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Die Hälfte seines linken Arms fehlte. Er war oberhalb des Ellbogens abgetrennt. Der Mann hatte auch noch andere Schwertwunden erlitten. Beatrice biß sich auf die Lippe. Natürlich kannte sie das Gesicht. Sie hatte es schließlich oft genug im Fabrikkomplex gesehen. Das war kein Söldner und kein Kirchensoldat. Das war ein Klon! Und weil das Imperium nicht gestattete, daß Klone Waffen trugen, mußte es ein entflohener Klon sein. Wahrscheinlich einer der Rebellen, die am letzten Überfall teilgenommen hatten. Sie zuckte die Schultern und stand wieder auf. Beatrice war eine Barmherzige Schwester, und alle Verwundeten waren hier willkommen. Zur Hölle mit dem, was die verdammten Wolfs sagten. Sie winkte eine der Schwestern herbei.

»Dieser hier ist ein Rebell«, sagte sie leise. »Gibt es noch mehr unter den Verwundeten?«

»Bisher sind es zweiunddreißig. Ihr habt befohlen…«

»Ja, das habe ich. Verdeckt ihre Gesichter. Mit Bandagen, wenn es sein muß. Was die Wolfs nicht wissen, macht sie nicht heiß, und wir kommen gut ohne weitere Komplikationen zurecht. Gibt es Neuigkeiten über weiteren Nachschub?«

»Das meiste wird noch immer im Orbit zurückgehalten. Seit dem Überfall gestatten die Wolfs nur noch absolut lebenswichtigen Transporten die Landung. Aus Sicherheitsgründen, wie sie sagen.«

»Bastarde. Ich werde mich noch einmal mit der Schwesternschaft in Verbindung setzen, wenn sich eine Möglichkeit bietet.

Vielleicht können sie ein wenig Druck ausüben.«

»Was machen wir mit den Rebellen, wenn sie sich so weit erholt haben, daß man sie verlegen kann? Wir dürfen sie nicht einfach hier liegenlassen. Wir brauchen den Platz. Und was macht es für einen Sinn, sie zu heilen, wenn wir sie anschließend an die Sicherheitsleute der Wolfs übergeben müssen?«

»Macht Euch deswegen keine Gedanken. Die Rebellen werden ihre Verwundeten stehlen, sobald sie halbwegs sicher transportiert werden können. Das machen sie jedesmal so.«

Beatrice blickte über die Schulter nach hinten, als am Eingang zum Zelt Stimmen laut wurden. Sie sah, wer der Neuankömmling war, und runzelte die Stirn. »Da kommt neuer Ärger.

Macht, daß diese Gesichter verdeckt werden. Rasch!«

Die Schwester nickte hastig und wandte sich ab. Beatrice ging, so rasch sie konnte, zurück zum Eingang und blockierte ihn mit ihrem Körper. Sie nickte der hochroten Nonne zu, alles Weitere ihr zu überlassen. Die Schwester erwiderte Beatrice’ Nicken dankbar und ging davon. Beatrice lächelte den Neuankömmling eisig an.

»Kardinal Kassar! Was verschafft uns die Ehre Eures Besuchs in dieser extrem geschäftigen Zeit?«

»Ihr habt verwundete Rebellen hier drin«, entgegnete Kassar tonlos. »Man hat mir davon berichtet. Ich will, daß sie meinen Leuten zum Verhör übergeben werden. Augenblicklich. Sie sollten eigentlich gar nicht hier sein. Ich habe noch mehr verwundete Männer, die zu Euch kommen werden.«

»Ist denn noch mehr schiefgegangen?«

»Das geht Euch nichts an.«

»Ihr seid derjenige, der mein Zelt mit Verwundeten füllt.

Deshalb geht es mich auch etwas an. Und als Barmherzige Schwester helfe ich jedem, der meine Hilfe braucht. Das ist meine Aufgabe.«

Kassar grinste kalt. »Steckt Euch Eure Aufgabe sonstwohin.

Entweder übergebt Ihr mir augenblicklich diesen Rebellenabschaum, oder ich lasse meine Männer kommen.«

Beatrice nickte gelassen. »Ich habe immer gewußt, daß Ihr ein kleiner Bastard seid, James. Aber laßt Euch nicht von Eurer Wut über eine verlorene Schlacht zu etwas hinreißen, das Ihr später bereuen könntet. Die Schwesternschaft besitzt eine Menge Einfluß in der Kirche, daheim auf Golgatha. Und zur Zeit bin ich die Lieblingstochter der Schwesternschaft. Ich vollbringe große Dinge für ihr Ansehen in der Öffentlichkeit.

