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»Wer weiß, was eine kleine Armee mit entsprechender Bewaffnung erreichen kann?« widersprach Finlay. »Denkt nur an all die anderen Gefangenen, die man ebenfalls retten könnte.«

»Wir dürfen nicht riskieren, noch mehr von unseren Leuten zu verlieren«, sagte das Mandala. »Skye wird in einem Hochsicherheitstrakt festgehalten, und selbst unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Umstände wird man ihn bestimmt stark bewachen. Ein Mann allein könnte sich hinein- und wieder hinausschleichen, wo eine Armee keine Chance hätte. Ihr werdet dieser Mann sein.«

»Ich nehme an, weil ich tapfer, talentiert und vollkommen entbehrlich bin?«

»Exakt. Natürlich hilft auch die Tatsache, daß Ihr der einzige seid, der eine derart verzweifelte Mission entgegen aller Wahrscheinlichkeit überleben kann. Was ist los mit Euch, Finlay?

Ich dachte immer, Ihr liebt die Herausforderung?«

»Das ist keine Herausforderung, das ist ein Todesurteil. Und entgegen dem, was alle zu glauben scheinen, führe ich keine Selbstmordkommandos aus. Sucht Euch einen anderen Dummen.«

»Diesmal werdet Ihr es tun. Skye muß befreit oder zum Schweigen gebracht werden, bevor er reden kann. Ihr entscheidet, welche Option unter den gegebenen Umständen die praktikablere ist.«

»Hallo? Hört mir jemand zu? Ich sagte, daß ich nicht gehen werde!«

»Wir haben eine Spur zu Skye. Alle Esper im Untergrund besitzen einen telepathischen Signalgeber, der tief in ihrem Unterbewußtsein versteckt ist. Das Imperium hat ihn noch nicht zum Schweigen gebracht, so daß wir Skyes genauen Aufenthaltsort kennen. Was bedeutet, daß wir Euch direkt in seine Zelle teleportieren werden.«

»Also schön«, sagte Finlay. »Ich bin interessiert. Wo liegt der Haken?«

»Das Imperium muß von Skyes Signalgeber wissen. Sie haben bereits früher genug Esper gefangengenommen und ihre Signale recht zuverlässig zum Schweigen gebracht. Wenn man Skye nicht blockiert hat, kann das nur bedeuten, daß er die Rolle des Köders in einer Falle spielt. Das Imperium weiß, wie sehr wir auf Skyes Schweigen angewiesen sind. Sie erwarten eine kleine Armee. Sie werden nicht einen einzelnen Mann wie Euch erwarten. Jedoch müssen wir der Fairneß halber zugeben, daß wir Euch zwar hineinteleportieren können, aber mit ziemlicher Sicherheit nicht wieder heraus. Das Imperium wird ganz ohne Zweifel Maßnahmen ergriffen haben, um das zu verhindern.«

»Verstehe ich Euch richtig?« erwiderte Finlay. »Ihr wollt mich mitten im Hochsicherheitsbereich von Golgatha absetzen, umgeben von zahllosen bewaffneten Sicherheitskräften, und ich soll Skye befreien und mir den Weg nach draußen erkämpfen?«

»Richtig«, gestand Mister Perfekt. »Ein Spaziergang im Park.

Wir haben vollstes Vertrauen in Eure Fähigkeiten, Finlay Feldglöck. Vielleicht erwarten sie gar nicht, daß ein einzelner Mann in eine so offensichtliche Falle marschiert. Ganz allein und ohne Unterstützung. Ihr solltet ihnen eine ziemliche Überraschung bereiten.«

»Ich kann mir nicht helfen«, entgegnete Finlay, »aber ich denke, ›solltet‹ trifft den Nagel auf den Kopf. Ich habe Euch bereits gesagt, daß ich keine Selbstmordaufträge akzeptiere.

Und bisher habe ich nichts gehört, das auch nur entfernt dazu beitragen könnte, meine Meinung zu ändern.«

»Genau aus diesem Grund wollten sie, daß ich herkomme«, sagte Evangeline. Sie schritt langsam aus der Menge auf Finlay zu, während ihre Augen unverwandt in die seinen blickten. Sie streckte die Arme nach ihm aus, doch er unterbrach sie mit erhobener Hand.

»Nein. Ich bin dreckig, verschwitzt und voller Blut. Du machst dir deine Kleider schmutzig.«

Evangeline musterte Finlay von oben bis unten und hatte Mühe, beim Anblick seiner zahlreichen Wunden nicht zusammenzuzucken. Traurig schüttelte sie den Kopf. »Noch mehr Blut. Noch mehr Schmerzen und Leid, und alles wegen mir.

