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Ein paar Energieblitze zuckten an ihnen vorbei, doch die meisten Angreifer waren geistesgegenwärtig genug, nicht blindlings zu schießen. Einen Disruptor in einem beengten Raum abzufeuern war nicht ungefährlich. Man konnte nie wissen, ob der Strahl nicht reflektiert und auf einen selbst zurückgeworfen wurde. Finlay zog die Gedankenbombe aus der Tasche, doch Skye legte ihm eine mahnende Hand auf den Arm.

»Keine gute Idee, fürchte ich. Niemand vermag vorauszusagen, was mit den Monstren geschieht, wenn Ihr die Bombe benutzt. Vielleicht gehen sie wieder auf uns los, wenn die Verwirrung endet, die ich ihnen eingepflanzt habe. Und selbst wenn nicht – wollt Ihr allen Ernstes so viele Bewaffnete in so geringer Entfernung in den Wahnsinn treiben?«

»Ein Punkt für Euch«, erwiderte Finlay zögernd. »Monster hinter uns, Wachen vor uns. Verdammt, wenn wir es tun, und verdammt, wenn wir es nicht tun.« Er steckte die Bombe wieder ein. »Wie es aussieht, müssen wir auf die altmodische Tour vorgehen. Macht Euch keine Gedanken. Ich bin der beste Schwertkämpfer, den die Welt je gesehen hat, und jetzt werde ich es beweisen.«

Skye blickte Finlay seltsam an. »Das sind viel zu viele, und alle sind mit Disruptoren ausgerüstet. Einem Disruptor ist es egal, wie gut Ihr als Schwertkämpfer seid.«

»Wenn ich schnell genug mitten unter sie kommen kann, werden sie nicht mehr wagen, ihre Pistolen zu benutzen, weil sie sich gegenseitig treffen könnten. Sicher, die Chancen stehen nicht sonderlich gut, aber wann taten sie das jemals? Wichtig ist nur, daß man kämpft und, wenn es sein muß, kämpfend untergeht. Solange es überhaupt eine Chance gibt, und sei sie auch noch so gering, werden wir weiterkämpfen. Das ist es, was den Untergrund ausmacht, Skye! Und wer weiß, vielleicht haben wir ja Glück?«

»Ihr könntet Euch ergeben«, sagte Skye. »Sie wollen nur mich.«

»Kommt überhaupt nicht in Frage«, entgegnete Finlay. »Ich habe mir geschworen, daß ich Euch hier heraushole oder bei dem Versuch sterben werde. Und jetzt haltet den Mund, ich muß mich konzentrieren. Es gibt einen Ausweg aus dieser Geschichte. Wenn ich ihn nur sehen könnte. Es gibt immer einen Ausweg.«

»Nein«, widersprach Skye. »Manchmal gibt es keinen Ausweg. Vor uns warten bewaffnete Streitkräfte, und hinter uns lauern Monster. Wir können nirgendwohin. Es war ein guter Versuch, Finlay Feldglöck, aber es ist vorbei.«

»Dann nehmen wir so viele von ihnen mit uns, wie wir können«, erwiderte Finlay. »Solange wir kämpfen, haben sie uns nicht besiegt.«

Skye grinste plötzlich. »Danke, daß Ihr gekommen seid. Ich hätte niemals jemanden wie Euch erwartet. Auf diese Weise sterbe ich wenigstens aufrecht stehend wie ein Mann.«

»Gebt noch nicht auf«, sagte Finlay. »Vielleicht haben wir Glück.«

Und genau in diesem Augenblick stürzte die Decke ein. Der Boden erzitterte und bebte und schien sich unter ihren Füßen aufzubäumen, und die Metallwände zerrissen mit einem kreischenden Geräusch. Die Wachen schrien verwirrt, und überall heulten mit ohrenbetäubendem Lärm Alarmsirenen auf. Skye und Finlay klammerten sich aneinander, um nicht hinzufallen, und Finlay versuchte, den geschwächten Esper mit seinem eigenen Körper abzuschirmen. Ein anhaltendes Rumpeln und Röhren von sich bewegendem, schwerem Metall dröhnte in ihren Köpfen, als das Gebäude unter ihnen immer und immer wieder erzitterte. Die Beleuchtung erlosch, und einen Augenblick lang herrschte vollkommene Dunkelheit, bevor die Notbeleuchtung zum Leben erwachte und ein düsteres rotes Licht verbreitete. In der Ferne erklangen schwere Explosionen, und von überallher waren Schreie und Stöhnen zu hören. Manche davon klangen überhaupt nicht nach einer menschlichen Kehle.

