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Ihr Anzug besaß die Farbe ihrer Uniform, genau wie sein eigener, aber er hätte sie auch so erkannt. Nur Frost konnte so rasch bei der Luke sein. Die meisten der Infanteristen waren noch vollauf damit beschäftigt, sich aus ihren Sitzen zu erheben.

Schwejksam wartete auf Creutz’ Zeichen, dann betätigte er die Verriegelung der Innentür. Die Luke fuhr mit einem Zischen zur Seite, und Frost stapfte in die Schleusenkammer. Die Luke schloß sich wieder. Nach einer kurzen Pause meldete sich Frosts Stimme ruhig in Schwejksams Ohr.

»Die Außenluke ist offen. Ich gehe jetzt hinaus.« Eine weitere Pause. »Keine Probleme, alles ist ruhig. Kein Zeichen von irgend etwas außer Dreck und Flammen. Ich komme mir vor, als würde ich durch ein Krematorium laufen. Hereinspaziert, hereinspaziert: Das Inferno ist dieses Jahr ganz besonders hübsch.«

Schwejksam mußte unwillkürlich grinsen. Er öffnete die innere Luke und winkte die Infanteristen an sich vorbei. Es dauerte nicht lange, bis alle draußen waren. Schwejksam betrat die Oberfläche von Gehenna, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Zuerst konnte er außer Flammen überhaupt nichts erkennen. Ein flackerndes Meer aus Purpur und Gold. Undeutliche Schatten bewegten sich in den Flammen. Dann schalteten sich die Erweiterungen des Anzugs ein und verstärkten die Bilder der Sensoren, bis die Schatten als Mitglieder von Schwejksams Mannschaft zu erkennen waren. Der Kapitän blickte an sich hinunter und konnte den Boden kaum erkennen, auf dem er stand. Die Erde war schwarz verbrannt, hier und da auseinandergebrochen und von tiefen Rissen durchzogen, aus denen plötzliche Flammenstöße bis weit in den Himmel schossen, bevor sie sich im konstanten Flackern und Glühen ringsum verloren. Die Temperaturanzeigen waren unglaublich hoch.

Willkommen in der Hölle, dachte Schwejksam. Willkommen im zerbrochenen Land und bei den Feuern, die niemals erlöschen. Wenigstens weiß ich jetzt, was mich erwartet, wenn die Eiserne Hexe mich schließlich exekutiert hat.

»Kapitän, hier spricht Creutz.« Die Stimme des Kommunikationsoffiziers erklang laut in Schwejksams Ohr. »Wenn Ihr bereit seid, können wir los. Ich habe die Boje lokalisiert; die Basis liegt nur wenige Minuten zu Fuß von hier.«

»Sehr schön«, erwiderte Schwejksam. »Gut gemacht, Creutz.

Geht voran. Alle anderen machen ihre Waffensysteme einsatzbereit. Aber vergeßt nicht, niemand feuert, es sei denn in Notwehr. Ich bin zwar auch für einen dramatischen Auftritt, aber ich will nicht, daß wir aus Versehen die Leute umbringen, die wir eigentlich retten wollen. Hört Ihr mir zu, Investigator?«

»Entspannt Euch«, ertönte Frosts Antwort. »Ich töte nur Leute, die darum betteln.«

»Ich bin sicher, das erleichtert uns alle ungemein, Investigator«, erwiderte Creutz trocken. »Alles aufgepaßt, bitte. Folgt mir einzeln hintereinander, die Hand auf der Schulter des Vordermanns. Nehmt Euch Zeit, und laßt Euch nicht ablenken.

Wer den Kontakt mit der Gruppe verliert, dessen Anzug wird sich automatisch auf das Signal der Pinasse einloggen. Kehrt dorthin zurück, und wartet, bis wir zurückgekehrt sind. Habe ich etwas vergessen, Kapitän?«

»Nein«, antwortete Schwejksam. »Ihr macht das gut. Fahrt fort.«

Der Kapitän wartete geduldig, während seine Leute sich in einer Reihe hintereinander aufstellten, dann legte er die Hand auf Stelmachs Schulter, der vor ihm stand. Er konnte seinen stählernen Handschuh sehen, aber er spürte nichts, und als die Reihe sich in Bewegung setzte, verstand er, was Creutz damit gemeint hatte, daß man leicht verlorengehen könnte. In seinem Hartanzug besaß er keinerlei Tastsinn, und das einzige Geräusch war das konstante Brüllen des Feuers. Schwejksam hatte die Lautsprecher automatisch heruntergefahren, um seine Ohren zu schonen und damit er seine Leute über Funk hören konnte. Der Anzug schirmte ihn bis auf die Sichteindrücke vollkommen von der Außenwelt ab, um ihn zu schützen.

