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»Wer auch immer du bist, halt den Mund!« sagte Owen schließlich. »Ich habe im Augenblick schon genug, über das ich mir den Kopf zerbrechen muß.«

»Wie du meinst«, entgegnete Ozymandius. »Ruf mich, wenn du deine Meinung änderst. Ich werde so lange Däumchen drehen und Elektronen zählen.«

Owen wartete ein paar Sekunden, doch in seinem Kopf war plötzlich alles ruhig. Das einzige Geräusch kam von hinten, wo ein paar Hadenmänner damit beschäftigt waren, kleinere Schäden an dem goldenen Schiff zu reparieren, mit dem Owen von Golgatha zurückgekehrt war. Anscheinend ging es in der Hauptsache darum, die hintere Finne mit schweren Hämmern und einer Menge Enthusiasmus wieder geradezuklopfen. Owen wollte verdammt sein, wenn er irgendwelche Schäden an dem Schiff erkennen konnte, aber so waren die aufgerüsteten Männer eben. Ständig bei der Arbeit, ständig mit irgend etwas beschäftigt, ständig beim Reparieren und Verbessern, auf der Suche nach Perfektion. Owen wandte rechtzeitig den Kopf in Richtung des Schiffes, um zwei Frauen mit identischen Gesichtern zu erblicken, die aus der offenen Frachtschleuse traten. Er nickte höflich, als sie auf ihn zukamen, die Stevie Blues, Esper-Klone und Repräsentanten der Untergrundbewegung Golgathas. Jedesmal, wenn er sie anblickte, erinnerte sich Owen an die dritte Stevie Blue, die auf der Flucht aus dem Gebäude der Steuerbehörde gestorben war, obwohl er alles nur Menschenmögliche für ihre Rettung getan hatte. All seine neuen Kräfte und Fähigkeiten, und er war trotzdem nicht imstande gewesen, ein einziges Menschenleben zu retten, als es darauf angekommen war. Die Stevie Blues waren Klone, Frauen und miteinander verheiratet – eine Beziehung, die enger und fester war als alles, was Owen sich vorstellen konnte. Wie mußten sie sich fühlen, nachdem die dritte von ihnen tot war? Sie blieben vor ihm stehen und nickten respektvoll.

»Hallo«, sagte die Linke der beiden. »Ich bin Stevie Eins, das dort ist Stevie Drei. Verwechselt uns nicht, das macht uns verrückt.«

»Es tut mir so leid wegen Stevie Zwo«, erklärte Owen. »Ich hätte alles gegeben, um sie zu retten.«

»Ihr habt Euer Leben riskiert bei dem Versuch, das ihre zu retten«, erwiderte Stevie Eins. »Ein Esper und Klon, den Ihr kaum kanntet. Das ist eine Menge mehr, als die meisten getan hätten.«

»Ihr Tod wird gerächt werden«, entgegnete Owen. »Auch wenn das nur ein verdammt schwacher Trost ist.«

»Kalter Trost ist besser als gar keiner«, sagte Stevie Eins, und Stevie Drei nickte. Stevie Eins blickte zu dem goldenen Schiff zurück und musterte die emsigen Hadenmänner.

»Scheußliche Leute, nicht wahr? Ich habe Verkaufsautomaten gesehen, die menschlicher waren als diese Bande, und sprechende Aufzüge mit mehr Persönlichkeit. Mir laufen dauernd Schauer über den Rücken.«

»Richtig«, stimmte Stevie Drei ihrer Schwester zu. »Und es hilft auch nichts, daß sie von uns fasziniert sind. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so fasziniert von mir war und nicht gleich versucht hat, in meine Hose zu gelangen. Anscheinend gab es zu ihrer Zeit keine Esper-Klone. Sie fragen uns immer wieder höflich, ob wir nicht Lust hätten, ihren Laboratorien einen Besuch abzustatten, aber ich habe den starken Verdacht, daß sie uns bloß auseinandernehmen wollen, um zu sehen, wie wir funktionieren. Buchstäblich.«

»Wahrscheinlich habt Ihr recht«, erwiderte Owen. »Sie haben auch eine Anzahl Wampyre von der Imperialen Streitmacht, die wir geschlagen haben, gefangengenommen – und keiner von ihnen ist je wieder aufgetaucht.«

»Zur Hölle!« entfuhr es Stevie Eins. »Wenn man vom Teufel spricht: Da kommt noch einer!«

Ein einzelner Hadenmann kam vom goldenen Schiff zielstrebig auf die kleine Gruppe zu. Owen wußte nicht, ob er diesen hier bereits kannte oder nicht. Für ihn sahen sie alle gleich aus.