Ich habe immer gewußt, daß du das alles nur für mich tust. Du hast nie einen Dreck auf die Rebellion oder den Untergrund gegeben, nicht wahr?«

»Ich mußte etwas tun, um mich hier unten zu beschäftigen«, antwortete Finlay unbehaglich. »Und es ist mir nicht egal, was geschieht. Auf meine Weise. Ich habe nicht vergessen, was ich in Silo Neun gesehen habe, in der verdammten Hölle des Wurmwächters. Ich werde nicht zulassen, daß dieser Terror weitergeht. Ich habe einen Eid auf mein Leben geschworen, auf mein Blut und meine Ehre, gegen das System zu kämpfen, das die Verantwortung für Einrichtungen wie Silo Neun trägt.

Der Untergrund bildet für mich die beste Basis dazu. Aber ich werde diese Mission trotzdem nicht annehmen, Evangeline.

Auch nicht für dich. Ich kenne meine Grenzen.«

»Genau wie ich. Du hast vollkommen recht. Wahrscheinlich wirst du sterben. Aber wir brauchen dich für diese Mission. Ich komme mit dir, wenn du willst. Ich werde an deiner Seite kämpfen und sterben.«

»Nein! Auf gar keinen Fall! Ich hätte dich in Silo Neun beinahe verloren. Das darf nie wieder geschehen. Ich muß wissen, daß du in Sicherheit bist. Ich würde nicht ohne dich leben wollen. Ist dieser verdammte Bastard von Skye wirklich so wichtig?«

»Wenn er redet, muß der Untergrund sich erneut in alle Winde zerstreuen. Tausende von Espern und Klonen würden wieder einmal ihre Gefangennahme oder den Tod riskieren. Es könnte zehn oder zwanzig Jahre dauern, bis wir wieder organisiert wären, und das ist noch optimistisch geschätzt. Vielleicht überlebt der Untergrund überhaupt nicht. Mit Sicherheit wird die Rebellion einen schweren Schlag erleiden. Das Ironische daran ist der Zeitpunkt. Die Dinge entwickeln sich endlich zu unseren Gunsten, Finlay. Die neue Gruppe von Rebellen mit Jakob Ohnesorg als Anführer könnte der letzte Funke sein, der uns noch gefehlt hat, um das ganze verdammte Imperium in die Luft zu jagen.«

»Was soll ich tun, Evie?«

»Ich möchte das gleiche wie du, Liebster. Ich möchte, daß wir hier in Sicherheit zusammenleben können. Aber was wir möchten, ist nicht länger von Bedeutung. Wenn Skye redet, wird man uns das wenige, was wir haben, auch noch nehmen.

Du mußt gehen, Finlay. Du bist der einzige, der auch nur die Spur einer Chance hat, diese Sache zu erledigen und lebend davonzukommen.«

»Und wenn nicht? Wenn ich getötet werde?«

»Dann wird ein Teil von mir mit dir sterben«, antwortete Evangeline und blickte Finlay fest in die Augen. »Ich weiß, was ich von dir verlange, Finlay. Es zerreißt mich innerlich, glaube mir. Aber…«

»Aber du bittest mich trotzdem.«

»Ja. Ich kenne meine Pflicht gegenüber allen Espern und Klonen, die Tag für Tag als Unpersonen unter dem Imperium leiden oder denen, die in Silo Neun gelitten haben.«

Finlay lächelte schwach. »Du hast immer mit schmutzigen Tricks gekämpft.«

»Ich liebe dich, Finlay. Wenn du nein sagst, wird das nichts daran ändern.«

»Ich liebe dich, Evie. Obwohl du so viel von mir verlangst.«

Finlay und Evangeline blickten sich lange Zeit an, und ihre Liebe war so stark, daß sie die gesamte Kammer auszufüllen schien. Die Menge sah atemlos und schweigend zu. Schließlich räusperte sich Adrienne und trat vor.

»Mach es nicht, Finlay. Du müßtest verrückt sein, um so einen Auftrag anzunehmen. Alle haben mir erzählt, welch ein großartiger Kämpfer du bist, aber kein Mensch auf der ganzen Welt kann sich einer solchen Übermacht stellen und lebend zurückkommen.«

Finlay grinste seine Frau kalt an. »Du hast nie an mich geglaubt, Adrienne.«