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»Dieser Invasion lag ein Plan zugrunde«, erklärte Frost schließlich. »Die größeren Insekten waren die Panzerbrecher, die mittelgroßen griffen die Menschen an, und die kleinen machten hinterher sauber, beseitigten die Blutspuren, schafften Maschinen und Ausrüstung weg und fraßen die Gefallenen ohne Unterschied, ob es Menschen oder Insekten waren.«

Schwejksam schloß die Augen, aber er konnte noch immer die Bilder von schreienden Männern und Frauen sehen, die sich vergeblich wehrten oder nach Hilfe schrien, die niemals kam.

Er war froh, daß in den Aufzeichnungen nur wenige Szenen des Gemetzels festgehalten worden waren. Der Kapitän war nicht sicher, ob er den Horror und das Entsetzen länger ertragen hätte. Er öffnete die Augen wieder und atmete tief und gleichmäßig durch, um seinen Verstand zu klären. Schwejksam mußte kühl und beherrscht sein, wenn er seine Rache an den Käfern erleben wollte.

»Sie waren alle auf eine bestimmte Funktion spezialisiert«, fuhr Frost fort. Schwejksam zwang sich, ihren Ausführungen zu folgen. »Entwickelt für ganz spezifische Aufgaben. Aber was hatten sie hier zu suchen?«

»Das, was Fremde immer wollen«, erwiderte Stelmach. »Die Menschheit vernichten.«

Schwejksam schluckte schwer. Sein Mund war wie ausgetrocknet. »So einfach ist es in der Regel nicht, mein lieber Stelmach. Wir wissen jetzt, was hier geschehen ist, aber wir kennen deswegen noch lange nicht den Grund. Und ohne den Grund können wir nicht wissen, was sie als nächstes unternehmen werden. Sie könnten inzwischen überall im Imperium sein. Es muß einen Grund für diese Zerstörung und all das Blutvergießen geben. Investigator, Ihr habt erwähnt, daß diese Insekten alle für spezifische Aufgaben während der Invasion geschaffen wurden. Das bedeutet, daß ein Sinn hinter all dem gesteckt haben muß, ein Ziel, das es zu erreichen galt.«

»Ja«, stimmte Frost zu. »Beinahe mit hundertprozentiger Sicherheit. Ich habe den Eindruck, sie suchten Informationen. Sie haben den Rechneraufzeichnungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Menschen wurden zum größten Teil erst dann angegriffen und getötet, wenn sie in den Weg gerieten oder die Suche behinderten. Ich denke, die Invasoren suchten nach etwas.«

»Und was kann das sein?« erkundigte sich Creutz. » Gehenna ist der am weitesten draußen gelegene Planet in diesem Sektor des Imperiums. Dahinter befindet sich nur noch die Dunkelwüste

»Und sie können unmöglich quer durch das Imperium hergekommen sein, ohne entdeckt zu werden«, ergänzte Stelmach.

»Also müssen sie von… außerhalb des Imperiums kommen.«

»In der Dunkelwüste gibt es kein Leben«, erklärte Frost. »Mit Ausnahme der Verräter von Haden

»Dann sind sie vielleicht von der anderen Seite der Dunkelwüste gekommen«, sagte Schwejksam bedächtig. »Und das hier war der erste menschliche Außenposten, den sie entdeckten. Aber warum haben sie gleich angegriffen? Wir versuchen immer zuerst zu kommunizieren, und wenn nur aus dem Grund, weil wir herausfinden wollen, was uns erwartet. Gab es in der Basis etwas, das die Fremden unbedingt haben wollten?

Etwas, von dem sie wußten, daß die Besatzung es nicht freiwillig herausgeben würde?«

»Ich denke, wir spekulieren zuviel«, sagte Creutz.

»Natürlich tun wir das«, erwiderte Frost. »Fällt Euch vielleicht etwas Besseres ein? Wenn Ihr nichts Sinnvolleres zur Diskussion beizutragen habt, dann haltet jetzt bitte die Klappe.

