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»Siehst du? Wie ich gesagt habe: Du bist zu weich. Und du neigst dazu, andere zu bevormunden. Ich hatte gehofft, das Labyrinth hätte dich davon kuriert, aber anscheinend habe ich mich geirrt.«

»Warum seid Ihr dann überhaupt hier, Hazel?«

»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte, Todtsteltzer.

Ich dachte wahrscheinlich, daß es ein wenig Abwechslung und Nervenkitzel gäbe, doch anscheinend habe ich mich auch darin getäuscht. Aber das spielt keine Rolle. Das hier ist der Beginn der Rebellion, und ich will ihn nicht versäumen. Und wenn etwas mit deinem sorgfältig ausgearbeiteten Plan schiefgeht, kann ich mit meinen unmenschlichen Kräften immer noch deinen Arsch retten. Bist du jetzt zufrieden?«

»Ihr wollt einfach nicht verstehen, Hazel! Ich fürchte mich nicht vor unseren neuen Fähigkeiten, sondern nur vor dem Preis, den wir vielleicht später dafür werden zahlen müssen.«

Hazel musterte Owen mit ausdruckslosem Blick. »Du bist ein falscher Fuffziger, Owen Todtsteltzer. Diese Metallhand von den Hadenmännern hast du ziemlich schnell angenommen. Sie können alle möglichen häßlichen Überraschungen darin versteckt haben, und du wirst es erst in dem Augenblick erfahren, wo sie sie aktivieren.«

Owen betrachtete die glänzend goldene Prothese. Er hatte seine richtige Hand beim Kampf gegen den fremdrassigen Killer verloren, den das Imperium zur Wolflingswelt gebracht hatte. Die Prothese war bis ins kleinste Detail perfekt und verhielt sich genau wie eine richtige Hand…, obwohl sie sich meist ein wenig kühl anfühlte. Er blickte wieder zu Hazel und zuckte unbehaglich die Schultern.

»Es ist ja nicht so, daß ich eine großartige Wahl gehabt hätte.

Ich brauchte eine neue Hand, und ich darf Regenerationsmaschinen nicht mehr vertrauen, jedenfalls nicht mehr, seit meine verräterische KI Kontrollworte in mich und Euch einprogrammiert hat, die das Imperium gegen uns einsetzen könnte.«

»Ozymandius ist nicht mehr, Owen. Du hast ihn vernichtet.«

»Was macht das für einen Unterschied? Wer weiß denn schon, welche weiteren Überraschungen auf uns in irgendwelchen anderen Maschinen des Imperiums warten, denen wir unsere Körper anvertrauen? Ich vertraue den Hadenmännern nicht blind, schließlich bin ich kein Dummkopf – aber im Augenblick sind sie das kleinere Übel. Sie können nur auf meine Hand Einfluß nehmen, nicht auf meinen Verstand. Außerdem haben sie wirklich gute Arbeit mit dieser Hand geleistet. Sie ist viel kräftiger als das Original, und ich habe genau den gleichen Tastsinn wie früher…, und ich muß mir die Fingernägel nicht mehr schneiden.«

»Trotzdem. Sie stammt aus den Werkstätten der Hadenmänner«, entgegnete Hazel. »Und ich traue ihnen nicht weiter über den Weg, als ich gegen einen Orkan spucken kann. Das letzte Mal, als die Hadenmänner gegen das Imperium auszogen, waren sie die Götter der Genetischen Kirche, und sie brachten den Menschen Tod oder Umwandlung zu einem der Ihren. Werde ein Hadenmann oder stirb. Hast du das etwa vergessen? Du hast es doch bestimmt in einem deiner wertvollen Bücher gelesen. Und jetzt sind sie wieder da, wie neu geboren, und so freundlich und hilfsbereit und vernünftig, daß einem angst und bange werden kann. Ich könnte vor Schreck jedesmal aus der Haut fahren, wenn sich einer von ihnen nähert. Ich warte ständig darauf, daß ihr anderes Gesicht wieder zum Vorschein kommt.«

