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»Stelmach…«

»Schon gut, schon gut. Ich schätze, ich habe etwas gefunden…«

Schwejksam und Frost traten zu Stelmach und Creutz, die sich an einem Komm-Paneel zu schaffen gemacht hatten. Es sah nicht so schlimm aus wie all die anderen, aber der Schaden war auch bei diesem Paneel beträchtlich. Schwejksam erkannte es an der Art und Weise, wie Stelmach und Creutz am Innenleben des Apparats herumbastelten.

»Habt einen Augenblick Geduld mit uns, Kapitän«, sagte Stelmach, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. »Ich habe Ersatzteile aus einem Dutzend anderer Paneele zusammengesteckt, und mit ein wenig Glück kann es durchaus sein, daß es sich dazu herabläßt, für uns zu arbeiten.«

»Ich habe geholfen«, ergänzte Creutz.

»Schon gut, ich wollte es gerade erwähnen. Dieser Mann ist an seinem augenblicklichen Posten verschwendet, Kapitän. Er weiß mehr über das Innenleben von Kommunikationstechnik als ich, und ich dachte immer, ich wüßte alles. Habt Ihr je über eine Karriere in der Sicherheitsbehörde nachgedacht, Creutz?«

»Spart Euch Eure Werbesprüche für später«, unterbrach ihn Frost. »Was habt Ihr erreicht?«

»Wenn wir großes Glück haben: Zugang zu den Sicherheitssystemen. Überall in der Basis gab es Überwachungskameras.

Ihre Daten werden getrennt von den anderen aufbewahrt. Aus offensichtlichen Gründen, wie ich hinzufügen möchte. Es scheint, die Eindringlinge haben nicht genau genug gesucht, um sie zu finden.«

»Ja«, sagte Schwejksam. »Das klingt ganz nach Sicherheit.«

»Drückt besser die Daumen, Kapitän, daß ich mich nicht irre«, entgegnete Stelmach steif. »Die Angreifer sind schon lange wieder weg. Die Aufzeichnungen der Sicherheit sind vielleicht der einzige Hinweis auf das, was hier geschah.«

»Wir applaudieren später«, sagte Frost. »Fangt endlich an.«

Stelmach schniefte laut hörbar, um Frost wissen zu lassen, daß seine Gefühle verletzt waren. Dann schalteten er und Creutz die letzten Verbindungen zusammen, und die Aufzeichnungen aus den Sicherheitsdateien wurden direkt in die Komm-Implantate des Landungstrupps eingespielt. Die Bilder des Geschehens erschienen unmittelbar auf der Innenseite ihrer Helme. Die Aufzeichnungen waren bruchstückhafte Fetzen, eine schnelle Folge von Schnitten über die gesamte Basis verteilt, aber zusammengenommen war die Geschichte, die sie erzählten, eindeutig genug. Die Geschichte des Tages, an dem die Fremden nach Gehenna gekommen waren.

Die Fremden sahen aus wie Insekten. Alle Größen, alle Formen. Gottesanbeterinnen, Käfer, Spinnen, meterlange Hundertfüßler. Sie rannten, krochen, hüpften und sprangen in einer schier endlosen Flut. Die Wesen erschienen in allen möglichen Größen, von zentimeterlang bis zur Größe eines Menschen und darüber. Schreckliche Kombinationen von dumpfen Panzern und flirrenden Flügeln, viel zu viele Beine und Augen, und alle bewegten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit und abgehackten, ruckartigen Bewegungen. Die Fremden schnappten und rissen und zerrten mit klauenbewehrten Gliedern an ihren menschlichen Opfern. Manche besaßen klickende Mandibeln, kräftig genug, um einem Menschen mit beinahe obszöner Lässigkeit den Kopf von den Schultern zu trennen.

