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Vorsichtig trat er durch die weit offenstehende Schleusenluke. Sein Blick schweifte unablässig hin und her, vor und zurück, doch alles schien ruhig. Es war dunkel, und Schwejksam schaltete die Schulterscheinwerfer seines Anzugs ein. Noch mehr Licht flammte auf, als der Rest der Mannschaft seinem Beispiel folgte. Langsam schälte sich das Foyer aus der umgebenden Dunkelheit. Das erste, was der Kapitän der Unerschrocken bemerkte, war Regen. Es regnete heftig, und Schwejksam benötigte einen Augenblick, um zu erkennen, daß die Sprinkleranlage seltsamerweise noch immer in Betrieb war.

Allerdings hätte das Wasser bei dieser Hitze verdampfen müssen. Er überprüfte die Außentemperatur mit Hilfe der Anzugsensoren, und eine Zahl erschien unten auf der Innenseite seines Helms. Die Temperatur lag nur wenige Grad über Standard, trotz der geborstenen Wände und offenstehenden Türen.

Das hätte unmöglich sein müssen. Ohne Schutzschirm und bei diesen Schäden in den Außenwänden gab es absolut keine Möglichkeit, wie die Basis so niedrige Temperaturen hätte aufrechterhalten können.

»Investigator, überprüft Eure Sensoren. Welche Temperatur zeigen sie?«

»Das gleiche wie bei Euch, Kapitän. Standard, jedenfalls verdammt nah dran. Ich könnte schwören, daß wir noch immer durch einen Energieschirm geschützt werden, doch meine Sensoren zeigen nichts an. Wir haben hier Standardgravitation und eine atembare Atmosphäre, aber fragt mich nicht, warum. Wir könnten sogar ohne unsere Anzüge überleben, wenn es sein müßte.«

»Denkt nicht einmal daran«, erwiderte Schwejksam rasch.

»Wir haben nicht die geringste Ahnung, wodurch die äußeren Bedingungen zustande kommen. Wir müssen davon ausgehen, daß sie jeden Augenblick umschlagen können. Außerdem will ich, daß wir die vollständige Quarantäneprozedur durchführen.

Die Anzugintegrität ist zu jeder Zeit sicherzustellen. Hat das jeder verstanden?« Rasche Bestätigungen vom Rest der Mannschaft kamen durch den Lautsprecher. Frost grunzte nur, aber das war zu erwarten gewesen. Schwejksam musterte das verlassene Foyer. »Ausschwärmen und einen Verteidigungsring bilden. Investigator, spaziert im Augenblick noch nicht zu weit von hier weg. Stelmach, daß Ihr mir nichts anfaßt! Creutz, Ihr wart früher schon einmal hier. Welchen Eindruck habt Ihr?«

»Das Foyer ist ein einziger Trümmerhaufen«, antwortete Creutz. »Wer auch immer hier durchgekommen ist, hat ganze Arbeit geleistet. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.«

Schwejksam stimmte seinem Komm-Offizier insgeheim zu.

Das Foyer sah aus, als wäre eine schwere Granate eingeschlagen. Vielleicht sogar mehrere. Das Mobiliar war umgekippt und lag überall verstreut. Ein großer Teil war zu wenig mehr als Kleinholz zertrümmert. Der Empfangstresen, ein schweres Möbel aus Eisenholz, war in der Mitte durchgebrochen, als hätte sich jemand zu Schweres daraufgesetzt. Keiner der eingebauten Apparate arbeitete noch. Nirgendwo gab es ein Lebenszeichen. In den Wänden befanden sich überall Risse, durch die man das höllische Wüten des Feuers draußen sehen konnte, aber das Licht drang eigenartigerweise nicht weit in die Dunkelheit hinein. Die Sprinkleranlage hatte alles durchnäßt. Hier und da hatten sich Pfützen und große Wasserlachen gebildet.

»Kein Blut und keine Leichen«, meldete sich Frost vom anderen Ende des Foyers. »Aber überall Kampfspuren. Die Decken und Wände sind voller Einschüsse von Disruptoren. Doch kein Zeichen, daß sie etwas getroffen hätten.«

Schwejksam blickte hinauf zu den gezackten Löchern in der Decke. Man konnte sich darauf verlassen, daß Frost etwas fand, das jeder andere übersehen hätte.

