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»Willst du darauf wetten, Fettsack?« entgegnete Ruby. Sie zog einen kleinen Apparat aus der Tasche, zeigte damit auf Gutmann, grinste böse und drückte auf einen Knopf. Die Holoprojektion des dicken Mannes fiel in sich zusammen und verschwand. Ruby musterte die versammelte Menge, und Unruhe wurde laut. »Ein praktisches kleines Gerät ist das«, erklärte sie.

»Ich habe es von den Hadenmännern. Also reißt Euch gefälligst zusammen, Leute. Hütet Eure Zungen, wenn Ihr wollt, daß wir Euch zuhören.«

»Betrachtet Ruby Reise als meinen Stabsoffizier«, sagte Ohnesorg. »Und seid froh, daß niemand von Euch persönlich anwesend ist. Ruby setzt sehr unkonventionelle Methoden ein, wenn es darum geht, mit Leuten fertig zu werden, die sie verärgern. Es dauert ewig, hinterher all das Blut aufzuwaschen.

Schön, wo war ich stehengeblieben?«

»Ihr habt über die Rebellion und die Art und Weise gesprochen, wie sie durchgeführt werden soll«, meldete sich David Todtsteltzer zu Wort. Er trat zusammen mit seinem Freund Kit Sommer-Eiland nach vorn. Niemand schien über das Auftauchen der beiden sonderlich überrascht. »Die Antwort erscheint mir offensichtlich. Nach Euren Worten ist mein Vorfahr, der ursprüngliche Todtsteltzer, wieder aufgetaucht. Zusammen mit dem Dunkelwüsten-Projektor. Also müssen wir nichts weiter tun, als die Macht dieser Waffe zu demonstrieren, um Löwenstein zu beweisen, daß wir sie besitzen. Anschließend stellen wir ihr ein Ultimatum zum Rücktritt, weil wir das Gerät sonst gegen Golgatha richten. Auf diese Weise müssen wir keinen Krieg führen.«

»Unglücklicherweise ist es nicht ganz so einfach«, erwiderte Ohnesorg. »Giles, würdet Ihr bitte erklären, um was es geht?«

Der ursprüngliche Todtsteltzer trat auf das Podium neben Ohnesorg. Die Menge rührte sich und murmelte unruhig, als jedermann einen ersten Blick auf die Person werfen konnte, die eine noch größere Legende war als Ohnesorg. Der Todtsteltzer war groß und hager, seine nackten Oberarme muskelbepackt.

Er schien Mitte Fünfzig zu sein, mit hartem, klarem Gesicht und einem grauen Spitzbart. Sein langes graues Haar war zu einem Söldnerzopf geflochten, und er war mit abgewetzten, konturlosen Fellen bekleidet, die in der Leibesmitte von einem breiten Ledergürtel gehalten wurden. Giles trug schwere goldene Armreifen und Ringe an den Fingern. Auf seinem Rücken hing ein Schwert in einer ledernen Scheide, und in einem Halfter an der Hüfte steckte eine Pistole unbekannter Konstruktion.

Alles in allem erweckte Giles ganz den Eindruck eines gefährlichen Barbaren von irgendeiner Grenzwelt, auf der Zivilisation und Gesetz längst vergessene Erinnerungen waren. Jedenfalls sah er nicht im geringsten aus wie der legendäre erste Oberste Krieger des Imperiums. Das unruhige Gemurmel wurde lauter und verstummte auch dann nicht, als der ursprüngliche Todtsteltzer zu reden begann.

»Als ich das letzte Mal den Dunkelwüsten-Projektor benutzte, erloschen tausend Sonnen von einem Augenblick zum anderen. All ihre Welten und die Zivilisationen darauf starben in der Kälte der ewigen Dunkelheit. Der Dunkelwüsten-Projektor ist keine Waffe, mit der man genau zielen kann. Wenn ich ihn wieder benutze, mitten im Herzen des Imperiums, dann wird nicht nur von Golgatha, sondern auch vom ganzen Rest des Imperiums nicht mehr viel übrigbleiben.«

Plötzlich wurde es in der großen Halle sehr still. David runzelte die Stirn. »Wir müssen ihn ja nicht wirklich einsetzen. Es reicht, wenn wir damit drohen.«

»Drohungen funktionieren nur, wenn man sie auch wahr machen kann«, erwiderte Ohnesorg. »Die Löwenstein wird wissen, daß wir nur bluffen. Wir wollen das Imperium befreien, nicht zerstören. Außerdem würde die bloße Drohung, den Dunkelwüsten-Projektor einzusetzen, praktisch jedermann im Imperium zu unserem Gegner machen. Statt unsere Rebellion zu unterstützen, würden sie schreiend zu Löwenstein rennen und sie anflehen, daß man uns wahnsinnige Terroristen auslöscht.

