-Alice zögernd über eine lange Reihe von Stufen hinab in die nebligen Tiefen.

Ringsum zogen sich die Ausgestoßenen in vorbereitete Verstecke und Hinterhalte zurück. Langsam dämmerte es Ohnesorg, daß dieser Felsendom für die Rebellen nichts Besonderes war. Sie erkannten die Herrlichkeit eines solchen Naturwunders nicht. Die Ausgestoßenen hatten keine Zeit für so etwas.

Für sie war es nur ein guter Ort für eine Falle, ein weiteres Schlachtfeld in ihrem niemals endenden Krieg. Die Gespenster-Alice führte Ohnesorg, Sturm und Ruby Reise zu einer versteckten Aussparung in der Wand, von der aus man einen guten Blick zu dem einzigen Eingang der Höhe hatte. Sie überzeugte sich, daß Sturm halbwegs bequem an ihrer Seite saß, zog den Disruptor aus dem Halfter und setzte sich neben ihn, um zu warten. Die Energiewaffe wirkte in ihrer kleinen knochigen Hand viel zu groß. Dünne Fetzen von gelbem Dampf trieben vom Boden her nach oben. Es roch nach Schwefel. Die Ausgestoßenen waren in ihren Verstecken verschwunden wie schweigende Schatten, und nun warteten sie geduldig mit gezückten Pistolen auf das Erscheinen des Feindes. Die gewaltige Höhle lag still und leise.

Ohnesorg beugte sich zu der Gespenster-Alice hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Seit wann existiert diese Höhle?«

»Wer weiß? Jedenfalls länger als wir alle, das ist sicher.«

»Es ist wundervoll hier.«

»Verdammt richtig. Der beste Platz für einen Hinterhalt, den man sich wünschen kann. Wir haben alles unter Kontrolle, was hier unten geschieht. Die Wolf-Truppen haben nicht die leiseste Ahnung, in was sie hineinstolpern, die armen Bastarde. Es wird viel Blut, viel Leid und viele tote Feinde geben. Aber jetzt haltet die Klappe. Sie werden bald hier sein. Ihr könnt immer noch Tourist spielen, wenn wir alle umgebracht haben.«

Das Geräusch rennender Schritte ertönte hoch oben, und Ohnesorg duckte sich mit gezogener Pistole. Es war nicht das erste Mal, daß er einen so wundervollen Ort wie diesen hier in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Zu seiner Zeit hatte Jakob viele Wunder auf vielen Planeten gesehen… und sie übersät mit Toten und Sterbenden hinter sich gelassen. Trotz all seiner edlen Beweggründe dachte er manchmal, daß sein einziges Erbe eine blutige Spur aus Tod und Verwüstung sein würde.

Dann ergossen sich die Truppen der Wolfs und der Kirche in die Kaverne, angeführt von den drei Investigatoren Klinge, Barrister und Klipp, und es war nicht mehr die Zeit für weitere Rückblicke oder Bedauern. Jetzt war die Zeit des Tötens, der Tanz der Schnellen und der Toten, und alles im Namen der edlen Sache, für die die Rebellion stand.

Die große Kaverne erstrahlte blendend hell, als die beiden gegnerischen Seiten das Feuer aus ihren Disruptoren eröffneten. Die grellen Strahlen schossen in Hunderte verschiedener Richtungen, prallten von soliden Metallwänden ab und jagten als Querschläger im Zickzack durch den Raum. Schreie und Schlachtrufe brandeten auf, und Befehle wurden gebrüllt, als die Imperialen Truppen verzweifelt nach Deckung suchten.

Ihre Wut und die Sehnsucht nach Rache hatten sie bis hierher geführt. Sie waren rastlos durch die Dunkelheit hinter einem sie verspottenden Feind hergejagt – und plötzlich brachten tödliche Strahlen sie zu einem unerwarteten Halt, als wären sie gegen eine unsichtbare Mauer gerannt. Männer fielen tot oder sterbend, manchmal schreiend, manchmal nicht, und still brennende Körper übersäten die schmalen Wege. Die Überlebenden fanden Verstecke, von denen aus sie das Feuer erwidern konnten, bis es in der Kaverne Schließlich still wurde, weil alle Energiewaffen erschöpft waren. Die Pause war nur kurz, die Stille lediglich vom Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden und den leiser werdenden Echos der Energiewaffen unterbrochen. Dann zogen beide Seiten die Schwerter und kamen aus ihren Deckungen hervor, um sich auf dem von Nebelschwaden verhangenen Boden der Kaverne zu begegnen.