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Vielleicht brachten die Angreifer die Frau zuerst um, und dann kam irgend etwas anderes und hat den Körper gefressen.«

»Auf diesem Planeten gibt es keine Spur von Leben«, erklärte Creutz. »Es sei denn, die Angreifer brachten es mit.«

»Seid Ihr noch immer der Meinung, es handele sich um Kabinenfieber, Kapitän?« erkundigte sich Stelmach.

»Noch schließe ich nichts aus«, erwiderte Schwejksam gelassen. »Es sieht zwar mehr und mehr nach einem Angriff durch Fremde aus, darin stimme ich Euch zu – aber bisher haben wir keinerlei Beweis, daß hier irgend etwas anderes außer Menschen war. Und vergeßt nicht: Die Hadenmänner sind wieder wach. Und dann gibt es auch noch Shub und seine Furien. Investigator, kann es sein, daß jemand das Gewebe zu Studienzwecken von den Knochen getrennt hat? Statt als Nahrung?«

»Möglich ist es, Kapitän. Das würde zumindest die Gründlichkeit erklären.«

»Das kann jedenfalls noch warten«, entschied Schwejksam.

»Ich will, daß die gesamte Basis überprüft wird, jedes einzelne Stockwerk. Fragen und Hypothesen können wir immer noch aufwerfen, wenn wir uns davon überzeugt haben, daß niemand mehr hier ist.«

Der Kapitän winkte den Marineinfanteristen, und mit Frost an der Spitze und gezückten Waffen drangen sie tiefer ins Innere der Basis vor. Das Chaos wurde immer schlimmer, je weiter sie kamen. Überall Zerstörung und Leichenteile. Türen waren aus den Rahmen gerissen, Löcher in Wände geschlagen, Apparate zertrümmert und die Einzelteile scheinbar willkürlich verstreut überall worden. Jeder einzelne Raum bot das gleiche Bild des Grauens, aber nichts Offensichtliches war entwendet worden. Die Anzahl der Leichen stieg ständig. Alle Körper waren mehr oder weniger unvollständig. Nur die Schädel waren noch da – mit Ausnahme der Gehirne –, und die Gesichter der Toten schrien in lautlos erstarrtem Entsetzen. Schwejksam spürte, wie langsam kalte Wut in ihm aufstieg. Das hier war kein gewöhnlicher Angriff gewesen, nein – das hier war ein reines Schlachten. Er fluchte leise bei jedem neuen toten Gesicht, und er schwor sich, blutige Rache zu nehmen.

Frost schien lediglich zunehmend fasziniert, aber sie war ja auch Investigator. Creutz sagte sehr wenig – bis auf seine mit erstickter Stimme vorgetragenen Kommentare über die zunehmende Zerstörung und die gelegentliche Identifikation eines bekannten Gesicht. Stelmach hatte nichts zu sagen. Er hielt sich stets dicht in der Nähe der anderen. Die sechs Infanteristen sicherten weiter nach allen Seiten und erkundeten jeden offenen Durchgang und jede Biegung mit entsicherten Waffen. Die Spannung nahm unerbittlich zu, während sich der Landungstrupp durch die Finsternis arbeitete. Das einzige Licht kam aus den Scheinwerfern, die sie mit sich führten. Drohende Schatten tanzten über die Wände. Und das einzige Geräusch in den Kopfhörern stammte von den Schritten ihrer schweren stählernen Stiefel auf dem Boden und dem zunehmend rauhen Atmen der Männer. Niemand war nach Reden zumute. Es gab noch immer keine Spur von toten Fremden, aber hier und da lagen Schwerter, die an etwas zerbrochen waren, das härter war als Stahl, und noch mehr Spuren von Energiewaffenentladungen befanden sich an den Wänden. An einigen Stellen waren große Löcher mit unglaublicher Kraft in die dicken Stahlwände geschlagen worden wie von einer Riesenfaust. Schwejksam hätte das selbst mit der servoverstärkten Kraft seines Anzugs nicht vermocht. Schwejksam kannte nur eine einzige Kreatur, die zu einer derartigen Leistung imstande war – die genetisch manipulierten Bestien, die er im Gewölbe der Schläfer auf dem Planeten Grendel gefunden hatte. Der Gedanke beunruhigte ihn, also schwieg er zunächst. Später war noch genug Zeit für Hypothesen.

Wohin sie auch kamen, überall regnete es aus den Sprinklern, als würden sie versuchen, das Geschehene hinwegzuwaschen.

Im zweiten Stock blieb Frost plötzlich stehen. Sie kniete nieder und leuchtete mit ihrem Scheinwerfer auf etwas am Boden.

Die anderen drängten sich um sie herum und verstärkten das Licht. Eine Lache aus dunkler Flüssigkeit bedeckte den Boden.

Investigator Frost untersuchte sie nachdenklich und rührte langsam mit einem stählernen Finger darin herum. Die Flüssigkeit war dick wie Sirup und klebte an ihrem Finger, als sie ihn wieder zurückzog. Frost mußte die Hand kräftig schütteln, um die Reste wegzuschleudern.

»Was habt Ihr gefunden, Investigator?« erkundigte sich Schwejksam schließlich.