Nein, wir dürfen den Dunkelwüsten-Projektor nicht einsetzen und auch nicht damit drohen. Wir können nur dafür sorgen, daß Löwenstein ihn nicht in die Finger bekommt. Sie würde nämlich keinen Augenblick zögern, ihn zu benutzen, wenn sie das Gefühl hat, sie könnte verlieren.«

Wieder setzte Gemurmel ein, doch diesmal klang es zustimmend. Giles trat vorn Podium herunter, um die Aufmerksamkeit nicht von Ohnesorg abzulenken. David blickte seinem Vorfahren mürrisch hinterher. »Wenn wir uns schon Sorgen machen, was die Bevölkerung denkt, dann sollten wir vielleicht auch bestimmte Leute aus dem Licht der Kameras halten.

Wenn das wirklich der ursprüngliche Todtsteltzer ist, dann gewinnt er jedenfalls keinen Blumentopf mit seiner Ausstrahlung. Wenn die Menschen ihn auch nur für einen Augenblick auf ihren Holoschirmen zu sehen bekommen, denken sie sofort, wir wären eine Bande von Wilden. Wir müssen uns als erstrebenswerte, zivilisierte Alternative zu Löwenstein präsentieren.«

»Richtig«, stimmte der Sommer-Eiland zu. »Es ist wichtig, daß wir das richtige Bild vermitteln. Manche Leute könnten unserem Image nur Schaden zufügen. Ich sollte es schließlich wissen. Soweit ich weiß, war Ruby Reise früher eine bezahlte Mörderin und die D’Ark sogar eine Klonpascherin.«

»Zur Hölle, das ist noch gar nichts«, fiel Owen ein. »Ich zum Beispiel war ein Lord. Unsere Rebellion bietet Platz genug für alle, Sommer-Eiland; Klone, Esper und selbst für privilegierte Aristokraten wie Euch und mich.«

»Aber wir sind wenigstens Menschen«, sagte David. »Was ist mit diesem… Ding da?« Er gestikulierte abschätzig zu dem einzelnen Vertreter der Hadenmänner, der regungslos in seiner Ecke stand und das Geschehen aufmerksam verfolgte. David verzog das Gesicht vor Abscheu und Ärger. »Ich kann einfach nicht glauben, daß wir eine Allianz mit den Haldenmännern eingehen. Sie sind Maschinen, keine Menschen. Woher wissen wir, daß sie nicht insgeheim mit den KIs von Shub zusammenarbeiten? Schließlich gibt es eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Und sie tragen beide den offiziellen Namen Feinde der Menschheit.«

»Vielleicht sollten wir wirklich eine Allianz mit Shub in unsere Überlegungen einbeziehen«, schlug der Hadenmann gelassen vor. »Wir alle haben die Berichte über die Furie bei Hofe gesehen. Die KIs sind jedenfalls gewillt, an unserer Seite gegen die Fremden zu kämpfen.«

»So einen Vorschlag kann nur jemand unterbreiten, der so wenig menschlich ist wie Ihr!« entrüstete sich Hazel. »Die KIs sind gegen alles, das unser Menschsein ausmacht. Sie wollen nicht an unserer Seite kämpfen; sie wollen über uns herrschen und uns als ihre Armee mißbrauchen.«

»Richtig«, stimmte Owen zu. » Shub geht entschieden zu weit. Wie könnten wir den KIs jemals trauen?«

»Wie können wir den Hadenmännern jemals trauen?« konterte David.

Owen musterte seinen Vetter nachdenklich. Ohnesorg mischte sich in die Unterhaltung ein, bevor die Pause peinlich werden konnte. »Zwei Gründe. Erstens: Wir können die Hadenmänner packen, wenn es sein muß. Sie leben auf einem einzigen Planeten in einer einzigen Stadt, und wir kennen den Ort.

Sie sind noch nicht lange wieder wach. Sie sind verwundbar, und das wissen sie. Zweitens: Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen den aufgerüsteten Männern von Haden und den abtrünnigen KIs von Shub. Die Hadenmänner wollen uns lediglich in Wesen verwandeln wie sie selbst. Shub will unsere vollständige Vernichtung. Shub will uns auslöschen, als hätte es uns nie gegeben. Für den Augenblick jedenfalls nutzt es uns mehr, wenn wir uns mit den Hadenmännern verbünden, als wenn wir sie zum Gegner hätten. Versucht doch einfach, sie als notwendiges Übel zu betrachten… wie zum Beispiel Zahnärzte.«