»Warum die Decke?« meldete sich Stelmach plötzlich zu Wort. »Wie groß waren die Angreifer?«

»Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte Schwejksam. »Bis jetzt haben wir keinerlei stichhaltige Beweise, daß es überhaupt einen Angriff gegeben hat. Es kann sich durchaus herausstellen, daß wir es mit einem weiteren wirklich schlimmen Fall von Kabinenfieber zu tun haben. Ich gebe zu, das klingt unwahrscheinlich – aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Frost, Ihr führt eine Energieabtastung dieser Disruptoreinschüsse durch. Überprüft, wie alt sie sind. Stelmach, Ihr seht nach, ob Ihr irgendwo in diesem Chaos ein funktionierendes Terminal findet, das uns Zugriff auf die Lektronen der Basis gewährt. Vielleicht finden wir Hinweise im Logbuch. Und Creutz, wieso kommt es, daß die Sprinkleranlage noch arbeitet? Ihr hätte doch sicher längst das Wasser ausgehen müssen?«

»Die Sprinkleranlage wird aus einem unterirdischen See gespeist«, erwiderte Creutz. »Er liegt tief unter der Oberfläche und enthält Millionen Liter Wasser. Wahrscheinlich könnte es hier drin ewig weiterregnen. Ein Wunder auf diesem Feuerplaneten.«

»Jetzt fangt nicht an, religiös zu werden«, sagte Frost. »Ich hasse es, in meinen Helm zu kotzen.«

»Hierher!« meldete sich Stelmach plötzlich. »Ich habe jemanden gefunden!«

»Nichts anfassen!« befahl Schwejksam in scharfem Ton.

»Bleibt, wo Ihr seid. Investigator, seht nach.«

Der Sicherheitsoffizier kauerte neben dem zusammengebrochenen Empfangstresen. Frost stapfte rasch zu ihm und sah sich um. Nach einer Weile meldete sie: »Es ist eine Hand, Kapitän. Menschlich. Nackt. Keine offensichtlichen Fallen, sagen meine Sensoren. Stelmach, helft mir, den Tresen wegzuschieben.«

Investigator und Sicherheitsoffizier mühten sich redlich in ihren sperrigen Anzügen mit dem Tresen ab. Creutz und Schwejksam setzten sich in Bewegung, um ihnen zu helfen.

Eine blasse Hand ragte unter einer Seite des Tresens hervor. Zu viert und unter Ausnutzung der Servomotoren ihrer Anzüge hoben sie das massive Möbelstück an und setzten es vorsichtig zur Seite. Dann erstarrten sie, als sichtbar wurde, was unter dem Tresen gelegen hatte. Es war eine Frau gewesen, doch das meiste von ihr fehlte. Die Knochen lagen noch da, auf einen Haufen gestapelt. Sie waren so sauber von jedem Fleisch befreit, daß sie beinahe wie poliert aussahen. Nur das Gesicht war übriggeblieben und ein Teil des Armes mitsamt der Hand.

Auch das Haar war noch da, doch irgend etwas hatte den Schädel der Frau auf der Rückseite aufgebrochen und auch das Gehirn entfernt. Das Wasser aus den Sprinklern regnete auf den Kopf und lief wie Tränen über die Wangen des leblosen Gesichts.

»Sauber abgenagt«, sagte Frost. »Und nach dem ausgefransten Ende des verbliebenen Arms zu urteilen, würde ich sagen, daß es eher das Werk von Zähnen war als das von scharfen Messern oder Schneidwerkzeugen. Das gleiche gilt für den Hinterkopf; die Einwirkung brutaler Gewalt ist unübersehbar.

Ich frage mich, warum der Arm und das Gesicht übriggeblieben sind…?«

»Vielleicht wurde es oder sie unterbrochen?« schlug Creutz vor.

»Was kann so etwas getan haben?« fragte Stelmach mühsam.

Seine Stimme klang belegt vor Übelkeit. »Was für eine Kreatur…«

»Geht einen Schritt zur Seite, und atmet ein paarmal tief durch«, unterbrach Schwejksam. »Es ist keine gute Idee, wenn Ihr Euch in Euren Anzug erbrecht.«

»Mir fehlt nichts«, erwiderte Stelmach ärgerlich. »Ich komme schon zurecht.«

»Jedenfalls habt Ihr eine gute Frage gestellt«, sagte Creutz.

»Was für eine Kreatur würde so fressen?«

»Praktisch jede«, entgegnete Frost. »Jedenfalls wenn sie hungrig genug ist. Allerdings finde ich die Gründlichkeit., interessant. Sie haben sich nicht mit Fett und Muskeln begnügt, sondern alles genommen. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise fressen verschiedene Spezies verschiedene Körperteile.