»Es ist noch zu früh, um etwas Genaues zu sagen, Kapitän«, erwiderte Frost. »Ich habe an mehreren Stellen kleinere Spritzer davon gesehen, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, woher es stammt. Es scheint organisch zu sein.«

»Blut von den Fremden?« fragte Creutz.

»Vielleicht«, antwortete Frost unverbindlich. »Ich werde ein paar Proben einsammeln, damit die Labors auf der Unerschrocken sie analysieren können.«

»Haltet Euch an die Quarantäneprozedur«, befahl Schwejksam. »Man kann nie wissen.«

»Selbstverständlich, Kapitän.«

Selbstverständlich. Sie weiß, was sie tut. Störe sie nicht dauernd bei ihrer Arbeit. Schwejksam atmete tief durch. Er blickte sich um und runzelte in seinem Helm besorgt die Stirn. Es tat der Moral überhaupt nicht gut, wenn die anderen bemerkten, wie frustriert er inzwischen war.

Mittlerweile waren sie in einem der Hauptkontrollzentren auf der zweiten Etage angekommen. Das Chaos und die Zerstörung waren hier noch schlimmer als weiter unten – wenn das überhaupt möglich war. Die meisten Instrumente waren aus ihren Verankerungen gerissen und teilweise zerlegt worden. Als hätten diejenigen, die das getan hatten, noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen. Vielleicht hatten sie das auch nicht. Nicht zum ersten Mal kam Schwejksam der Vergleich mit dem fremden Schiff in den Sinn mit seinen seltsamen biomechanischen Systemen, das er und Frost auf Unseeli gefunden hatten. Ein Schiff, das ebensosehr gezüchtet wie gebaut worden zu sein schien. Das einzige fremde Wesen an Bord des Schiffes hatte jeden Menschen in Basis Sieben getötet und die Basis selbst auf entsetzliche Weise verändert. Schwejksam hoffte inbrünstig, daß sie hier nicht das gleiche Problem vorfinden würden.

Die Zeichen sprachen jedenfalls dagegen.

»Stelmach, sucht bitte nach einem Terminal, auf das wir zugreifen können. Ich brauche unbedingt das Logbuch des Kommandanten.«

»Ich tue, was ich kann, Kapitän. Anscheinend sind einige Labors noch in Betrieb, aber es wird nicht leicht sein hinzukommen. Was auch immer hier war – es hat ganze Arbeit geleistet.«

Ich will Ergebnisse, keine Ausflüchte! hätte Schwejksam beinahe gebellt, doch er hielt sich zurück. »Macht das, Stelmach.

Macht das. Wir werden nicht von hier weggehen, bis Ihr jede Möglichkeit ausprobiert habt.« Er wandte sich um, als Creutz zu ihm trat. »Gibt es etwas Neues?«

»Ich weiß es nicht, Sir. Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich meine, über das Offensichtliche hinaus. Es gibt nicht genug Körper.«

»Fahrt fort.«

»Wenn man bedenkt, wie groß das Kontingent war, das auf dieser Basis arbeitete, dann hätten wir bisher viel mehr Leichen finden müssen, Sir. Es sei denn, jemand hat sie irgendwo aufgestapelt, wo wir bis jetzt noch nicht waren. Ich würde sagen, siebzig oder achtzig Prozent des Personals fehlen. Daraus schließe ich, daß die Invasoren die Überlebenden mitgenommen haben, als sie sich zurückzogen.«

»Als Geiseln?«

»Oder Forschungsobjekte.«

»Besteht nicht die Möglichkeit, daß sie noch leben?«

»Ich weiß es nicht, Sir. Vielleicht haben die Fremden sie mit an Bord eines ihrer Schiffe genommen, um sie… zu studieren.«

Eine interessante Wortwahl, dachte Schwejksam unglücklich. Es konnte alles bedeuten, von Beobachten bis hin zur Vivisektion. Und es war eine Komplikation, die Schwejksam höchst ungelegen kam. Er war hier, um herauszufinden, was mit der Gehenna-Basis geschehen war, und nicht, um blindlings hinter verschwundenem Personal herzujagen. Doch er durfte die Tatsachen nicht einfach ignorieren. Nicht, wenn eine Chance bestand – und sei sie auch noch so klein –, daß einige der Leute noch am Leben waren. Schwejksam runzelte die Stirn, während er darüber nachdachte, was er als nächstes unternehmen sollte. Seine Pflicht war klar: Die Untersuchung der Vorfälle auf der Basis besaß oberste Priorität. Wer oder was auch immer die Basis so gründlich zerstört hatte, konnte sehr wohl eine Gefahr für das Imperium selbst darstellen. Ausgerechnet jetzt, wo eine weitere Bedrohung das letzte war, was das Imperium noch gebrauchen konnte. Auf der anderen Seite konnte Schwejksam Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, dem Tod oder noch Schlimmerem. Nein, das konnte er nicht. Schwejksam zwang sich, das Gesicht zu entspannen. Sein Kopf schmerzte wieder. Fakten. Er benötigte Fakten, die ihm halfen, eine Entscheidung zu treffen.