Schwejksam stapfte hinter Stelmach her. Ringsum tobte das Feuer, doch es konnte ihm nichts anhaben. Erneut brach ihm der Schweiß aus, trotz der kühlen Luft, die innerhalb des Anzugs zirkulierte. Die Zeit verging langsam. Creutz hatte gesagt, die Basis wäre nur wenige Minuten entfernt, aber waren sie nicht schon länger unterwegs? Oder hatte Creutz die Orientierung verloren und führte sie blind im Kreis? Schwejksam hatte vergessen, auf die Uhr zu sehen, bevor sie losgegangen waren.

Er war froh, daß die anderen sein verlegenes Erröten nicht sehen konnten. Schwejksam schaltete auf den Notfallkanal. Das Signal der Boje ertönte laut und klar. Seine Sensoren zeigten die Basis genau geradeaus. Auf jeder normalen Welt wäre sie längst in Sichtweite gewesen. Schwejksam starrte angestrengt in die Flammen, schaltete die rechnergesteuerten Verstärkungen auf Maximum, und allmählich schälte sich weiter voraus ein großer schwarzer Schatten aus dem Feuer.

Als er näher kam, wurde das Bild auf der Innenseite seines Helms schlagartig klarer, und im gleichen Augenblick wurde ihm bewußt, daß er nicht so dicht hätte herankommen dürfen.

Der Schutzschirm der Basis hätte ihn längst aufhalten müssen: Der Kapitän befahl Creutz anzuhalten und stapfte langsam nach vorn, Schulter um Schulter, bis er bei Creutz und Investigator Frost angekommen war. Von hier aus konnte er sogar die gerissenen und zerbrochenen Außenwände der Basis erkennen.

Die Außenmauer war so konstruiert worden, daß sie einem andauernden Beschuß aus einer Disruptorkanone widerstehen konnte und allem anderen ebenfalls, angefangen bei Erdbeben bis hin zu einem nuklearen Feuersturm. Dennoch hatte irgend etwas die Basis aufgeknackt wie eine Eierschale. Breite, gezackte Risse liefen über die Wände. Die Hauptschleuse stand offen, und dahinter lag nichts als Dunkelheit. Schwejksam biß sich auf die Unterlippe. Eines war zumindest sicher: Das hier war nicht die Folge eines Erdbebens oder irgendeiner anderen Naturgewalt. Es sah ganz danach aus, als hätte jemand immer und immer wieder mit einem Riesenhammer gegen die Wände geschlagen, bis sie auseinandergebrochen waren und er – wer auch immer hinter dem Angriff steckte – eindringen konnte.

»Das ist doch vollkommen unmöglich!« ertönte Creutz’ Stimme in Schwejksams Lautsprecher. »Ich habe die Spezifikationen für die Außenwände gesehen. Diese Basis wurde so konstruiert, daß sie selbst ohne Schutzschirm intakt bleiben und überleben würde. Die Wände waren zehnmal und überleben würde. Die Wände waren zehnmal stärker als bei irgendeiner anderen Basis des Imperiums. Und warum sollten sie überhaupt den Schirm abgeschaltet haben?«

»Ihr überseht das Wichtigste«, entgegnete Frost ruhig. »Irgend jemand hat es getan. Irgend jemand, den wir nicht kennen. Und um so etwas zustande zu bringen, benötigt dieser Jemand eine Technologie, die der unseren nicht nur ebenbürtig, sondern ziemlich wahrscheinlich sogar überlegen ist. Wo also ist diese unbekannte Macht? Befindet sie sich noch im Innern der Basis? Und wenn nicht, wohin ist sie verschwunden, und wird sie wiederkommen?«

»Gute Fragen«, lobte Schwejksam. »Aber auch Ihr überseht etwas. Der Schutzschirm ist ausgeschaltet, und die Wände sind an so vielen Stellen geborsten, daß sie überhaupt keinen Schutz mehr gewähren. Warum ist also diese Basis nicht wie alles andere auf diesem infernalischen Planeten in Flammen aufgegangen?«

»Mir fällt nur ein Weg ein, das herauszufinden«, erwiderte Frost. Es gehörte nicht viel dazu, sich vorzustellen, wie sie hinter dem glatten stählernen Schutzhelm grinste.

»Also schön. Ihr geht voran, Investigator«, sagte Schwejksam. »Aber vergeßt nicht: Antworten, meine Liebe. Keine Leichen.«

»Selbstverständlich, Kapitän. Selbstverständlich.«

Frost trat an Creutz vorbei und stapfte auf die offene Schleusentür zu. Schwejksam folgte ihr. Creutz’ Hand ruhte auf seiner Schulter. Dann kamen Stelmach und die Marineinfanteristen. Der Sicherheitsoffizier war sehr wortkarg gewesen, doch Schwejksam bezweifelte, daß das noch lange so bleiben würde, wenn sie erst die Basis betreten hatten. Ein Platz wie dieser war voll von vertraulichem Material und geheimen Apparaten, von denen ein einfacher Kapitän und noch niedrigere Ränge nichts wissen durften. Schwejksam gab einen Dreck darauf. Wenn es Antworten gab, dann würde er sie finden, und es war ihm egal, worauf sein Blick dabei fiel.