Legt Euch mit mir an, und meine Vorgesetzten werden dafür sorgen, daß Eure Vorgesetzten wie eine Lawine auf Euch niedergehen.«

»Wir sind weit weg von Golgatha, Beatrice. Bis Ihr Eure Schwesternschaft benachrichtigt habt, ist längst alles vorbei.

Eure kostbaren Rebellen besitzen Informationen, die ich benötige, und ich werde sie tropfenweise aus ihnen herausquetschen. Sie werden genauso leiden, wie meine Männer gelitten haben. Und es gibt nichts, was Ihr tun könntet, um mich daran zu hindern.«

»Falsch«, widersprach Beatrice. »Werft einen Blick nach unten, Kardinal.«

Sie blickten beide nach unten, und da war Beatrice’ Hand und hielt ein Skalpell ganz leicht gegen Kassars Unterleib gepreßt. Beide standen vollkommen regungslos da.

»Das würdet Ihr nicht wagen«, knurrte Kassar.

»Führt mich nicht in Versuchung«, entgegnete Beatrice.

»Wie Ihr selbst gesagt habt, wir sind ziemlich weit weg von Golgatha. Unfälle geschehen nun mal. Ihr gebt doch einen Dreck auf die Schmerzen Eurer Männer. Ihr versucht nur verzweifelt, wenigstens einen kleinen Erfolg aus diesem unheiligen Chaos für Euch zu verbuchen, damit Eure kostbare Karriere nicht die Toilette hinabgespült wird. Nun, James, Ihr befindet Euch auf meinem Territorium, und hier wird getan, was ich sage. Versucht nur, an mir vorbeizukommen, und ich schwöre, ich schlitze Euch auf, so wahr ich Beatrice heiße.«

Kassar blickte in Beatrice’ entschlossene Augen – und glaubte ihr.

»Ich werde zurückkommen. Mit bewaffneten Männern.«

»Das werdet Ihr nicht. Unsere Unterhaltung wurde von einer versteckten Kamera aufgezeichnet. Wollt Unwirklich, daß Eure Männer zu sehen bekommen, wie Ihr vor nichts weiter als einer einfachen Barmherzigen Schwester den Schwanz eingekniffen habt? Das würde Eurer Karriere endgültig den Todesstoß versetzen. Und jetzt macht, daß Ihr wegkommt. Mir wird übel von Eurem Anblick.«

Kassar nickte ruckhaft und trat vorsichtig einen Schritt zurück. »Das werde ich nicht vergessen, Hexe.«

»So war’s gedacht, Kardinal. Und jetzt verpißt Euch. Auf mich wartet Arbeit.«

Kassar wandte sich um und marschierte davon. Sein steifer Rücken strahlte hilflose Wut aus. Gott mochte der erstbesten Person beistehen, die ihm in der Fabrik über den Weg lief.

Beatrice blickte ihm hinterher, das Skalpell nachdenklich erhoben. Natürlich gab es keine versteckte Kamera, aber Kassar würde es glauben. Er hätte schließlich selbst so gehandelt. Es wäre nicht verkehrt, nach diesem Zwischenfall ein wachsames Auge auf den Kardinal zu richten. Er war ein boshafter Mann und vergaß niemals eine Beleidigung. Doch Beatrice kümmerte das im Augenblick nicht. Es gab Wichtigeres zu tun. Beatrice drehte sich um, als einer der Chirurgen dringend nach ihr rief, und trottete durch Blut und Tod zurück, um zu helfen, wo sie helfen konnte.

Kardinal James Kassar war noch immer vollkommen außer sich, als er zu einem vorher arrangierten Treffen mit dem Halben Mann in dessen Quartieren ging. Er würde die Hexe ans Kreuz nageln. Vielleicht nicht persönlich und ganz bestimmt nicht, bevor er nicht das Band in den Fingern hatte. Es war nicht gut, wenn irgend jemand herausfand, wie sehr sie ihn gedemütigt hatte. Der Kardinal nickte dem Halben Mann knapp zu, der entspannt neben einem Bett stand, von dem Kassar insgeheim vermutete, daß es niemals benutzt wurde. Es war schwer, sich vorzustellen, der Halbe Mann könnte etwas so Menschliches und Verwundbares tun wie Schlafen. Das knisternde und funkensprühende Energiefeld, aus dem seine rechte Körperhälfte bestand, wirkte aus nächster Nähe noch unheimlicher als sonst. Es schien farblos und gleichzeitig aus allen Farben zusammengesetzt zu sein, die es nur gab, und wenn man es zu lange betrachtete, verschluckte es den Blick, bis man darin versank. Kassar hielt die Augen angestrengt auf das gerichtet, was vom Gesicht des Halben Mannes noch übrig war – obwohl selbst diese Hälfte nicht mehr sonderlich menschlich wirkte.

»Laßt uns direkt zur Sache kommen«, sagte Kassar rauh.