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Und obwohl sie angeblich nicht mehr als eine kalte, berechnende Mordmaschine war, hatte Schwejksam das Gefühl, Frost zu verstehen. Selbst dann, wenn sie nichts sagen wollte… oder konnte. Er brauchte keine geheimnisvolle Verbindung dazu.

»Was macht Stelmach?« fragte er schließlich, um das Thema zu wechseln.

»Er schmollt noch immer, weil wir sein kostbares Schoßtier auf der Wolflingswelt zurücklassen mußten. Offensichtlich hat er nur durch Zufall herausgefunden, wie man das fremde Wesen von Grendel kontrolliert, und er ist nicht sicher, ob er seinen Erfolg bei einem anderen Wesen wiederholen kann. Aber Ihr könnt sicher sein, daß er sich bereits eine heiße Geschichte ausgedacht hat, die ihn besonders gut und uns sehr, sehr schlecht aussehen läßt.«

»Ganz ohne Zweifel«, stimmte Schwejksam zu. »Ich könnte schwören, daß dieses verdammte Ungeheuer Stelmach nähergestanden hat als jemals irgendein menschliches Wesen. Wenn ich auf den Namen Kühnhold getauft worden wäre und es nur bis zum Sicherheitsoffizier gebracht hätte, würde mir das auch zu schaffen machen. Wie sein Bericht auch immer aussehen mag, Ihr könnt sicher sein, daß er uns einen Dolch in den Rücken stoßen will.«

»Ja, natürlich. Das ist die Aufgabe eines Sicherheitsoffiziers.«

»Und Ihr könnt sicher sein, daß er bei Löwenstein mehr auf seine eigenen Interessen bedacht sein wird als darauf, sie auf die drohende Gefahr durch die Rebellen aufmerksam zu machen. Noch ein Grund, warum ich zurückkehren muß. Verdammt. «

»Wir könnten ihn jederzeit umbringen«, schlug Frost vor.

»Es ist schwierig, jemandem aus einem Sarg heraus einen Dolch in den Rücken zu stoßen.«

Schwejksam dachte über ihre Worte nach. »Nein. Es würde die Dinge nur noch komplizierter machen. Er weiß nicht genug, um uns wirklich schaden zu können. Er weiß nichts über unsere Verbindung.«

Niemand wußte davon. Die Verbindung war keine richtiges ESP, jedenfalls nicht, soweit sie es beurteilen konnten, doch das würde das Imperium nicht daran hindern, Frost und Schwejksam wie Esper zu behandeln, wenn es je bekannt werden sollte. Und Esper waren Bürger zweiter Klasse, nur wenig besser gestellt als Klone. Mit Sicherheit hätte es das Ende ihrer Karrieren als Schiffskommandant und Investigator bedeutet.

Sie würden als Versuchskaninchen enden, unter Beobachtung von Wissenschaftlern, und am Ende würde man sie mit ziemlicher Sicherheit vivisektieren. Also hatten sie niemals jemandem davon erzählt.

»Habt Ihr etwas Neues von Eurer Tochter gehört?« erkundigte sich Frost.

Schwejksam schüttelte den Kopf. Seine Tochter Diana. Sie war ein Esper, und sie war bei ihm und Frost gewesen, als die Dinge auf Unseeli aus dem Ruder gelaufen waren. Diana hatte eine Menge durchgemacht, genug, um jeden anderen daran zerbrechen zu lassen. Aber sie war schließlich Schwejksams Tochter. Diana hatte überlebt, und sie war stärker aus der Geschichte hervorgegangen, als sie je zuvor gewesen war. Stark genug, um nach ihrer Rückkehr von der Unseeli- Mission in den Esper-Untergrund zu flüchten. Seither hatte Schwejksam nichts mehr von Diana gehört oder gesehen, und er war insgeheim froh darüber. Er hätte sie nicht gerne ausgeliefert. Diana war seine Tochter, sein einziges Kind, und er liebte sie sehr…

Aber Schwejksam kannte seine Pflicht. Was wahrscheinlich auch der Grund war, aus dem sie nicht mit ihm in Kontakt trat.

Schwejksam hoffte sehr, daß es Diana gutging und daß sie glücklich war.

»Was ist mit der Besatzung?« fragte er nach einer Weile und wechselte erneut das Thema. »Macht jemand Schwierigkeiten?«

»Das würden sie nicht wagen«, entgegnete Frost. »Einige versuchten, mir die kalte Schulter zu zeigen, also habe ich ein paar Ohrfeigen ausgeteilt, um ihnen Manieren beizubringen.

