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Die Ausgestoßenen und ihre Gegner prallten aufeinander, Stahl auf Stahl, Faust gegen Faust. Keine Gnade wurde gewährt, keine erbeten. Das hier war zu einer Blutfehde der Söldner und der Gläubigen geworden. Für die Ausgestoßenen war es nie etwas anderes gewesen. Die beiden Seiten drückten endlos vorwärts, schoben den gelben Nebel wie eine Flutwelle vor sich her, ohne einen Gedanken an Vorsicht oder Überlegung zu verschwenden. Schwerter krachten aufeinander, Blut floß, und der große Flur der Kaverne wurde von einer Masse kämpfender Gestalten bedeckt.

Ohnesorg und Ruby Reise kämpften Rücken an Rücken, wie immer, unschlagbar und unaufhaltsam. Sturm kämpfte hinter ihnen und schwang das Schwert mit dem erlernten Geschick und der Erfahrung vieler Jahre. Feinde umringten die drei, ohne sie überwinden zu können. Ruby Reise tötete ohne Unterlaß und lachte laut, nun, da sie endlich, endlich in ihrem Element war. Ohnesorg kämpfte mit kalter, konzentrierter Präzision, und seine einzige Sorge galt dem schnellstmöglichen Ende des Kampfes. Er kämpfte für die Sache, und er empfand kein Vergnügen beim Töten. Dieses Gefühl war bereits vor langer Zeit in ihm ausgebrannt. Sturm hatte Mühe und war bereits außer Atem. Sein Schwert schien mit jedem Streich schwerer und schwerer zu werden. Aber er war schließlich auch nur ein Mensch.

Am Ende standen sich die drei berühmten Rebellen und die besten Kämpfer der Imperialen Truppen gegenüber. Die Investigatoren Klinge, Barrister und Klipp gegen Ohnesorg und seine beiden Freunde. Die Menge aus kämpfenden Leibern schien sich förmlich zu teilen, um die sechs zusammenzubringen, als wären sie der Mikrokosmos, der den größeren Kampf zu einer Entscheidung bringen könnte. Barrister stand Ruby Reise gegenüber, Klinge Ohnesorg und Klipp Alexander Sturm. Sie verharrten für einen Augenblick in einer Art Bekundung gegenseitigen Respekts, dann gingen sie aufeinander los. Klingen krachten funkenstiebend aufeinander und prallten zurück, und dann trennte die größere Menge wogender Kombattanten die drei kämpfenden Paare langsam wieder und trug sie mit sich fort.

Ohnesorg stemmte sich mit dem Rücken gegen einen metallenen Stalagmiten und hielt dem wütenden Angriff Klinges stand. Er wich den Schlägen aus, denen er ausweichen konnte, und parierte die restlichen, zuversichtlich, daß der Investigator mit der Zeit von ganz alleine müde wurde. Aber Klinge wurde nicht müde. Im Gegenteil. Seine Kraft schien mit jedem Schlag zuzunehmen, genau wie seine Wut mit jedem gescheiterten Angriff. Sein Mund war zu einem freudlosen Grinsen verzerrt, und seine Augen blickten wild. Ohnesorg duckte sich tief, um einem beidhändigen Hieb auszuweichen, und die Klinge des Investigators schnitt sauber durch die Spitze des Stalagmiten hinter Jakob. Allmählich dämmerte dem Berufsrebellen, daß defensives Kämpfen gegen einen Investigator eine gute Methode war, sich selbst umzubringen, gleichgültig, ob man durch das Labyrinth des Wahnsinns gegangen war oder nicht.

Ohnesorg ging in den Zorn-Modus und spürte, wie das Blut durch seine Adern hämmerte. Er warf sich auf den Investigator.

Klinge wich überrascht einen Schritt zurück, doch dann blieb er stehen und verteidigte seine Position, ohne sich einen einzigen weiteren Schritt zurückzuziehen, Zorn oder nicht, Labyrinth oder nicht. Er war schließlich ein Investigator, und selbst ein alternder Investigator war fast allem überlegen, was das Universum ihm entgegenwerfen konnte. Das war seine Aufgabe.

Aber Ohnesorg war durch das Labyrinth des Wahnsinns gegangen, und er war nicht mehr wie fast alles im Universum. Er lächelte ein sehr vernünftiges Lächeln als Erwiderung auf Klinges wahnsinniges Grinsen und ließ seine Deckung für den Bruchteil einer Sekunde sinken. Klinges Schwert schoß beinahe im gleichen Augenblick heran, um den offensichtlichen Vorteil zu nutzen. Ohnesorgs freie Hand bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, flog hoch und schlug die Klinge des Gegners zur Seite. Für einen beinahe endlosen Augenblick standen beide einander gegenüber, Klinge mit weit offener Deckung, und beide wußten es. Dann fuhr Ohnesorgs Schwert in Klinges Brust und drang auf der Rückseite wieder heraus.

