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»Ich bin noch nicht überzeugt«, erwiderte David stur. »Wenn wir schon Hadenmänner akzeptieren müssen, dann bleibt uns keine andere Wahl, als auch Klone und Esper zu akzeptieren.

Uns geht es doch um ein menschliches Imperium. Was für einen Sinn macht es, wenn wir Löwenstein stürzen und im Anschluß daran jedem genetischen Experiment und jeder Mißgeburt erlauben, in unseren politischen Gremien mitzureden?«

»Wir wollen nicht nur mitreden«, meldete sich Stevie Eins mit scharfer Stimme. »Wir verlangen volle Bürgerrechte für alle Klone und Esper als Gegenleistung für unsere Unterstützung. Ansonsten werden wir alleine weiterkämpfen, auch gegen Euch, wenn es sein muß, und unser Krieg wird sich hinziehen, bis entweder Ihr oder wir ausgelöscht sind.«

»Richtig!« stimmte Stevie Drei ihrer Schwester zu. Sie hob die geballte Faust, und blaue Flammen entsprangen mit drohendem Knistern ihrer Hand.

»Macht das aus, oder ich schalte die Sprinkler ein!« befahl Jakob Ohnesorg. Stevie Drei zögerte kurz, dann erloschen die Flammen, und sie senkte die Hand. »Also wirklich«, fuhr Jakob fort. »Man kann sie nirgendwohin mitnehmen… Zurück zum Thema, Leute. Wenn wir unseren alten Ängsten und Feindschaften nachgeben und zulassen, daß wir uns deswegen zerstreiten, dann haben wir schon verloren, bevor wir noch richtig angefangen haben. Unsere Gemeinsamkeiten sind wichtiger als das, was zwischen uns steht. Und es liegt in unser aller Interesse, daß Löwenstein vom Eisernen Thron vertrieben wird. Wir können uns später immer noch Gedanken darüber machen, wen oder was wir als ihren Nachfolger wählen. Diese Diskussion wird am Beginn unserer neuen Demokratie stehen.«

An verschiedenen Stellen brach spontaner Applaus aus, aber ebenso viele der Anwesenden schlossen sich dem Beifall nicht an. Alle waren gewillt, Jakob zuzuhören, doch bisher waren einfach noch nicht alle überzeugt.

»Mir bereiten die Fremden die größten Sorgen«, meldete sich Evangeline Shreck zu Wort. »Ihre Existenz ist inzwischen kein bloßes Gerücht mehr. Ein einziges ihrer Schiffe hat den Raumhafen von Golgatha in Schutt und Asche gelegt. Und das war erst eine der unbekannten Rassen. Angeblich gibt es zwei.

Was, wenn sie sich gegen die Menschheit verbünden? Immerhin könnte es sein, daß die Fremden eine viel größere Bedrohung für die Menschheit darstellen als Löwenstein.«

»Dann sollten wir besser zusehen, daß wir unsere Rebellion durchführen, bevor sie über das Imperium herfallen«, sagte Giles. »Wenn das Imperium so uneinig ist wie bisher, gibt es keine Hoffnung, einem gemeinsamen Angriff zweier Rassen unbekannter Herkunft und Stärke zu widerstehen. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir uns alle vereinen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. Und da Löwenstein in dieser Hinsicht niemals zustimmen würde, ist es aus meiner Sicht lebensnotwendig, sie vom Thron zu stoßen, solange noch Zeit dazu ist.«

»Jedermann kennt Eure Legende«, meldete sich Finlay Feldglöck zu Wort und musterte Giles nachdenklich. »Die Kinder lernen es in der Schule, und beinahe jedes Jahr gibt es einen neuen Holofilm, der auf Euren Abenteuern basiert. Ihr wart vor mehr als neunhundert Jahren der erste Oberste Krieger des Imperiums, und Ihr habt das Beste des alten Imperiums verkörpert. Woher sollen wir wissen, daß Ihr in Eurem Herzen auf unserer Seite steht und nicht tief im Innern für den Eisernen Thron und das Imperium seid, für das Ihr vor so langer Zeit so häufig Euer Leben in die Waagschale geworfen habt?«

»Das Imperium, an das ich glaubte und an das ich mich erinnere, ist längst vergangen«, erwiderte Giles Todtsteltzer. »Und trotz allem, was die Holofilme Euch erzählt haben mögen – es begann schon damals von innen heraus zu verrotten. Ich versuchte, diesen Prozeß aufzuhalten, aber ich war nur ein einzelner Mann, und obwohl ich damals der Oberste Krieger war, blieb mir am Ende nichts anderes übrig, als um mein Leben zu rennen. Wenn ich sehe, was in der Zwischenzeit aus dem Imperium geworden ist, dann erkenne ich es nicht wieder. Löwensteins Reich ist eine Karikatur dessen, was seine Gründer im Sinn hatten. Der Traum der Menschheit ist zu einem Alptraum geworden. Und wir sind der Wecker. Es ist noch nicht zu spät.

