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Sie wichen den Energiestrahlen aus und kämpften verbissen weiter.

Plötzlich erschienen Razor und Frost auf der Szene und griffen in den Kampf ein. Auch sie hatten sich mit den Klingen gefallener Wachen bewaffnet. Die beiden Investigatoren setzten all ihr Geschick und ihre Wildheit ein, doch selbst zu viert konnten sie nicht mehr ausrichten, als vor den Energiestrahlen der Furie in Deckung zu springen und sie an Ort und Stelle festzunageln. Die Menschen waren nicht imstande, die Maschine mit den Schwertern ernsthaft zu beschädigen, und alle wußten es. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor sie langsam müde würden, und dann würde die Furie sie erwischen.

»Zurück!« ertönte plötzlich Löwensteins lauter Befehl vom Thron her. »Ich habe eine bessere Idee.«

Razor und Frost warfen sich zur Seite, und Energiestrahlen aus Mund und Augen des Androiden zuckten in die Richtung, wo sie vor einem Sekundenbruchteil noch gestanden hatten.

David und Kit warfen einen raschen Blick zum Thron und wichen schleunigst vor dem Androiden zurück, als sie erkannten, was Löwenstein vorhatte. Der Schläfer von Grendel stand still und regungslos an der Seite der Imperatorin, wie von einer unsichtbaren Leine gehalten. Das Joch summte kurz, und das Wesen schoß vor und stürzte sich auf den Androiden. Energiestrahlen zuckten aus seinen Augen und sengten das falsche Gesicht der Furie weg. Darunter kam der nackte grinsende Stahlschädel zum Vorschein. Siliziumdornen wuchsen aus dem purpurnen Körperpanzer des Schläfers, und dann krachten die beiden nichtmenschlichen Kreaturen aufeinander und maßen ihre Kräfte.

Der Schläfer packte den Kopf der Furie mit beiden Händen und riß ihn einfach ab, doch der Furie schien das überhaupt nichts auszumachen. Ihre Hand schoß vor, und die stählerne Klinge darin drang in den Unterleib des Schläfers ein und kam auf der Rückseite wieder hervor. Dunkles Blut schoß aus der Wunde und rann an den Beinen hinunter, aber der Schläfer wich nicht zurück. Er beugte sich über den ungeschützten Nacken der Furie, und ein Energiestrahl schoß aus seinem Mund durch die offene Wunde tief ins Innere des stählernen Leibs der Maschine. Die Furie ruderte wild mit dem freien Arm und riß den anderen, der noch immer das Schwert hielt, nach oben. Die Klinge zerschnitt den Oberkörper des Schläfers in zwei Teile.

Einen Augenblick lang standen sie beieinander, als sammelte jeder die Kraft für eine letzte, ultimative Anstrengung, dann fielen sie gleichzeitig tot in den Schnee.

Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Frost und Razor schoben sich vorsichtig heran und musterten die reglosen Körper.

Frost stieß die Furie mit der Stiefelspitze an, doch sie rührte sich nicht mehr. David und Kit kamen herbei und riskierten ebenfalls einen Blick. Sie mußten sich gegenseitig stützen, so erschöpft waren sie. Ringsum rappelten sich die Höflinge langsam und mißtrauisch wieder auf die Beine und wischten Blut und Schnee von ihren Kleidern.

»Ich frage mich, was aus dem echten LeBihan geworden ist«, sagte David.

»Tot«, erwiderte Razor.

»Seid Ihr da sicher?« erkundigte sich Kit.

»Jedenfalls wäre es besser für ihn«, entgegnete Frost. »Das Ding trug immerhin seine echte Haut.«

»Verdammt«, sagte Löwenstein träge und musterte die beiden nichtmenschlichen Körper. »Jetzt muß ich mir einen neuen Schläfer kommen lassen. Entspannt Euch, liebe Untertanen.

Die Schau ist vorbei. Das war die einzige Furie, oder etwa nicht, Lektronen?«

»Das war die einzige Furie«, antwortete die körperlose Stimme. »Allerdings war es nicht die einzige Abweichung von der Norm. Der Vikar Roger Geffen aus Kardinal Kassars Gefolge ist definitiv nicht menschlich. Ich kann nicht genau sagen, wer oder was er ist, aber nach meinen Sensoren zu urteilen, sind seine Körperstruktur und seine Organe mit Sicherheit nicht menschlicher Herkunft. Ich kann nur vermuten, daß er ein Fremdwesen ist, das sich als Mensch ausgibt.«

»Packt die Kreatur lebend!« kreischte Löwenstein. »Verdammt! Diesmal will ich ein paar Antworten hören!«

