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Im Augenblick jedoch spielte nichts davon eine verdammte Rolle. Owen brauchte die Hadenmänner. Die Rebellion brauchte sie. Und wenn er sich gegen das Imperium erhob, dann würden auch Zeiten kommen, in denen er eine Armee von ausgebildeten Kämpfern in seinem Rücken brauchte, wollte er gegen Löwensteins Macht bestehen. Und an diesem Punkt kamen die Hadenmänner sehr gelegen. Immer vorausgesetzt, man konnte sie kontrollieren oder sonstwie dazu bringen, Befehlen zu gehorchen. Owen machte sich keine Illusionen wegen der Gefahren, die er für die Menschheit und das Imperium heraufbeschworen hatte. Genügend Zeit vorausgesetzt, konnten die Hadenmänner zu einer Gefahr heranwachsen, die durchaus schlimmer sein würde als alles, was Löwenstein je zu bieten hätte. Owen verdrängte den Gedanken – jedenfalls für den Augenblick –, wobei ihm der Umstand half, daß es eine ganze Reihe weiterer ernster Probleme gab, mit denen er sich herumschlagen mußte.

»Laßt uns über angenehmere Dinge reden«, sagte er entschlossen zu Hazel. »Angenommen, wir entwischen den Verteidigungseinrichtungen Golgathas so leicht, wie es die Hadenmänner versprochen haben…, dann wird das hier unsere erste richtige Chance sein, mit dem Untergrund in Kontakt zu treten. Der Untergrund ist praktisch der einzige noch existierende organisierte Widerstand gegen das Imperium. Soweit ich weiß, handelt es sich größtenteils um Esper und Klone, aber sie besitzen auch eine ganze Reihe von zum Teil einflußreichen Verbündeten. Wir brauchen sie auf unserer Seite. Ich hoffe nur, wir hinterlassen durch unsere Aktion einen guten ersten Eindruck, und es gelingt uns, sie davon zu überzeugen, daß wir eine Macht sind, mit der sie rechnen können. Jakob Ohnesorgs Name sollte ein paar Türen öffnen, und er hat mir ein paar Leute genannt, auf die er schwören würde…, doch die sind möglicherweise schon seit Jahren nicht mehr aktiv. Vielleicht sind sie inzwischen sogar tot. Jakob hat eine Menge Leute verraten, als die Imperialen Hirntechs ihn in der Mangel hatten. In einigen Gegenden wird er sicher nicht mehr so beliebt sein, und sein Name könnte uns ebensogut schaden wie nutzen. Das gleiche gilt für meinen werten Vorfahren Giles, den ursprünglichen Todtsteltzer. Es mag vielleicht nützlich sein, eine lebende Legende an seiner Seite zu wissen, wenn man Leute rekrutieren muß, aber es besteht immer eine gewisse Chance, daß diese Leute anschließend von der Wirklichkeit enttäuscht sind.«

»Vorausgesetzt, er ist wirklich der ursprüngliche Todtsteltzer«, gab Hazel zu bedenken.

»Das ist ein Punkt, ja«, stimmte Owen unglücklich zu. »Er scheint verdammt viel über das zu wissen, was sich in letzter Zeit im Imperium abgespielt hat. Zuviel jedenfalls für einen Mann, der angeblich neunhundert Jahre in Stasis gelegen hat.«

»Und wenn er nicht ist, was er zu sein vorgibt: Wer oder was ist er dann? Ein Imperialer Agent? Ein Klon? Irgendein Verrückter mit Größenwahn?«

»Das sind sicherlich einige der Möglichkeiten«, sagte Owen.

»Aber ich dachte eigentlich an etwas viel Beunruhigenderes. Er könnte schließlich eine Furie sein.«

Hazel blickte Owen einige Sekunden lang wie betäubt an.

Der Gedanke hatte sie sprachlos gemacht. Furien waren Waffen, die die abtrünnigen KIs von Shub geschaffen hatten, um als ihre Agenten in der Welt der Menschen aufzutreten. Geschöpfe aus lebendem Metall in einer Hülle aus geklöntem Fleisch, identisch mit Menschen, soweit das nackte Auge es beurteilen konnte, doch imstande, entsetzliche Verwüstungen anzurichten, wenn man sie entdeckte. Furien waren unüberwindliche Killer und gnadenlose Gegner. Zum Glück hatte das Imperium im Lauf der Jahre nicht allzu viele von ihnen getroffen. Sie waren leicht durch Esper zu identifizieren, und ein Disruptor kümmerte sich einen Dreck darum, wie stark eine Furie war. Doch es bestand immer die Möglichkeit – wenn auch nur eine geringe –, daß sich noch ein paar von ihnen unentdeckt unter den Menschen aufhielten, ihre falschen menschlichen Leben lebten und den KIs regelmäßig Bericht erstatteten, während sie auf den Befehl warteten, die Menschheit von innen heraus zu zerstören.

