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Stephanie und Daniel haben nur Augen füreinander. Der neue Hyperraumantrieb wird in ihre Hände fallen, und was soll dann aus der Familie werden? Aus der Familie, die Jakob Wolf zu dem gemacht hat, was sie heute ist? Und was wird mit Euch geschehen, liebe Konstanze?«

»Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, Chojiro, dann sagt es.«

»Ihr könntet das Oberhaupt der Wolfs sein, Konstanze. Valentin sollte abgesetzt werden, denn er ist wahnsinnig, und Daniel und Stephanie sind inkompetent. Und da sie im Lauf der Jahre alle nötigen Schritte unternommen haben, um die anderen in Frage kommenden Familienangehörigen aus dem Weg zu räumen, bleibt nur noch Ihr übrig, liebe Konstanze, um den Clan zu leiten. Im Augenblick könnt Ihr nicht hoffen, den Clan zu führen… so allein, wie Ihr dasteht. Ihr wart immer nur am Rande des Geschehens. Aber wenn Ihr einen Chojiro heiraten würdet, könnten wir unsere beiden Familien durch Eure Kinder vereinen. Und mit unserer Hilfe würdet Ihr bis dahin die Wolfs führen. Denkt darüber nach, Konstanze. Ihr würdet nie mehr allein sein müssen. Ihr seid noch jung, und Ihr habt noch Euer ganzes Leben vor Euch. Werft es nicht weg aus Loyalität gegenüber Leuten, die Euch verachten.«

»Ihr wollt etwas von mir«, beharrte Konstanze. »Alle wollen etwas. Kommt endlich zur Sache, Chojiro. Was wollt Ihr?«

»Informationen«, erwiderte SB. »Ihr seid noch immer eine bedeutende Wolf, und Ihr habt Zutritt zu vielen Dingen, die meine Leute nur unter Schwierigkeiten herausfinden könnten.

Wir haben Fragen, und wir benötigen Antworten. Als Gegenleistung würden wir Euch zu einer von uns machen. Ein geehrtes Mitglied des Chojiro-Clans, geachtet und geschätzt. Ist das nicht alles, was Ihr Euch je gewünscht habt?«

Konstanze blickte ihr Gegenüber nachdenklich an. Sie sagte zwar nicht ja, aber sie sagte auch nicht nein. SB wandte sich um und bedeutete Razor mit einem Wink, sich zu den beiden Frauen zu gesellen. Der Investigator stapfte durch den tiefen Schnee, als wäre er gar nicht vorhanden, und verbeugte sich schließlich höflich vor Konstanze. Die junge Witwe nickte zur Antwort knapp und musterte den Investigator wachsam.

SB schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln und legte eine besitzergreifende Hand auf Razors Arm.

»Investigator, Ihr wart anwesend, als Jakob Wolf starb. Erzählt Konstanze doch, was Ihr gesehen habt.«

»Er starb nicht von der Hand eines Feldglöcks«, sagte Razor tonlos. »Der Wolf wurde von hinten erstochen. Von seinem ältesten Sohn. Von Valentin, dem gegenwärtigen Oberhaupt Eures Clans. Es ging alles sehr schnell, und niemand außer mir hat es gesehen.«

»Und Ihr wißt, daß Investigatoren niemals lügen«, sagte SB Chojiro. Sie achtete sorgsam auf den Ton ihrer Stimme, damit es nicht zu erfreut klang.

Konstanze preßte die Lippen zusammen. Sie wußte nicht, ob sie damit verhindern wollte, daß sie vor Wut bebten, oder ob sie es tat, um ihre Tränen zurückzuhalten. Konstanze hatte sich stets darüber gewundert, daß sich niemals einer der Feldglöcks des Sieges über Jakob gebrüstet hatte. Es wäre für jeden von ihnen ein großer Triumph gewesen, und in den schlimmen Tagen nach ihrem Sturz hatten sie einen Triumph verdammt bitter nötig. Aber niemand hatte je behauptet, den Wolf getötet zu haben. Niemand hatte gesehen, wie es geschehen war. Konstanze hatte alle Leute gefragt. Sie hatte angenommen, daß es der alte Feldglöck persönlich gewesen sein mußte, der ihren Jakob tödlich verwundet hatte, bevor es ihn selbst erwischt hatte. Bis heute. Es kam ihr nicht in den Sinn, Razors Worte zu bezweifeln. Er war schließlich ein Investigator. Außerdem hatten seine Worte wahr geklungen. Valentin hatte allen Grund gehabt, seinen Vater zu töten, und er besaß nicht die geringsten Skrupel. Er war in der Hitze des Gefechts unbemerkt davongekommen. Konstanze blickte SB Chojiro fest in die Augen.

