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»Hallo, Freunde«, grüßte LeBihan vorsichtig. »Wem oder was verdanke ich die Ehre unserer Begegnung? Ich habe Euch bereits gesagt, daß es noch zu früh ist für einen weiteren Kampf. Es wird in letzter Zeit immer schwieriger, geeignete Gegner für Euch zu finden. Ihr besitzt eine der längsten Gewinnsträhnen in der Geschichte der Arena.«

»Wir wollen wissen, warum wir nicht beliebt sind«, sagte David. »Immer und immer wieder gewinnen wir, aber wir sind trotzdem unbeliebt. Die Menge klatscht zwar und jubelt uns zu, aber niemand verehrt uns wie früher den Maskierten Gladiator.

Vielleicht solltet Ihr einen Kampf mit ihm ausmachen? Wir wollen beliebt sein, Thomas. Wo ist das Problem?«

LeBihan seufzte. »Ihr wollt die Wahrheit wissen? Also schön. Die Schwierigkeit mit Euch ist, daß Ihr Euch um nichts anderes als um Euch selbst kümmert. Ihr tötet in der Arena nur zu Eurem eigenen Vergnügen und nicht für die Zuschauer. Ihr macht Euch nur Gedanken über das Gewinnen, nicht darüber, wie Ihr den Zuschauern etwas bieten könnt. Aber am schlimmsten von allem ist, daß Ihr ein Todtsteltzer seid und Kit ein Psychopath. Niemand will Euch beiden zu nahe kommen. Alle haben Angst, es könnte abfärben. Ihr könntet mit beiden Beinen hinter den Rücken gefesselt und einem Eimer über dem Kopf gegen den Maskierten Gladiator antreten, und trotzdem würden die Zuschauer Euch nicht lieben. Ihr seid ganz offiziell schlechter Umgang. Ich kenne Leute, die nicht einmal mehr mit mir sprechen, nur weil ich mich damit einverstanden erklärt habe, Euer Bürge zu sein. Niemand traut Euch über den Weg, niemand mag Euch, niemand will Euch in seiner Nähe haben.

Die Leute kreuzen ihre Finger, wenn Ihr ihnen über den Weg lauft, weil Ihr Pech bedeutet. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich möchte nicht, daß man mich mit Euch zusammen sieht. Ich muß schließlich an meine eigene Zukunft denken.«

»Sprecht Euch ruhig aus, Thomas«, forderte David. »Ich will wissen, was Ihr wirklich denkt.«

»Ich habe wegen kleinerer Beleidigungen getötet«, sagte Kit kühl.

»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte LeBihan. »Genau das ist Euer Problem, Sommer-Eiland. Kann ich jetzt gehen, oder wollt Ihr mich mit bloßen Händen vor den Augen der Imperatorin umbringen?«

»Es ist zumindest eine Überlegung wert«, entgegnete Kit.

»Ach, laß ihn«, widersprach David.

Kit zuckte die Schultern, und LeBihan nahm die Gelegenheit wahr, sich in den Schutz der Menge zurückzuziehen. Kit blickte ihm mit kalter Wut hinterher. »Er hat uns beleidigt.«

»Indem er uns die Wahrheit sagte? Wir haben ihn darum gebeten. Jetzt beruhige dich erst einmal, und sieh ihm nicht so hinterher. Die Herrscherin beobachtet uns. Wir wollen ihr doch keinen Anlaß liefern, sich noch mehr über uns zu ärgern, oder?

Ich schätze, sie ist heute nicht besonders gut gelaunt.«

Kit schniefte verächtlich. »An Tagen wie diesem wünsche ich mir, wir wären noch im Untergrund. Ich habe mir in der Rolle des Subversiven gut gefallen.«

»Wir beide sind zu dem Schluß gekommen, daß das Risiko zu groß wurde«, erwiderte David. »Nachdem Huth sich als Dram zu erkennen gegeben hat, wäre es reiner Selbstmord gewesen, noch länger zu bleiben. Nur weil wir rechtzeitig einen Rückzieher gemacht haben, steht jetzt einzig und allein sein Wort gegen unseres. Und Löwenstein will keinen Skandal.

Außerdem können wir jederzeit wieder zurück, wenn wir wollen. Wenn Dram doch nur wirklich gestorben wäre…«

»Aber er lebt.«

»Offensichtlich. Und er ist während seiner Abwesenheit ebenso offensichtlich nicht freundlicher geworden, gleichgültig, wo er gesteckt hat. Er hat sicher mit Löwenstein über uns gesprochen. Das ist wohl auch der Grund, warum man mich zurück nach Virimonde schickt.«

»Du mußt nicht gehen, wenn du nicht willst«, sagte Kit und betrachtete seine Füße.