Schwejksams Nackenhaare richteten sich in einer instinktiven Reaktion auf. Es war etwas Schreckliches und Unnatürliches an derart großen Insekten. Organisierten Insekten. Mit wachsendem Entsetzen beobachtete der Kapitän, wie die Wesen durch die Basis schwärmten und jede freie Fläche bedeckten. Sie liefen über Wände und Decken und warfen sich auf das Personal der Basis, um sie ohne Pause und ohne jede Gnade bei lebendigem Leibe aufzufressen. Überall spritzte Blut, das von den kleineren Insekten mit langen Rüsseln aufgesaugt wurde.

Disruptoren und kalter Stahl forderten ihren Tribut unter den Angreifern, aber es waren zu viele. Tausende, Zehntausende, und ein Ende war nicht abzusehen. Männer und Frauen starben an giftigen Bissen und Stichen, oder sie lagen zuckend auf dem Boden, während kleine Insekten sich in ihr Fleisch wühlten.

Große Käfer, die aussahen wie lebende Panzer, rissen menschliche Gliedmaßen mit erschreckender Leichtigkeit aus den Körpern ihrer Opfer und wedelten mit ihnen wie Siegesfahnen.

Leute schrien und kämpften und starben, und noch immer strömten mehr Insekten herbei.

»Interessant«, sagte Frost leise. »Ich habe noch nie so viele offensichtlich verschiedene und nicht miteinander verwandte Rassen auf derartige Weise zusammenarbeiten gesehen. Vielleicht handelt es sich um ein Kollektivbewußtsein. Oder vielleicht sind sie alle nur Drohnen, die den Befehlen einer gut versteckten und geschützten Königin folgen. Mehr kann ich nicht sagen, ohne ein paar Exemplare untersucht zu haben.

Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen, Kapitän. Diese großen Käfer dort sind nicht natürlichen Ursprungs. Insekten werden nicht so groß. Ihre Körperstruktur erlaubt das nicht. Woraus folgt, daß sie genetisch manipuliert, konstruiert und für vielerlei Aufgaben ausgerüstet wurden. Vielleicht gilt das auch für die kleineren Wesen. Vielleicht für alle. Das läßt wiederum auf eine biologische Entwicklungsstufe schließen, die der unseren haushoch überlegen ist.«

»Wie könnt Ihr nur so ruhig bleiben?« fragte Creutz wütend.

»Diese Bastarde haben unsere Leute, Männer und Frauen gleichermaßen, einfach abgeschlachtet, und Ihr redet daher, als wäre dies alles nichts weiter als eine Simulation während einer Trainingsstunde.«

»Das ist Teil meiner Arbeit«, erwiderte Frost.

»Verdammt noch mal! Das waren lebendige Männer und Frauen!«

»Das weiß Investigator Frost«, unterbrach ihn der Kapitän.

»Aber sie ist eben ein Investigator. Sie hat bereits schlimmere Dinge gesehen. Und jetzt seid bitte still und konzentriert Euch auf die Aufzeichnungen.«

»Ich denke, die neue Datei hier zeigt, wie alles angefangen hat«, sagte Stelmach. »Es ist die einzige intakte Aufnahme.«

Der Schutzschild der Basis brach plötzlich zusammen, und niemand im Inneren schien einen Grund dafür zu kennen. Allein das war vollkommen unmöglich. Das Personal machte sich im ersten Augenblick keine sonderlichen Gedanken. Die Basis war so konstruiert, daß sie auch ohne Schirm ausreichenden Schutz gewährte. Doch dann kamen die Insekten. Sie knackten die Außenhaut der Basis wie eine Eierschale, um an das ungeschützte Fleisch im Innern zu kommen. Die Basis rief mit zunehmender Verzweiflung um Hilfe, doch die Komm-Systeme waren nutzlos. Gestört. Überlagert. Auch das war vollkommen unmöglich.

Schließlich hörte eine Kamera nach der anderen auf zu arbeiten, als die Insekten sie entdeckten und zerstörten. Anschließend gab es nur noch Finsternis.

Die normale Umgebung erschien wieder auf den Innenseiten der Helme, als die Aufzeichnung des Sicherheitssystems geendet hatte. Ein langes Schweigen folgte.