»Redet weiter.«

Löwenstein XIV saß bequem auf ihrem Eisernen Thron und blickte interessiert von einem Gesicht zum nächsten, während Kirche und Militär vor ihren Augen stritten. General Beckett nahm sich in aller Seelenruhe die Zeit, sich zwischen den Antworten an seiner Zigarre zu erfreuen. Kardinal Kassars einziges Auge leuchtete mit dem unlöschbaren Feuer des wahren Fanatikers. Löwenstein liebte es, den beiden beim Streiten zuzusehen, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie sich nicht zusammenrotten und mit ihr disputieren konnten, während sie miteinander stritten. Divide et impera funktionierte bei Hofe genauso wie im Krieg. Natürlich half die Tatsache, daß Beckett und Kassar sich gegenseitig nicht ausstehen konnten. Keiner von beiden war für sich allein genommen stark genug, um Löwensteins Autorität zu bedrohen, doch vereint hätten sie einen beeindruckenden Gegner abgegeben. Also hielt Löwenstein es für angebracht, die Wut der beiden gegeneinander zu lenken. Es brauchte nicht viel dazu. Ein freundliches Wort hier, ein wissender Blick dort, und sie schnappten nach dem Köder wie hungrige Haie. Aus genau diesem Grund standen die beiden jetzt vor ihrer Herrscherin, kläfften sich mit gesträubtem Fell an wie Gassenköter und waren blind für alles außer dem Bedürfnis, den anderen schlecht aussehen zu lassen. Löwenstein grinste in sich hinein. Männer waren so leicht auszurechnen.

»Das kann doch jeder Dummkopf sehen, daß der Angriff der Fremden eine unmittelbare Bedrohung der gesamten Menschheit bedeutet!« zischte Kardinal Kassar mit einer Stimme, die noch kälter war als die Luft ringsum. »Wir dürfen nicht einfach nur herumsitzen und darauf warten, daß sie erneut angreifen.

Wir müssen sie jagen und auslöschen. Alles andere bedeutet den Selbstmord unserer eigenen Spezies!«

»Ein wirklich guter Weg, um Selbstmord zu begehen«, erwiderte General Beckett gelassen. »Ihr wollt Euch blindlings in eine Situation stürzen, über die Ihr so gut wie nichts wißt. Ihr habt gesehen, zu was bereits dieses eine einzige Schiff imstande war. Schwejksam und seine Mannschaft konnten es stellen, aber die Unerschrocken ist eins unserer besten Schiffe, mit einer der besten Besatzungen an Bord, und sie kämpften gegen etwas, das vielleicht nur eine Erkundungssonde gewesen ist.

Wir benötigen weitere Informationen, bevor wir uns daranmachen, Pläne zu schmieden.«

»Das ist alles nur eine Frage des Glaubens«, konterte Kassar.

»Ich erwarte nicht, daß Ihr davon etwas versteht, Beckett.«

»Es ist keine Frage des Glaubens, sondern des gesunden Menschenverstands, Kardinal«, widersprach Beckett. »Ich erwarte nicht, daß Ihr davon etwas versteht.«

»In meinen Ohren klingt es jedenfalls nach Feigheit. Ihr hockt hinter Eurem Ofen zu Hause und in Sicherheit, während Eure Leute draußen am Abgrund alle Risiken auf sich nehmen.

Nun, wie Ihr gesehen habt, ist es zu Hause auch nicht mehr sicher, Beckett. Entweder wir gehen zu ihnen, oder sie kommen zu uns.«

Beckett nahm die Zigarre aus dem Mund und blickte nachdenklich auf den Stummel. »Ich denke, Heldenmut wird viel zu sehr überbewertet, Kardinal. Ich für meinen Teil setze auf Kompetenz. Wenn es einen Angriff gibt, dann wird er vom Abgrund ausgehen. Deswegen die zusätzlichen Patrouillen, die ich befohlen habe. Sie werden unser Frühwarnsystem bilden.

Nach meiner Erfahrung ist ein Krieg eine Frage des Machbaren, nicht der Heldentaten. Aber Ihr wart immer schon ein Träumer, Kassar, ohne jeden Sinn für die praktischen Zwänge des Lebens. Ich vermute, das liegt an Eurem Beruf.«

Kassar funkelte den General an, dann wandte er seinen brennenden Blick zu Löwenstein. »Gebt mir den Befehl über Eure Armeen, Majestät, und ich werde Euch eine unschlagbare Macht aus Gläubigen liefern, ausgebildet in allen Kriegskünsten und bereit, ihr Leben im Namen der Kirche zu wagen.«

»Ich für meinen Teil habe immer für die Herrscherin gekämpft«, sagte General Beckett und blies triumphierend ein paar Rauchringe in Kassars Richtung. Der Kardinal zögerte, als er sich der gefährlichen Untiefen bewußt wurde, in die seine Rhetorik ihn gerissen hatte. Beckett fuhr ungerührt fort und nutzte die Pause zu seinem Vorteil. »Fanatiker können recht nützlich sein, wenn es um die Errichtung einer Machtbasis geht, aber nach meiner Erfahrung geben sie verdämmt erbärmliche Soldaten ab. Sie sind großartig darin, sich im Namen ihres Glaubens umbringen zu lassen, doch ich vertraue mein Leben lieber ausgebildeten Soldaten an, die ihre Energie darauf verwenden, lange genug am Leben zu bleiben, um den Feind zu töten.«