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Finlay schob das Schwert in die Scheide, die Augen unverrückbar auf Skye gerichtet. »Was habt Ihr mit ihm gemacht?« fragte er schließlich. Seine Stimme klang kalt und rauh und äußerst gefährlich. Der Hirntech lächelte ungerührt.

»Wir dringen in seine Gedanken ein. Vor gar nicht langer Zeit hätten wir eines der kleinen Schoßtierchen des Wurmwächters dazu benutzen können, doch dank Eurer Terroristenfreunde sind wir gezwungen, ältere, direktere Methoden anzuwenden. Im Grunde genommen handelt es sich um eine einfache, allerdings äußerst wirkungsvolle Gedankensonde, mit der wir die Gebiete seines Hirns stimulieren, die uns interessieren.

Dieser Draht hier zum Beispiel ist direkt mit dem Schmerzzentrum verbunden. Ratet mal, was uns daran interessiert. Ich kann mir vorstellen, daß er sich ein wenig unbehaglich fühlte, als wir sein Hirn freilegten, aber das Gehirn selbst besitzt keine Schmerzzellen. Es erleichtert unsere Arbeit ungemein, daß wir imstande sind, Schmerz nur dann zu erzeugen, wenn es nötig erscheint. Und der Schmerz, den er dann spürt…

Die anderen Drähte dort führen zu seinem Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis. Wir können seine Erinnerungen in jeder erforderlichen Detailstufe auf dem Schirm an der Wand sichtbar machen. Bald haben wir alles, was wir brauchen, ob der Patient es will oder nicht. Die Prozedur ist auf Dauer gesehen leider recht destruktiv, was das Hirngewebe anbetrifft, doch Leben oder Gesundheit dieses speziellen Patienten hier sind nicht mehr von Bedeutung, sobald wir haben, was wir suchen.

Außer natürlich für Euch. Aber die Wachen werden schon bald hier sein und Euch mitnehmen. In der Zwischenzeit möchte ich Euch bitten, von jeder gewalttätigen Intervention abzusehen, oder Ihr hört Euren Freund schreien.«

Draußen auf dem Korridor war es inzwischen sehr still geworden. Finlay runzelte die Stirn. Entweder waren den Gefangenen die Wärter ausgegangen, die sie noch töten konnten, oder die Wachen hatten alles wieder unter Kontrolle. Es gab keinen Weg, das herauszufinden. Finlay hätte die Hirntechs einfach töten sollen, und anschließend Skye. Aber solange eine Chance bestand, den armen Hund lebend aus seinem Gefängnis zu bringen, konnte er ihn nicht umbringen. Finlay benötigte außerdem die Techs, um die Drähte zu entfernen, obwohl er nicht wußte, wie er sie dazu überreden konnte. Töte den einen, und der andere wird sich gemein an Skye rächen. Auf der anderen Seite konnte Finlay nicht untätig herumstehen und sich von den Hirntechs hinhalten lassen; früher oder später würden die Wachen auftauchen und ihn gefangennehmen. Er blickte in Skyes blasses, schwitzendes Gesicht, und die Augen des Espers trafen die seinen. Sein Mund bewegte sich.

»Bitte…«, sagte er kaum hörbar, und Finlay bemerkte, wie sehr Skye sich anstrengte.

»Seht Ihr?« erklärte der Hirntech. »Er versteht den Ernst der Lage.«

»Bitte«, wiederholte Julian Skye. »Tötet mich…«

Die Hirntechs sahen überrascht auf ihr Opfer hinunter. Finlay lachte leise, doch es lag keinerlei Humor in dem Geräusch. »Ihr habt recht, Doktor«, sagte er. »Er versteht seine Situation vollkommen. Mein Auftrag lautet, ihn aus Euren Fängen zu befreien, auf die eine oder andere Weise.«

Finlay zog mit einer fließenden Bewegung den Disruptor und schoß dem Techniker durch den Kopf, der seine Hände an den Kontrollen hatte. Der Jüngere sprang vor. Finlay zog einen Dolch aus dem Ärmel und warf ihn mit geübter Treffsicherheit.

Die Klinge durchbohrte das Auge des Technikers. Der Mann taumelte nach hinten, die Hände vor das Gesicht geschlagen, dann fiel er der Länge nach zu Boden und rührte sich nicht mehr. Finlay nickte, steckte den Disruptor wieder ein und trat vor. Er beugte sich über Skye, und der Esper blickte ihn an, den Versuch eines Lächelns um die Lippen. Sein Gesicht war geschwollen von den erst kürzlich erhaltenen Schlägen, doch sein Blick wirkte klar.