Wir denken nämlich nach. Also, die Fremden haben unsere Technik auseinandergenommen und die Besatzung getötet, weil sie etwas suchten. Informationen. Was können sie gewollt haben, was wir ihnen nicht freiwillig gegeben hätten?«

»Unsere Schwächen«, überlegte Stelmach laut. »Unsere Verteidigungsstellen, unsere Bewaffnung, andere Geheimnisse…«

»Die Position unserer Heimatwelt!« stieß Schwejksam hervor. »Zerstöre Golgatha, und das gesamte Imperium ist verkrüppelt!« Ein Schauer durchzuckte ihn, als seine Gedanken zu rasen begannen. »Ihr habt gedacht, das hier wäre eine Falle, Investigator, aber das war es nicht. Es war ein Ablenkungsmanöver! Wir sollten beschäftigt werden, und inzwischen ziehen die Fremden nach Golgatha! Alles zusammenpacken! Wir gehen zurück!«

»Oh, hört schon auf, Kapitän! Das ist reine Spekulation!« mahnte Stelmach.

»Nein«, widersprach Frost. »Ich habe so ein Gefühl, als könnte es stimmen. Es ist genau das, was ich tun würde.«

»Aber… aber was ist mit dem vermißten Personal?« fragte Creutz. »Was, wenn die Leute irgendwo hier auf Gehenna gefangengehalten werden? Was, wenn wir einem Gespenst hinterherjagen, während sie hier sterben? Was ist, wenn wir uns irren, Kapitän?«

»Dann irren wir uns eben«, antwortete Frost. »Und jetzt haltet Euren Mund und setzt Euch in Bewegung! Unsere Heimatwelt muß beschützt werden, um jeden Preis! Kein Wunder, daß Ihr dauernd versetzt werdet, Creutz. Ihr redet einfach zuviel.«

»Los, Männer, wir brechen auf«, wiederholte Schwejksam.

»Investigator, Ihr geht voraus. Creutz und Stelmach, Ihr bleibt bei mir. Die Infanteristen decken den Rückzug. Wenn sich etwas bewegt, wird augenblicklich geschossen! Wir haben keine Freunde mehr hier unten.«

Und so machten sie sich auf den Rückweg. Die Mitglieder des Ladungstrupps stapften durch den ewigen Regen aus der Sprinkleranlage, so schnell sie konnten. Die schweren, ungelenken Anzüge behinderten ein rasches Fortkommen, aber schließlich waren sie doch draußen. Niemand wußte, wie groß der Vorsprung der Invasoren inzwischen war. Der Angriff auf die Basis konnte noch nicht lange zurückliegen, denn die Überreste der Leichen waren gut erhalten. Das bedeutete: höchstens ein paar Tage. Also hing jetzt alles davon ab, welche Art von Hyperraumantrieb die Fremden besaßen und ob er dem neuen Aggregat der Unerschrocken ebenbürtig war. Die Unerschrocken war das schnellste Schiff im gesamten Imperium, doch Schwejksam und Frost wußten etwas, das der Rest der Mannschaft nicht wußte. Der erstaunliche neuartige Antrieb basierte auf einer Technologie, die die beiden an Bord des abgestürzten fremden Schiffes auf Unseeli gefunden hatten. Was bedeutete, daß niemand vorhersehen konnte, wie schnell das Schiff der Invasoren war. Ganz besonders dann nicht, wenn es wirklich die Dunkelwüste durchquert hatte – eine Leistung, die noch kein Imperiales Schiff vollbracht hatte.

Üblicherweise war es das Imperium, das neue Rassen aufspürte und Entscheidungen über ihre Zukunft traf. Die Fremden konnten dem Imperium beitreten, oder sie wurden unterworfen. Wenn sie sich weigerten, mußten sie sterben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Diesmal war es umgekehrt. Irgend jemand hatte das Imperium gefunden. Und Schwejksam konnte nichts weiter tun als hoffen, daß die Unerschrocken rechtzeitig genug nach Golgatha zurückkehrte, um die Heimatwelt zu warnen, bevor die Fremden ankamen und anfingen, Entscheidungen bezüglich der Menschheit zu treffen.

Die Unerschrocken fiel aus dem Hyperraum und schoß in einen Orbit um Golgatha, alle Stationen in höchster Gefechtsbereitschaft, die Waffen geladen. Der riesige Sternenkreuzer begann unverzüglich, auf allen Frequenzen Warnungen abzustrahlen. Seine Sensoren durchkämmten die Dunkelheit auf der Suche nach einem fremden Schiff. Dann erst entdeckte die Unerschrocken, daß die Verteidigungsanlagen Golgathas vollkommen im Chaos versunken waren. Die Unerschrocken verließ den Orbit, um auf dem Hauptlandefeld niederzugehen, nur um herauszufinden, daß auf allen Kanälen jeder jeden anbrüllte und niemand ihnen zuhörte. Creutz ging sogar die Notfallfrequenzen mit der höchsten Priorität durch, doch überall herrschte das gleiche Durcheinander.