Owen nickte. Er wußte, was Hazel sagen wollte. Sie musterten verstohlen die aufgerüsteten Männer, die das Schiff steuerten. Es waren ihrer zwanzig, und alle waren mit Hilfe dicker Kabel, die aus ihren Körpern ragten, mit der Schiffsmaschinerie verbunden oder durch glänzende Apparate, in denen sie versanken wie ein Mann, der halb in Wasser eintauchte. Ihr nichtmenschlicher Verstand kommunizierte auf direktem Weg mit der unergründlichen Technologie, auf einer Ebene, die kein Mensch zu verstehen oder einzuschätzen imstande war. Jeder der Hadenmänner besaß eine ganz bestimmte Funktion an Bord des Schiffs, und er erfüllte sie perfekt. Hadenmänner kannten keine Gefühle wie Langeweile oder Müdigkeit, sie besaßen keine Stimmungen oder Gedanken, die sie von ihrer Konzentration ablenkten. Jedenfalls nicht, solange sie arbeiteten. Vielleicht waren sie in ihrer Freizeit ja Partylöwen, aber Owen hatte da so seine Zweifel. Soweit er es aus der ganzen Zeit beurteilen konnte, da er die Hadenmänner beim Wiederaufbau ihrer fremdartigen und beunruhigenden Stadt tief unter der Oberfläche der Wolflingswelt beobachtet hatte, besaßen die aufgerüsteten Menschen keinerlei Eigenschaften, die nicht streng an Logik und Funktionalität ausgerichtet waren.

Der einzige Hadenmann, den Owen und Hazel gut gekannt hatten, war Tobias Mond gewesen, der eine Zeitlang zu ihrer Gruppe gehört hatte. Doch Mond hatte so viel Zeit unter Menschen verbracht, daß er zumindest oberflächlich ein wenig menschlich geworden zu sein schien oder zumindest menschliche Verhaltensweisen sehr gut zu kopieren gelernt hatte. Im Lauf der Jahre hatte Mond die meisten seiner Energiekristalle geleert und auf diese Weise viele seiner ursprünglichen Fähigkeiten verloren. Er hatte bereitwillig zugegeben, daß er nur ein blasses Abbild eines wirklichen Hadenmanns war. Trotzdem war Mond selbst in jenen Tagen ein verdammt beunruhigender Hurensohn gewesen. Die goldenen Augen und seine Summstimme hatten den Eindruck nicht mildern können. Doch das wirklich Fremdartige an Mond war sein Verstand gewesen.

Tobias Mond hatte anders gedacht als Menschen, selbst wenn er versucht hatte, es nicht zu tun.

Und erst die aufgerüsteten Männer, die aus der Gruft von Haden hervorgekommen waren, nachdem sie durch Owen aus ihrem langen, tiefen Erholungsschlaf geweckt worden waren, hatten ausgesehen wie leibhaftige Götter. Ihre Augen hatten geleuchtet wie die Sonne, und ihre Bewegungen waren von vollkommener Eleganz gewesen. Sie waren den anderen nicht so sehr als unmenschlich, sondern viel eher als übermenschlich erschienen. Owen hatte noch immer eine Scheißangst vor ihnen, selbst jetzt noch, nachdem er sich einige Monate an sie hatte gewöhnen können. Seine Hand schwebte in der Nähe seiner Pistole, wann immer sich ein Hadenmann näherte. Sie nannten ihn ihren Erlöser und behandelten ihn stets freundlich und zuvorkommend; aber Owen wußte es besser und blieb wachsam. Er hatte die alten Aufzeichnungen ihrer Angriffe auf die Menschheit studiert und die schlanken goldenen Schiffe gesehen, wie sie die schwerfälligen, plumperen Schiffe des Imperiums umkreist und mit unfehlbaren Schüssen vernichtet hatten. Er hatte die großen schimmernden Gestalten gesehen, die durch die brennenden Städte der Menschen gestapft waren und alles getötet hatten, was sich bewegte. Er hatte gesehen, was mit den Menschen geschehen war, den lebenden und den toten, an denen sie herumexperimentiert hatten, und alles im Namen ihres Kodex’ der Genetischen Kirche. Wenn man nicht länger menschliche Emotionen oder Schranken kannte, konnte man tun, wozu man Lust hatte, und die Hadenmänner hatten es getan. Sie hatten Abscheulichkeiten geschaffen, immer auf der Suche nach unmenschlich perfekter Harmonie zwischen Mensch und Maschine, nach einem Ganzen, das mehr war als die Summe seiner Teile.

Die Hadenmänner hätten den Krieg gegen die Menschheit gewonnen, wenn es mehr von ihnen und weniger Menschen gegeben hätte, doch am Ende waren sie zurückgeschlagen worden. Ihre goldenen Schiffe wurden aufgerieben und in Stücke geschossen, und die wenigen Überlebenden waren in die Sicherheit ihrer Gruft geflüchtet, tief im Innern der Wolflingswelt, inmitten der endlosen Nacht der Dunkelwüste, hinter den Grenzen des Imperiums. Aber sie waren ihrem Ziel gefährlich nahe gekommen, die gesamte Menschheit auszulöschen und sie durch etwas Entsetzliches zu ersetzen. Owen erinnerte sich an das, was er in den alten Aufzeichnungen gesehen hatte, und alle Freundlichkeit und alles Zuvorkommen der Welt würde ihn nicht vergessen lassen, was sie getan hatten und sehr wohl wieder zu tun imstande wären.