Der Boden wölbte sich langsam weiter nach oben, bevor er endlich zur Ruhe kam und das Poltern erstarb. Plötzlich herrschte vollkommene Stille. Dann wurden Befehle gebellt, und Menschen riefen nach Hilfe, aber alles klang ziemlich weit entfernt. Finlay straffte sich. Er stützte den Esper noch immer mit einem Arm. Ein langer Riß an Finlays Schläfe blutete heftig, doch er ignorierte die Wunde. Das Knistern von Feuer war zu hören, und in der Luft hing mit einemmal ein schwacher Geruch von Rauch.

»Was, zur Hölle, war das?« fragte Skye und starrte mit verschleiertem Blick in die rötliche Finsternis. »Vielleicht ein Erdbeben?«

»Das, mein Lieber, war ein Wunder«, erwiderte Finlay. »Und da Wunder nur selten vorkommen, schlage ich vor, wir machen, daß wir hier herauskommen, als wäre der leibhaftige Teufel hinter uns her…, bevor die Verantwortlichen ihr Vorgehen wieder koordinieren können und wir ein weiteres Wunder benötigen.«

Finlay führte den jungen Esper über den unebenen Flur. Skye hielt sich dicht neben seinem Begleiter. Die Wachen hinter der Biegung waren alle tot. Die Decke hatte sie unter sich begraben. Finlay umrundete vorsichtig die massiven Betonbrocken und vermied die gelegentlich vorspringenden scharfen Kanten zerrissenen Stahls. Einer der Soldaten bewegte sich noch, als die beiden Rebellen vorüberkamen. Finlay blieb gerade lange genug stehen, um die Kehle des Mannes durchzuschneiden.

»War das wirklich notwendig?« fragte Skye.

»Ja«, entgegnete Finlay. »Jetzt kann er niemandem mehr verraten, in welche Richtung wir geflohen sind. Gib dem Feind niemals etwas in die Hand, das er gegen dich verwenden könnte.«

Skye schüttelte bewundernd den Kopf. »Ihr seid ein wahrer Kämpfer, mein Freund. Ich habe jemanden wie Euch seit meinem Bruder Auric nicht mehr gesehen.«

»Was macht Euer Bruder?«

»Nichts mehr. Er starb in der Arena. Niedergemetzelt vom Maskierten Gladiator. Der Teufel soll diesen Schlächter holen!«

Finlay Feldglöck, der einst der Maskierte Gladiator gewesen war, erwiderte nichts. Gemeinsam mit Julian Skye suchte er einen Weg durch die zerstörten Korridore des Verhörzentrums, und niemand versperrte ihnen den Weg, um sie herauszufordern. Als sie eine ganze Weile später durch den Haupteingang ins Freie marschierten und erkannten, was mit der umliegenden Stadt geschehen war, da wußten sie den Grund.

Finlay Feldglöck und Julian Skye bahnten sich einen Weg durch die Ruinen des Raumhafens, ohne von irgend jemandem behelligt zu werden. Die Straßen waren von den Trümmern zerstörter Gebäude blockiert, doch Sicherheitstrupps waren nirgendwo zu sehen. Die Behörden schienen im Augenblick andere Sorgen zu haben. Skye fand eine Möglichkeit, in die größtenteils unbeschädigten Wartungstunnel hinunterzukommen, und von dort aus war der Weg zurück zum Zentrum des Untergrunds relativ einfach. Nur, daß dort jedermann viel zu beschäftigt war, um mit den beiden zu sprechen. Die ehemalige Werkstatt, in der die Versammlungen stattfanden, war ein einziges Chaos, voller Leute, die wild durcheinander liefen, Befehle brüllten und Informationen an Leute weitergaben, die nicht zuhörten.

Finlay packte sich den nächsten Mann und warf ihn gegen die Wand. Er brachte sein Gesicht dicht vor das des anderen und verlangte mit drohender Stimme zu wissen, was vorgefallen war. Sein Opfer starrte ihn ungläubig an.

»Wo, zur Hölle, seid Ihr gewesen? Golgatha wurde von einem Raumschiff einer fremden Rasse angegriffen! Vollkommen unbekannt, überhaupt keine Ähnlichkeit mit irgend etwas, das wir jemals gesehen haben. Es hat den Raumhafen zum größten Teil zerstört, bevor es vertrieben werden konnte.«

Finlay schnitt eine Grimasse. »Was ist mit den Verteidigungseinrichtungen geschehen?«

»Sie sind seit dem Angriff der Rebellen auf die Steuerbehörde noch nicht wieder einsatzfähig. Als das fremde Raumschiff eintraf, war nichts mehr da, um es aufzuhalten. In der Stadt hat es entsetzlich viele Tote und Verwundete gegeben. Die Schäden sind gewaltig. Hier unten haben wir nicht besonders viel abbekommen, aber oben scheint alles vor die Hunde gegangen zu sein, sowohl für das Imperium als auch für uns. Die meisten unserer Agenten an der Oberfläche sind tot. Unsere Kommunikationsverbindungen sind zerstört.«