»Gibt es einen bestimmten Grund, warum du glaubst, Giles könnte eine Furie sein?« fragte Hazel, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.

»Nichts Konkretes. Ich fand es nur ein wenig seltsam, daß Shub die einzige Partei ist, von der wir noch nichts gehört haben. Alle anderen scheinen sich an unserer Rebellion beteiligen zu wollen. Nicht, daß ich darüber traurig wäre, im Gegenteil – aber wenn ich von Shub wäre, würde ich zusehen, daß ich einen oder zwei meiner Agenten sowohl am Imperialen Hof als auch im Untergrund einschleuse. Shub hat ein elementares Interesse daran zu erfahren, wann das Imperium schwach ist.«

»Du hast recht«, sagte Hazel. »Das ist ein beunruhigender Gedanke. Wenn du noch mehr davon hast, behalte sie bitte für dich. Ich habe genug mit meiner eigenen Paranoia zu tun. Warum hast du eigentlich nicht schon vorher darüber gesprochen, wenn du dir solche Sorgen machst?«

»Ich habe keinerlei Beweise. Außerdem wußte ich ja nicht, wer mir alles zuhörte. Oder wem ich trauen durfte. Ich persönlich bin davon überzeugt, daß Giles genau der ist, der er zu sein vorgibt.«

»Wieso?«

»Weil man irgend jemandem vertrauen muß

»Ja«, erwiderte Hazel gedehnt. »Genau das ist es, was mich beunruhigt.«

Owen seufzte. »Das Leben war noch nie so kompliziert wie heute. Es hat eine Zeit gegeben, da lautete die schwerwiegendste Frage des Tages, welchen Wein ich zum Abendessen trinken würde.«

Hazel grinste plötzlich. »Und du willst wirklich all die Abenteuer hinter dir lassen, um zu diesem Leben und deinen staubigen Büchern zurückzukehren?«

»Verdammt richtig, das will ich. Ich will mein altes Leben zurückhaben. Ich war vollkommen glücklich als unbedeutender Historiker, der für niemanden wichtig war außer für sich selbst.

Die besten Weine, das beste Essen, jeder Laune nachgeben und jede Minute des Tages und der Nacht genießen. Keine Sorgen, keine Verantwortung, die ich nicht ruhigen Gewissens an jemand anderen delegieren konnte, und absolut keine Möglichkeit, ganz plötzlich und auf denkbar unangenehme Weise ermordet zu werden. Ich würde auf der Stelle zurückkehren, wenn ich könnte.«

»Und all deine Freunde im Stich, lassen? Was wird aus mir?«

Hazel warf ihm einen koketten Blick zu.

Owen zuckte zusammen. »Laßt das bitte, Hazel D’Ark. Es sieht richtig gekünstelt aus, wenn Ihr das tut. Außerdem müßt Ihr Euch keine Gedanken machen, daß ich Euch oder die anderen verlassen könnte. Ich habe bereits gesagt, daß ich mir meiner Verantwortung als einer der Anführer dieser Rebellion bewußt bin. Ich habe gesehen, auf wieviel Leid und Ungerechtigkeit das Imperium gebaut ist, und ich kann die Augen nicht wieder abwenden und so tun, als wäre ich blind. Millionen von Menschen müssen bluten und sterben oder werden versklavt, nur damit ich und ein paar andere ein Leben in Saus und Bräus führen können. Ich habe bei meiner Ehre und bei meinem Blut geschworen, daß ich dem ein Ende bereiten werde. Und das werde ich auch… oder bei dem Versuch sterben. Ich mache mir keine Illusionen über mich selbst oder die Art und Weise, wie es dazu gekommen ist, doch ich bin kein Held, Hazel. Ich bin nur ein weiteres armes Schwein, das in die Enge getrieben wurde. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne das Thema wechseln. Gab es irgendwelche Neuigkeiten von Nebelwelt, bevor wir aufbrachen?«