Wir können die Dinge ändern, wenn wir uns nur einig sind und zusammenarbeiten.«

»Rührende Worte«, entgegnete Finlay Feldglöck. »Aber über was für eine Art von Veränderungen sprechen wir genau? Es ergibt keinen Sinn, daß wir alle unser Leben riskieren, um Löwenstein von ihrem Thron zu stoßen, wenn wir sie hinterher durch jemanden oder etwas ersetzen, das genauso schlecht ist.

Das gesamte System ist korrupt. Ich sage, wir müssen es vollständig zerschlagen und ganz von vorn beginnen. Ich habe Dinge gesehen… Ich darf nicht zulassen, daß es so weitergeht.

Ich spreche für den Untergrund von Golgatha, und wir verlangen allgemeines Wahlrecht, ein Parlament, das die gesamte Bevölkerung repräsentiert – einschließlich Klonen und Espern! – und eine strikt konstitutionelle Monarchie. Und eine Generalamnesie für alle, die aus politischen Gründen in den Gefängnissen sitzen.«

»Richtig«, sagte Stevie Drei. »Reißt Silo Neun ab, und macht den Experimenten an Klonen und Espern ein Ende!«

»Und brecht die Macht der Familien«, fügte Jakob Ohnesorg hinzu. »Die Clans kontrollieren alle Produktionsmittel. Die neue Regierung muß als erstes sämtliche Clans enteignen und die Kontrolle über ihre Vermögen übernehmen. Stürzt sie alle, und laßt sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten, genau wie der Rest von uns.«

»Einen Augenblick!« fuhr Owen dazwischen. »Ich bin immer noch loyal gegenüber dem Eisernen Thron, selbst wenn diejenige, die ihn gegenwärtig besetzt, nicht als Herrscher geeignet ist. Wir brauchen nichts weiter als jemanden, der geistig gesund und vernünftig mit der ihm übertragenen Macht umgeht.

Anschließend können wir mit dieser Person über vorsichtige demokratische Reformen verhandeln. Nur weil schlechte Menschen an der Macht sind, heißt das noch lange nicht, daß das gesamte System schlecht ist.«

»Doch, das heißt es«, widersprach Hazel. »Es ist nämlich genau das System, das schlechte Menschen hervorbringt. Jakob hat vollkommen recht, wir müssen alles einreißen. Jeder muß eine Chance erhalten.«

Owen funkelte sie wütend an. »Ihr wollt immer nur Chaos.

Wie sollen wir eine effiziente Gesellschaft aufbauen, wenn niemand seinen Platz kennt?«

»Du willst nur dein altes Leben zurück«, fauchte Hazel ihn an. »Du willst in deinen verdammten Elfenbeinturm zurück, wo du sicher bist und von einer kleinen Armee von Dienern vor der Wirklichkeit behütet wirst, die jeden deiner Wünsche auf ein Fingerschnippen hin erfüllen. Zur Hölle damit, Aristo!

Wenn es bei dieser Rebellion um irgend etwas gehen soll, dann darum, daß jeder die Chance auf ein gutes Leben bekommt!«

»Und gleiche Rechte für Klone und Esper«, sagte Stevie Eins.

»Neue Märkte«, sagte Gregor Shreck.

»Reiche Beute«, sagte Ruby Reise.

»Wir kommen schon wieder vom Thema ab«, unterbrach Jakob Ohnesorg das allgemeine Geschnatter. »Zuerst einmal müssen wir Löwenstein von ihrem Thron vertreiben, und dann können wir uns immer noch streiten, womit wir sie ersetzen.

Unsere Rebellion ist groß genug für alle Meinungen. Im Augenblick ist jedoch der Feind meines Feindes mein Freund – oder zumindest mein Verbündeter. Der ganze Sinn unseres Aufstandes ist doch, ein vereinigtes Imperium zu schaffen, das all seine Kräfte auf die herandrängenden Fremden konzentrieren kann, anstatt sein Potential mit Kämpfen und Querelen untereinander zu verschleißen.

Wir können mit den politischen Debatten anfangen, wenn wir sicher sind, daß es eine Zukunft gibt, über die es zu diskutieren lohnt. Und jetzt laßt uns bitte weitermachen. Wir haben noch immer die Frage der Finanzierung zu klären. Bewaffnete Auseinandersetzungen kosten Geld. Viel Geld. Unser Überfall auf die Steuerbehörde Golgathas hat uns zwar viele Milliarden Kredits eingebracht, aber das wird nur für den Anfang reichen.