»Ich wußte, daß sie jemanden schicken würden. Ich mußte nur lange genug durchhalten.«

»Was mache ich jetzt?« fragte Finlay. »Ich habe keine Ahnung von diesem Apparat. Gibt es eine Möglichkeit, wie ich diese Drähte entfernen kann?«

»Nein, aber das kann ich jetzt selbst.«

Skye schloß die Augen und konzentrierte sich. Lange Zeit geschah überhaupt nichts, doch dann begann sich einer der bunten Drähte nach dem anderen zu winden und aus dem freiliegenden Hirngewebe zurückzuziehen. Sie fielen auf den Boden und rollten sich zu harmlosen Spiralen zusammen wie tote Schlangen. Als der letzte endlich entfernt war, schien Skye sich so sehr zu entspannen, daß Finlay für einen Augenblick glaubte, der Esper wäre gestorben. Er tastete nach Julians Halsschlagader. Der Puls war stark und regelmäßig. Also begann Finlay, so schnell es ging, die Fesseln zu lösen. Die Wachen mußten längst auf dem Weg nach hier sein. Er half Skye, sich auf dem Tisch aufzurichten, und Blut strömte aus der Hinterkopfwunde des Espers. Finlay zog vorsichtig die Hautlappen über dem freiliegenden Gehirn zusammen und bedeckte die Wunde mit einem sauberen Taschentuch, das er dem Esper um den kahlrasierten Kopf schlang. Plötzlich schlug Skye die Augen wieder auf, als hätte er nur einige Minuten nachgedacht. Er blickte sein Spiegelbild in der Metallwand an und grinste.

»Gute Arbeit. Ich sehe aus wie ein Pirat. Aber das ändert nichts, leider. Es gibt keine Möglichkeit, wie Ihr mich von hier fortschaffen könnt, und ich werde mich nicht wieder lebend gefangennehmen lassen. Also tötet mich.«

»Kommt nicht in Frage«, erwiderte Finlay.

»Erzählt mir nicht, daß das nicht Teil Eures Auftrags war. Ich weiß genau, wie der Untergrund arbeitet.«

»Sterben ist leicht. Jeder kann das. Aber wenn Ihr aufgebt, wenn Ihr lieber sterben wollt, anstatt um Euer Leben und Eure Freiheit zu kämpfen, dann haben die Hirntechs schon gewonnen. Sie haben Euch zerbrochen. Also bleibt am Leben, flieht und seht zu, daß Ihr Rache nehmt an den Bastarden, die für das verantwortlich sind, was man Euch angetan hat. Das ist genau der Grund, aus dem es einen Untergrund und eine Rebellion gibt. Was jetzt? Könnt Ihr einen Weg nach draußen finden, wenn ich Euch aus der Reichweite des ESP-Blockers schaffe?«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Julian grinste schwach. »Jedenfalls ist es einen Versuch wert. Sie mußten den ESP-Blocker ziemlich dämpfen, um mein Gehirn nicht zu zerstören, während sie an ihm herumpfuschten. Und die Nähe zu der Gedankenbombe hat den Blocker ziemlich beschädigt. Deswegen war ich auch imstande, die Drähte ohne Hilfe aus meinem Kopf zu entfernen. Wenn Ihr mich ein paar Korridore von hier wegschafft, dann sollten auch meine restlichen Fähigkeiten zurückkehren. Und dann, mein Freund, dann zeige ich Euch, was ein richtiges Feuerwerk ist.«

Finlay grinste. »Ein Mann nach meinem Geschmack. Also gehen wir.«

Finlay Feldglöck half dem jungen Esper vom Tisch und stützte ihn einen Augenblick, bis die Kraft in seine Beine zurückgekehrt war. Er tat zwar sein Bestes, um es zu verbergen, dennoch ängstigte Skyes Zustand Finlay. Die Imperialen Schergen hatten den jungen Esper ganz eindeutig windelweich geschlagen, bevor sie sich seinem Gehirn zugewandt hatten.

Falls es zu einem Kampf oder auch nur zu einer längeren Verfolgung kommen sollte, steckten sie in ziemlichen Schwierigkeiten. Finlay beschloß, erst dann darüber nachzudenken, wenn es unbedingt sein mußte, und trat aus der Zelle auf den Korridor. Skye folgte ihm auf dem Fuß. Überall lagen tote Wachen und Esper, doch alle anderen waren verschwunden. Der Kampf hatte sich tiefer ins Zentrum des verdammten Komplexes verlagert. Finlay fragte sich, wer wohl gewinnen würde. Skye blickte den Korridor entlang und setzte sich, die Führung übernehmend, in Bewegung.

»Der Grundriß dieser Anlagen ist ziemlich standardisiert«, erklärte Skye und stieg vorsichtig über die Leichen. »Vor einer Weile habe ich eine Studie über die Imperialen Verhörzentren angefertigt. Wir planten Rettungsmissionen unter Einsatz von Telepathen und Gedankenbomben. Aber das war, bevor wir uns zerstreuen mußten. Wenn ich mich richtig entsinne, sollten all diese Korridore irgendwann in eine zentrale Rotunde münden. Von dort aus müßte ich in der Lage sein, einen Weg in den Hangar zu finden, wo die Gravschlitten stationiert sind.