»Tut mir leid«, sagte Geffen. Er sah aus wie ein ganz normaler Akolyth in einer ganz normalen formellen Robe. »Aber ich kann nicht bleiben. Ich habe noch einige andere Dinge zu erledigen. Land und Leute kennenlernen. Ihr wißt sicher, was ich meine.«

Seine Arme und Beine verlängerten sich plötzlich, und der Kopf schoß auf einem langgestreckten Hals nach oben. Geffens Körper veränderte rasch die Form, absorbierte die Kleidung nach innen, und auf dem dicker werdenden Kopf kamen und gingen immer neue Gesichter. Von allen Seiten drängten Leute heran. Das fremde Wesen wich zurück, fiel in sich zusammen und spritzte auseinander wie eine Flüssigkeit. Einige der Höflinge versuchten, etwas davon aufzusammeln, doch die Einzelteile rannen durch ihre Finger wie Quecksilber, vereinigten sich unvermittelt wieder zu einer einzigen Masse und sprudelten in die Luft. Razor und Frost versuchten mit ihren Schwertern danach zu stechen, doch das Fleisch der fremden Kreatur bot den Klingen keine Angriffsfläche. Es teilte sich einfach und floß hinterher ohne erkennbare Verletzung sofort wieder zusammen. Und die ganze Zeit über bildeten sich unablässig neue Gesichter und sangen verschiedene populäre Stücke in verschiedenen Stimmen. Doch schließlich begann das Wesen, sich wie ein Wirbelwind immer schneller zu drehen, flog in die Luft hinauf und krachte durch die verborgene Decke des Saales.

Und war verschwunden.

Plötzlich war es sehr still am Hof. Valentin fand als erster wieder die Sprache.

»Nun«, begann er. »Ich hätte nie geglaubt, daß eine Invasion durch eine fremde Rasse so etwas… Albernes sein könnte.«

Und so endete die Audienz an diesem Tag. Die Höflinge verließen den Saal, so rasch sie konnten, ohne respektlos zu erscheinen. Währenddessen stand die Imperatorin auf ihrem Thron und kreischte ihre Leute an, den Fremden zu finden, festzunehmen, zu töten, zu verhören und auseinanderzunehmen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Der Hohe Lord Dram war einer der ersten, der den Hof verließ. Er verhielt sich unauffällig und war froh, als er endlich draußen war. In ihm regte sich der starke Verdacht, daß man den Fremden nicht finden würde, und er hatte nicht die geringste Lust, sich in Löwensteins Nähe aufzuhalten, wenn irgend so ein armer Hund ihr die entsprechende Meldung überbrachte. Wenn man die gestaltwandlerischen Fähigkeiten der Kreatur bedachte, konnte sie überall und nirgends sein. Oder eine neue Identität angenommen haben. Dram schob den Gedanken entschlossen beiseite. Die Sicherheitssensoren würden den Fremden irgendwann finden, aber es würde eine Zeitlang dauern. Außerdem war die Frage noch nicht geklärt, worin man das Ding einsperren sollte, wenn man es denn gefunden hatte. Dram beschloß, auch darüber nicht weiter nachzudenken. Er hatte seine eigenen Probleme.

Die Höflinge hatten sich sehr leise verhalten, während sie aus der Eishölle des Hofes geströmt waren. Jedem brannte eine Menge Bemerkungen und Fragen auf der Zunge, doch man wollte nicht in Löwensteins Gegenwart darüber sprechen.

Dram hatte eine Menge Dinge mit Löwenstein zu bereden.

Im Augenblick schien es ihm allerdings vernünftiger, dies aus sicherer Entfernung über einen geschützten Komm-Kanal hinweg zu tun. Also begab er sich auf den Weg zu seinen Privatquartieren im Imperialen Palast und ließ sich viel Zeit dabei, in der Hoffnung, daß Löwenstein sich inzwischen ein wenig beruhigen würde. Aber falsch gedacht: Er war kaum durch die Tür, als sein Schirm hartnäckig zu summen begann. Dram hatte keine Eile, Löwensteins Anruf zu beantworten. Sie würde so oder so verdammt schlecht gelaunt sein, also konnte er die letzten paar ruhigen Minuten auch noch genießen, die ihm verbleiben würden. Er ließ sich in einen bequemen Sessel sinken, legte die Füße auf den Schemel, der rasch herbeigeglitten kam, seufzte resignierend und schaltete den Bildschirm ein. Löwenstein starrte ihn mißmutig an. Sie trug noch immer die Krone, obwohl sie aus ihren eigenen Gemächern anrief. Das war ein gefährliches Zeichen. Es bedeutete in der Regel, daß ihr Anruf offiziell und gefährlicher Natur war.