Sie werden sich rasch erholen, wenn sie erst aus der Krankenabteilung entlassen sind. Seither sind alle sehr höflich und gehorsam, wenn ich in der Nähe bin. Ich weiß nicht, was sie so aufgebracht hat. Wir haben ein paar Leute verloren, schön. So etwas soll vorkommen. Das gehört zum Beruf.«

»Aber wir haben einen vollständigen Landetrupp verloren«, entgegnete der Kapitän. »Und alle Wampyre.«

»Vertraut mir, Kapitän. Niemand gibt einen Dreck auf die Wampyre.«

»Aber sie waren die letzten kampferfahrenen aufgerüsteten Soldaten im gesamten Imperium!«

»Das ist genau das gleiche, als würdet Ihr sagen, sie waren die letzten Kakerlaken. Jedermann an Bord ist froh, daß sie nicht mehr sind.«

»Trotzdem waren es meine Männer«, beharrte Schwejksam.

»Ich war verantwortlich für sie. Und ich habe nur dabeigestanden und zugesehen, als die Hadenmänner sie abführten.«

»Was hättet Ihr denn dagegen unternehmen können? Nichts, absolut gar nichts. Wir waren in der Unterzahl.«

»Inzwischen werden sie ebenfalls tot sein. Man hat sie sicher auseinandergenommen, um nachzusehen, wie sie funktionieren. Dann, hat man die Einzelteile hübsch numeriert und in Gläsern auf einem verdammten Laborregal von Haden gestapelt.«

»Da gehören sie auch hin, wenn Ihr mich fragt«, erklärte Frost. »Ich habe ihnen nie über den Weg getraut.«

»Sie kämpften auf unserer Seite«, widersprach Schwejksam.

»Und die meisten starben dabei. Bedeutet das vielleicht gar nichts? Nein, Euch bedeutet das nichts. Ich vergaß – Ihr seid schließlich Investigator, nicht wahr? Ihr habt Euch noch nie um etwas anderes gesorgt als um die beste Methode, einen Feind zu töten. Und Gott weiß, ich wünschte, ich wäre wie Ihr.«

Schwejksam hob sein Glas. Es war bereits wieder leer. Er griff nach der Flasche, doch Frost legte die Hand auf seinen Arm.

»Bitte. Laßt das.«

Lange Zeit blickten sie sich schweigend in die Augen. Dann ertönte plötzlich der Summer, und Schwejksam hob eine Augenbraue. Es war schon eine Weile her, daß ihn jemand auf dem Kommandokanal angerufen hatte. Er aktivierte sein Komm-Implantat und wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, daß seine Stimme ruhig und fest klang.

»Hier spricht der Kapitän.«

»Brücke hier, Kapitän. Komm-Offizier. Ich denke, Ihr und der Investigator solltet besser so schnell wie möglich auf die Brücke kommen, Sir.«

Schwejksam runzelte die Stirn. Die Stimme des Mannes besaß einen eigenartigen Unterton. Einen Unterton, der auf mehr als Besorgnis hindeutete. »Wo liegt das Problem?«

»Wir haben ein Signal aufgefangen, Sir. Ich denke, Ihr werdet die Nachricht selbst hören wollen.«

Es lag definitiv ein eigenartiger Unterton in den Worten des Komm-Offiziers. Irgend etwas hatte den Mann bis ins Mark erschüttert. Deshalb war er augenblicklich zu seinem Kapitän gerannt. Schwejksam lächelte grimmig. »Also schön. Ich bin auf dem Weg. Veranlaßt Alarmstufe Gelb, und bereitet alle Kampfstationen vor. Schwejksam Ende.« Der Kapitän unterbrach die Verbindung und blickte nachdenklich zu Frost.

»Scheint ja wirklich etwas ziemlich Unübliches oder Gefährliches zu sein, wenn sie uns auf die Brücke rufen. Vielleicht haben wir Kontakt mit einem Schiff der Fremden.«

Frost erhob sich und strich ihre Uniform glatt. »Ich habe Euch gleich gesagt, daß noch viel geschehen kann, bis wir zu Hause sind, Kapitän. Irgend etwas geschieht immer.«

»Das ist es ja gerade, was mir Sorgen macht«, erwiderte Schwejksam. »Wenn ich an mein verdammtes Glück denke, dann steht uns mit Sicherheit eine ziemlich unangenehme Überraschung bevor.«

»Schön«, sagte Frost. »Vielleicht bekomme ich ja Gelegenheit, irgend etwas zu töten.«

Zwanzig Minuten später betraten Frost und Schwejksam die Brücke der Unerschrocken und stapften auf direktem Weg zur Komm-Station. Schwejksam hatte eine kalte Dusche genommen und fühlte sich stocknüchtern… und als hätte er gerade einen Marathonlauf absolviert. Seine Knie zitterten, genau wie seine Hände, wenn er für einen Augenblick vergaß, sie zu Fäusten zu ballen. Schwejksam hatte sich rasiert und war in eine frische Uniform geschlüpft, doch es ging ihm nicht besonders gut, und dementsprechend war seine Laune. Er beugte sich über die Konsole und las die Instrumente ab, doch er fand nichts, was eine offensichtliche Abweichung dargestellt hätte.