Er war groß, perfekt gebaut und bewegte sich mit dem Inbegriff an Grazie und Eleganz. Seine goldenen Augen leuchteten wie die Sonne. Halb Mensch, halb Maschine, doch mehr als beides. Und wie alle seiner Art extrem stur. Die beiden Stevies wechselten einen Blick. Stevie Eins zog eine Münze hervor und warf sie in die Luft.

»Kopf«, sagte Stevie Drei, während die Münze noch in der Luft schwebte. Stevie Eins fing sie auf und schlug sie auf ihren Handrücken. Stevie Drei blickte hin und verzog das Gesicht.

»Verdammt«, sagte sie.

»Du hast verloren«, sagte Stevie Eins, und die beiden wandten sich mit dem gleichen kalten Ausdruck im Gesicht zu dem Hadenmann um.

Der aufgerüstete Mann blieb vor ihnen stehen, und als er zu sprechen begann, klang seine Summstimme ruhig und sehr vernünftig. »Ihr müßt einer Untersuchung zustimmen. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir die Veränderungen begreifen, die während unserer Abwesenheit in der menschlichen Rasse stattgefunden haben.«

»Wir sind keine Versuchskaninchen«, erklärte Stevie Eins.

»Richtig«, stimmte ihre Schwester zu. Blaue Flammen zuckten rings um sie herum auf und leckten an ihrem Körper, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Owen und Stevie Eins wichen einen Schritt zurück, die Hände erhoben, um das Gesicht vor der sengenden Hitze zu schützen, doch der Hadenmann blieb ungerührt vor ihr stehen. Die Hitze schien ihm nicht das geringste auszumachen. Stevie Drei grinste böse und erhöhte die Temperatur noch ein wenig. Schweißperlen traten auf die Stirn des Hadenmanns.

»Ich bin ja so froh, daß wir uns ein wenig unterhalten konnten«, sagte Stevie Drei. »Und jetzt macht, daß Ihr von hier verschwindet, oder ich schweiße Euch die Beine aneinander.«

Der Hadenmann dachte einen Augenblick nach. Schwarze Brandspuren breiteten sich auf seinem einfachen Umhang aus.

Dann trat er einen Schritt vor und brachte sein Gesicht ganz dicht vor das von Stevie Drei. Das Licht aus seinen goldenen Augen blendete sie beinahe aus dieser geringen Entfernung.

»Wir werden später noch einmal darüber sprechen müssen«, sagte er.

»Ja, richtig«, entgegnete Stevie Drei, während sie gegen den Impuls ankämpfte, ihrerseits einen Schritt zurückzuweichen.

»Später ist ein guter Zeitpunkt.«

Der Hadenmann wandte sich ohne sonderliche Eile ab und stapfte in Richtung der glänzenden Stadt davon. Owen und die beiden Stevies blickten ihm hinterher, und keiner der drei sprach ein Wort, bis sie sicher waren, daß der Hadenmann außer Hörweite war. Owen wandte sich zu Stevie Drei um und fächelte sich mit der Hand kühlende Luft ins Gesicht.

»Könntet Ihr jetzt vielleicht damit aufhören? Es wird allmählich ungemütlich warm.«

»Oh. Entschuldigung«, sagte Stevie Drei. Die Flammen rings um sie verloschen so rasch, wie sie entstanden waren. »Ich kann einfach nicht glauben, daß wir mit den aufgerüsteten Männern verbündet sind. Schließlich sind sie wirklich absolut nicht menschlich.«

»Es gibt Leute, die behaupten genau das gleiche über uns«, sagte Stevie Eins.

»Nicht in meiner Gegenwart, Schwester, darauf kannst du wetten«, erwiderte Stevie Drei. »Man kann uns nicht mit den Hadenmännern vergleichen. Wie wurden schließlich geboren und nicht auf einem Fließband hergestellt.«

»Wir wollen zu der Versammlung aufbrechen«, wechselte Stevie Eins diplomatisch das Thema. »Wir sind sowieso schon spät dran. Werdet Ihr mit uns kommen, Todtsteltzer?«