»Doch, ich muß. Offiziell ist es eine Beförderung. Ich werde mit der Leitung einer der größten Nahrungsmittelfabriken des Imperiums betraut. Außerdem ist es mein Erbe als Todtsteltzer.

Würde ich mich weigern, könnte Löwenstein das als willkommenen Anlaß nehmen, mir den Titel abzuerkennen.«

»Aber wenn du nach Virimonde abreist«, entgegnete Kit traurig, »dann bin ich wieder allein.«

»Komm doch mit mir«, schlug David vor. »Sicher, es wird unsere Chancen auf ein weiteres Vorankommen eine Zeitlang beenden, aber wenn wirklich ein Krieg ausbricht, wird man sich schnell genug an uns erinnern und uns zurückrufen. Löwenstein wird früher oder später erkennen, daß sie es sich nicht leisten kann, auf uns böse zu sein. Wir sind immerhin die Oberhäupter unserer Familien.«

»Und das Ende unserer Blutlinien«, ergänzte Kit. »Wir haben niemanden mehr außer uns.« Er hob den Blick und sah David in die Augen. »Du bist der einzige Freund, den ich jemals hatte, David. Ich werde mit dir nach Virimonde gehen. Oder zum Abgrund oder sonstwohin.«

»Jetzt sei mal nicht so pessimistisch«, munterte David ihn auf. »Du kommst mit mir, und wir werden eine Menge Spaß haben. Wein, Weiber und jede Menge eingeborener Kreaturen, die wir töten können, bis unsere Arme abfallen. Und für den Fall, daß die Eiserne Hexe beschließt, uns für vogelfrei zu erklären, können wir beide dringend jemanden gebrauchen, der uns den Rücken freihält.«

Kit lächelte. »Du warst immer der Praktischere von uns beiden, David.«

»Einer von uns muß es ja sein. Außerdem, falls Löwenstein dumm genug ist, Leute hinter uns herzuschicken, dann schicken wir sie ihr zurück. In ganz kleinen Kisten. Porto zahlt Empfänger.«

»Richtig«, erwiderte Kid Death. »Aber wenn die Eiserne Hexe unsere Köpfe wollte, hätte sie längst etwas in dieser Richtung unternommen. Vielleicht Gift in unserem Essen oder eine Bombe auf der Toilette. Sie will uns nicht tot. Für jemanden wie uns wird es immer Arbeit geben. Wir sind erprobte Kämpfer, die jeden Auftrag annehmen. Du wirst sehen. Sobald der Krieg erst beginnt oder das politische Intrigenspiel ein wenig zu schmutzig wird, ruft sie uns zurück. Dann können wir uns den Weg zur Macht freikämpfen. Ich persönlich kann es gar nicht erwarten.«

David betrachtete seinen Freund liebevoll. »Manchmal machst du mir angst, weißt du das? Aber wenigstens muß ich mir keine Gedanken mehr machen, daß du wieder hinter Valentin herjagst, solange du bei mir bist.«

»Ich werde ihn töten«, flüsterte Kit. »Er wird sehr langsam sterben, dieser Bastard, und er wird mich anflehen, ein Ende zu machen. Er hat mich betrogen.«

David schwieg diplomatisch. Kit hatte seine Verbindungen zu den Kyberratten spielen lassen und den heimlichen Handel des Feldglöck-Clans mit den KIs von Shub entdeckt. Er hatte sein Wissen an Valentin weitergegeben, und Valentin hatte ihm als Gegenleistung eine große Summe Geld versprochen. Valentin hatte die Informationen benutzt, um die Feldglöcks zu stürzen – und anschließend alle Verbindungen zu Kit abgebrochen und bestritten, ihm auch nur einen einzigen Kredit zu schulden.

Und er hatte ihn obendrein auch noch verspottet, etwas dagegen zu unternehmen, falls er könnte. Da Valentin jetzt Oberhaupt der Wolfs und damit der mächtigsten Familie im Imperium war, hätte die Eiserne Hexe Kit den Kopf abschlagen lassen, wenn er Valentin getötet hätte. Sie hätte Kit sogar eine Armee auf die Fersen gehetzt, um ihn zu schnappen. Kit Sommer-Eiland knirschte bei dem Gedanken an diesen schändlichen Betrug wütend mit den Zähnen und meditierte einmal mehr über die Tugend der Geduld.

Valentin würde nicht ewig der Liebling der Herrscherin bleiben.