Klinge stieß einen leisen Schmerzensschrei aus, und Blut spritzte aus seinem verzerrten Mund. Dann verließ ihn die Kraft, und er sank auf die Knie. Ohnesorg zog sein Schwert aus dem Gegner. Klinge fiel aufs Gesicht, als hätte nur das Schwert ihn noch gehalten. Ohnesorg enthauptete ihn trotzdem, sicherheitshalber. Klinge war ein Investigator, und man konnte nie wissen.

Ruby fiel im gleichen Augenblick in den Zorn, in dem sie erkannte, daß ihr Gegner ein Investigator war. Barrister mochte der älteste der drei sein, aber er war trotzdem noch immer weitaus gefährlicher, als es die meisten normalen Männer jemals sein würden. So lockte Ruby ihn in ein Corps à Corps, Gesicht an Gesicht über gekreuzten Klingen, und spuckte ihm ins linke Auge. Und in dem einen Bruchteil einer Sekunde, in dem Barrister abgelenkt war, zog Ruby einen Dolch aus dem Gürtel und stieß dem Investigator die Klinge zwischen die Rippen. Sie spürte, wie Blut aus der Wunde schoß und über ihre Hand strömte, bevor er sich von ihr wegstieß. Ruby startete eine wilde Attacke mit all ihrer Zorngestärkten Kraft und Schnelligkeit dahinter, und Barrister wich Schritt für Schritt zurück. Blut strömte bei jeder Bewegung an seiner Seite herab, doch er gab der schweren Wunde nicht nach und parierte weiterhin jeden einzelnen von Rubys Schlägen, das Gesicht gemessen und ruhig. Am Ende mußte Ruby ihre gesamte Kraft aufwenden, um Barristers Klinge zur Seite zu fegen, und all ihre Schnelligkeit, um mit ihrer eigenen einen Treffer an seiner ungeschützten Kehle zu landen.

Erneut spritzte Blut und besudelte Rubys Gesicht. Sie wich einen Schritt zurück und wischte sich das Blut von der Stirn, damit es nicht in die Augen gelangen konnte. Die ehemalige Kopfgeldjägerin grinste böse, als sie erkannte, daß sie den Investigator zur Hälfte geköpft hatte, doch das Grinsen verging so rasch, wie es gekommen war, als sie bemerkte, daß Barrister noch immer stand. Barrister war ein Investigator, und er wollte verdammt sein, wenn er unterging, ohne seinen Gegner mitgenommen zu haben. Der alte Investigator warf sich auf Ruby, das Schwert zu einem gewaltigen Streich gehoben. Ruby ließ sich aufs Knie fallen und duckte sich unter dem Hieb hinweg.

Ihr Kopf ruckte leicht, als die Klinge Barristers ihre Haarspitzen abrasierte. Sie stieß dem Investigator das eigene Schwert tief in den Bauch. Barrister grunzte, wich zurück und befreite sich dabei von Rubys Schwert. Die Kopfgeldjägerin ließ die Waffe fahren und schoß hoch. Sie bekam Barristers Kopf mit beiden Händen zu fassen und zwang ihn rückwärts nach hinten, dann knallte sie ihn mit brutaler Gewalt auf die gezackte Spitze eines Stalagmiten. Die Spitze durchdrang den Kopf des Investigators und trat am rechten Auge wieder aus. Barrister zuckte noch einmal, dann lag er still und hauchte in einem langen, frustrierten Seufzer sein Leben aus. Ruby atmete schwer. Sie hob ihr Schwert wieder auf und musterte den toten Barrister aus sicherer Entfernung. Nur für den Fall. Er war immerhin ein Investigator gewesen, oder? Zufrieden, daß er am Ende wirklich mausetot war, beugte sich Ruby vor und küßte ihn auf die blutigen Lippen. Dann richtete sie sich wieder auf und blickte sich nach Jakob Ohnesorg um.

Der Kampf war so gut wie vorüber. Die Rebellen hatten den Vorteil der Stellung und der Überraschung auf ihrer Seite gehabt, und sie waren mit der Umgebung vertraut. Trotz all ihrer Erfahrung und Wut hatten die Gläubigen und die Söldner der Wolfs niemals auch nur den Hauch einer Chance besessen. Die meisten von ihnen waren tot. Die wenigen Überlebenden hatten einen trotzigen Kreis um Klipp gebildet, den letzten lebenden Investigator. Ruby Reise trat neben Jakob Ohnesorg, der Klipp ansah. Klipp blickte von einem zum andern, während Blut von ihrer Klinge tropfte. Dann grinste sie plötzlich, wandte sich um und rannte über einen unbewachten Weg aus der Kaverne. Die anderen beeilten sich, ihr zu folgen. Die Ausgestoßenen ließen sie gehen. Irgend jemand mußte den Wolfs schließlich vom großen Sieg der Rebellen berichten.